Im Zuge der auch auf den ScienceBlogs geführten Diskussionen um Relevanzkriterien und Artikellöschungen in der Wikipedia lohnt sich ein Blick in einen aktuellen Artikel, der im Wikipedia-Kurier erschienen ist: “Blogosphäre bitte draußen bleiben!”

Das Selbstverständnis einiger (zum Glück aber längst nicht aller) Wikipedianer als einzig wahre Gralshüter des für den Rest der Menschheit relevanten Wissens wird hier – meines Erachtens nach – sehr schön von einem Wikipedianer selbst zusammengefasst:

Im besten Fall werden Blogs von zweitklassigen Wissenschaftlern betrieben, im Normalfall vom Prekariat. Diesen und auch jedem anderem steht es natürlich zu, eine eigene Meinung zu haben und diese zu veröffent- lichen. […] Der wissenschaftliche Diskurs findet aber stets und zum Glück immer noch innerhalb der Wissenschaftsgemeinde statt. Prinzipiell ist eine Demokratisierung der Wissenschaftskommunikation eine schöne Vorstellung, doch wer prüft das angebliche Wissen? Schon innerhalb der Wissenschafts- gemeinde wird zu wenig geprüft und Studien gefälscht bzw. wissen- schaftliche Ergebnisse ignoriert. […]

[…] Unabhängig davon tragen Blogs zu einer erhöhten Wahrnehmbarkeit von im Optimalfall mittelmäßigen Wissenschaftlern bei. Um dauerhaft die Qualität der Artikel innerhalb der Wikipedia zu steigern, kann Wikipedia nicht nur darauf verzichten, ein Blogverzeichnis zu werden, sondern auch gänzlich auf die Einflussnahme der Blogosphäre auf wikipediainterne Richt- linien. Je schneller und konsequenter dies umgesetzt wird, desto eher hoffentlich auch die Erkenntnis der Blogosphäre, dass die kaskadierende Verbreitung von Halbwissen und Stellungnahmen ihre Grenzen bei Wiki- pedia findet.

Und nein, es handelt sich (leider) nicht um einen ironisch gemeinten Beitrag…

Eine schöne Einladung – da fühlt man sich doch direkt dazu animiert, sich einen Account zuzulegen und seine Freizeit in Wikipedia-Artikel zu investieren – immer in der Hoffnung natürlich, dass man als Wissenschaftler zweiter Klasse mit seinen kümmerlichen Beiträgen vor den Wikipedia-Admins bestehen kann. Wobei – zumindest meiner bescheidenen Ansicht nach – die Wissenschaftsgemeinde bislang auch immer ganz gut ohne das Instrument der Schnellöschung von Beiträgen ausgekommen ist.

Gute Öffentlichkeitsarbeit sieht wirklich anders aus…

(gefunden via fefe)

Kommentare (63)

  1. #1 Lars Fischer
    26. Oktober 2009

    Da werden sich Rahmstorf, Krugman et al aber freuen… Wie war das noch mit den aktuellen Nobelpreisträgern, über die es in der deutschsprachigen Wikipedia nixcht mal Artikel gab?

  2. #2 Christian Reinboth
    26. Oktober 2009

    @Lars Fischer: Die haben es eben nicht drauf. Wären sie wirklich gut, würden sie doch für die Wikipedia schreiben…

  3. #3 Thilo Kuessner
    26. Oktober 2009

    Um hier mal die Gegenmeinung zu vertreten: ich finde die Argumente der Wikipedianer aus der Diskussion bei Astrodicticum sehr berechtigt. Der Unterschied zwischen Wikipedia und anderen Internetquellen besteht eben darin, daß eine Kontrolle und Überarbeitung stattfindet.
    Wer sich darüber beklagt, er habe viel Zeit in einen Wikipedia-Artikel investiert und der sei dann komplett überarbeitet oder zusammengestrichen worden, der sollte lieber einen Blog schreiben. In einem Blog kann man seine Sicht so darstellen, wie man es für richtig hält und niemand redet einem hinein. Die Wikipedia hat eine andere Funktion.
    Ich denke wir brauchen beides, die unredigierten Darstellungen in Blogs und die enzyklopädischen in der Wikipedia.

  4. #4 Christian Reinboth
    26. Oktober 2009

    @Thilo: Mit der Relevanzdiskussion an sich habe ich auch überhaupt kein Problem, die ist sicher notwendig, damit nicht am Ende jeder Mist in der Wikipedia steht. Auf der anderen Seite kann man aber nicht leugnen, dass es zum Teil auch berechtigte Kritik an den Wikipedia-Hierarchien gibt, siehe z.B. hier:

    https://www.mainpost.de/nachrichten/kulturwelt/kultur/Die-Wikipedia-Polizei-Das-Online-Lexikon-leidet-an-einer-starren-Hierarchie;art3809,5260344

    Diese schlägt sich nun unter anderem in der Blogosphäre in Diskussionen wie dem über die MOGIS-Löschung nieder. Darauf mit solchen Artikeln wie dem oben zitierten zu antworten, halte ich nun aber für den exakt falschen Weg – eine ergebnisoffene Diskussion über die Probleme würde einen sympathischeren Eindruck machen…

  5. #5 Pharma
    26. Oktober 2009

    https://www.tagesschau.de/ausland/suedkorea134.html
    Achja ich hab hier einen Mittelmäßigen Wissenschaftler gefunden. Der war bestimmt auch mal Blogger 🙂

  6. #6 Christian W
    26. Oktober 2009

    Ich möchte einmal ganz blasphemisch fragen: Warum darf eigentlich nicht jeder Mist in der Wikipedia stehen?

    Die Wikipedia soll ein online verfügbares Nachschlagewerk, ein Lexikon möglichst des gesamten Menschheitswissens sein, richtig? Falls dem so ist, darf doch eigentlich überhaupt gar kein Wissensbereich unterrepräsentiert sein. Okay, Triviales wie die hundertste Nebenrolle mit nur einem einzigen Halbsatz einer unbekannten Sitcom macht nicht denselben niveauvollen Eindruck wie eine umfangreiche, detaillierte Beschreibung der Quantentheorie oder sogar die mathematischen Struktur der Quantenmechanik, die man ohne Mathematik- oder Physikgrundstudium beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen kann. Aber ist nicht beides gleichermaßen Bestandteil heutigen Wissens? Sicher, ersteres braucht man eigentlich überhaupt nicht wissen. Aber Zweiteres ist doch für 99% der Menschheit genauso unbedeutend, nur Forscher und hochspezialisierte Ingenieure sind auf dieses Wissen angewiesen (ja, so gut wie jeder profitiert davon; aber wissen oder gar verstehen braucht es keiner außer die Experten). Wieso ist es so wichtig, beispielsweise im ohnehin schon extrem ausführlichen Artikel zur Blinddarmentzündung noch Dutzende(!) weiterführende Links zu noch spezielleren medizinischen Artikeln aufzulisten(!), mit Themen, die kein Normalsterblicher von sich aus nachschlagen würde und von denen sicherlich auch eine ganze Reihe praktizierender Ärzten zum letzten Mal während des Studiums gehört hat, aber auf gar keinen Fall zu unwissenschaftlichen und eher trivialen Themen auch nur ein Wort zuviel zu verlieren? Verdammt, es reicht doch zu wissen was ein Blinddarm ist, wann und wie der sich entzünden kann und dass Ärzte dagegen was unternehmen können – dass das scheiße weh tut, weiß ich im Notfall auch selbst. Für mich sind 90% der Kategorie Medizin, 80% der Kategorie Physik und insgesamt 99% der gesamten WP höchst irrelevant. Da ich davon ausgehe, dass es so in etwa auch allen anderen Menschen geht, kann ich nicht verstehen, dass es überhaupt Streit um Relevanz geben kann – entweder ist für WP alles relevant oder die Wikipedia quillt seit Jahren von irrelevantem Müll über.

    Warum also gibt es Themenbereiche, wo jede einzelne Teilfrage bis zur Perversion genau untersucht werden darf, während woanders schon ein einzelner Artikel als relevant verteidigt werden muss? Die einzige plausible Erklärung aus meiner Sicht ist, dass die (deutschen) Wikipedianer etwas ganz anderes im Sinn haben als ein Nachschlagewerk des gesamten Menschheitswissens – vielleicht so eine Art Lexikon des “Was man wissen darf und was nicht – wie unterscheide ich mich als Bildungsbürger vom Proletariat?”

  7. #7 Christian Reinboth
    26. Oktober 2009

    @Christian W: Eine gute Frage, über die man auf jeden Fall diskutieren kann. Wenn ich pro “Irrelevanz-Löschungen” argumentieren sollte, würde ich sagen, dass man gerade bei Artikeln zu allgemein eher unwichtigen, obskuren und daher vielleicht als “irrelevant” eingestuften Artikeln in der Regel nicht verifizieren kann, ob es korrekt ist, was jemand schreibt, weil keine öffentlich einsehbaren Quelle existieren. Ich könnte mir z.B. für eine “Herrmann-Meier-Straße” im Dorf XY eine erfundene Geschichte über einen Herrmann Meier aus dem Ärmel schütteln und diese in der Wikipedia plazieren. Wenn nicht gerade jemand bei der Gemeinde nachfragt, würde er wohl dort bleiben – wenn er nicht wegen Irrelevanz gelöscht würde. Sinn des Ganzen sollte es meines Erachtens nach also sein, keine Artikel zu solchen Themen zuzulassen, bei denen niemand verifizieren kann, ob die Inhalte korrekt sind, d.h. keine Artikel zu Themen zuzulassen, für die es keine Quellen gibt bzw. geben kann.

    Wobei der Begriff “Relevanz” von der Wikipedia-Community zumindest nach meiner Erfahrung oft anders beurteilt wird – da sind dann solche Themen “irrelevant”, die außer wenigen Interessierten keiner kennt bzw. die irgendwie obskur erscheinen – unabhängig dafür ob es Quellen dafür gibt oder nicht…

  8. #8 Christian W
    26. Oktober 2009

    Gut, gehen wir für den Moment davon aus, die Relevanzkriterien sollen dazu dienen,

    keine Artikel zu Themen zuzulassen, für die es keine Quellen gibt

    Dann ist zumindest der Begriff sehr irreführend gewählt. Wenn jemand eine schlecht oder gar nicht belegte Geschichte einstellt und diese mit der Begründung “fehlende Belege, keinerlei Verlässlichkeit” entfernt werden, wäre das sicher etwas ganz anderes, als wenn nur lapidar erklärt wird “irrelevant, verstößt gegen die Relevanzkriterien”.

    Wobei der Begriff “Relevanz” von der Wikipedia-Community zumindest nach meiner Erfahrung oft anders beurteilt wird – da sind dann solche Themen “irrelevant”, die außer wenigen Interessierten keiner kennt bzw. die irgendwie obskur erscheinen – unabhängig dafür ob es Quellen dafür gibt oder nicht…

    Sorry, aber das kann ich nun überhaupt nicht mehr verstehen. Eher unbekannte Themen, die möglicherweise nur eine sehr kleine Zahl von Betroffenen überhaupt etwas angeht und sonst niemanden interessiert…klingt für mich nach einem Muss für eine Enzyklopädie. Wie oft hat etwa Doyles Sherlock Holmes einen Fall nur lösen können, weil er irgendein völlig unbekanntes Gift in einem medizinischen Almanach gefunden hat oder die Mordwaffe erst als solche erkannt, nachdem er in einem Nachschlagewerk über irgendwelche Bräche eines einzigen Urwaldvolk-Dorfes nachgelesen hatte?

    Wozu soll Wikipedia bitte gut sein, wenn dort nur das zu finden ist, was alle interessiert und ohnehin schon wissen, Dinge die nicht jedem oder nur einer sehr kleinen Zahl von Menschen bekannt sind aber nicht?

  9. #9 Christian Reinboth
    26. Oktober 2009

    @Christian W:

    Sorry, aber das kann ich nun überhaupt nicht mehr verstehen. Eher unbekannte Themen, die möglicherweise nur eine sehr kleine Zahl von Betroffenen überhaupt etwas angeht und sonst niemanden interessiert…klingt für mich nach einem Muss für eine Enzyklopädie.

    Sehe ich ganz genauso. Genau das ist der entscheidende Punkt, um den es in vielen aktuellen Wikipedia-Diskussionen geht – wie interpretiert man den Relevanzbegriff. Dazu ein schönes Beispiel aus dem Jahr 2007 – Wikipedia-Gründer Jimmy Wales hatte damals einen Artikel über ein Restaurant angelegt, der sofort wieder mit dem Verweis auf dessen “Irrelevanz” gelöscht wurde:

    Wikipedia-Gründer Jimmy Wales war bei Mzoli essen, schrieb einen Lexikoneintrag. 22 Minuten später löscht den ein anderer Nutzer. Begründung: Irrelevant! Entschieden hat das Chad Horohoe, ein 19-jähriger Amerikaner, der bei Wikipedia sogenannte Administratoren-Rechte hat.

    https://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,508726,00.html

    Und ein aktuelleres Beispiel:

    Insbesondere die Debatte um Heinrich Bützler hat mich genervt. Der Grund für meinen Artikel war nämlich, dass in Köln eine Straße nach ihm benannt wurde. Meine Idee war, dass man eigentlich bei jeder nach einer Person benannten Straße per Wikipedia herausfinden können sollte, wer diese Person ist, und was sie geleistet hat. Immerhin war die Person bedeutend genug, dass ein paar Volksvertreter diese Benennung beschlossen haben. Aber selbst das hat als Relevanzkriterium nur ganz, ganz knapp ausgereicht.

    https://blog.koehntopp.de/archives/2646-Unter-Wikipedianern.html

    Andere, völlig irrwitzige Artikelthemen sind dagegen relevant:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Bauchnabelfussel
    https://de.wikipedia.org/wiki/Dirty_S%C3%A1nchez

    Was also ist relevant und was nicht? Und was sollte relevant sein? Und wer hat das zu entscheiden? Genau das sind letztendlich die Fragen, mit denen die Wikipedia-Community aktuell konfrontiert wird – und auf die man mit Artikeln wie dem oben verlinkten eher suboptimal reagiert…

  10. #10 radicchio
    26. Oktober 2009

    aus dem link von mainpost:

    “„Es gibt definitiv eine Machtkonzentration bei Wikipedia“, sagt Stegbauer.”

    wen wundert das? in der wikipedia bildern sich ganz normale und übliche hierarchien heraus. stichwort peter-prinzip. sicher ist da viel guter wille und engagemant aber auch eine melange aus inkompetenz, arschkriecherei und größenwahn. letztere pflanzen sich quasi zwangsläufig fort. sie verdrängen die »nutzpflanzen« wie unkraut.

    hinzu kommt erschwerdend, dass die »schwarmintelligenz« eben immer nur das mittelmaß repräsentiert.

  11. #11 Irrelevant
    26. Oktober 2009

    Wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel. Und getroffene Hunde bellen 😀

  12. #12 Florian Freistetter
    26. Oktober 2009
  13. #13 Christian Reinboth
    26. Oktober 2009

    @Florian: Immerhin trägt die Sache zur Sichtbarkeit des Wikipedia-Kuriers bei:

    https://topsy.com/tb/de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Kurier

  14. #14 rofl
    26. Oktober 2009

    Die “wissenschaftliche Gemeinde” lacht sich bestenfalls kaputt über solche Trollartikel als öffentliches Statement.
    Und da der Autor sich ja irgendwie so darstellen möchte, als gehöre er zur Selbigen: die Wikipedia ist – nicht ohne Grund – NICHT als wissenschaftliche Quelle anerkannt!

    Er betreibt also nicht mehr als ein Hobby – einem ernsthaften wissenschaftlichen Anspruch wird man bei der deutschen Wiki ewig hinterherhecheln und solange man solche Artikel veröffentlicht ist man weiter von ihm entfernt, denn je.
    Denn die erste Tugend der Wissenschaft ist die Neutralität. Lagerbestimmung/-denken ist das genaue Gegenteil, also: fail!

    Daher ist der englisch Ansatz in meinen Augen auch der richtigere, als der deutsche Alleingang – so viel Wissen zusammentragen wie möglich und DIE BENUTZER entscheiden lassen, was relevant ist.

  15. #15 Irrelevant
    26. Oktober 2009

    Ach ja nochwas, der Einleitungssatz wird ganz gern überlesen:

    Mission: Der Kurier ist das Boulevardblatt der Wikipedia-Gemeinschaft. Nicht neutral, nicht enzyklopädisch, aber hoffentlich unterhaltsam und informativ berichtet er, was die Wikipedia gerade bewegt.

  16. #16 Christian Reinboth
    26. Oktober 2009

    @Irrelevant: Dass der Kurier keine allgemeingültigen Verlautbarungen bringt ist klar. “…berichtet er, was die Wikipeda gerade bewegt” reicht aber schon aus, um den Artikel interessant zu machen, insbesondere da er IMHO für eine bestimmte Geisteshaltung steht, die in der Wikipedia leider immer öfter anzutreffen ist. Der nachfolgende Artikel “Wikipedia, öffne Dich” weist im übrigen ähnliche Tendenzen auf, von daher denke ich schon dass die Sache zumindest einen kurzen Kommentar rechtfertigt. Dass längst nicht alle Wikipedianer so denken, versteht sich dabei hoffentlich von selbst…

  17. #17 Matthias
    26. Oktober 2009

    Naja, vermutlich geht’s bei Wikipedia-Kurier weniger um hochwertige Blog-Artikel, die sorgfältig und durchaus auf wissenschaftlichem Niveau geschrieben wurden, sondern um die notorischen Selbstdarsteller und -verlinker die meinen, jeden Blog-Artikel auch noch irgendwie bei Wikipedia unterzubringen um damit die eigene Wichtigkeit zu unterstreichen. Davon gibt’s leider sehr viele.

  18. #18 rofl
    26. Oktober 2009

    Egal wo sie es veröffentlichen – sie tuns halt 😉

    Oder meinst du rennomierte Wissenschaftler haben die Angewohnheit ne Dreckecke, wo sie Leute, die anderer Meinung sind mit Schmutz bewerfen, statt zu argumentieren?

    OK – wenn ich nochmal so drüber nachdenke – eventuell haben sie eine – aber die wird halt nich veröffentlicht 😉

    Mit sowas untergräbt man nämlich seinen eigenen Standpunkt und macht sich unseriös. Da kann man nich sagen – so nächster Artikel, nu wieder alles ganz streng wissenschaftlich und den übernächsten mach ich mich dann wieder zum Clown …
    Ist der Ruf erst ruiniert …

  19. #19 Marcus Cyron
    26. Oktober 2009

    Mal ganz deutlich – die oben zitierte Aussage ist nicht repräsentativ für die Wikipedia. Im Gegenteil. Ich versuche seit längerer Zeit in Wissenschaftskreisen für das Projekt zu werben. Denn bei der Reichweite haben “wir” als Wikipedia wie auch “wir” als Akademiker die Pflicht für möglichst große Korrektheit zu sorgen. Ironie bei der Sache ist doch nicht zuletzt, daß es hier gar nicht um Wissenschaft geht, sondern um Alltagskultur. Ich gehöre in der Wikipedia zur Gruppe, die generell Artikel bei entsprechender Qualität zu allen Bereichen gerne sehen. Deshalb stammte von mir auch der Löschantrag auf den Artikel zu “ScienceBlogs”. Nicht, weil ich das Blog nicht für relevant genug für eine Darstellung in der Wikipedia halte, sondern weil die Qualität nicht stimmte. Eben durch den Löschantrag wurde er aber verbessert und steht jetzt nach Beendigung des Löschantrags in brauchbarer (wenn auch immer noch nicht in idealer Form) in der Wikipedia. Löschanträge sind nicht selten Hilferufe, bei Artikeln mit völlig mangelnder Qualität. Und es kann eben nicht jeder Mitarbeiter Artikel zu jedem Thema “retten”. Man stelle sich das vor, wenn der Physiker ohne echte Ahnung von Politik etwa den Artikel zu “Bundeskanzler” (willkürliches Beispiel!) verbessert. Vielleicht noch mit abstrusen Internetbelegen. Machen wir uns nichts vor, das Internet ist eben nicht im Schnitt ScienceBlogs, sondern “Ey Alte zeig mir deine Möpse”.

    Fakt ist – viele Mitarbeiter haben Scheuklappen – viele aber auch nicht. Und meine Erfahrung ist sogar, daß die größten Gegner von wissenschaftlichen Artikeln selbst Akademiker sind. So wurde auf betreiben eines promovierten Wissenschaftlers beschlossen, daß es keine Artikel zu Sonderforschungbereichen der DFG geben soll. In meinen Augen unhaltbar. Oder daß Wissenschaftler nur dann “relevant” sind (ich hasse dieses Wort in Bezug auf Menschen, selbst wenn klar sein muß, daß hier einzig die enzyklopädische Bedeutung gemeint ist) wenn sie Professor sind. Undzwar nicht Junior- oder Vertretungsprofessor. Es gab Zeiten, da galt die Habilitation als ausreichend. Hilfskonstrukte sind, daß Wissenschaftler mit ihrer vierten selbstständigen Schrift “relevant” sind. Komischerweise reichen aber zwei belletristische Bücher. Das wurde so beschlossen, um Autoren von Ratgeber, Kochbücher, Esoterikbüchern etc. den Zugang zu eigenen Artikeln zu erschweren (die zum Teil eine Zeit lang versuchten Wikipedia als Werbeplattform zu nutzen). Daß hier der Unterschied zwischen Fach- und Sachbuch völlig ignoriert wurde ist natürlich fatal. Somit ist beispielsweise eine Isolde Stark, Althistorikerin, “relevant” wegen ihrer zwei Kinderbücher, nicht aber ihrer drei Fachbücher (OK, in der Gesamtrechnung wären es fünf).

    Nun fragt man sich aber, wie so etwas überhaupt passieren konnte? Hier muß man sich aus der Wissenschaft auch einmal an die eigene Nase fassen. Zum einen herrscht hier – wie ohen schon angedeutet – nicht selten fehlender Selbstrespekt, zum anderen ist das Engagement von Akademikern viel zu gering. Und hier muß man sich auch endlich einmal von den aus Internetsicht archaischen Vorstellungen wie “ein Werk, ein Autor, ein Name” trennen. Kollaboratives Arbeiten wird sicher auch in der Wissenschaft immer wichtiger. Und – verändern kann man nur von innen.

    Fatal wäre aber auch, wenn man die Wikipedia völlig für alles frei geben würde. Man stelle sich das vor. Was würde Wikipedia noch von Google unterscheiden? Wikipedia will je gerade Wissen sammeln und gebündelt bieten. Als ersten Einstieg zum Thema. Und hier sind wir schon weitaus weiter als es jede andere allgemeine Enzyklopädie es erreicht hat. Oder glaubt wirklich Jemand, daß auch nur die Hälfte der bestehenden Artikel im Brockhaus stehen würden? Es gibt Bereiche, das sind wir sogar Fachlexika überlegen. Und es gibt Bereiche, die in einem katastrophalen Zustand sind. Aber Wikipedia lebt eben einzig von seinen Mitarbeitern. Und wenn wir kaum Literaturwissenschaftler haben, die mitarbeiten, ist der Bereich Literaturwissenschaften eben unterirdisch (allein schon deswegen halte ich die Diskussion um den neuen Kindlers für absurd, Wikipedia kann nicht einmal ansatzweise mit halten).

    Ich habe ja noch eine persönliche Meinung, warum manchmal Wissenschaft in der Wikipedia so schlecht abschneidet. Das liegt an der wissenschaftlichen Arroganz (oder nennen wir es alternativ Abgehobenheit), die meint, sie stünde über allem. Aber diese Zeiten sind vorbei. Wissenschaft um der Wissenschaft willen ist vorbei. Der Großteil wird aus Steuermitteln finanziert, daraus erwächst auch eine Verantwortung. Man muß auch einmal etwas an die zurück geben, die das alles finanzieren. Und die lesen zu einem nicht geringen Teil Wikipedia, wenn sie sich informieren wollen. Warum bekommen sie dort nicht die neuen Erkenntnisse aus erster Hand präsentiert? Es muß endlich ein geben und nehmen herrschen. Zu aller Seiten Vorteil. Vor allem die Geisteswissenschaften sollten sich hier angesprochen fühlen, die ja immer mehr in einen Erklärungsnotstand rutschen.

    Und zum Abschluss – es ist von Außen immer recht leicht zu kritisieren. Doch würde ich jedem Aussenstehenden einmal empfehlen, sich für ein, zwei Stunden am Nachmittag die neu angelegten Artikel anzusehen. Da bekommt man erst mit, womit wir paar Hanseln zu kämpfen haben. Denn obwohl die Artikelanzahl täglich um mehr als 400 neue bleibende Artikel steigt, steigt die Zahl der Mitarbeiter nicht. Somit müssen prozentual immer weniger Mitarbeiter immer mehr Artikel pflegen. Wie wundert es da, wenn mittlerweile für neue Artikel eine ansprechende Erstform verlangt wird? Wir haben nicht die Mittel, neue Artikel durchweg zu verbessern. Denn obwohl wir zu hunderten diese Arbeit in unserer Freizeit und ohne Entgeld tun, bekommen wir eher wie derzeit Kritik zu hören, als Positives. Daß sich die Autoren dann auch gegen zum Teil unberechtigte oder nicht umsetzbare Kritik zusammen schließt oder Regeln schaffen, um allem Herr zu werden, kann nicht verwundern, oder? Wer mehr Offenheit, mehr Artikel will, muß sich engagieren. Ansonsten sind es leere Hülsen und Phrasen. Anderen Arbeit aufhalsen ist immer so leicht.

  20. #20 Marcus Cyron
    26. Oktober 2009

    PS: wer im Kurier mal etwas weiter unten sucht, findet einen polemischen Beitrag von mir, wo ich schon vor Wochen einen Hilfeschrei abgesetzt habe, weil eben Platzhirsche ohne Ahnung vom Thema die Fachleute vertreiben. Der Kurier ist ein Medium, wo eben auch mal private Sichtweisen erscheinen. Mein Beitrag wurde dort gekontert. Theoretisch wäre das auch bei dem derzeit diskutierten Beitrag möglich. Der Kurier ist ein Ort um Aufmerksamkeit für eine Sache zu erregen. Nicht mehr – nicht weniger.

  21. #21 Thomas Television
    26. Oktober 2009

    Es klingt irgendwie absurd, dass sich gerade die Wikipedia-Macher als elitär verstehen und sich im Zuge der Qualitätssicherung von der Blogosphäre abgrenzen wollen. Sie haben aber natürlich Recht, zumindest damit, dass Blogs nicht zwingend die richtigen Quellen für Inhalte sind. Die Formulierung Blogs würden vom “Prekariat” gemacht ist allerdings sehr abgehoben. Ich frage mich, was das für Leute sind, die so etwas schreiben .

  22. #22 Christian Reinboth
    26. Oktober 2009

    @Marcus Cyron:

    Danke für diese ausführliche Stellungnahme, die hoffentlich zu weiteren Diskussionen anregt. Von mir nur ein kurzes Feedback, da sich bei mir gerade die Arbeit stapelt:

    (1) Der Löschantrag für den ersten Artikel über die ScienceBlogs war IMHO vollkommen in Ordnung. Meines Erachtens nach müsste es gar keinen Artikel über die ScienceBlogs in der Wikipedia geben, aber in die Diskussion hänge ich mich nicht auch noch rein 🙂

    (2) Dass viele Akademiker keine Artikel über sich selbst oder ihre Arbeiten in der Wikipedia sehen möchten ist verständlich – da ist meines Erachtens nach die Sorge zu groß, dass man die Artikel entweder ständig im Auge haben muss um zu vermeiden, dass sich Fehler einschleichen oder aber dass das Ganze als schamlose Eigen-PR wahrgenommen und dementsprechend belächelt wird. Ich würde in der Wikipedia weder einen Artikel über unser An-Institut oder über mich sehen wollen, egal wie viele Texte ich vielleicht noch veröffentlicht kriege…

    (3) Das Ziel “mehr Wissenschaftler in die Wikipedia” finde ich unterstützenswer. Nach meiner Erfahrung hakt es momentan vor allem daran, dass die meisten forschenden Wissenschaftler relativ wenig Zeit für Artikel erübrigen können und – einmal ganz salopp gesprochen – “keinen Bock” darauf haben, dass ein fachfremder Admin den Artikel redigiert. Das Problem scheint mir zu sein, dass gerade Fachleute, die sich vielleicht nur auf wenige Artikel konzentrieren möchten, sich bei Edit-Diskussionen niemals gegen gut vernetzte und engagierte Wikipedianer durchsetzen können. Als Experte wiederholt von Laien korrigiert zu werden, kann sicher ganz schön frustrieren – zumindest haben mir das Kollegen wiederholt berichtet, die in der Wikipedia aktiv sind oder dort mal aktiv waren.

    (4) Die Wikipedia für alles freizugeben wäre natürlich Unsinn – so gesehen muss es schon Admins und auch die Möglichkeit zur Löschung geben. In der Diskussion um Relevanzkriterien und gelöschte Artikel, die momentan in der Blogosphäre tobt, muss es aber seitens der Wikipedia-Community andere Möglichkeiten geben, für ihre Sichtweise zu werben, als solche unglücklichen Artikel wie der im “Kurier”. Wer allen ernstes schreibt, dass Blogs primär eine Sache des “Prekariats” seien, betreibt nicht gerade gelungene Eigenwerbung.

    (5) Wissenschaft und Steuergelder – darüber könnte man endlos diskutieren. Ja – natürlich hat die Wissenschaft eine gewisse Verpflichtung, für die ihr anvertrauten Gelder auch so etwas wie Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und zu begeistern. Daraus abzuleiten, es bestünde eine Verpflichtung, bei der Wikipeda mitzuarbeiten, halte ich jedoch für falsch – wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit lässt sich auch anders betreiben, und neben der Wikipedia gibt es etliche gute Fach-Wikis, in denen das Kernproblem der fachfremden Artikelredigierung nicht auftritt – das Problem, zu dem man unweigerlich immer wieder zurückommt: Kein Wissenschaftler hat Freude daran, wenn er in seinem Fachgebiet von Fachfremden belehrt wird…

    Wäre es nicht möglich, Admins für bestimmte Themenbereiche einzuteilen, auf denen sie auch fachlich beschlagen sind? Einen Ansprechpartner zu haben, der eben nicht nur die Regeln überwacht sondern auch eine inhaltliche Bewertung abgeben kann, könnte meines Erachtens nach die Schwelle senken. Unsinnige Artikel mit wüsten Beschimpfungen animieren jedenfalls niemanden zur Mitarbeit…

  23. #23 avy
    26. Oktober 2009

    Ist den Wikipedianern bewusst, dass bei einer wissenschaftlichen Arbeit Wikipedia nicht die erste (bei seriösen Wissenschafltern imho nichtmal die letzte) Wahl als Quelle ist?

  24. #24 Heiko
    26. Oktober 2009

    Wie man gesehen hat, führt ein Account bei Wikipedia ohne überzeugende selbstgeschriebene Artikel oder Beiträge in der Wikipedia nur dazu, dass man als Sockenpuppe oder Fleischpuppe diffamiert wird. Argumente zählen nur, wenn sie von den richtigen Personen kommen.

    Wer die richtige Person und was überzeugend ist, bestimmt selbstverständlich die etablierte Klasse in der Wikipedia.

  25. #25 Ava Odoemena
    26. Oktober 2009

    Bei der WP hat sich eine fatale Kapsel-Kultur mit betriebsblinder Innensicht und unterdrückerischem, repressivem Verhalten gegen Außen eingeschlichen. Die WP wird gleichzeitig aber immer mächtiger, von ganz alleine, schon alleine deshalb muss die Netzgemeinde an dieser Kapsel nagen.

    Aktuell in der Telepolis hierzu eine sehr gute Satire von Markus Kompa:

    https://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31378/1.html

  26. #26 Irrelevant
    26. Oktober 2009

    Tja, wer mit überzeugenden Artikeln und Beiträgen gezeigt hat, dass er was drauf hat, gehört zur “etablierten Klasse”. Ist das nicht in der Regel so, dass man sich erst beweisen muss?

  27. #27 ak
    26. Oktober 2009

    @Irrelevant: wie soll man denn noch mit überzeugenden Artikeln und Beiträgen punkten können und sich damit etablieren, wenn es sehr wahrscheinlich ist, dass ein Artikel mangels Relevanz gelöscht oder schnellgelöscht wird?

  28. #28 Christian Reinboth
    26. Oktober 2009

    Kleines Update am Rande: Die Diskussion über den Kurier-Artikel hat in der Wikipedia mittlerweile zu einem “Edit War” geführt, da der eine oder andere Wikipedianer ob der Häme des Beitrags sowie seiner Außenwirkung doch etwas entsetzt war und für eine Löschung plädiert hat:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia_Diskussion:Kurier#L.C3.B6schdiskussion.2C_Kommentar_.22Blogosph.C3.A4re….22_und_.22Wikipedia.2C_.C3.B6ffne_Dich.22

    Inzwischen ist der Wikipedia-Kurier übrigens für Änderungen gesperrt.

  29. #29 Florian Freistetter
    26. Oktober 2009

    @Irrelevant: Ist das nicht in der Regel so, dass man sich erst beweisen muss?

    Was ist denn aus WP:AGF geworden?

  30. #30 andrax
    26. Oktober 2009

    “kaskadierende Verbreitung von Halbwissen” – Ups, da hat die Wikipedia doch den 1. Platz. – Was dem Projekt fehlt, ist ein kritischer Umgang mit z.B. rassistischem “Wissen”. Die Wikipedia ist voll mit “herrschendem Wissen”.

  31. #31 Roland K
    26. Oktober 2009

    “Warum darf nicht jeder Mist in Wikipedia stehen?” … weil die Ressourcen der Wikipedia-Community begrenzt sind und weil sich Wikipedia das Ziel gesetzt hat, dass neue Artikel immer ein paar Mindest-Kriterien erfüllen. Der Artikel sollte ein Mindestniveau erfüllen, enzyklopädische Relevanz besitzen und durch Quellen belegt sein.

    Die Wikipedia-Community ist groß, wächst aber derzeit nicht weiter. Im Gegensatz dazu wächst die Artikelzahl. Um die fast 1 Mio Artikel in der deutschen Wikipedia weiterhin aktuell halten zu können, gegen Unsinn-Edits zu schützen und optimalerweise weiter zu verbessern, macht es Sinn sich bei neuen Artikeln auf “wichtige Themen und Artikel” zu konzentrieren. Manchmal ist es eben nicht so einfach zu entscheiden was “wichtig genug” ist.

  32. #32 Chamsis
    26. Oktober 2009

    Um noch einmal zu unterstreichen, dass “Meisterkoch”, der Autor dieses Kurier-Artikels, keinesfalls für die gesamte Community spricht:
    Seinen Wunsch, zum Admin gewählt zu werden, hatte die Wikipedia-Community letztes Jahr mit überwältigender Mehrheit (14 pro, 98 contra) abgeschmettert.

    Aus den Contra-Begründungen der abstimmenden Wikipedianer:

    “unangenehmer Tonfall”

    “Hat leider massive Probleme, normale höfliche Umgangsformen zu wahren.”

    “Bitte erst erfolgreich “versuchen, einen zivilisierten Ton an den Tag zu legen”, dann kandidieren.”

    “Bestätigt mein Vorurteil, dass Selbstnominierungen immer Fehleinschätzungen der Eignung sind.”

    ” ‘Blubb, blubb, blubb. Wenn ich admin waer, waerst du weg. Glaubs mir.’ Hu? Mit dieser Einstellung will ich ihn lieber nicht als Admin.”

  33. #33 Helge
    26. Oktober 2009

    @Marcus Cyron: Finde Deinen ausführlichen Kommentar prima. Die Ansage

    Im besten Fall werden Blogs von zweitklassigen Wissenschaftlern betrieben, im Normalfall vom Prekariat.

    ist schon ein dickes Brett. Hier hat jemand vergessen, dass die Wikipedia auch aus Leuten der Blogosphäre besteht. Sippenhaft von bloggenden Wissenschaftlern für zweifelhafte Inhalte der Blogosphäre, das zeugt nicht grade von konstruktivem Dialog.

    Die Wikipedia hat Großartiges geleistet, und zur Wikipedia gehören auch alle Blogger die in der Wikipedia etwas leisten. Das Medium ist nicht die Message kann man da nur sagen.

    …und erst Denken, dann Return-Taste drücken.

    Vielleicht hätte der Wikipedia-Nutzer der das verfasst hat erst die Seite Wikistress lesen sollen?

    Ich bleibe auch als Wissenschaftsblogger (der als Wissenschaftler zweiter Klasse aus dem Prekariat bezeichnet wird) der Wikipedia treu. Ein Idiot kann eine Idee nicht kaputt machen, deren Zeit gekommen ist, das sollte man sich vielleicht öfters mal sagen.

    Die Äußerung war ein Bärendienst für die Wikipedia. Damit dürfte der Gute gestraft eigentlich genug sein. Eine Entschuldigung wäre allerdings auch mal eine Geste an die Blogosphäre. Ich respektiere Wikipedia-Gestalter und -Nutzer. Diesen Respekt kann man auch erwidern. Ich wette unter Realname wäre so eine Äußerung nie gefallen. Vermutlich ist das Statement nicht unter Realname gepostet worden, oder?

  34. #34 Sören Brandes
    26. Oktober 2009

    Nur, um das etwas richtigzustellen: Die Kritik, Wikipedia sei in der Wissenschaft nicht zitierbar, geht am Thema vorbei. Wikipedia will gar nicht wissenschaftlich zitierbar sein, denn bei Enzyklopädietexten handelt es sich um Tertiärtexte. Es würde ja auch kaum einem Wissenschaftler einfallen, in einem aktuellen Fachaufsatz über Kaiser Augustus den Brockhaus-Artikel “Römisches Reich” als Sekundärliteratur zu zitieren oder auch nur anzugeben. Völlig zu Recht werden Studenten darauf hingewiesen, dass sie weder Brockhaus noch Wikipedia noch allgemeine Studieneinführungen für ihre Hausarbeiten benutzen sollen.

  35. #35 Helge
    27. Oktober 2009

    Sören Brandes: Ich versteh nicht, warum eine Wikipedia nicht zitierbar sein soll. Und ich versteh auch nicht, warum es nicht das Ziel sein sollte die zitierbar zu machen. Du hast schon mitbekommen, das ganze Fakultäten für Bioscience ihre professionelle Forschung in der Wikipedia veröffentlichen, oder? Inklusive Anleitung für die Wissenschaftler “A short guide to creating your first Wikipedia article”

    Vielleicht in dem Zusammenhang auch ganz spannend zu lesen Voluntary Engagement in an Open Web-Based Encyclopedia: Wikipedians and Why They Do It.

  36. #36 Marcus Cyron
    27. Oktober 2009

    @ avy: Wikipedia hat nicht den Anspruch eine zitierbare Quelle zu sein. Wikipedia will ein Lexikon, eine Enzyklopädie im besten Falle, sein. Und die sind ja oft auch gar nicht zitierfähig. Wikipedia ist ein erster Einstieg zur Orientierung. Hier findet man eine erste hoffentlich korrekte Darstellung, dazu Literaturhinweise und Weblinks, so denn vorhanden. Wikipedia hat noch nie den Anspruch vertreten Fachliteratur zu sein. Wir forschen ja auch nicht – wir stellen das da, was schon erforscht ist. Der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit und Zietierfähigkeit ist ein Anspruch von Aussen. Den können wir aber im Ganzen nicht erfüllen. Dennoch gibt es Artikel, die das Beste sind, das es zumindest in deutscher Sprache dazu gibt. Im Schnitt ist Wikipedia recht gut – und das ist ja das eigentlich erstaunliche. Leider aber auch an manchen Ecken wirklich schlecht.

    @ Helge: noch einmal ganz ausdrücklich von mir – ich distanziere mich von solch einer Aussage, ebenso wenig werden sich die hier schreibenden sicher Aussagen wie “Löschnazi” oder “Blockwart” zu eigen machen wollen, mit der Wikipedianer derzeit (in anderen Blogs) bedacht werden. Das ist eine unsinnige Aussage. Die vor allem mir sehr ungelegen kommt, kämpfe ich doch mit an der Front um Wissenschaftler ins “Wikipediaboot” zu bekommen. Mir ist klar und schmerzlich bewußt, daß solche Aussagen sicher nicht einladend sind. Aber das ist eine Einzelmeinung, von der ich nicht einmal glaube, daß sie wirklich so gemeint ist, sondern polemisch “poientiert” sein soll. Manchmal gelingt das aber nicht und der Effekt ist genau Gegenteilig. Ich würde mich auch dafür entschuldigen, wie es ein anderer unserer besten und prominentesten Autoren via Twitter getan hat – aber ich kann mich nicht für das entschuldigen, was andere machen. Ich kann hier ebenso nur den Kopf schütteln. Wie der Großteil der Mitarbeiter.

    “Wer die richtige Person und was überzeugend ist, bestimmt selbstverständlich die etablierte Klasse in der Wikipedia. ” – aber das ist doch überall so. Man zeige mir ein umgekehrtes Beispiel im Wissenschaftsapparat.

    @ Ava Odoemena: “Bei der WP hat sich eine fatale Kapsel-Kultur mit betriebsblinder Innensicht und unterdrückerischem, repressivem Verhalten gegen Außen eingeschlichen. Die WP wird gleichzeitig aber immer mächtiger, von ganz alleine, schon alleine deshalb muss die Netzgemeinde an dieser Kapsel nagen.”

    Und genau das ist diese unberechtigte, meiner Meinung nach arrogante Sicht, die die Autoren in der Wikipedia ärgern. Auch hier noch einmal – man zeige mir andere Stellen, wo man einfach von außen kommen kann, um etwas zu ändern! Wo ist das denn möglich? Natürlich haben in der Wikipedia die das sagen, die sich seit Jahren für das Projekt ihren Allerwertesten aufreissen. Wo wäre das denn anders? Vielleicht sollte man vor solchen Aussagen mal einen Realitätscheck wagen. Zudem liebe ich diese Verallgemeinerungen.

    Das ironische ist ja, daß wenn man über einen recht kurzen Zeitraum in der Wikipedia als Autor mitarbeitet, schnell anerkannt ist. Sicher schneller als im normalen wissenschaftlichen Betrieb. Sicher ist der Einstieg nicht mehr so leicht wie früher. Zum einen weil die Anforderungen an die Qualität gestiegen sind (aber bitteschön – hier rede ich doch mit Akademikern, oder? Schreiben gehört hier doch zum Handwerk und die Syntax eines Wikis ist extrem leicht), zum anderen weil eben die 500.000 gängigsten Lemmata mittlerweile belegt sind. Wir haben leider auch ein paar Löschmeister, die schnell mit Löschanträgen zur Hand sind – doch werden Löschanträge auf vernünftige wissenschaftliche Beiträge so gut wie nie gelöscht. Hier haben Themen der Alltags- oder Popkultur viel größer Sorgen. Ich habe in bald fünf Jahren schätzungsweise 3700 Artikel gestartet. Von diesen wurden vielleicht zehn gelöscht. Aber auch deshalb bleiben sie erhalten, weil meine Anfangsqualität der Artikel in den allermeisten Fällen akzeptabel ist.

    Wer es dann in ein oder zwei Monaten mit ein paar guten Artikeln in die Wikipedia geschafft hat, wird auch voll akzeptiert. Bei Sachfragen wird auch so in den allermeisten Fällen auf Einwürfe “von Aussen” gehört – so sie denn berechtigt sind. Ich freue mich sogar, wenn “meine” Artikel noch verbessert und erweitert werden. Man zeige mir aber ein System, in den ganze 200 Artikeledits und zwei Monate Anmeldung ausreichen, um ein volles Mitspracherecht selbst in diffizielsten Entscheidungen zu bekommen. Und eine Stimme zählt immer nur als eine Stimme. Egal ob vom 2-Monats Neuling mit 200 Edits oder vom Alteingesessenen Wikipedianer der nach sieben Jahren 300.000 Edits getätigt hat. Innen ist das System sehr demokratisch. Das wird meist nur von denen verneint, die ihre Vorstellungen nicht durchsetzen konnten. Und zu dieser demokratischen Struktur gehören eben auch die ominösen, berühmt-berüchtigten Relevanzkriterien. Oder auch die “Löschhölle” mit den Löschkandidaten.

    Man muß in diesem Megaprojekt mit mittlerweile fast einer Million Artikeln einfach Grundregeln haben. Und die müssen auch einigermaßen durch gesetzt werden. Und das tun eben die “alten”, erfahrenen Mitarbeiter, die sehr oft mittlerweile zu Administratoren gewählt wurden und qua des Amtes wegen Entscheidungen treffen sollen. Man stelle sich vor, jeder Mitarbeiter könnte das. Es gäbe ein hauen und stechen. Dabei passieren sicher auch immer mal wieder Fehler. Und diese fallen auf. Leider nicht die weitasu mehr positiv abgelaufenen Aktionen.

    Was ich für mich persönlich nicht verstehen kann ist die Einstellung “ich mache nicht mit, weil dann vielleicht irgend ein Fachfremder Admin kommt und meinen Artikel ändert”. Zum einen ist es mittlerweile für einen fachfremden Admin gar nicht mehr so leicht, ohne Angabe von Gründen einen belegten Fachartikel zu verändern. Zum anderen kann dieser fachfremde Mitarbeiter (mit Admin hat das meist gar nichts zu tun) zwei Dinge besser beurteilen:
    1. ist der Artikel korrekt im Wikipediasinne, also ist er neutral, richtig formatiert etc.
    2. ist er für Nichtfachleute verständlich?
    Ich kenne einen Althistoriker, der ab und an in der Wikipedia schreibt, der gerade dieses Feedback mag und eher traurig ist, wenn sich in “seinem” Artikel nichts tut. Vielleicht muß man hier als Wissenschaftler auch etwas weniger auf seine eigene Formulierungen oder so versteift sein. Und – zu vielen Bereichen haben wir durchaus Mitarbeiter mit mindestens Grundwissen. Hier kann es durchaus schon mal zu Fachdiskussionen kommen. Warum begreift man so etwas nicht mal als Bereicherung, sondern immer negativ?

    Fakt ist – bei Wikipedia läuft nicht alles richtig. Fakt ist aber auch, daß sehr vieles richtig läuft. Und Fakt ist, daß viele Personen, darunter auch ich, seit Jahren händeringend weitere Mitstreiter suchen. Aber statt Engagement bekommt man immer wieder auch berechtigte wie unberechtigte Kritik zu hören. Dennoch bleibt das, was ich schon geschrieben habe – ändern kann man nur von innen heraus. Veränderungen gehen nur über Engagement. Aber das Schöne bei Wikipedia ist: auch wenn nicht immer alles klappt, hier kann man wirklich noch etwas verändern und bewegen! Und tut letztlich etwas Gutes dabei. Denn wenn wir alle mal ehrlich sind – für unser eigenes Fachgebiet würden wir Wikipedia ntürlich nie verwenden. Aber um mal zu einem anderen Thema eine Information einzuholen ist sie doch allemal gut 😉 – dumm nur, daß auch die Leser zu meinem Fachgebiet so denken. Also muß ich hier so gut arbeiten, wie ich es nur kann.

  37. #37 Marcus Cyron
    27. Oktober 2009

    Nachtag @ Helge: das mit den Fakultäten für Bioscience hat einen ganz bestimmten Grund. Einer der Mitarbeiter dort ist einer der Schöpfer der Wiki-Software und Wikipedianer der ersten Stunde ;).

    Wer Wikipedia zitieren will, kann dies gerne tun, wer sollte ihn hindern? Man muß auch keine angst vor Änderungen haben, man kann jede Version (auch nach einer Änderung bleibt ja alles erhalten, jeder Artikel wird dann ja nur komplett neu abgespeichert) über einen Permanentlink zitieren. Aber es ist nicht der Anspruch der Wikipedia und kann es nicht sein. Dazu haben wir gar nicht das Personal. Wir haben vielleicht 10.000 Artikel die solch hohen Ansprüchen genügen. Ohne eine Vervielfachung der Autoren kann Wikipedia so etwas nicht einmal überlegen in Angriff zu nehmen.

    Was ich eigentlich auch noch einmal ansprechen wollte – derzeit gibt es in der Wikipedia die Entwicklung hin zu bestimmten Fachbereichen, die nicht autonom aber je nach “Stärke” ihrer Mitarbeiter in der Wikipedia-Community schon recht frei in ihrem Bereich bestimmen kann. Vor allem Biologen und Mediziner sind hier schon recht weit. So eine Entwicklung, die ich schon lange fordere, ist natürlich sicher auch einfacher für eine Mitarbeit von Akademikern. Es gibt leichter zu findende Ansprechpersonen, Hilfe bei Artikelarbeit wie auch bei Problemen mit anderen Mitarbeitern u.s.w. Diese Entwicklung muß noch nachhaltiger voran getrieben werden, aber wie immer bei jeder Entwicklung gibt es auch Gegner, die das Wikipedia-System (jeder kann überall und mit der gleichbedeutenden Stimme) untergehen sehen. Dabei ist diese Abstimmungsmentalität zum Glück aus der Artikelerstellungsarbeit weitestgehend raus. Ich würde bei “meinen” Artikeln sicher nicht akzeptieren, daß abgestimmt wird, ob der Inhalt korrekt ist. Aber natürlich lasse ich mir fachlich auch Fehler aufzeigen. Kann ja immer mal wieder passieren. Denn nur wer nichts tut, macht keine Fehler.

    Und nun habe ich aber die Geduld der Leser für heute genug strapaziert.

  38. #39 Matthiasb
    27. Oktober 2009

    Man muß auch berücksichtigen, daß durch die massiven Beschimpfungen, die an anderer Stelle ausgeschüttet wurden und durch die enorme Mobilisierung von Bloglesern, die in an längst vergangene Zeiten erinnernder blinder Zustimmung zu ihrem Meinungsguru wie die Heuschrecken auf diversen Funktionsseiten in der Wikipedia eingefallen sind, viele Wikipedianer, die wie Marcus oben erläuterte die Eingangskontrolle vornehmen, genervt sind.

    Tatsache ist jedenfalls, daß Foren und Blogs nur bedingt nutzbar sind, auch weil sie entweder nicht mit Permanentlink verlinkbar sind oder weil die Grundlage der dortigen Informationen nicht überprüfbar ist. Es hat sich jedoch noch nicht allgemein herumgesprochen, daß Blogs nicht etwa eine minderwertige Informationsquelle per se sind, sondern lediglich eine, zugegebenermaßen recht moderne, Form der Veröffentlichung. So betreiben etwa namhafte Zeitungen wie die Washington Post und die New York Times einen Teil ihrer Auslandsberichterstattung als Blog, der inzwischen nicht mehr als Printmedium erscheinende Christian Science Monitor nutzt diese Form der Veröffentlichung ebenfalls intensiv und ist ganz sicher eine sogenannte reputable Informationsquelle.

    Die Abneigung gegen die Blogosphäre in der Wikipedia geht vor allem auf die Nutzung von Blogs als Mittel der Propaganda zurück; gerade im Bereich der Politik hat sich das Bloggen als Möglichkeit der Mobilisierung von Anhängern herausgestellt, erstmals so richtig war das beim Libanonkrieg 2006 zu beobachten. Die Antipathie der Wikipedia gegen die Blogosphäre als ganze wurzelt darin, daß die meisten Blog-Beiträge für Dritte nicht verifizierbar sind. Was nicht verifizierbar ist, ist Theoriefindung und insofern für eine Enzyklopädie nicht brauchbar. Die zugebenermaßen durchaus fundamentalistische Abschottung von Wikipedia-Inhalten gegen Blogs im allgemeinen ist ein leider notwendiges Abwehrinstrument gegen Point-of-view-Pusher, Selbstdarsteller, PR-Manager, politische Extremisten aller Couleur, Faker und eine Reihe weiterer derjenigen, denen es nicht um die Vermittlung von Wissen, sondern um die Verbreitung der eigenen Meinung geht.

    Vielen Wikipedianern geht es in der aktuellen Debatte viel weniger um den einen konkreten Artikel zu Fefes Blog, sondern es geht ihnen um die Unabhängigkeit der Wikipedia von massiver Einflussnahme von außen, um die Neutralität, vor allem in umstrittenen Themenbereichen aufrechtzuerhalten; ob dies immer gelingt, wäre ein anderes Thema. Es geht also viel mehr um die gezielte Einflussnahme auf die Wikipedia als solche denn um die Qualität von Blogs im einzelnen. Wichtig ist nicht, wer und warum eine solche Einflussnahme versuchte. Doch halt, das Warum ist durchaus eine wichtige Frage. Jedenfalls wurde damit gezeigt, in welcher Weise die Wikipedia angreifbar ist, und vor allem in der englischen Wikipedia gab es solche Versuche bereits. Von daher ist die ganze Affäre durchaus nützlich, sie schärft unser aller Aufmerksamkeit.

    Ansonsten, sind wir doch ehrlich, Blogbeiträge, deren URL nach drei Tagen nicht mehr stimmt, nerven oder nicht?

  39. #40 data
    27. Oktober 2009

    Ohne die bisherigen Kommentare gelesen zu haben: Löschen siegt. Habe gerade versucht, den von euch zitierten Teil zu finden – aber keine Chance. Nur in der Änderungshistorie hatte ich Erfolg

  40. #41 Christian Reinboth
    27. Oktober 2009

    @data: Die interne Diskussion zur Löschung lässt sich hier nachlesen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia_Diskussion:Kurier#L.C3.B6schantrag_auf_den_Beitrag

  41. #42 Christian Reinboth
    27. Oktober 2009

    @Chamsis: Ist schon klar, dass der nicht für alle spricht. Inzwischen wurde der Artikel ja auch aufgrund der Proteste anderer Wikipedianer aus dem Kurier gelöscht – das zeigt ja, dass die Mehrheit eher anders denkt (was ich ja auch nicht bestritten habe). Ich glaube dennoch, dass die vom “Meisterkoch” vertretene Meinung von etlichen Wikipedianern geteilt wird – sicher nicht der Mehrheit, aber doch genügend um zu den strukturellen Problemen zu führen, die z.B. hier bemängelt werden:

    https://www.mainpost.de/nachrichten/kulturwelt/kultur/Die-Wikipedia-Polizei-Das-Online-Lexikon-leidet-an-einer-starren-Hierarchie;art3809,5260344

    @Sören Brandes: Ich nehme an, die Frage nach der wissenschaftlichen Zitierfähigkeit ist vor allem deshalb aufgekommen, weil der Autor des Artikels solchen Wert darauf gelegt hat, die Wikipedia in dieser Hinsicht von der Blogosphäre abzugrenzen – so habe ich das zumindest aufgefasst…

    @Marcus Cyron: Erst mal vielen Dank für die ausführlichen Antworten – es freut mich, dass hier auch überzeugte Wikipedianer mitdiskutieren. Als erste Anlaufstelle für Informationen habe ich die Wikipedia auch immer verstanden und kann nur sagen, dass sie in dieser Hinsicht exzellent geeignet ist. Gerade wenn man einen Fachbegriff sucht findet man oft nicht nur eine nachvollziehbare Kurzzusammenfassung sondern auch zahlreiche Literaturverweise und Links – in der Regel ein guter Start für jede Recherche. Gerade deshalb ist es aber meines Erachtens nach auch wichtig, dass man (a) auch die etwas obskureren Themen zulässt, deren Relevanz sich dem Prüfer nicht immer erschließt und (b) weiter daran arbeitet, möglichst viele Mit-Schreiber aus ganz unterschiedlichen Berufs- und Interessensgruppen zu gewinnen – und dabei sind solche Artikel wie der inzwischen gelöscht natürlich extrem kontraproduktiv…

    Aber das ist eine Einzelmeinung, von der ich nicht einmal glaube, daß sie wirklich so gemeint ist, sondern polemisch “poientiert” sein soll.

    Wie man in der Löschdiskussion nachlesen kann, ist sie leider doch so gemeint gewesen, mal ganz abgesehen davon, dass zumindes für viele Außenstehende in den letzten Monaten der Eindruck enstanden ist, dass es sich eben nicht um eine Einzelmeinung sondern um zumindest teilkollektive Ansichten handelt. Der Tonfall hat dabei in den letzten Wochen – zumindest gefühlt – an Schärfe gewonnen, was sicher auch daran liegt, dass in einigen Blogs polemisiert wird. Wenn ich mir bloß ansehe, wie beispielsweise hier ein User abgekanzelt wird, bloß weil er in der Diskussion um den besagten, wirklich schlechten Artikel das Wort “Blockwart” verwendet hat – wohlgemerkt in Anführungszeichen und klar und eindeutig nicht im vollen Ernst:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer_Diskussion:Mh

    Zuerst kommt da:

    Nazivergleiche und andere Beleidigungen sind unerwünscht. Lesetipp: WP:WQ, WP:KPA.

    Dann folgt eine längere Erwiederung des Benutzers, in der er nochmal erklärt, wie die Verwendung des Begriffs zu verstehen ist und in der er sich ausbittet, dass man doch mit ihm über die inhaltlichen Probleme diskutieren solle. Woraufhin er die Rückantwort erhält:

    Ich gehe davon aus, dass du deine Sprache nun unseren Gepflogenheiten anpassen wirst und betrachte die Ermahnung damit als zur Kenntnis genommen.

    Ein Beispiel von vielen für die seltsame Art und Weise, in der in der Community mit Leuten umgesprungen wird, die gegen irgendwelche Regeln verstoßen oder unübliche Ansichten vertreten – und nein, damit will ich jetzt nicht sagen, dass das immer so abläuft. Aber denkt denn irgendjemand, sowas wirkt einladend? Wie viele potenzielle Autoren werden durch so was abgeschreckt oder wieder vertrieben?

    Die engagierte Verteidigung der Wikipedia ist natürlich trotzdem angekommen und in den meisten Punkten sicher auch berechtigt. Vielleicht sollte ich mal wieder meinen alten Account reaktivieren und selber etwas schreiben, anstatt mich über den Kurier zu ärgern. Unterm Strich bleibt für mich dennoch das Fazit, dass das Projekt das eine oder andere strukturelle Problem hinsichtlich Löschungen, Relevanz etc. hat – und dass ich es nicht verkehrt finde, wenn darüber in der Blogosphäre – konstruktiv! – diskutiert wird. Dass darauf mit solchen Anfeindungen reagiert wird, halte ich für einen großen Fehler – aber da sind wir uns ja vermutlich ohnehin einig…

    Was ich eigentlich auch noch einmal ansprechen wollte – derzeit gibt es
    in der Wikipedia die Entwicklung hin zu bestimmten Fachbereichen, die nicht autonom aber je nach “Stärke” ihrer Mitarbeiter in der Wikipedia-Community schon recht frei in ihrem Bereich bestimmen kann.

    Das finde ich wiederum recht spannend…

    @Matthiasb:

    Tatsache ist jedenfalls, daß Foren und Blogs nur bedingt nutzbar sind,
    auch weil sie entweder nicht mit Permanentlink verlinkbar sind oder weil die Grundlage der dortigen Informationen nicht überprüfbar ist.

    Also das mit dem Permanentlink ist bei den meisten aktuellen Programmen glaube ich kein Problem mehr. Und was die Überprüfbarkeit angeht würde ich behaupten, dass dies auch für die Wikipedia gilt. Dort kann man zwar Quellen angeben, die Vermutung liegt jedoch nahe, dass die nicht überprüft werden – zumindest nicht wenn es sich um gedruckte Werke handelt. Was die Überprüfbarkeit von Blogposts angeht, gibt es ja das researchblogging-Qualitätssiegel für Blogpostst mit nachprüfbaren Quellen:

    https://www.scienceblogs.de/weitergen/2008/04/neues-qualitatssiegel.php

    Darüber hinaus sind Blogs natürlich nicht zitierfähig. Das soll ja auch nicht so sein…

  42. #43 Lenny
    27. Oktober 2009

    Ich habe in Wikipededia immer als eines der absoluten Vorzeigeprojekte der Zusammenarbeit von Usern im Internet angesehen. Schon die Idee eine – fast – alles umfassende und unabängige Wissensdatenbank auszubauen hielt ich für grandios und das Internet wie geschaffen dafür.

    Für jede freie Gesellschaft ist unabhängige Information eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, daher war und ist Wikipedia ausgesprochen wertvoll.

    Allerdings scheint hier es nun eine Tendenz zu geben, eine Vorauswahl zu treffen, welche Informationen man lesen darf und welche nicht. Und ganz ehrlich? Da stäuben sich mir die Nackenhaare. Das Projekt ging von der Grundidee “von User für User” aus. Der eine weiß etwas, was einen anderen Interessiert und stellt daher diese Information zur Verfügung.

    Ich finde es gerade zu unverschämt, wenn nun irgendeiner herkommt und sagt: Das ist nicht interessant genug, nicht relevant genug! Woher bezieht dieser Mensch das Recht zu entscheiden, was für mich oder andere relvant genug ist? Woher nimmt er sich das Recht zu sagen, dieses darf ich lesen, dieses aber nicht? Wohlgemerkt, wir gehen immer von der Idee “von User, für User” aus.

    Meiner Meinung nach darf es für Wikipedia nur eine Frage geben die Relevanz besitz: Ist der Artikel wahr und (so weit wie möglich) objektiv oder nicht (natürlich darf auch keine Gesetzesverletzung verwirklicht werden ;))? Die Frage ob der Artikel interessant genug ist, darf sich gar nicht stellen, weil keiner diese Frage für alle User beantworten kann.

    Wir reden hier auch nicht von einem Buch, welches nur eine beschränkte Seitenanzahl hat, die schon aufgrund von physiklischen Verhältnissen begrenzt ist. Natürlich kostet die Erweiterung und die Verwaltung der Ressourcen Geld und Arbeit, ich denke aber, dass die “Gemeinde”, wenn sie gebeten wird zu spenden um eben die Wikipedia als Wissensdatenbank zu halten und zu vergößern, gern bereit sein wird, einen Beitrag zu leisten.

    Wenn man es genau nimmt, ist die Löschung von Artikeln mit der – sehr subjektiven und fadenscheinigen – Begründung “Uninteressant” Zensur.

    Auch wenn es etwas übertrieben ist ;), möchte ich auf einen Satz hinweisen: Jede Regierung die sagt, das darft du wisssen, das aber nicht, endet unweigerlich in einer Diktatur.

  43. #44 Christian W
    27. Oktober 2009

    @Lenny
    Dein Kommentar läuft insgesamt auf meinen Standpunkt hinaus, aber ich würde gern hierzu etwas sagen:

    Wenn man es genau nimmt, ist die Löschung von Artikeln mit der – sehr subjektiven und fadenscheinigen – Begründung “Uninteressant” Zensur.
    Auch wenn es etwas übertrieben ist ;), möchte ich auf einen Satz hinweisen: Jede Regierung die sagt, das darft du wisssen, das aber nicht, endet unweigerlich in einer Diktatur.

    Zensur kann nur von einem staatlichen Organ ausgeübt werden, nicht von einem privaten oder unabhängigen Projekt wie Wikipedia. Denn Zensur beschreibt das Vorenthalten des Rechts durch Exekutive, Legislative oder Judikative, seine Individualmeinung ungehindert äußern zu dürfen (Meinungs- und Redefreiheit). Dieses Recht gilt immer gegenüber staatlichen Organen, gegenüber niemandem sonst. Niemand hat das Recht, in jemandes Wohnzimmer ungehindert seine Meinung äußern zu dürfen, das ist der direkte Umkehrschluss der Meinungs- und Redefreiheit: Genauso wie der Staat dich nicht hindern darf, deine Meinung zu sagen, muss er auch gewährleisten, dass niemand mit seiner Meinung die Rechte eines Anderen verletzt. Diese Rechte beinhalten eben auch, dass jeder auf seinem privaten Grund und Boden (oder seiner WWW-Plattform) nach eigenem Gusto bestimmen darf, wer was wann wie warum sagt oder tut. Denn dass ist letztendlich nichts anderes als dessen Meinungs- und Rede-Freiheit, das Verbieten einer Rede oder Meinung auf seinem Privatbesitz ist auch eine Meinungsäußerung.
    Darum ist es stets absolut unpassend, wenn im Internet von Zensur geredet wird – jede Präsenz gehört irgendwem und solange das kein staatliches Organ ist, kann derjenige zulassen oder nicht zulassen, wonach ihm ist.

  44. #45 Christian W
    27. Oktober 2009

    Achja, das wollte ich ja eigentlich auch unterbringen, habe es aber ganz vergessen:

    Jede Regierung die sagt, das darft du wisssen, das aber nicht, endet unweigerlich in einer Diktatur.

    Uh-oh, dann haben wir ja die letzten 50 Jahre unheimlich viel Glück gehabt. Ein halbes Jahrhundert voller Zensur und noch immer halten sich die Anzeichen für eine Diktatur in Grenzen.
    Unsere Regierungen haben immer schon reichlich zensiert. Die Rede- und Meinungsfreiheit wird an all denjenigen Stellen eingeschränkt, wo sie das höchste Gut im deutschen Grundgesetz, die Menschenwürde gefährden: Volksverhetzung, Aufruf zu Gewalttaten, Kinderpornographie, Rassismus, religiöser Fundamentalismus, usw. Das alles ist selbstverständlich Zensur, niemand bestreit das. Kurioserweise ist das Land auf der Welt mit der wenigsten Zensur oft genug diejenige Demokratie, die am ersten mit einer Diktatur verglichen wird.

    Vielleicht solltest du diesen Satz noch einmal überdenken. Die Realität sagt nämlich etwas anderes, etwa “Keine Regierung in keiner Regierungsform kommt ohne Zensur aus, aber je mehr Zensur stattfindet, desto sicherer befindet man sich in einer Diktatur”.

  45. #46 dulsberg-nord
    27. Oktober 2009

    Nur zweitklassige Wissenschaftler bloggen

    Das ist doch super! Zweitklassiger Wissenschaftler ist jedenfalls mehr, als meine Mutter mir je zugetraut hätte. 😀

  46. #47 Christian Reinboth
    27. Oktober 2009

    @Marcus Cyron: Als Nachtrag zur “Einzelmeinung” sei noch aus der aktuellen Löschdebatte um den Artikel zitiert, in der jemand unter anderem vorschlägt:

    Es sollte mehr vermittelt werden, warum heutzutage Artikeländerungen nicht mehr so einfach sind, als vor einigen Jahren. Es ist auch eine vernünftige Balance zwischen “Artikelbesitzern” und denjenigen zu finden, die neues Wissen in diese einbringen wollen

    Was kommt als Antwort?

    Nee, die WP ist keine so eine Internetgeschichte, wo derjenige der in Heimtierbesitzerforen Backrezepte austauscht oder bewertet und in Blogs zum Weltfrieden mal eben ein Statement abliefert, und daher aus Gewohnheit auch bei der WP haltmacht. […]

    In den meisten Fällen waren das völlig berechtigte Reverts, aber der Neuling wollte natürlich immer eine absolut wichtige Info eintragen, auf die der Artikel nur gewartet hat. Und anstonsten habe ich eher den Eindruck, dass die Blogger die Bedeutung der WP unterschätzen bzw. ihre eigene überschätzen. […] Von dem Streit jetzt hat doch max. 1% der Bevölkerung was mitbekommen, aber 70-80% nutzen die WP.

    Genau um den aus solchen Aussagen entstehenden negativen Eindruck geht es mir – und der basiert eben nicht allein auf einer Einzelmeinung.

  47. #48 Florian Freistetter
    27. Oktober 2009

    Auch ein “schönes” Zitat aus der Diskussion:

    Ach, wenn ein Wirtschafts”wissenschaftler” keift sollte man das nicht zu ernst nehmen. Wenn uns Physikern am Institut der Spott über die Wissenschaftlichkeit der VWL ausgeht gehn wir nach nebenan zu den Mathematikern, die haben immer Nachschub. — 87.162.58.100 13:20, 27. Okt. 2009 (CET)

    😉 –Meisterkoch Rezepte bewerten! 15:07, 27. Okt. 2009 (CET)

    Ich weiß, ich weiß: alles Einzelmeinungen – aber trotzdem bedenklich. Ich kenn das normalerweise nur von Astrologen/Homöopathen oder anderen Eso-Freaks. Die haben auch immer ganz strenge Vorstellungen davon, wer was kritisieren darf und wer nicht…

  48. #49 Christian Reinboth
    27. Oktober 2009

    @Florian: Auch schon gelesen und mir meinen Teil gedacht. Schön fand ich auch

    Insbesondere mir vorzuwerfen ich, als fleissiger Mitarbeiter bei Lehrstuhlkooperationsprojekten, wuerde der Wikipedia im Ansehen bei Wissenschaftlern schaden finde ich geradezu grotesk.

    vom Urheber des ursprünglichen “Zweitklassig”- Artikels, der sich offenbar selbst zur wissenschaftlichen Community zugehörig zählt und trotzdem der Ansicht ist, über bloggende Kollegen könne man ruhig mal ganz pauschal herziehen (im Schutze der Anonymität natürlich). Wobei ich das Gepoche auf die Wissenschaftlichkeit der Wikipedia im Vergleich zum den Prekariats-Blogs nicht einmal nachvollziehen kann – immerhin dürfte die Wikipedia kaum irgendwo als Primärquelle für wissenschaftliche Arbeiten verwendet werden – und hat ja selbst nicht mal den Anspruch eine solche zu sein, wie ja auch Marcus Cyron erläutert hat.

  49. #50 Roland K.
    27. Oktober 2009

    Man zitieren Einzelfälle und schließt auf die Gesamtheit. Publication Bias dabei nicht vergessen 😉 Auf der Einen wie auf der Anderen Seite.

  50. #51 Christian W
    27. Oktober 2009

    @Roland
    Christians Artikel bezieht sich ausdrücklich auf “einige Wikipedianer”, also eine Untermenge der Gesamtheit, nicht auf die Gesamtheit. “einige” wie in der geordneten Reihe kein-ein-manche-einige-viele-die meisten-die überwiegende Mehrheit-nahezu jeder-alle.

  51. #52 Christian Reinboth
    27. Oktober 2009

    @Roland K.: Natürlich schließe ich nicht von den Einzelfällen auf alle Wikipedianer, insbesondere deshalb nicht, weil ich einige Wikipedianer ganz gut kenne, die sich sicherlich keines solchen Tonfalls befleißigen würden. Würde ich allerdings keinen kennen und eine solche Diskussion lesen, wäre mein Eindruck sicher ein anderer…

  52. #53 Roland K.
    27. Oktober 2009

    @Christian W: wow, Mathe “Sehr Gut” 🙂

  53. #54 Marc Lehmann
    28. Oktober 2009

    “Deshalb stammte von mir auch der Löschantrag auf den Artikel zu “ScienceBlogs”. Nicht, weil ich das Blog nicht für relevant genug für eine Darstellung in der Wikipedia halte, sondern weil die Qualität nicht stimmte.”

    Also erstes definiert die wikimedia als oberstes Ziel _aller_ ihrer Porjekte die gesamtheit des menschlichen wissens zu sammeln.

    Einen schlechten Aritkel (mit wissen) zu löschen ist daher ganz klar a) qualitätsmindernd (die gesamtqualität nimmt ab) und b) entgegen den zielen des projektes.

    Als Hohn emfpinde ich deine aussage “ich woltle ihn löschen lassen, damit die qualität des artikels besser wird”. Damit outets du dich als nämlich als Löschtroll und nichts anderes.

    Die Wikipedia hat vorhandene mechanismen, um die (durchschnitss-)qualität von artikeln zu vebressern, löschanträge gehören nicht dazu. Diese nicht zu befolgen ist nichts anderes als störung (im sinne von WP::BNS wenns jemand interessiert). Daß du damit durchkommst, ist traurig, zeigt aber lediglich das Willkürsystem auf.

    Leute wie du machen die wikipedia schlichtweg kaputt – an einer verbesserung ist dir offenbar nicht gelegen, und an den durch konsens gefundenen und oftmals vernünftigen regeln liegt dir auch nichts.

    Stattdessen versteckst du dich hinter offensichtlichem unsinn wie “ich will ja nur die qualität vebressern, ich will ja garnicht löschen”. Damit hats du grundsätzlich was nicht verstanden.

    Deine elitäre und herablassende ausdrucksweise hilft auch nicht gerade weiter, zeigt jedoch nur, daß die zerstörende Fraktion in der wikipedia nicht einmal ansatzweise die Kritik versteht, die an ihnen angebracht wird. Oder, wie ich vermute, verstehen will.

  54. #55 shadaik
    28. Oktober 2009

    Der Kurier hat es aber auch sonst in sich. Der Artikel (weit unten) zur kleinschen Flasche bzw. eigentlich zur Unwissenschaftlichkeit der Geisteswissenschaften und der Auswirkungen der Rechtschreibreform auf die wissenschaftliche Fachterminologie ist da so ein ganz besonderes Highlight.

  55. #56 Jean-Pol Martin
    28. Oktober 2009

    mit wikipedia besteht die möglichkeit aus der masse der unbekannten zu emergieren. wenn man gegen überall einprasselnde kritik besteht, kann man so schlecht nicht sein, oder?
    https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Pol_Martin

  56. #57 rofl
    29. Oktober 2009

    Es wurde in unangemessener und unmöglicher Weise gefordert, wir sollten doch endlich kapieren, daß wir die Müllkippe zu sein haben, die andere haben wollen. In diesem Zusammenhang möchte ich einen Zugang auf Fefes Blog um dort über meine Themen zu berichten. Es scheint ja derzeit alles so sozialistisch zu sein, daß alles allen gehört. Dann will ich das aber auch andersrum. Marcus Cyron

    Um mal ein Live-Zitat nachzureichen – differenziert wissenschaftlich!

  57. #58 NP
    29. Oktober 2009

    Nur mal am Rande: es ist euch schon klar, dass der Kurier die BILD-Zeitung der Wikipedia ist?

  58. #59 Melhut
    29. Oktober 2009

    Ich finde sowohl Scieneblogs wie auch Wikipedia klasse. Jedes Medium erfüllt seinen eigenen Zweck und Vergleiche anzustellen, ist imho sinnlos. Wem nutzt das, ausser dem Ego der jeweiligen Beteiligten?
    Wenn ich ganz Allgemein etwas in Wikipedia nachschlage, dann erwarte ich Relevanz, hohe Qualität und objektive, gesicherte Fakten (so gut es eben möglich ist).
    Wenn ich zu einem bestimmten Thema mehr wissen will, lese ich u.a. Blogs. Dort wird auch mal polemisiert, diskutiert und Meinungen werden vertreten.

    In jeder Berufsgruppe wird man Menschen finden, die sich für den Nabel der Welt halten. Der zitierte Wikipedianer ist offensichtlich auch noch ein Nullsummenspieler, der sich nur dann wichtig fühlt, wenn er andere runtermacht. Wenn so jemand “Blogger als zweitklassig” darstellt, dann belächelt ihn doch einfach. Er ist auch ohne euren Spott schon arm genug dran. Und übertragt euren Unmut nicht gleich auf die gesamte Wikipedia-Gemeinde.
    Ich habe vollste Hochachtung für die Wissenschaftler, die hier in den Scienceblogs Laien wie mir wissenschaftliche Themen zugänglich machen.

    Trotzdem bin ich der Meinung, Wikipedia darf nicht zu einem 2ten Google werden.

  59. #60 Max Feierabend
    1. November 2009

    Nach welchen Relevanzkriterien wurde der Artikel zur “Menstruationstasse” aufgenommen? Das ist nach wikipedia doch auch nur ein “Nischenprodukt”. 😉

    Beste Grüße aus Berlin
    Max Feierabend

  60. #61 Sarah
    1. November 2009

    Ich finde Menstruationstassen nicht unrelevant. Nicht im Mindesten. Nur weils dich nicht interessiert..
    Im Gegenteil, billiger, umweltfreundlicher, gesünder und auch angenehmer als Binden oder Tampons, ist es schade, dass nur wenige Frauen diese Alternative überhaupt kennen.
    Und so wenig Nutzerinnen gibt es gar nicht, da redet man halt nicht so drüber. (warum auch immer…)
    Ich kanns jedenfalls empfehlen, nicht nur wegen der offensichtlichen Nutzen, auch meine chronische Harnwegsinfektion ist weg. Ich würde jeder Frau empfehlen, die Tasse mal 3 oder 4 Monate auszuprobieren, die erste Woche ist ein bisschen seltsam, weil ungewohnt und direkt, aber dann ist es besser als alles andere, ich gebs nicht mehr her.

    So, das war Werbung von mir, sorry, aber bestimmte Dinge gehören betont.. (Und max hat angefangen)

  61. #62 GeMa
    3. November 2009

    In leichter Abwandlung Christians Überschrift : “nur erstklassige Werbeleute schreiben in Wikipedia”

  62. #63 GeMa
    3. November 2009

    sorry, zu früh losgeschickt – der Werbelink fehlte noch https://de.wikipedia.org/wiki/Regividerm