Computergeneriertes Feuerwerk, ausgetauschte Kinder und bezahlte Zuschauer – wer sich Olympia im TV ansieht, sollte seinen Augen keinesfalls trauen!

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Nachdem ich gestern schon darüber geschrieben hatte, warum ich die aktuellen Spiele für die bisher größte IOC-Farce halte, wollte ich mit dem Thema Olympia eigentlich für die nächsten Tage abschließen – und das Feld Ludmilla und ihren Erläuterungen zum aktuellen Weltrekordsegen bei den olympischen Schwimmern überlassen. Die Fülle an neuen Berichten über Tricksereien und Manipulationen lässt mich jedoch nicht zur Ruhe komme.

Es fing alles mit der Meldung an, dass es sich bei dem spektakulären Feuerwerk der Eröffnungsfeier um kein “echtes” Feuerwerk, sondern um eine Mischung aus echter Pyrotechnik und computergenerierten Animationen gehandelt haben soll. Diese Manipulation der angeblichen “Live-Bilder” aus Peking wurde laut Informationen des SPIEGEL inzwischen von einem TV-Mitarbeiter eingeräumt:

Ein Angestellter der Video-Produktionsfirma “Shui Jing Shi” gab gegenüber dem Blatt zu, dass man einen Teil der spektakulären Feuerwerke zuvor aufgezeichnet und in die weltweiten Live-Übertragungen eingespielt habe. […] Mehr als ein Jahr lang seien diese Sequenzen mit Computeranimation vorbereitet worden.[…] “Aber die meisten Zuschauer dachten, es sei echt – damit hat unsere Arbeit ihren Zweck erfüllt.

Da fragt man sich doch zu Recht “How much else of the Olympics is being faked for TV?

Wie sich herausstellt sogar eine ganze Menge. So durfte beispielsweise das kleine Mädchen, dass bei der Eröffnungsfeier sang, gar nicht selbst auftreten, da die Organisatoren sie als “zu unattraktiv” und “zu dick” bewerteten. Statt dessen nahm man ihre Stimme vor der Eröffnungsfeier auf und schickte ein “hübscheres Kind” ins Olympiastation, dem man die richtigen Lippenbewegungen beigebracht hatte:

Die wahre Sängerin war […] die kleine Yang Peiyi – laut Organisationsstab etwas dick und mit schiefen Zähnen. Sie war den Verantwortlichen nach eigenem Eingeständnis nicht hübsch genug. “Wir wollten das perfekte Image bieten”, sagte der Musikkoordinator der Veranstaltung, Chen Qigang. “Das war eine Frage von nationalem Interesse. Das Kind musste gut vor der Kamera aussehen, expressiv sein”, sagte Chen weiter. Deshalb sei Lin Miaoke ausgewählt worden. “Sie war gut für die Bilder. Und von der Stimme her war Yang Peiyi perfekt.

Ist schon jemandem schlecht geworden? Ich hoffe nicht, denn es geht noch weiter – nicht einmal die Zuschauer sind echt. Achten Sie bei der nächsten Übertragung mal auf Zuschauergruppen in auffällig gelber Kleidung. Bei denen handelt es sich nämlich um bezahlte Zuschauer und Beifallklatscher, die dafür sorgen sollen, dass die Stadien immer schön voll aussehen und vor den Kameras ordentlich geklatscht und gejubelt wird:

Bei manchen Wettkämpfen dominiert auf der Zuschauertribüne eine auffällige Farbe: Gelb. Reihenweise sitzen gelbgewandete Menschen auf den Rängen und jubeln frenetisch. Sie tun das nicht aus Enthusiasmus: Im Kampf gegen leere Plätze bei den Olympischen Spielen in Peking setzen die Organisatoren bestellte Claqueure ein.

Da fragt man sich doch, wie hoch eigentlich die Dunkelziffer ist. Was wird noch alles manipuliert, von dem der TV-Zuschauer am Ende gar nichts mitbekommt?

Wer durch diese Tricksereien jetzt irritiert ist und sich ein wenig desillusioniert fühlt, möge einfach mal versuchen, sich in die Rolle eines internationalen Berichterstatters in der Olympiastadt hineinzuversetzen. Wie die Süddeutsche berichtet, gibt es für die Reporter im Pressezentrum seit heute nämlich etwas noch viel irritierenderes zu bestaunen, denn direkt vor ihrem Arbeitsplatz sind chinesische Panzer aufgefahren:

Ein Schützenpanzer ist auf dem Olympia-Gelände in Peking vorgefahren. Das mit mehreren Soldaten […] besetzte Panzerfahrzeug bezog vor dem Hauptpressezentrum Position. Am olympischen Dorf wurden schwer bewaffnete Sonderkommandos postiert. [..] Die Maßnahmen seien zum Schutz von Athleten, Journalisten und Besuchern gedacht.

Soviel Schutz muss sein, denn schließlich wünschen wir uns nicht nur saubere, sondern auch sichere Spiele. Und unabhängige Berichterstattung. Aber die ist bei so viel Schutz und Sicherheit ja auf jeden Fall auch in den nächsten Wochen gewährleistet.

Kommentare (2)

  1. #1 florian
    12. August 2008

    “Im Kampf gegen leere Plätze bei den Olympischen Spielen in Peking setzen die Organisatoren bestellte Claqueure ein.”

    Diese Sache hätte man auch wesentlich sympathischer angehen können. Ich erinnere mich an eine Nordische Skiweltmeisterschaft in Österreich. Da haben alle Grundschulen in der Umgebung ein Teilnehmerland “zugeteilt” bekommen. Im Unterricht haben die Kinder dann alles Wissenswerte über dieses Land gelernt und durften dann auch zu den Wettbewerben um “ihr” Land anzufeuern. Sowas hätte man mit ein bisschen gutem Willen in China sicher auch hinbekommen und die übrigen Plätze wären auch so gefüllt gewesen…

  2. #2 Chris
    12. August 2008

    Das siehst Du vollkommen falsch! Sie wollen den netten Journalisten nur die Chance geben, auch mal schöne Fotos des Panzers zu machen. Die Welt kennt ja “nur” das eine…