Im Kino wird demnächst offenbar – passend zur Schaffung des ersten Bakteriums mit synthetisiertem Genom – mal wieder der beliebte Stereotyp des skrupellosen und Gott spielenden Wissenschaftlers bedient, der mit illegalen gentechnischen Experimenten an menschlicher DNA eine Katastrophe auslöst.

Man beachte den zusammengeschnittenen Dialog zu Beginn des Trailers:

“Wenn wir jetzt keine menschliche DNA benutzen, wird es jemand anderes tun.” “Die Öffentlichkeit und die Politiker werden uns in Stücke reißen. Dafür gehen wir ins Gefängnis” “Das Klonen von Menschen ist illegal. Das hier ist nicht menschlich – jedenfalls nicht vollständig.”

Und darum geht es:

Splice – Das Genexperiment

Das Forscherpaar Elsa (Sarah Polley) und Clive (Adrien Brody) arbeiten, im Bereich der Biogenetik, mit DNA-Kreuzungen für den erfolgreichen Einsatz
in der Medizin. Die Beiden erhalten auch große Beachtung mit einem Tier- Hybrid, doch leider werden die Geldgeber ungeduldig, da sich dadurch noch lange kein Geld verdienen lässt.

Um ihre Ergebnisse weiter voranzutreiben gehen Clive und Elsa daher einen Schritt weiter und schaffen, hinter verschlossenen Türen, die erste Kreuzung zwischen Mensch und Tier; ein Experiment mit schwerwiegenden Folgen…

Noch deutlicher bringt es übrigens der englische Kinotrailer auf den Punkt:

At this very moment in labs across the country boundaries are being pushed, risks are being taken and a line is about to be crossed…

Mal wieder kein Eintrag für die Liste der wissenschaftsfreundlichen Kinofilme

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Kommentare (11)

  1. #1 rudimens
    1. Juni 2010

    “doch leider werden die Geldgeber ungeduldig, da sich dadurch noch lange kein Geld verdienen lässt.”
    Wenn Wissenschaftler ihre NeuGIER von GeldGIER instrumentalisieren lassen, muss das nicht freundlich sondern warnend dargestellt werden.
    Weil: Wenn etwas nicht zu Ende gedacht wird, geht auch schonmal was daneben. Wie im richtigen Leben eben.

  2. #2 KommentarAbo
    1. Juni 2010

  3. #3 Christian Reinboth
    1. Juni 2010

    @rudimens: Soweit ich den Plot richtig verstanden habe, lassen sich die beiden Protagonisten im Film nicht für finanzielle Interessen instrumentalisieren, statt dessen sorgt offenbar die mangelnde finanzielle Verwertbarkeit der Ergebnisse dafür, dass die Forschung eingestellt werden soll, woraufhin die beiden auf eigene Faust weitermachen…

  4. #4 Dr. Glukose
    1. Juni 2010

    Biogenetik…noch nie gehört! Dat Vieh auf dem Poster sieht aber schon lächerlich aus!

  5. #5 Stefan Taube
    1. Juni 2010

    Es ist natürlich schwierig über einen Film zu urteilen, den man noch gar nicht gesehen hat, aber ich finde zumindest die Trailer cool! Kann schon sein, dass hier mit einem Stereotyp gespielt wird, aber das ist für Genre-filme ja nicht ungewöhnlich. Vergleich das mal mit einem Western: In der Regel ist ein Western keine Fremdenverkehrswerbung für den amerikanischen Westen und die Helden sind auch irgendwie meist Outlaws und Grenzüberschreiter (deswegen sind sie ja im Westen). Hey, es ist Kino und diese Outlaws sind die Leute, die uns interessieren.

    Wichtig ist, dass die Charaktere sympathisch sind und zur Identifikation einladen, also keine Crazy Scientists oder Nerds mit Hasenzähnen und Glasbausteinbrille sind. Was im Kino aufregend ist, sind Grenzüberschreitung, das Außergewöhnliche, ein Ort, an dem übliche Gesetze nicht mehr gelten, sei es der wilde Westen oder Grenzgebiete der Wissenschaft. Ich wage zu behaupten, dass das eher eine positive Werbung für Wissenschaft ist. Ich lass mich aber gerne belehren von jemanden, der den Film wirklich gesehen hat.

  6. #6 nihil jie
    1. Juni 2010

    ich mag solche filme durchaus 🙂 dennoch ist die gefahr gross, dass menschen da zu viel hinein interpretieren. manche benutzen es auch als referenz in gesprächen um möglichen missbrauch in der forschung. es ist für manche menschen schwierig mit solchen filmen um zu gehen, oder eher mit dessen inhalten.
    ich zb. bin ein grosser fan von dem cyberpunk genre… und dieses hat eine menge düsterer zukunfts filme, bücher, musik mit düsteren texten usw.. hervorgebracht… wenn ich das alles so wörtlich nehmen würde müsste ich mich erschiessen, ehängen oder von der tischkante in die tiefe springen *lach ich habe durch diese werke aber meinen lebensmut und hoffnungen nicht verloren. warum auch ? die filme gestalten doch nicht die zukunft… ich denke es liegt an uns wie wie sie gestalten.
    ich schaue mir solche filme dennoch immer wieder gerne an… es grusselt halt, bringt einem zum lachen oder zum schmunzeln usw… sie haben für mich einen gewissen unterhaltungswert… das ist aber nun wirklich alles.

  7. #7 Stefanp
    1. Juni 2010

    Das Problem mit dem Film ist sicherlich, dass durch die Begriffswahlen eine eindeutige Beziehung zu aktuellen Debatten über Gentechnik, Hybriden und Stammzellen hergestellt wird. Dadurch wird der Film zu einer Meinung. Und die ist mehr als eindeutig und entspricht einer in der Diskussion real vertretenen Meinung: Menschen dürfen nicht Gott spielen, tun sie es doch, kommt dabei eine grauenvolle Katastrophe heraus. Der Trailer macht durch die Wortwahl den Bezug zur aktuellen Debatte überdeutlich. In diesem Kontext hört der Film auf fiktional zu sein und wird zu einem realen und hochproblematischen Kommentar. Das ist das Problem mit diesem Film.

  8. #8 Christian Reinboth
    1. Juni 2010

    @Stefan Taube: Das Problem mit dem Film ist m.E.n., dass hier nicht irgendein obskures Thema rein fiktional aufgegriffen wird, sondern – das suggeriert zumindest der Trailer – bewusst eine Brücke zur aktuellen Diskussion um Forschung an menschlicher DNA geschlagen wird. Das macht den Film zu einem negativen, recht einseitigen Kommentar, der wieder mal das “Feindbild” des Gott spielenden Wissenschaftlers bedient, der im Namen seiner Forschung sämtliche rechtlichen und ethischen Grenzen sprengt. Da ist – zumindest mir persönlich – der stereotype Nerd mit Brille und ohne Freundin lieber…

    Der Vergleich mit WildWest-Filmen greift hier zumindest meiner Ansicht nach nur halb, schließlich spielen die in der Regel irgendwann im 19. Jahrhundert, so dass ein entsprechender Abstand gewahrt bleibt (will sagen: zwar wird das Stereotyp vom wild um sich schießenden Ami bedient, dennoch befürchtet sicher kein Texas-Besucher, von einer Horde reitender Pistoleros überfallen zu werden). Der tie-in dieses Films (“At this very moment in labs across the country boundaries are being pushed…) ist da schon ein ganz anderer…

  9. #9 Stefan Taube
    1. Juni 2010

    @Stefanp @Christian: Ich will euch gar nicht widersprechen, das klingt gut, was Ihr schreibt.

    Ich will aber doch nochmal darauf hinweisen, dass das Überschreiten einer Grenze und den Übergang in ein Niemansland, in der übliche Regeln nicht gelten, etwas ist, was das Sciencefiction-Genre mit dem Wildwest-Genre verbindet. Das ist, was solche Filme spannend macht. Wenn es in der Sciencefiction nicht gerade um fremde Planeten und Außerirdische geht, dann ist die Grenzüberschreitung eben oft das “Gott spielen” der Wissenschaft – man denke an die ganzen Frankenstein-Variationen. Ob man “Gott spielen” als Feindbild versteht, bleibt einem persönlich überlassen. Letztlich kann man jeden Fortschritt als “Gott spielen” dramaturgisch aufblasen. Im Film geht es aber doch vor allem um das Gruselige der Grenzüberschreitung und die Frage, wie die Helden mit der neuen Situation klar kommen.

    Aber Ihr habt sicherlich recht, die politische Wirkung des Filmes ist eher, dass er Wasser auf die Mühlen der Wissenschaftsfeindlichekit ist und das ist vielleicht sogar die Intention des Filmes.

  10. #10 rudimens
    1. Juni 2010

    Re zu C. Reinboth, 13:34
    -Ungeduldig heisst nicht “Geduld verloren”.
    -Auf eigene Faust heisst nicht “ohne Wissen und/oder Billigung”.
    -Sinngemäß: ” Die zerreißen uns in der Luft” ausgespart wurde: “wenn das Ergebnis nicht ….ist.
    ( Mögliches Zitat von einer anderen Baustelle: ” Wenn die ArbeitsSicherheit sieht, daß Du da oben über den Stahlträger läufst, gehen wir beide sofort! nach hause. Ich gehe dann mal Kaffee trinken.” )((mann nimmt zwei Werkzeugtaschen…))
    Da sind Wissenschaftler wohl nicht viel anders, als andere Menschen.

    Wie viele Menschen haben denn das “Feindbild des Gott spielenden Wissenschaftlers”?

    mMn ist das Bild des “gekauften Wissenschaftlers, der nur im Sinne seines Ernährers forscht und veröffentlicht” häufiger.

    Jedenfalls ist dieser thread eine gute Werbung für den Film.

  11. #11 Alexander
    1. Juni 2010

    Ich werd mir den Film sicher in den nächsten Tagen ansehen, da freu ich mich schon lange drauf!
    Was mich aber nicht davon abhält, mal nen Blogpost über die gute und nützliche Wissenschaft zu schreiben, die man mit Hybridzellen machen kann. Mehr dazu dann schon bald bei mir 😉