Kennt jemand noch die “Windpockenparties”, auf die wagemutige Eltern ihre ungeimpften Kinder schicken, damit sie sich anstecken? Exakt derselbe Unfug wird nun offenbar in den USA auch schon mit der Schweinegrippe getrieben…

Eine Windpockenparty ist bekanntlich das, was Eltern veranstalten, die der Ansicht sind, es sei für ihre Kinder gesünder, an Windpocken zu erkranken, als sie dagegen zu impfen. Hat also ein Kind die Windpocken, veranstaltet man flugs eine Party, in deren Verlauf man alles mögliche unternimmt um sicherzugehen, dass sich so viele Kinder wie möglich anstecken. Neben der gemeinsamen Nutzung von Tassen, Lutschern und Trillerpfeifen gehen besonders versierte Eltern sogar mit Wattestäbchen “von Nasenloch zu Nasenloch”.

Dass das nicht ungefährlich ist, sollte jedem normal denkenden Menschen eigentlich klar sein, immerhin starben vor der Einführung der Windpockenimpfung jedes Jahr zahlreiche Kinder an der Erkrankung, viele weitere trugen bleibende Schäden davon. Da aber für manche Menschen offenbar nichts schlimmer ist als Medikamente von Big Pharma zu bekommen (O-Ton Mutter: “Das ist besser als die Kinder mit Chemikalien abzufüllen.”), haben sich die Windpockenparties in den USA inzwischen regelrecht etabliert.

i-18afaf1ea8baf9706e1aa05d081d202f-guertelrose-thumb-512x325.jpg
Eine Gürtelrose – nur eine der möglichen, extrem unangenehmen Spätfolgen einer Windpocken-Erkrankung (Foto aus der Wikipedia)

So gesehen war es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis der erste Ami auf die glorreiche Idee kommen musste, eine “Schweinegrippen-Party” zu veranstalten, um sich und seine Kinder durch eine frühzeitige Ansteckung gegen spätere Mutationen zu immunisieren. Dem CDC, wo man momentan eigentlich wichtigeres zu tun hat, blieb daher heute nichts anderes übrig, als den Leuten auf einer Pressekonferenz nochmal klarzumachen, was für einer furchtbaren Schnapsidee sie damit aufgesessen sind:

Having “swine flu party” is “a big mistake,” said Richard Besser, the acting head of the US Centers for Disease Control and Prevention (CDC). “This is a new, emerging infection, and we’re learning more about it each day.”

“But how an individual person will be impacted by the infection is not something that we know,” Besser said Thursday. “It’s a big mistake putting individuals and children at risk, and the CDC does not recommend that people follow that course,” he said.

Dazu ein im Grunde äußerst undemokratischer, dennoch aber notwendiger Kommentar von mir: Manchen Leuten sollte man die Kinder wirklich besser wegnehmen. Die Art und Weise, wie einige Eltern mit dem Leben ihrer Schutzbefohlenen spielen, lässt sich bei klarem Verstand im Grunde nicht mehr nachvollziehen.

Hoffentlich kommt hier niemand auf die Idee, so einen Unsinn nachzumachen…

Kommentare (17)

  1. #1 Christian W
    8. Mai 2009

    Exakt derselbe Unfug wird nun offenbar in den USA auch schon mit der Schweinegrippe getrieben…

    Sicher? Könnte das nicht auch nur eine Warnung an bestimmte Kreise sein?

    Wenn es diese Armleuchter wirklich schon versucht haben, müsste es doch irgendwelche Quellen dafür geben. Gibt es welche?

    Grüße
    Christian W

  2. #2 Christian Reinboth
    8. Mai 2009

    @Christian W:

    Es klingt leider so, als sei die Sache bitterer Ernst:

    Dr. Anne Moscona, a flu specialist at Weill Medical College of Cornell University, says she was called by a reporter for a women’s magazine “asking if mothers should hold swine flu parties, like chickenpox parties.”

    “I think it’s totally nuts,” Moscona says. “I can’t believe people are really thinking of doing it. I understand the thinking, but I just fear we don’t know enough about how this virus would react in every individual. This is like the Middle Ages, when people deliberately infected themselves with smallpox. It’s vigilante vaccination – you know, taking immunity into your own hands.”

    https://www.healthzone.ca/health/article/630877

    Now there’s a growing buzz on the Internet about “swine flu parties,” and it has medical experts across the country up in arms as the H1N1 virus continues to spread across the U.S. In fact the US Centers for Disease Control and Prevention, (CDC), says it “expects that more cases, more hospitalizations and more deaths from this outbreak will occur over the coming days and weeks”.

    https://ac360.blogs.cnn.com/2009/05/07/parents-kids-swine-flu-parties/

  3. #3 Christian W
    8. Mai 2009

    Naja, “been asked about” und “growing buzz on the Internet” … noch nichts Konkretes. Einfach die Leute informieren und hoffen, dass die Hysterie besonders in den sensationsgeilen Medien die Leute davon abhält.
    Ich kann mir sowieso nicht vorstellen, dass bis vor einer Woche alle Menschen weltweit apokalyptische Visionen deswegen hatten und diese Grippe dann jetzt schon auf einer Stufe mit Windpocken gesehen werden soll.

    Grüße
    Christian W

  4. #4 Christian Reinboth
    8. Mai 2009

    @Christian W: Zustimmung. Es scheint aber doch zumindest so zu sein, dass Leute sehr ernsthaft darüber nachdenken, wenn schon Journalisten bei Medizinern anrufen und sich erkundigen, ob sie ihren Lesern zum Mitmachen raten sollen. Man kann vermutlich nur hoffen, dass niemand so einen Unsinn tatsächlich bis zum Ende durchzieht…

  5. #5 Andreas Kyriacou
    8. Mai 2009

    Och, könnten die zahlreichen helvetischen Masernparty-Organisatoren nicht bütte, bütte noch ganz schnell ein paar Schweinegrippeparties organisieren? Aber wirklich schnell bitte: Am 17. Mai stimmen wir darüber ab, ob die Berücksichtigung von anthroposophischer Medizin, Glaubuli-Lehre und dergleichen durch die Bundesverfassung vorgeschrieben werden soll oder nicht. Und ich wüsste im Moment keinen anderen Weg, um den Ja-Stimmenanteil zu reduzieren.

    </cynic-mode>

  6. #6 Christian W
    8. Mai 2009

    @Andreas Kyriacou
    Sie sind sich aber schon im Klaren darüber, dass die Angesteckten dann andere Personen (Ärzte, Pfleger, Unbeteiligte) anstecken, die Viren bei steigender Verbreitung stetig Gelegenheiten zum Mutieren erhalten usw. usf.? Also genau das, was die ganze Pandemie-Hysterie mit Frühwarnsystem und ständigen WHO-Wasserstandsmeldungen unbedingt verhindern sollte.
    Das wäre ungefähr so, als wenn man sich im tiefsten Winter dick einpackt, um nicht zu frieren, nur um dann Ende Februar mit über Nacht in Badehose zu Zelten.

  7. #7 Andreas Kyriacou
    8. Mai 2009

    Sie sind sich aber schon im Klaren darüber, dass die Angesteckten dann andere Personen (Ärzte, Pfleger, Unbeteiligte) anstecken, die Viren bei steigender Verbreitung stetig Gelegenheiten zum Mutieren erhalten usw. usf.?

    Ich hab nicht ohne Grund schon vor einem Jahr Quarantäne für Anthroposophen gefordert.

    Die Anthroposophen beklagen sich gerade im Ramhen des Abstimmungskampfes, dass ihnen zu wenig Mittel für die Forschung zur Verfügung stehen. Da sie nicht an Kontrollgruppen und Blind-Design, sondern nur an die Messung gefühlter Heilwirkung glauben, müssten sie für eine Gruppenstudie unter ihresgleichen in hermetisch abgeriegelten Labors (z.B. dem “Goetheanum” in Dornach) doch eigentlich Feuer und Flamme sein.

  8. #8 Christian W
    8. Mai 2009

    Achso, unter der Vorbedingung bin ich beruhigt. Auch wenn ich solch eine zynische Maßnahme nicht gutheißen möchte.

  9. #9 Antonietta
    8. Mai 2009

    Anstatt aber die Ursachen zu bekämpfen (Verbot grenzüberschreitender
    Tiertransporte und der entsetzlichen Massentierhaltungen, wo sich durch den permanten Streß, die hochbelastete Stall-“Luft” sowie die Massierung
    zigtausender armer Tiere auf engstem Raum Seuchen aller Art in Windeseile
    verbreiten können), sucht die Pharmaindustrie, unterstützt von hörigen
    Politikern und Medien, wiederum nach milliardenschweren neuen
    Profitquellen.

  10. #10 rolak
    8. Mai 2009

    Ahh, der erste sinnleere Vorwurf gegen die (schlechte) Massentierhaltung, weil
    1) iwo Mensch, Vogel und Schwein derart dicht zusammenlen, daß eine Mehrfachinfektion zu einem neuen Virensubtypus führen kann
    2) der Name des Dings einfach zu irreführend ist

  11. #11 Moritz
    10. Mai 2009

    Antonietta?! Alles klar?? Die bösen Pharma-Multis! Pfui aber auch, dass die tatsächlich Geld nehmen, für das, was sie tun! DAS tun Homöopathen, Anthroposophen und andere bekanntermaßen niemals, weil sie von Luft und Liebe leben! Drum ist Homöopathie auch so billig! Gute Frau: verarschen kann ich mich selber.

    Bitte, liebe Frau, und auch alle Gesinnungsgenossen dieser Frau: GRIPPE IST GEFÄHRLICH! Vielleicht nicht unbedingt für Sie, weil Sie, wenn Sie in der Lage sind, einen Computer zu bedienen und dann noch diese Website finden, wahrscheinlich nicht zur Risikogruppe zählen (also kleine Kinder und alte, kranke Menschen), aber dennoch. Diesen Menschen wird durch die bösen, bösen, mephistophelischen Pharmakonzerne GEHOLFEN, weil – leider – Ihre Anhängerschaft, werte Dame, bisher nicht in der Lage war, die besseren Medikamente beizusteuern.

    @Rolak: Danke. Der Name ist echt irreführend. Darf ich vorschlagen, dem WHO-Vorschlag zu folgen? Das wäre, ganz pragmatisch, “Influenza A (H1N1)”. Ein anderes Virus dieses Typs ist im Moment nicht (ernstzunehmend) unterwegs.

  12. #12 Bert Ehgartner
    11. Mai 2009

    Zitat: Eine Gürtelrose – nur eine der möglichen, extrem unangenehmen Spätfolgen einer Windpocken-Erkrankung
    —————–
    Dieses Risiko wird durch die Windpocken-Impfung allerdings auch nicht vermieden, da die Windpocken-Viren sowohl bei der (Lebend-)Impfung als auch bei der Wildviren-Infektion ein Leben lang im Organismus verbleiben.

    In den USA – die eine ca. 10 Jahre längere Erfahrung mit dieser Impfung haben – wird mittlerweile sogar diskutiert, ob die Impfung das Risiko für Gürtelrose erhöht.

    Eine britische Studie ((Thomas SL et al., Lancet 2002) zeigte, dass Erwachsene, die keinen Umgang mit windpockenkranken Kindern haben, ein fünfmal höheres Gürtelrose-Risiko haben als solche, die ab und zu (über kranke Kinder, Enkel,…) mit Wildviren in Kontakt kommen. Scheinbar halten Wildviren die “schlafenden” Viren der Erwachsenen in Schach.
    In den USA gibt es bereits Hinweise, dass diese Hypothese stimmt (Yih WK et al. BMC Public Health 2005):
    Von 1998 bis 2003 ging die Zahl der Windpocken-Infektionen von 16,5 Fällen/1000 Pers. auf 3,5 Fälle/1000 zurück
    Im selben Zeitraum stieg die Häufigkeit von Gürtelrose von 2,8 Fällen/1000 Pers. auf 5,3 Fälle/1000 an.

    Als Schutzmaßnahme wird den Erwachsenen nun die Gürtelrose-Impfung empfohlen. Sie entspricht einer hoch-dosierten Windpocken-Kinderimpfung und imitiert den Kontakt mit kranken Kindern.

  13. #13 svenja
    10. Juli 2009

    was kann mann gegen gürtelrose machen bitte um antwort

  14. #14 Christian Reinboth
    10. Juli 2009

    @svenja: Da die Gürtelrose eine sehr ernstzunehmende Krankheit ist, kann ich an dieser Stelle jedem nur dazu raten, bei einem Anzeichen für eine mögliche Erkrankung einen Allgemeinarzt aufzusuchen und sich untersuchen zu lassen.

  15. #15 drusus
    27. Juli 2009

    aha?
    bitte zeigen sie mir einen “normal denkenden menschen” …

  16. #16 Roman Erstling
    1. August 2009

    Mal angenommen, es gibt ein “harmloses” (Sterberate 1:1.000.000) und ein “bösartiges” Virus (Sterberate 1:100.000) . Die Wirksamkeit von Impfungen sei bereits berücksichtigt, sonst wäre eine Sterberate von 1:10.000 möglich.

    Wieso ist es unvernünftig, eine Ansteckungsparty zu besuchen? Ein Arzt müßte
    mir mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 90 % garantieren, daß es nach einer
    Ansteckung mit der “harmlosen” Schweinegrippe keinen Schutz vor einer
    weiteren Ansteckung innerhalb einiger Monate gibt.

    Mein Gefühl sagt mir jedoch, daß mein Körper einen gewissen (wenn auch vorübergehenden) Abwehrmechanismus aufbaut.

    Viele Grüße,

    Roman

  17. #17 Lars
    9. August 2009

    es scheint wirklich solche ideen zu geben, wie auf dem folgenden bild zu sehen ist:
    https://www.resurrection-dead.de/bilder/33/33b1249818444.jpg
    das gewinnspiel was wird:
    https://www.resurrection-dead.de/gewinnspiel/schweinegrippe

    ziemlich verrückt, oder?