In der vergangenen Woche war ich im Evangelischen Kloster Drübeck Zeuge einer „Fortbildung” von Religionslehrern. Die Haare stehen mir heute noch immer zu Berge…

Die Grundidee hinter der Fortbildung ist lobenswert: Da Lehrerinnen und Lehrer im Religions- und Ethikunterricht heute von ihren Schülern mit gesellschaftlichen Fragen konfrontiert werden, die zu ihren Studienzeiten noch nicht aktuell waren, ist ein kleines Update zum Thema „gerechte Gesellschaft” sicher von allgemeinem Interesse. So weit so gut. Kontrovers wurde es, als die Kirche als Referenten ausgerechnet Dr. Gregor Gysi verpflichtete, der unter anderem laut Abschlussbericht des Immunitätsausschusses des Deutschen Bundestages zwischen 1975 und 1986 als IM für die Staatssicherheit tätig gewesen sein soll (nachzulesen im Plenarprotokoll 14/198).

Gegen die Kritik durch DDR-Opferverbände und den Evangelischen Arbeitskreis der CDU wehrten sich die Veranstalter mit dem Hinweis, Gysi sei zwar als Referent eingeladen, die Mehrzahl der Lehrer stünde seinen Ideen aber äußerst kritisch gegenüber. Auch der Moderator – Herr Dr. Hahn vom PTI – würde sich von Gysi sicher nicht vereinnahmen lassen, so dass man der Vorwurf einer als Fortbildung „getarnten” Wahlwerbung getrost vergessen könne. Vielmehr sei ein besonders kritischer Diskussionsabend geplant, in dessen Verlauf Gysi auch mit „harten Fragen” zu rechnen habe.

Eine harte Debatte zwischen Gysi und Religionslehrern – das klingt doch nach einer spannenden Veranstaltung! Kurzerhand entschlossen meine Frau und ich uns dazu, in den hinteren Bänken des Auditoriums Platz zu nehmen, um der „kritischen Diskussion” beizuwohnen. Aus der wurde jedoch nichts, denn die angekündigte „Lehrer-Fortbildung” entpuppte sich als politische Werbeveranstaltung. Dem Referenten ist dabei kein Vorwurf zu machen, denn wenn man einem Politiker – gleich welcher Partei – ein Forum bietet und ihn ungebremst sprechen lässt, dann wird nun mal früher oder später das Parteiprogramm durchgekaut. Zu kritisieren ist dagegen der Veranstalter, denn eine „Fortbildung” mit „kritischen Diskussionen” anzukündigen und dann Wahlwerbung abzuliefern – ein mit öffentlichen Mitteln geförderter Bildungsträger sollte sich so etwas nicht erlauben.

Aber zurück zum Donnerstag: Ich sitze also mit meiner Frau im Auditorium und harre der Dinge, die da kommen mögen. Moderator Hahn kommt mit dem Referenten auf die Bühne und stellt ihn als „jüngsten Rechtsanwalt der DDR” und „Verteidiger von Robert Havemann” vor. Kein Wort zu 20 Jahren SED-Mitgliedschaft und Stasi-Vorwürfen (unter anderem wegen Bespitzelung eben jenes Robert Havemann). Statt dessen wird ein persönliches Grußwort von Bischof Noack übermittelt, der sich sehr über Gysis Besuch im Kloster freut.

Kein besonders überzeugender Anfang – aber der Abend ist ja noch lang. Bevor die Diskussion richtig losgehen kann, erinnert Moderator Hahn daran, dass es aufgrund der knapp bemessenen Zeit „natürlich” nicht möglich sein wird, eine kritische Aufarbeitung der DDR-Geschichte zu betreiben. Das überrascht mich ein wenig, da ich mir eine kritische Diskussion um Gysis Politik unter Ausblendung der DDR-Geschichte nur schwer vorstellen kann. Meine Überraschung nimmt zu, als Gysi zum Auftakt behauptet, die Kirchen seien die „einzige Stütze der Moral in unserer Gesellschaft”. Atheisten würden das sicher anders sehen, aber man kann einen Moderator der Kirche wohl keinen Vorwurf machen, wenn er an dieser Stelle nicht nachhakt.

Zu der Aussage Gysis, auch seine Partei könne als Stütze der Moral neben der Kirche gesehen werden, sie sei aber nach der „Niederlage von 1989″ noch zu schwach, um diese Rolle ausfüllen zu können, hätte ich mir dagegen eine kritische Nachfrage gewünscht. Statt dessen wendet sich das Gespräch den „guten Seiten der DDR” zu, zu denen Gysi bemerkt, dass „was in der DDR gut war, heute noch wie Hefe nachwirkt”. Als Beispiele führt er Jugendweihe und Schulsystem an. Die Betrachtung gipfelt in der Aussage, dass man „als reicher Mensch besser in der BRD, als armer Mensch besser in der DDR” gelebt habe. Ausreichend Material für die versprochenen kritischen Nachfragen, die leider ausbleiben.

Von den guten Seiten der DDR schwenken wir über zu Gysis Vorstellungen für eine „gerechte Gesellschaft der Zukunft”. Der macht den Vorschlag, der Staat solle alle Unternehmer mit mehr als 300 Mitarbeitern zu 49% enteignen, und die Besitzanteile an die Familien der Belegschaft durchreichen. Da mit dem Mittel der Enteignung bekanntlich schon von NSDAP und SED Politik betrieben wurde, bin ich mir sicher, dass die Veranstaltung jetzt „umkippt”. Zwei Theologen und ein Raum voll Religionslehrer – da wird doch sicher die eine oder andere Nachfrage drin sein. Falsch gedacht, denn dem Ruf nach Enteignung folgt fröhlicher Applaus.

Der Wendepunkt der Veranstaltung ist dennoch gekommen. War es bis hierhin noch so etwas wie ein Gespräch (wenn auch gewiss kein kritisches), so folgt nun reine Wahlwerbung. Gysi fordert die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns, das Ende von Hartz IV, die Erhöhung der Sozialleistungen, die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems und die Anpassung der Ost-Renten. Wer sich das anhören will, hat auf jeder Parteiveranstaltung der PDS die Gelegenheit dazu – einen Grund, dies als (steuerfinanzierte) „Lehrer-Fortbildung” zu verkaufen, sehe ich nicht.

Wir wenden wieder den „guten Seiten der DDR” zu. Gysi behauptet, in den Kindergärten der DDR sei besonders gute pädagogische Arbeit geleistet worden, während die Kindergärten in der BRD reine „Kinderaufbewahrungsanstalten” seien. In Fahrt gekommen, stellt er zudem die Behauptung in den Raum, Erzieherinnen „aus dem Westen” seien vielfach unqualifiziert und meist „LIDL-Verkäuferinnen, für die an der Kasse grade kein Platz mehr frei war”. Meine Frau wirft mir einen bösen Seitenblick zu – sie hat den Beruf der Erzieherin in einer kirchlichen Einrichtung in Nordrhein-Westfalen erlernt. Ich zucke mit den Schultern und warte auf die Einwände von Moderator Hahn oder Hausherr Carstens. Da in den alten Bundesländern viele Erzieher/innen von der Kirche ausgebildet werden, rechne ich mit zaghaftem Widerspruch – leider wird aber nur abgenickt und weitergemacht.

Der „Dialogpart” gipfelt in der Aussage Gysis, das oberste Ziel der DDR-Justiz sei die Aufklärung der Wahrheit gewesen, während die BRD-Justiz sich stets darauf verstanden habe, jede Aufklärung durch Absprachen zu verhindern. Auch hierzu gibt es keine kritische Frage seitens Dr. Hahn oder Pfarrer Carstens.

Statt dessen wird die allgemeine Fragerunde eröffnet. Noch habe ich Hoffnung, dass wenigstens jetzt etwas Balance in die einseitige Veranstaltung kommt, da erhebt sich in der Reihe vor mir der erste Fragesteller. Er bescheinigt Gysi pauschal, in allen Punkten richtig zu liegen, und gibt an, nach diesem Vortrag nur noch eine Frage zu haben: „Wann geht endlich wieder ein Ruck durch Deutschland?”. Sollten dies die „kritischen Fragen” der versammelten Lehrerschaft sein? Da muss doch noch mehr kommen – allein schon die Redebeiträge zu Enteignung und DDR-Justiz liefern mehr als genug Diskussionsstoff.

Leider aber kommt gar nichts mehr. Die einzige halbwegs konfrontative Frage des Abends stellt Pfarrer Carstens, der sich zu Recht an Gysis unmöglicher Formulierung stört, der Einigungsvertrag sei ein „Vertrag zwischen Sieger und Besiegtem” gewesen. Bedauerlicherweise ergibt sich auch hieraus keine kritische Diskussion.

Fazit nach zwei Stunden: Anstatt einer „Lehrer-Fortbildung” wurde im Kloster eine reine Wahlwerbeveranstaltung durchgeführt. Abgesehen von der Aufzählung der „guten Seiten der DDR” wurde im Grunde nur eine Forderung der Linkspartei nach dem anderen „abgespult”. An keiner Stelle gab es die angekündigten „harten Fragen”, so dass die Veranstaltung an Einseitigkeit kaum zu überbieten war. Die vielen Briefe, Anrufe und E-Mails von in der DDR verfolgten Kirchenmitgliedern, die gegen diese „Fortbildung” protestiert hatten, wurden den ganzen Abend über mit keinem Wort erwähnt. Heile Welt im Kloster Drübeck.

Warum regt mich eine solche „Fortbildung” so auf, dass ich mich dazu seitenlang im Blog auslasse? Klar, könnte man denken, der ist bei der CDU, den stört es bestimmt immer, wenn Gysi irgendwo spricht. Genau das ist aber nicht der Punkt. Vertreter jeder zugelassenen politischen Partei haben in diesem Land das Recht darauf, so häufig und so lange über ihr Wahlprogramm zu sprechen, wie ihnen jemand zuhören möchte. Wie man zu den Inhalten steht, ist dabei vollkommen irrelevant. Pluralismus und Meinungsfreiheit sind die Markenzeichen jeder echten Demokratie – und auch wenn ich mit dem, was Gysi sagt, in keinster Weise einverstanden bin, würde ich jederzeit für sein Recht eintreten, seine Ansichten offen aussprechen zu dürfen. Natürlich wäre es schön, wenn SED-Opfer in den Medien so viel Redezeit bekämen, wie SED-Mitläufer, aber das ist ein anderes Thema…

Der Punkt ist vielmehr, dass das Kloster Drübeck und das Pädagogisch-Theologische Institut (PTI) eine Wahlveranstaltung als „Lehrer-Fortbildung” umetikettiert haben. Für solche Fortbildungen gelten jedoch Minimalkriterien, die 1976 im sogenannten „Beutelsbacher Konsens” festgelegt wurden. Zu diesen Anforderungen gehört, dass alle Veranstaltungen mit politischem Hintergrund (der hier sicher gegeben war), stets ausgewogen sein müssen, d.h. „was in der Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen”.

Von der Bundeszentrale für politische Bildung anerkannte Bildungsträger müssen sich dazu verpflichten, die Beutelsbacher Kriterien in ihren Fort- und Weiterbildungen zu beachten, wenn sie förderfähig sein möchten. Enteignung, flächendeckender Mindeslohn und die Performance des DDR-Schulsystems aber sind Themen, die sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik kontrovers diskutiert werden. PTI und Kloster Drübeck unterlaufen also – bewusst oder unbewusst – den Beutelsbacher Konsens, wenn sie eine vollkommen einseitige Darstellung politischer Inhalte im Rahmen einer Lehrer-Fortbildung zulassen.

Da sich die Leitung des PTI im Vorfeld der Veranstaltung gegen alle Vorwürfe mit dem Argument verteidigt hat, die zu vermutenden Mängel in der Ausgewogenheit würden durch die „kritischen Fragen” von Moderator und Publikum wieder ausgeglichen, muss wohl davon ausgegangen werden, dass hier ganz bewusst „beschönigt” wurde – vielleicht in der Hoffnung, dass niemand an der Veranstaltung teilnimmt, der sich anschließend beschwert.

Mein Ärger über die extreme Einseitigkeit ist jedenfalls noch nicht verfolgen. Dass das PTI und die Evangelische Kirche die vielen Beschwerden und Bittbriefe von SED-Opfern einfach mit dem Argument beiseite gewischt haben, man kenne die Problematik und würde schon darauf achten, dass Gysi kritisch hinterfragt würde – das ist schon schlimm genug. Dass aber dann ein auch nicht im Ansatz kritisch zu nennendes Wahlforum anstelle der angekündigten (und – so vermute ich mal – auch abgerechneten) „Lehrer-Fortbildung” durchgeführt wurde, das schlägt dem Fass den Boden aus.

Was genau hätten Lehrer auf dieser Veranstaltultung lernen sollen, dass es wert gewesen wäre, in Religions- und Ethikunterricht einzufließen? Dass Enteignungen eine gute Sache sind? Worin genau bestand der Fortbildungscharakter dieser Veranstaltung? Wie wird sie gegenüber den Mittelgebern abgerechnet? Als politischer Vortrag von Gregor Gysi oder als “pädagogisches Diskussionsforum zum Thema Gerechtigkeit im Kloster Drübeck”?

Ich hoffe, PTI und Kloster Drübeck lernen aus der Veranstaltung und den nun sicher folgenden Diskussionen – und lassen sich nie wieder dazu hinreißen, Wahlwerbung als „Fortbildung” zu verkaufen. Für keine Partei.

Kommentare (35)

  1. #1 Matthias Hahn
    25. November 2008

    Falsche Zitate (“Grußworte”). falsche Darstellung (“Harte Fragen”). schlechte Recherche (“Fortbildung bis zum nächsten Tag”), Unterstellungen (“Kosten und Abrechnung”), Feigheit (am Abend hat er keine Frage gestellt) … nee, so läuft das nicht mit Ihrer journalistischen Karriere. Nur Gysi zu hassen reicht offenkundig für eine fundierte Kritk nicht aus. Und wenn der selbst ernannte Kommentator dann noch so an der Wahrheit vorbeischrammt wie in diesem Fall, wird es ganz schwierig. Sie sollten mal auf die homepage des Instituts gucken, wie das Ganze angelegt war – dann müssten Sie sich allerdings auseinandersetzen und denken. Sorry. Aber kommen Sie gerne wieder vorbei zu unseren Veranstaltungen.

  2. #2 Chris
    26. November 2008

    Möchte mal nur auf einen Punkt eingehen:
    während die Kindergärten in der BRD reine „Kinderaufbewahrungsanstalten” seien
    Ich kann die Qualität der ehemaligen DDR Kindergärten nicht beurteilen. Fakt ist aber, dass heute viele Städte sehr bewußt darauf beharren, Gruppenleitungen und Kita-Leitungen mit studiertem Personal zu besetzen. Und wie hier in den Videos schön berichtet wird, sollte das auch so sein. DENNOCH bleibt dem geschulten Personal nicht viel an Möglichkeiten, als die Kinder zu verwahren. In den politischen Reden hört sich das vielleicht toll an, in der Praxis müssen 2 Betreuer 24 Kinder beaufsichtigen. Einzelförderung? Naturwissenschaftliche Experimente? Nur schwer möglich.
    Es sind Verwahranstalten, die Politik hat es so eingerichtet, Kibiz sei dank…

  3. #3 Chris
    26. November 2008

    So nebenbei, das was Du bei Gysi kritisierst, ist kein Einzelfall:
    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,592657,00.html

  4. #4 Ludmila
    26. November 2008

    @Matthias Hahn: Reife und Würde erkennt man auch daran, wie man mit Kritikern umgeht. Sie haben sich dabei wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Wenn Sie meinen, es sei schon Hass, auf einige dunkle Flecken in der Vergangenheit von jemandem aufmerksam zu machen, dann haben Sie noch nie echten Hass gesehen.

  5. #5 Christian Reinboth
    26. November 2008

    @Matthias Hahn: Sind Sie tatsächlich der Dr. Matthias Hahn, PTI-Direktor und Erziehungswissenschaftler, der mir am Abend der Veranstaltung noch schulterzuckend mitgeteilt hat, es wäre ihm auch unverständlich, wieso keine kritischen Fragen gestellt worden sind? Die hässliche und ungebührliche Art und Weise, wie Sie sich gegenüber einem Mitglied ihrer Kirche hier äußern, lässt mich eigentlich daran zweifeln, da sie eines gebildeten Menschen vollkommen unwürdig ist. Aber vielleicht muss ich ja ob meiner Kritik mit solchen Beleidigungen aus Kirchenkreisen jetzt in Zukunft noch öfter rechnen…

    Wer so mit Kritik umgeht, disqualifiziert sich natürlich selbst, eine Antwort haben Sie für Ihren Kommentar aber trotzdem verdient: Sie wollen mir also Feigheit vorwerfen, obwohl Sie auf der Bühne gesessen und absolut gar nichts gesagt haben, als Gysi vorgeschlagen hat, Unternehmer zu enteignen? Obwohl Sie nichts gesagt haben zum furchtbaren Vergleich von DDR- und BRD-Justiz?

    Machen Sie Witze? Mitglieder IHRER Kirche sind vom SED-System enteignet und von der DDR-Justiz verfolgt worden – und Ihnen fällt bei den genannten Aussagen nicht ein vernünftiger Gegenkommentar ein? Und da beschuldigen Sie mich allen Ernstes der Feigheit? Wieso? Weil ich nicht aufgesprungen bin und Ihren Job gemacht habe?

    Zu Ihren sonstigen Vorwürfen: Sie haben also nicht auf der Bühne Grüße von Bischof Noack an Herrn Gysi übermittelt? Hatte ich da vielleicht einen Hörsturz oder bilde ich mir nur ein, das gehört zu haben? Und “harte Fragen” seitens des Moderators und der Gäste waren auch nicht angekündigt?

    Die Mehrheit der Gäste des Seminars wird die Meinung Gysis ohnehin nicht teilen. Aber man muss doch ins Gespräch kommen und kann die Linke nicht einfach ausblenden. Ich will, dass er sagt: ‘der Sozialismus ist gescheitert’ und will hören, was er dazu sagt.”

    https://www.pro-medienmagazin.de/themen/politik/politik-single/datum/04/11/2008/gysi-als-redner-zum-buss-und-bettag-erregt-protest/

    Ich habe weder gehört, dass Sie nach dem Scheitern des Sozialismus gefragt hätten, noch wäre mir auch nur ein einziger Gast aufgefallen, der eine kritische Frage gestellt hätte. Wen Sie andere Erinnerungen haben, steht es Ihnen frei, hier eine Gegendarstellung zu verfassen, diese sollte dann aber schon aus mehr bestehen, als nur aus unschönen Beleidigungen und diffusen Vorwürfen.

    Über die Dauer Ihrer “Fortbildung” habe ich hier überhaupt nichts geschrieben, und sie ist mir auch herzlich egal. Ich habe an dem Teil der Fortbildung teilgenommen, der öffentlich zugänglich war – und der war eine glatte Zumutung. Was am nächsten Tag vielleicht noch hinter verschlossenen Türen besprochen wurde, kann unmöglich als Rechtfertigung dafür dienen, dass die Abendveranstaltung vollkommen einseitig verlaufen ist.

    Was die Unterstellungen (“Kosten und Abrechnungen”) betrifft, die ziehe ich gerne sofort wieder zurück wenn Sie mir darlegen können, dass für diese Werbeveranstaltung weder öffentliche Gelder noch Kirchensteuern ausgegeben worden sind, und die Gäste alles aus eigener Tasche bezahlt haben.

    Nebenbei bemerkt hasse ich Herrn Gysi nicht. Ich halte ihn für einen Blender, würde mich aber jederzeit – wie geschrieben – dagegen wehren, wenn man ihm den Mund verbieten wollte. Wahrer Hass sieht – wie Ludmilla richtig schreibt – anders aus. Ich wehre mich allerdings dagegen, dass politische Extremtheorien (Enteignung) im Rahmen einer “Fortbildung” ohne Kontraposition vertreten werden – und diesen Standpunkt kann ich sehr wohl vertreten, ohne mich dafür von Ihnen beschimpfen lassen zu müssen.

    Was Ihre hämische Bemerkung zur journalistischen Karriere angeht – die strebe ich auch gar nicht an, vielen Dank. Ich gehöre nämlich zu den Eseln, die hier in den neuen Ländern am Aufbau der Wirtschaft mitarbeiten und sich dafür regelmäßig als “Kapitalisten” und “Wessis” beschimpfen und – neuerdings auch in der Kirche – mit Enteignungen bedrohen lassen müssen. Falls Sie der Meinung sein sollten, dass für Menschen wie mich in der Kirche zukünftig kein Platz mehr ist, können Sie das gern offen schreiben. Ich bitte aber zu bedenken, dass Sie – auch wenn Ihnen das vielleicht so vokommen sollte – die Wahrheit nicht für sich gepachtet haben.

  6. #6 Georg Hoffmann
    26. November 2008

    @Christian

    Nicht aufregen und bei Kirchenaustritt bist du bei uns Katholiken immer willkommen. Wir haben 1500 Jahre mehr Erfahrung und Zynismus als ihr, wie man mit solchen Leuten umgehen muss (ich sag nur Torquemada) und haetten schon laengst das Holz fuer diesen Seminarleiter Hahn gesammelt.
    Die Chuzpe von Gysi ist aber trotzdem bewundernswert. Eine solche vorbildliche Systembruchlandung hingelegt und dann den Wessis die paedogogischen Vorzuege des DDR Kindergartens erklaeren. Das muss ihm erstmal einer nachmachen.

  7. #7 Buchwald
    27. November 2008

    Im Vorfeld haben ich darauf aufmerksam gemacht, dass Herrn Gysi eine solche Chance nicht bekommen sollte, denn wer als IM (K19) und SED Mitglied getreu der SED-Linie ehrliche Leute verraten hat, in den Knast brachte und ausspioniert hat, sollte mit seinen kommenden Lügen ignoriert werden. Weiterhin haben solche IM,s dafür gesorgt, dass ihre Kirchen überwacht und die Kirchengänger akribisch registriert werden um sie dann eines Tages aus der Gesellschaft auszugrenzen. Solche haben es auch geschafft, Würdenträger in ihren Bann zu ziehen und haben vor nichts zurück geschreckt. Womit hat dieser Aalglatte Lügner es bei ihnen verdient einen solchen Auftritt zu bekommen.
    Warum hat er denn die SED umgewandelt als PDS. Es ist keine Frage, denn damit hatte er die Gelder der SED und das Staatsvermögen umgeleitet, was ich ihm selber im Januar vor dem Eingang des Stasiobjektes Berlin Ruschestr. Gesagt, als er sich darum kümmerte, dass seine Akten sauber werden und jeden Tag ein und aus ging.

  8. #8 Alex Latotzky
    27. November 2008

    Die evang. Kirche scheint der neue Spielplatz der Linken zu werden, siehe https://www.bodo-ramelow.de/arbeit/predigt_zum_reformationstag/

  9. #9 Bodo Walther
    2. Dezember 2008

    Lobenswert, Herr Christian Reinboth ist Ihre Recherche.
    Die Kritik der VOS am Gysi-Auftritt ist noch nachvollziehbar.
    Die Kritik des Vorsitzenden der EAK der CDU Sachsen-Anhalts, Jürgen Scharf nicht. Jürgen Scharf ist nach eigenen Angeben auf seiner Webseite
    https://www.juergenscharf.de/
    seit 1976 Mitglied der Block-CDU. Er war sogar von 1978 bis 1983 “Abgeordneter” des “Antifaschistisch-Demokratischen Blocks” in der “Stadtbezirksversammlung” Magdeburg-Südost. Er hat in der DDR zu allem, was er heute kritisiert, Ja und Amen gesagt.
    Noch schriller als Jürgen Scharf ist allerdings sein ehemaliger Blockflöten-Mitspieler Erhart Neubert, auch ein alter Freund der DDR-Block- „CDU, der er nach einigen Jahren der kritischen Distanz seit 1996 wieder angehört.“ ( Zitat, Ausspruch Jürgen Scharfs im Osterrundschreiben 2007 des Evangelischen Arbeitskreises der CDU Sachsen-Anhalt, Seite 7 ).
    Erhart Neubert hat ja das “Entlarven” von “SED-Dienern” zu einem für ihn sehr einträglichen Beruf gemacht. Zuletzt war er “Abteilungsleiter Bildung und Forschung” bei der BStU ( Dienstposten laut Stellenplan: A 16 ). Bemerkenswert ist dann Neuberts “Forschungsergebnis” zur DDR-Block-CDU, dessen Bucklappentext lautet:

    “DIE CDU … IM OSTEN GEHÖRTE ZU DEN GEGNERN DER SED UND DES MFS.”

    https://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978-3-451-28016-0
    Ja, so sind sie halt, unsere alten Blockflöten.
    Und deshalb ist CDU-Kritik am Gysi-Auftritt in Drübeck erst mal nur eines:
    Ablenke von der eigenen Geschichte.

    Bodo Walther

  10. #10 Christian Reinboth
    2. Dezember 2008

    @Bodo Walther: Als CDUler kann ich CDU-Kritik natürlich nicht gänzlich unkommentiert lassen, freue mich aber dennoch sehr über Ihren Kommentar. Die Kritik des EAK Sachsen-Anhalt an der Gysi-Veranstaltung habe ich persönlich sehr begrüßt. Zu den Aufgaben des EAK gehört es, eine Brücke zwischen Kirche und Politik zu schlagen und dabei gelegentlich auch in die eine oder die andere Richtung Kritik zu üben. Da die Veranstaltung mit Sicherheit jedweder Kritik würdig gewesen ist, fand ich die entsprechende Pressemitteilung durchaus passend.

    Über die DDR-CDU ist ja schon viel diskutiert und geschrieben worden – und nicht ohne Grund ist ein aktuelles Thema auf dem Bundesparteitag die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit der DDR-Blockpartei. Als “Westbürger” ist es immer schwierig, sich in solchen Fragen eine belastbare Meinung zu bilden, deshalb will ich es auch nur im Ansatz versuchen und Ihnen meine persönliche (und unvollkommene) Sicht der Dinge darlegen: Wer in der DDR in der CDU gewesen ist, war auf jeden Fall schon mal nicht in der SED. Eine Art “stiller Protest” mag mit einer CDU-Mitgliedschaft also verbunden sein, richtig ist aber auch, dass die Block-CDU zu SED-Zeiten auch dazu diente, die angebliche Demokratie zu legitimieren. Ebenfalls richtig ist natürlich, dass es in der Block-CDU auch etliche pro-SED-Mitglieder gegeben haben muss, die (wohl aufgrund der geringen Mitgliederzahlen) auf einen schnellen Aufstieg hofften.

    Aus diesem Grund kann man heute nur feststellen, dass die Block-CDU mittelbar an der Aufrechterhaltung des SED-Regimes beteiligt gewesen ist, und sicher nicht zu den erklärten Gegenern von SED und MfS gehört hat – wäre dies so gewesen, hätte die Block-CDU nicht lange existiert.

    Der Umgang mit dieser Vergangenheit ist schwierig, und erfordert auch kritische Fragen. Aus der persönlichen Erfahrung heraus kann ich nur sagen, dass es mir wesentlich leichter fällt, DDR-Unrecht kritisch mit ehemaligen “Block-CDUlern” zu diskutieren, als mit ehemaligen SEDlern, die heute Herrn Gysi nachlaufen und noch immer nicht wahrhaben wollen, dass das “System DDR” gescheitert ist.

    Wenn heute die CDU darauf hinweist, dass an unseren Schulen systematisch die DDR verharmlost wird, oder dass sich in Teilen der Linkspartei altstalinistisches und totalitäres Gedankengut breitmacht, dann halte ich dies – auch und gerade vor dem Hintergrund der Geschichte der Block-CDU – für keineswegs verkehrt. Der einzige Fehler, den man dabei nicht machen darf, ist es, die Vergangenheit als Blockpartei vollkommen unter den Tisch fallen zu lassen. Die Block-CDU ist zwar weder direkt verantwortlich für Stasi, Mauerbau und Schießbefehl, war aber dennoch Teil eines undemokratischen Systems. Ich hoffe, dass die Ergebnisse des aktuellen Parteitages diesen unangenehmen Tatsachen in akzeptabler Weise Rechnung tragen werden.

    Über Herrn Neubert ist mir persönlich nichts bekannt, außer, dass er wohl bei der Birthler-Behörde tätig ist. Den im Netz verfügbaren Informationen über das von Ihnen kritisierte Buch entnehme ich, dass es darin vor allem um die Stasi-Bespitzelung der Block-CDU geht, die zweifellos stattgefunden hat. Bis etwa 1950 – das sollte man denke ich auch nicht vergessen – stand die Block-CDU ja auch mit kritischen Stimmen wie der von Prof. Hickmann durchaus in der Opposition. Bis Ende der 50er Jahre war dann leider irgendwann nur noch die Exil-CDU übrig, während die Block-CDU weitestgehend gleichgeschaltet worden war.

    Als erklärte Gegner von SED und MfS kann man die Block-CDU nach 1950 daher kaum bezeichnen, auch wenn (wie sicher in vielen Organisationen der DDR) es auch in der Block-CDU kritische Stimmen gegeben hat. Es fällt mir schwer zu glauben, dass ein Mitarbeiter der Birthler-Behörde diesen Standpunkt vertreten soll – das von Ihnen hier zitierte Buch kenne ich jedoch leider nicht, und kann daher auch nichts dazu schreiben. Ich kann Ihnen jedoch versichern (und hoffe, dass Sie mir dies auch glauben), dass Kritik aus den Reihen der CDU an Veranstaltungen wie der “Gysi-Fortbildung” letzlich doch mehr ist, als nur Ablenke von der eigenen Geschichte…

  11. #11 bodo.walther@gmx.de
    2. Dezember 2008

    @Christian Reinboth :

    Zu Erhart Neuberts Buch finden Sie eine nähere Inhaltsangabe auf der Webseite der Konrad-Adenauer-Stiftung:

    https://www.kas.de/wf/de/33.4724/

    Über ihre Blockpartei-Vergangenheit zu reden, das ist der CDU nicht von selbst eingefallen. Dazu musste sie erst aufgefordert werden. Auch von mir.
    Am 10.10. war ich auf diesem “Perspektivkongress” der Union. Herr Pofalla hatte den Vorstand des Bautzen-Komitees dringend gebeten, zu kommen und sich mit Vorschlägen einzubringen.
    Da hatte ich also gesagt “Ich fahr schon”. Und so war ich also dort gewesen und hatte mich in den Zuschauerraum gesetzt und dann brav meine Frage an das Podium gestellt.
    Der Tagesspiegel vom 11.10. berichtete. Ich habe im ersten Kommentar zu diesem Artikel dort wortwörtlich aufgeschrieben, was ich gesagt habe.

    https://www.tagesspiegel.de/politik/;art771,2633363

    Die seltsame Wende der Blockflöten 1989/90 habe ich übrigens von Tübingen aus erlebt. Die Volkskammerwahlen für den 18. März 1990 bestritten wir ja von dort und anderswo aus.

    Die CDU Baden-Württembergs hatte im Wahlkampf Sachsen für die CDU zu erobern, dabei hatte der Unter-Bezirk Württemberg-Hohenzollern in diesem Sachsen den Bezirk Leipzig zu erobern, der Baden-Württembergische Kreisverband Tübingen hatte in Sachsen die Kreise Wurzen und Oschatz zu erobern.
    „Wie die Landsknechte fallen die in die DDR ein“ so sagte der damalige SPD-Landtagsabgeordnete Maurer ( heute Linkspartei ).

    Meinen damaligen Rundbrief an meine „Landsknechte“ habe ich dazu mal ins Netz gestellt.

    https://freigekauft.com/Rechtliches/JUTuebingen.pdf

    Wir waren als CDU 1990 in der DDR gegenüber der SPD klar im Vorteil: Wir verfügten seit Februar 1990 über eine Geschäftsstelle in jeder DDR-Kreisstadt.
    Mit funktionierendem Telefon.
    Mit Fax.
    Ich weiß es noch wie heute:

    Es war also am 9. Februar 1990, 9:oo Uhr, als wir in Wurzen in der Geschäftsstelle der DDR-CDU aufschlugen. Sie empfingen uns wie den Weihnachtsmann.

    „Endlisch gommd Ihr ooch.
    Wie mir uff Eusch gewarded ham.
    So grausam hadd uns de SED underdriggt.
    Mir Underdriggden.
    Ach wurden mir underdriggt.“

    Wir haben sie an die Macht gehievt. Und das war ein Fehler.

    In der Landesgruppe Sachsen-Anhalt der CDU-Bundestagsfraktion sitzt heute kein einziger mehr, der nicht vor 1989 auch das Blockparteibuch getragen hätte. Kein Einziger.

    Erich Mielke hieß vor dem 18. März 1989 der Spitzenkandidat der Nationalen Front für die DDR-Volkskammerwahlen im Volkskammer-Wahlkreis Weissenfels/Merseburg/Zeitz.

    99,8 Prozent Ja-Stimmen erhielt er immer, mit 99,99 % Wahlbeteiligung.
    Heute will es keiner mehr gewesen sein.

    Bodo Walther

  12. #12 Christian Reinboth
    4. Dezember 2008

    @Bodo Walther: Nun ja, die CDU im Westen sowie die Exil-CDU lassen sich sicher auch als Gegner der SED betrachten. Die Block-CDU nach den 50er-Jahren allerdings nicht mehr wirklich…

    An Ihre Frage auf dem Perspektiv-Kongress kann ich mich noch erinnern, auch wenn mir die Frage nach der “regionalen Ersatzwährung” an Herrn Althaus gegenwärtiger ist. Dass “auch durch meine Schuld” hat mir sehr gefallen, auch wenn man den Pionieren, die “ins System hineingeboren” worden sind, vermutlich wenig Vorwürfe machen kann. Trotzdem – gäbe es mehr DDR-Bürger, die mit Ihrer Vergangenheit so offen umgehen würden (auch aus der Ost-CDU), dann wäre der Umgang mit der Geschichte heute sehr viel einfacher zu bewältigen.

    Ein “auch durch unsere Schuld” gehört meines Erachtens nach auch ins CDU-Papier “20 Jahre friedliche Revolution”. Mit der Formulierung, die Ost-CDU habe in der DDR “im totalitären System der SED mitgewirkt”, wie sie sich jetzt im Papier findet, kann ich aber eigentlich ganz gut leben, auch wenn im Grundsatzprogramm von 1994 noch deutlichere Worte standen:

    “Viele Mitglieder haben sich in der DDR-CDU ihre innere Unabhängigkeit bewahrt. Sie konnten jedoch nicht verhindern, dass Bequemlichkeit, Opportunismus und Kollaboration bis hin zur persönlichen Skrupellosigkeit einzelner das Bild der Partei prägten.”

    Die Formulierung war zumindest so deutlich, dass der Vorwurf, man wolle die unschönen Seiten der Ost-CDU unter den Teppich kehren, niemand ernsthaft hätte erheben können. Nun hat man die Aussage ein wenig entschäft, was dem Dokument natürlich auch die innere Spannung nimmt. Eine schwierige Frage, die ich nicht entscheiden möchte…

    Zur Landesgruppe Sachsen-Anhalt im Bund kann ich nicht viel sagen. Unsere MdL vor Ort ist jedenfalls erst 2000 in die CDU eingetreten (und stammt aus Niedersachsen) – die LSA-CDU setzt sich also nicht nur aus Block-CDUlern zusammen. Wobei ja gegen diese auch nicht das Geringste einzuwenden ist, solange sie mit der Vergangenheit der Block-CDU kritisch umgehen können und nicht selbst verstrickt waren.

    Was die Wahlergebnisse für Miehlke und die DDR-Granden an sich angeht noch eine Frage aus reinem historischen Interesse: Kann man denn wirklich davon ausgehen, dass bei solchen Wahlen auch tatsächlich die Stimmen ausgezählt wurden? Ich erinnere mich daran, dass man Krenz zur Wendezeit auch immer vorgeworfen hat, die Kommunalwahlen manipuliert zu haben…

  13. #13 Bodo Walther
    26. Dezember 2008

    @Christin Reinbothe
    Sie schrieben:

    Was die Wahlergebnisse für Mielke und die DDR-Granden an sich angeht noch eine Frage aus reinem historischen Interesse: Kann man denn wirklich davon ausgehen, dass bei solchen Wahlen auch tatsächlich die Stimmen ausgezählt wurden? Ich erinnere mich daran, dass man Krenz zur Wendezeit auch immer vorgeworfen hat, die Kommunalwahlen manipuliert zu haben…

    ________________________________________

    Lieber Herr Reinbothe,

    ja, es hat sich herausgestellt, dass bei den Kommunal-“Wahlen” im März 1989 in einzelnen Wahllokalen nicht die gemeldeten 99,99 % Ja-Stimmen abgegeben wurden, sondern eigentlich “nur” 97,2 % Ja-Stimmen.
    Hans Modrow wurde dann nach 1990 wegen solchen Zeugs wegen “Wahlfälschung” verurteilt.
    Otto Schily, sein Strafverteidiger sagte völlig zu Recht:
    “Falsche Wahlen kann man doch gar nicht fälschen.”

    Natürlich waren Wahlen in der DDR keine Wahlen.
    Bei der “Wahl” Erich Mielkes, des Ministers für Staatssicherheit in die Volkskammer im “Wahlkreis” Hohenmölsen, Weißenfels, Merseburg, Naumburg und Zeitz ging es ja nicht um Alternativen.
    Es ging darum, dem Ossi-Kalb Gelegenheit zu geben, seinen Metzger toll zu finden, ihm zu huldigen, ja ihn sogar zu “wählen”.
    Möglicherweise waren diese Huldigungs-Ergebnisse “gefälscht”.
    Möglicherweise haben wirklich nicht 99,99 % der Kälber ihren Metzger selber gewählt.
    Sondern “nur” 97,2 %.

    Und ?

    Ändert das was an der Grundaussage ?

    Bodo Walther

  14. #14 Bodo Walther
    26. Dezember 2008

    @Christin Reinbothe
    Sie schrieben:

    Was die Wahlergebnisse für Mielke und die DDR-Granden an sich angeht noch eine Frage aus reinem historischen Interesse: Kann man denn wirklich davon ausgehen, dass bei solchen Wahlen auch tatsächlich die Stimmen ausgezählt wurden? Ich erinnere mich daran, dass man Krenz zur Wendezeit auch immer vorgeworfen hat, die Kommunalwahlen manipuliert zu haben…

    ________________________________________

    Lieber Herr Reinbothe,

    ja, es hat sich herausgestellt, dass bei den Kommunal-“Wahlen” im März 1989 in einzelnen Wahllokalen nicht die gemeldeten 99,99 % Ja-Stimmen abgegeben wurden, sondern eigentlich “nur” 97,2 % Ja-Stimmen.
    Hans Modrow wurde dann nach 1990 wegen solchen Zeugs wegen “Wahlfälschung” verurteilt.
    Otto Schily, sein Strafverteidiger sagte völlig zu Recht:
    “Falsche Wahlen kann man doch gar nicht fälschen.”

    Natürlich waren Wahlen in der DDR keine Wahlen.
    Bei der “Wahl” Erich Mielkes, des Ministers für Staatssicherheit in die Volkskammer im “Wahlkreis” Hohenmölsen, Weißenfels, Merseburg, Naumburg und Zeitz ging es ja nicht um Alternativen.
    Es ging darum, dem Ossi-Kalb Gelegenheit zu geben, seinen Metzger toll zu finden, ihm zu huldigen, ja ihn sogar zu “wählen”.
    Möglicherweise waren diese Huldigungs-Ergebnisse “gefälscht”.
    Möglicherweise haben wirklich nicht 99,99 % der Kälber ihren Metzger selber gewählt.
    Sondern “nur” 97,2 %.

    Und ?

    Ändert das was an der Grundaussage ?

    Bodo Walther

  15. #15 Billigflüge
    13. Januar 2009

    “während die Kindergärten in der BRD reine „Kinderaufbewahrungsanstalten” seien.”-Zitat:

    Dazu möchte ich Stellung nehmen:

    Meine Mutter Arbeitet seit mehr als zehn Jahren in einer Kindertagesstätte und ich kann nur sagen, dass sie viele Eigenschaften besitzen muss, um diesen Beruf vernünftig auszuüben. Sie ist Erzieherin, Psychologin, Ärztin, Freundin, Beraterin, Managerin und das alles in einem…
    Normalerweise müsste Sie ein Spitzgehalt vorlegen, doch die Realität sieht anders aus.
    Es ist eine Unverschämtheit zu sagen, dass die Erzieherinnen Westdeutschlands nicht so gute Arbeit leisteten wie die in der ehemaligen DDR!
    Man sollte sich vorher überlegen, was man über gewisse Menschen sagt und wie es im Folgenden aufgenommen wird.
    Desweiteren ist die Ansicht die der Kommentator vertritt sehr subjektiv und sehr Gysifeindlich…

  16. #16 Christian Reinboth
    14. Januar 2009

    @Billigflüge (…) : Ihnen ist bei der Lektüre des Posts aber hoffentlich nicht entgangen, dass die Aussage “BRD-Kindergärten = Kinderaufbewahrungsanstalten” von Gysi stammt…

  17. #17 Rolf
    9. Februar 2009

    @ Bodo Walther

    Sie sind mir schon zu früherer Zeit im Internet begegnet – als permanenter Poster von dubiosen Beiträgen. Oftmals zogen Sie in übler Manier gegen Ihre Parteifreunde zu Felde. Daher empfehle ich eine einfache Googlerecherche zu Ihrer Person. Laut Wikipedia wurden Sie als Beamter gekündigt, als CDU-Kreistagsmitglied nicht mehr gewählt und wegen Ihrer Beleidigungen im Internet mehrfach gerichtlich belangt.

  18. #18 Bodo Walther
    26. Februar 2009

    @bürgerbüro.e.v.:
    Liebes Bürgerbüro.e.v.:
    Es ist sogar noch schlimmer. Ein Aktivist des “Bürgerbüro.e.v.”, Verein zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (Vorsitzender Erhart Neubert) hat sogar schon in einem vertraulichen Schreiben an meinen CDU-Kreisvorstand meinen sofortigen Parteiausschluss gefordert. Und mitgeteilt, dass Näheres auch Frau Hildigund Neubert erläutern könne.
    Bodo Walther

  19. #19 Alex Latotzky
    27. Februar 2009

    Ach ja Rolf,
    was wären wir nur ohne all diese “aufrechten Kämpfer” wie Sie, Menschen, die aus der feigen Anonymität heraus agieren, in der Hoffnung, für ihr Handeln nicht belangt zu werden. Wie öde wäre es doch in den Internetforen ohne diese Kleingeister und ihre Beiträge.

  20. #20 Bernd
    17. April 2010

    @Alex Latotzky ( Alexander Latotzky )

    wer mit einem Nationalen Sozialisten wie Gustav Rust gemeinsam Bücher veröffentlichte sollte den Ball sehr flach halten. Im übrigen tut man gut daran anonym zu bleiben – Sie haben ja bereits bis zu Ihrer Abwahl als Vorstand der VOS e.V. Kritiker Ihres Umgangs mit Rechtsextremen mit Klagen überzogen. Die Gerichte attestierten Ihnen was davon zu halten ist. Sie dürfen sich derzeit noch im Bautzen-Komitee e.V. produzieren – bis zu Ihrer Abwahl. Als Studienabbrecher und ohne Berufsabschluß gehen Sie bald in Rente. Ihr Rente wird Ihrem spärlichen Berufsleben entsprechen.

  21. #21 Alex
    19. April 2010

    Das Buch von Rust hat mehrere hundert Seiten und enthält Berichte von dutzenden Personen, die Opfer der kommunistischen Diktatur wurden. Mein bescheidener Beitrag dazu war ein Auszug aus einem Vortrag über in kommunistischer Haft geborene Kinder, keine 20 Seiten und 10 davon Bilder.

    Mein Beitrag dort endet mit den Worten: „Das, was mit meinen Eltern, mit mir und den vielen anderen Kindern geschah, ist das Resultat eines Krieges, der damals von Deutschland aus ging und der zumindest im Osten als ein Vernichtungskrieg geführt wurde und Millionen von Opfern forderte. Bezahlt haben aber für diese Verbrechen – wie so oft auf dieser Welt – jene, die nicht weniger unschuldige Opfer waren.“

    Und damit wollen Sie mich in die rechte Ecke stellen? Wissen Sie eigentlich wovon Sie hier schreiben, kennen Sie das Buch überhaupt?

    Ihr Beitrag zeugt eigentlich weniger von Sachverstand als Ihrer Absicht zu Diffamieren. Das kenne ich inzwischen ja zur Genüge, da sind Sie nicht der Erste. Daher auch an Sie die Frage: Sind Sie eigentlich Autodidakt oder hatten Sie damals eine fundierte Ausbildung?

    Es betrifft auch den Rest Ihrer Aussagen. Machen Sie sich keine Sorge, auch nicht um meine Rente, ich habe einen Berufsabschluss, habe noch nie Hartz IV erhalten und lebe von ehrlicher Arbeit.

  22. #22 Thilo Kuessner
    19. April 2010

    Leute wie “Bernd” müssen sich um ihre Rente jedenfalls keine Gedanken machen.

  23. #23 Lothar
    2. Mai 2010

    @Bernd und @Rolf, ach wie schön ist die Anonymität des Internets. Wo Sie sich so schön feige verstecken können.
    Um Ihre Rente müssen Sie sich dabei so wenig sorgen, wie um Ihre Frühstücksbrötchen. Die verdient ja Ihre liebe Frau Ines. Zu DDR-Zeiten Lehramts-Studentin für Russisch, Kunst und Marxismus-Leninismus.
    Heute nach A 14 besoldete
    Gymnasiallehrerein für Ethik …Gymnasiallehrerein für Ethik…
    Gymnasiallehrerein für Ethik…

  24. #24 Wb
    2. Mai 2010

    Falsch gedacht, denn dem Ruf nach Enteignung folgt fröhlicher Applaus.

    Es gibt da wohl eine gewisse Konnektivität zwischen den Einstellungen einiger evangelischer Gläubiger & Kleriker und linksradikalem Gedankengut.
    Bspw. hat es in der DDR merkwürdige hmm, Allianzen möchte man fast anmerken, gegeben, was die Landeskirchen betrifft (katholischerseits gibt es hier kein Äquivalent), bspw. waren die meisten militanten Linksextremen der Nachkriegszeit evangelisch sozialisiert, bspw. kann man manchmal die Positionen führender evangelischer Klerikaler nur schwer von denen der LINKEN unterscheiden.
    Das aber nur ganz nebenbei, bemerkenswerter Bericht, erschreckend, aber auch lustig. – Achso, eine Lehrerfortbildung war das, ja, im Westen die GWE, die war auch immer schön linksradikal bis 1989, auch viele evangelische Kräfte dabei.

    MFG
    Wb

  25. #25 Wb
    2. Mai 2010

    Upps, 2008, LOL, dennoch sehr aktuell irgendwie…

  26. #26 Andrea N.D.
    3. Mai 2010

    @Christian Reinboth:
    “…und Kloster Drübeck lernen aus der Veranstaltung …” Kloster Drübeck ist doch (trotz evangelischem Kloster) dafür nicht federführend verantwortlich, sondern stellt nur die Tagungsstätte? Du könntest dort bestimmt auch eine CDU-Fortbildung abhalten.

    Ansonsten nur noch eine kleine Anmerkung zu der Kinderbetreuung in der BRD (in kirchlich finanzierten Einrichtungen mag ja alles ganz anders gewesen sein, wobei ich das bezweifle): Vor 40 Jahren überhaupt kein Kindergarten; vor 30 Jahren ein bisschen Kindergarten (für ein paar Kinder und ein paar Stunden), vor 15 Jahren Vormittagskindergarten (in den Ferien zu) und seit ca. 5 Jahren auch schon einmal Öffnungszeiten bis 15.00 und 17.30 Uhr und in den Ferien sporadisch offen. Deutschland ist nicht nur Servicewüste, es ist nach wie vor eine Kinderbetreuungswüste (auch wenn sich in den letzten 5 Jahren einiges getan hat).

    Über “Verwahrungsstätten” braucht sich wohl niemand aufzuregen, das sind sie im Prinzip alle. Wo soll das Engagement auch herkommen? Schlecht bezahlt, schlechte Ausbildung, schlechtes Essen, zu wenig Personal. Vor drei Jahren habe ich mir noch von der Kindergartenleiterin anhören können, dass sie die Hausaufgaben mit ihrer Tochter zu Hause mache, da sie ja um 15.00 Uhr ginge. Wie, Ihr Kind soll nachmittags Hausaufgaben machen? In den Ferien wurde ich vom Kindergarten angerufen, ich solle meine Zwei jetzt abholen kommen, sie seien ja schließlich die einzigen, die betreut/verwahrt (!) werden müssten. Etc. etc. etc. Berufstätige Mütter können hiervon ein endloses Lied singen. Die Hort- und Kindergartenkosten sind übrigens exorbitant gestiegen – soviel zum Thema mehr Kindergeld. Mich wundert es ehrlich gesagt kaum, wenn dieser Punkt für politische Programme (noch dazu die Linken!) ausgeschlachtet wird. Kinderbetreuung ist ein extrem wunder Punkt in der Vergangenheit und Gegenwart Deutschlands. Und auch Du hast ja vor kurzem geschrieben, dass es immer noch am schönsten wäre, wenn Mami die Kinder zu Hause betreuen könnte. Dass das komplett an der Realität vorbeigeht, scheint zumindest die Linke kapiert zu haben und hetzt jetzt entsprechend unqualifiziert – ein Körnchen Wahrheit ist sicherlich dabei.

  27. #27 Christian Reinboth
    3. Mai 2010

    @Andrea:

    Kloster Drübeck ist doch (trotz evangelischem Kloster) dafür nicht federführend verantwortlich, sondern stellt nur die Tagungsstätte? Du könntest dort bestimmt auch eine CDU-Fortbildung abhalten.

    Die evangelische Kirche war im Falle dieser Fortbildung auch der Veranstalter – konkret wurde Herr Gysi vom Pädagogisch-Theologische Institut der Landeskirche gebeten, die – ebenfalls kirchliche – Lehrerfortbildung als Vortragender zum Thema “Gerechte Gesellschaft” zu begleiten. Ginge es lediglich um das Vermieten von Räumlichkeiten, hätte ich Kloster und Kirche dafür nie so kritisiert…

    Über “Verwahrungsstätten” braucht sich wohl niemand aufzuregen, das sind sie im Prinzip alle. Wo soll das Engagement auch herkommen? Schlecht bezahlt, schlechte Ausbildung, schlechtes Essen, zu wenig Personal.

    Da meine Frau auch Erzieherin ist, wage ich mal die Aussage, dass es hierfür durchaus auch Gegenbeispiele gibt. Ganz bestimmt gibt es auch schlechte Kindertagesstätten, es gibt aber durchaus auch welche, bei denen die Mitarbeiter vernünftig entlohnt werden und zumindest ausreichend Personal zur Verfügung steht, um alle Aufgaben gut bewältigen zu können. Ich bin jedenfalls schon einigen Erzieherinnen begegnet, die mit Freude und Ehrgeiz bei der Sache waren – und die brauchen sich zumindest nach meinem Verständnis die “Verwahranstalt” nicht gefallen zu lassen…

    Und auch Du hast ja vor kurzem geschrieben, dass es immer noch am schönsten wäre, wenn Mami die Kinder zu Hause betreuen könnte.

    Ich kann mich zwar nicht erinnern, dass genau so geschrieben zu haben – von mir aus kann das auch der Papi machen – aber zumindest in einem Punkt sind wir uns doch sicher einig: Dass es schön wäre, wenn Eltern sich zumindest aussuchen könnten, ob sie ihre Kinder bis zum Kindergartenalter daheim oder zumindest zeitweise daheim betreuen möchten, anstatt bei der Entscheidung von ökonomischen Gründen getrieben zu werden…

  28. #28 Andrea N.D.
    3. Mai 2010

    @Christian Reinboth:
    Sicherlich mag es Ausnahmen geben, bei denen die “Aufbewahrungsstätten” nicht nur solche sind. Das sind aber die Ausnahmen. Ein deutliches Anzeichen für die schlechte Bezahlung und die Anstrengung/Schwierigkeit des Jobs der Erzieherin ist die unterdurchschnittliche Repräsentation unserer männlichen Mitbürger in diesem Bereich. Kinder spielen für Männer im beruflichen Bereich erst wieder ab ca. 10 Jahren eine Rolle (Lehrer in weiterführenden Schulen, mit ein paar Ausnahmen an der Grundschule, z.B. die Direktoren). Solange der extrem anstrengende, anspruchsvolle und persönliche Ressourcen verschlingende Beruf der Erzieherin eben auch finanziell derartig gering geschätzt wird, sind es nun einmal “Aufbewahrungsstätten”.

    Ich habe das Zitat jetzt doch herausgesucht, es war aus dem Thread “Homeschooling”, wobei – wie Du bereits bemerkt hast – wir selbstverständlich darin konform gingen, das Homeschooling keine Alternative ist.
    “Übrigens: Auf das Familienbild der C-Partei kann man ja schimpfen – aber wäre es nicht im Prinzip schön, wenn man eine Familie auch mit einem Job ernähren könnte? Wenn nicht beide Elternteile zwei bis drei Jobs zum Überleben bräuchten und mehr Zeit für die Kinder hätten? ”
    “Bis zum Kindergartenalter und zeitweise” klingt jetzt doch ein bisschen anders. Dem kann ich viel eher zustimmen als “Familie mit einem Job ernähren”. Das produziert dann nämlich die Frauen, die, wenn sich der Mann nach 10-15 Jahren eine Jüngere sucht, in Billigjobs landen. Jede sollte die Möglichkeit haben, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen und das Funktionieren und die Zufriedenheitsrate (hierfür habe ich leider keine Belege) der skandinavischen Länder in diesem Bereich, wo sich die Eltern mit den öffentlichen Einrichtungen Kinderbetreuung und Jobs teilen, sollte Vorbild für uns alle sein. Stattdessen wird immer wieder die zigmal wiederlegte Notwendigkeit einer angeblich einzigartigen/einmaligen Bezugsperson (v.a. Mami) propagiert, um die Frauen vom Arbeitsmarkt wegzubekommen. Und solange die Männer signifikant mehr verdienen als die Frauen (selbe Ausbildung, selber Job, selbe Anzahl von Jahren im Berufsleben), ist auch klar, wer dann zu Hause beim Kind bleibt. Das ist keine Option, die dem Gleichheitsgrundsatz entspricht und die dazu beiträgt, dass die Kinderbetreuungsstätten verbessert werden.

  29. #29 Christian Reinboth
    3. Mai 2010

    @Andrea:

    Ein deutliches Anzeichen für die schlechte Bezahlung und die Anstrengung/Schwierigkeit des Jobs der Erzieherin ist die unterdurchschnittliche Repräsentation unserer männlichen Mitbürger in diesem Bereich.

    Das hat, glaube ich, auch etwas mit dem Berufsbild in der Öffentlichkeit zu tun, das noch recht eng auf “mit kleinen Kindern spielen” beschränkt ist, was wiederum als “unmännlich” gilt. Von Volker Pispers gab es hierzu mal einen schönen Vortrag, den ich aber erst noch raussuchen müsste.

    Wäre es nicht im Prinzip schön, wenn man eine Familie auch mit einem Job ernähren könnte? Wenn nicht beide Elternteile zwei bis drei Jobs zum Überleben bräuchten und mehr Zeit für die Kinder hätten?

    Zu der Aussage stehe ich gerne – das bedeutet ja noch lange nicht, dass man es auch so machen muss, dass ein Partner dauerhaft zu Hause bleibt – nur dass es schön wäre, wenn Eltern hier die Wahl hätten. Realistischer ist vermutlich die Zielstellung, die Kinder bis zum Kindergartenalter zu Hause zu betreuen (im Kindergarten findet ja auch eine Sozialisierung statt, die für die Kinder keineswegs nachteilig ist) und sich dann wieder dem Beruf zu widmen, wobei das ja auch eine schöne Aufgabe für Väter sein könnte. Dass Familien am Ende aber überhaupt keine Wahl haben, wie sie ihre Kinder in den ersten Jahren betreuen möchten, weil sie sich mit mehreren Jobs über Wasser halten müssen, halte ich für keine befriedigende Situation.

    Das produziert dann nämlich die Frauen, die, wenn sich der Mann nach 10-15 Jahren eine Jüngere sucht, in Billigjobs landen.

    Das ist wieder so ein Fall, wo politisches Idealziel und Realität voneinander abweichen, denn natürlich sollte es nicht der Normalfall sein, dass sich der Mann nach 15 Jahren eine Jüngere sucht. Ich bin mir nicht sicher inwiefern es klug ist, Politik an solchen Negativ-Verhaltensweisen auszurichten – in dem von Dir skizzierten Fall würde ich es lieber sehen, wenn die Verdienstmöglichkeiten der Frau durch kräftige Unterhaltszahlungen seitens des Ex-Ehemanns aufgebessert werden würden…

    Ein Problem sehe ich zur Zeit eher darin, dass Frauen kaum eine Chance haben, auch nach kurzer Zeit der Kinderbetreuung (1-3 Jahre) wieder auf dem gleichen Level ins Berufsleben einzusteigen. Solange ein Kind in einigen Branchen quasi automatisch das “Karriereende” bedeutet hat dieses Land ein Problem, wobei die Situation in anderen europäischen Staaten mir nicht grundlegend anders zu sein scheint. Das Gleiche gilt übrigens auch für erziehende Männer, nur mit dem Unterschied, dass der Fall entsprechend seltener eintritt…

  30. #30 Andrea N.D.
    3. Mai 2010

    “… Solange ein Kind in einigen Branchen quasi automatisch das “Karriereende” bedeutet hat dieses Land ein Problem…” Das kommt noch zu der grundsätzlichen Gehaltsdifferenz dazu.
    Ich habe das Beispiel mit der “Jüngeren suchen” so plastisch gewählt, weil tatsächlich viele Ehen nach diesem Zeitraum in die Brüche gehen und die Frauen entweder ihre Ausbildung wegen der Kinder nicht beendet haben oder nie in ihrem Beruf gearbeitet haben oder nach 10 – 15 Jahren wirklich keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt bekommen. Da ihre Männer dann nicht mehr unterhaltspflichtig sind, werden diese Frauen Fälle für Hartz IV. Das wäre kein Ausrichten an negativen Verhaltensweisen, sondern an Tatsachen.

    Leider kann ich Deinen familienbewussten Argumenten nicht folgen – solange derartige Nachteile für die Frauen entstehen und der Prozentsatz der kinderbetreuenden Männer mit tatsächlichen entstandenen Nachteilen lächerlich gering ist. Die Problematik wird definitiv auf dem Rücken der Frauen ausgetragen.

    Ich, für meinen Teil, befürworte die neue Unterhaltsregelung*, weil sie künftig die Idee der Versorgungsehe ausschließt. So kann der Fall gar nicht eintreten, dass ein Partner in die Ehe eintritt, der dem anderen dann die Pantoffel bringt und die Kinder erzieht und nach 15 Jahren vor dem ökonomischen und gesellschaftlichen Aus steht. Jeder/jede muss fähig sein, sich selbst zu ernähren. In dem anderen Thread habe ich Dir auch vorgeschlagen, dass man, bei geplanten Zuhausebleiben eines Partners sich ja auch die Ausbildungskosten gleich sparen kann (stattdessen könnte dieser Kinderpflege und -erziehung bzw. Hauswirtschaft lernen). Dies würde aber eklatant gegen das Selbstbestimmungsrecht und die Gleichberechtig verstoßen.

    Das Zuhausebleiben eines Partners ist ein gerne propagiertes Relikt/Bild aus vergangenen Zeiten. Und Deutschland hilft da kräftig mit, indem die Männer mehr verdienen. Wenn beide Eltern gleich viel verdienen, können beide ihre aushäusigen Arbeitsstunden reduzieren und sich mehr um die Kinder kümmern. DAS wäre fortschrittlich – nicht das Zuhausebleiben eines Elternteiles.

    *Abgesehen davon, dass Unterhaltszahlungen ein schöner Traum sind. Die Realität sind oftmals anders aus, selbst bei klaren gerichtlichen Regelungen. Warum leben eigentlich mehrere Millionen Kinder unter der Armutsgrenze?

  31. #31 Christian Reinboth
    3. Mai 2010

    @Andrea:

    Da ihre Männer dann nicht mehr unterhaltspflichtig sind, werden diese Frauen Fälle für Hartz IV.

    Nicht mehr für die Kinder. Der Frau dürfte nach 15 Jahren Ehe dann aber auch ohne Kinder noch einiges zustehen. Inwiefern das dann in der Realität auch durchgesetzt wird, ist eine andere Frage – aber eher eine für Judikative und Exekutive als für die Legislative…

    Die Problematik wird definitiv auf dem Rücken der Frauen ausgetragen.

    Zumindest zu großen Teilen, keine Frage.

    Jeder/jede muss fähig sein, sich selbst zu ernähren. In dem anderen Thread habe ich Dir auch vorgeschlagen, dass man, bei geplanten Zuhausebleiben eines Partners sich ja auch die Ausbildungskosten gleich sparen kann (stattdessen könnte dieser Kinderpflege und -erziehung bzw. Hauswirtschaft lernen). Dies würde aber eklatant gegen das Selbstbestimmungsrecht und die Gleichberechtig verstoßen.

    Ich will ja jetzt nicht den Naiven spielen, aber es gibt ja durchaus auch Ehen, die 50 Jahre halten. Man sollte Formen des Zusammenlebens, bei denen ein Partner zu Hause bleibt, nicht aktiv von Seiten des Gesetzgebers erschweren oder bekämpfen, nur weil sie einem vielleicht antiquiert vorkommen. Erwachsene Menschen können und sollten für sich selbst entscheiden, welche Art von Ehe sie eingehen. Es würde ja dem liberalen Geist unserer Zeit geradezu eklatant widersprechen, wenn man auf der einen Seite klarstellt, dass alle nicht-traditionellen Formen des Zusammenlebens (ich denke da z.B. an Partnerschaften auf Zeit oder gleichgeschlechtliche Ehen) unserer Gesellschaft willkommen sind, “Versorgungsehen” (wobei ich schon das Wort furchtbar finde) aber irgendwie nicht sein dürften.

    Wenn beide Eltern gleich viel verdienen, können beide ihre aushäusigen Arbeitsstunden reduzieren und sich mehr um die Kinder kümmern. DAS wäre fortschrittlich – nicht das Zuhausebleiben eines Elternteiles.

    Das fände ich in der Tat fortschrittlich, wenn auch aus anderen Gründen. Leider sind hier erst einmal zwei große Hürden zu überwinden: Die ungleiche Entlohnung von Männern und Frauen auf der einen und die mangelnde Flexibilität vieler Arbeitgeber bezüglich derartiger vertraglicher Konstellationen auf der anderen Seite. Das sind schon zwei große Brocken…

  32. #32 Andrea N.D.
    4. Mai 2010

    @Christian Reinboth:
    “Der Frau dürfte nach 15 Jahren Ehe dann aber auch ohne Kinder noch einiges zustehen.” – Soweit ich informiert bin, steht der Frau nach 15 Jahren Ehe kein Unterhalt zu (Vermögensverhältnisse und -ausgleiche sind etwas anderes).

    Bei der “Versorgungsehe” bin ich nach wie vor anderer Meinung. Dies auch aus dem Grund, dass ich nicht einsehe, warum die Allgemeinheit sämtliche Krankenkassenbeiträge (und Rentenbeiträge) einer “Hausfrau” zahlen soll, deren Mann so viel verdient, dass sie sich ein Zuhausebleiben leisten kann und sie zudem “nur” das macht, was die berufstätigen Frauen ohnehin leisten. Der liberale Geist sollte meines Erachtens nur so weit gehen, dass andere nicht ausgenutzt werden. Das ist in meinen Augen auch nicht antiquiert sondern eher gemeinschaftlich gedacht. Allerdings müsste man bei dieser Rechnung auch die unentgeltliche Altenpflege dieser Frauen berücksichtigen und so manche andere Dinge …
    Dir jedenfalls vielen Dank für die interessante Diskussion (die ja nur peripher mit dem Thema zu tun hatte).

  33. #33 Erpel
    5. Mai 2010

    An die Herren Alexander ( Alex) Latotzky und Bodo Walther : Wer Neonazis oder Rechtsradikale vehement verteidigt, der kann im Nachhinein keine guten Gründe zur Entschuldigung vorbringen. Wenn also ein Alex Latotzky Mitautor eines Buchs des Neonazis Gustav Rust ist, dann kann das nicht mit einem Versehen entschuldigt werden.

    Ebenso wenig dürfte ein Bodo Walther gegen die CDU wettern dürfen – denn für diese Partei wollte das CDU-Mitglied Bodo Walther das Amt einen Landrats bekleiden. Bevor er als Beamter gefeuert wurde.

    Dummheit ist nicht strafbar, gilt aber auch nicht als Grund das Maul aufreißen zu dürfen.

    Verwunderte Grüße aus der Südsee

    Erpel Mayer

  34. #34 Lothar
    28. Mai 2010

    @Erpel, ach wie schön ist die Anonymität des Internets. Wo Sie sich so schön feige verstecken können.
    Um Ihre Rente müssen Sie sich dabei so wenig sorgen, wie um Ihre Frühstücksbrötchen. Die verdient ja Ihre liebe Frau Ines. Zu DDR-Zeiten Lehramts-Studentin für Russisch, Kunst und Marxismus-Leninismus.
    Heute nach A 14 besoldete
    Gymnasiallehrerein für Ethik …Gymnasiallehrerein für Ethik…
    Gymnasiallehrerein für Ethik …
    Von dorther kommt sicher auch ihr Rechtsradikalen-Vorwurf gegen Alex Latotzky, dem Sie und Ihre Marxismus-Leninismus-Lehrerin heute noch vorwerfen, dass er 1948 im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen geboren wurde.
    Und zum Zweiten muss ich Sie enttäuschen: Für Kritik an den CDU-Blockflöten wird man als Beamter in Deutschland (noch) nicht gefeuert. So weit habt Ihr Marxisten-Leninisten Deutschland noch nicht umgebogen.

  35. #35 Alex
    28. Mai 2010

    Es bringt doch nichts, sich mit Erpel und anderen Vögeln, ob Falke oder Geier, auseinander zu setzen. Eher könnte man einem Frosch erklären wie groß der Ozean ist. Man muss ihnen das Podium entziehen, sie einfach ignorieren. Nicht nur Erpel hat von Lenin gelernt, wir können es auch. Wie schrieb der einmal, 1918 kannte kaum jemand in Russland die Prawda, nachdem sie dann aber von der bürgerlichen Presse ständig kritisiert wurde, war sie plötzlich in aller Munde. Jede Antwort an diese Vögel ist eine zuviel.

    PS: Ich wurde im Lager Bautzen geboren, nach Sachsenhausen kam ich erst mit 8 Wochen. Das aber nur, damit Erpel nicht einen Grund findet, hier falsche Behauptungen zu unterstellen.