Wie bereits Ende Dezember versprochen, werde ich hier in den nächsten Tagen nach kurzer Vaterschaftspause die gewohnte Blogtätigkeit wieder aufnehmen. Kurz hingewiesen sei vorab schon einmal auf die interessante Webseite nightlightmap.com, auf die ich kürzlich aufmerksam gemacht wurde. Hinter der URL (wer die Seite betreibt ist mir leider unbekannt – und ließ sich auch nicht durch ein einfaches whois ermitteln) verbirgt sich ein GoogleMap-Overlay des 2011er-Kartensatzes des Defense Meteorological Satellite Program (DSMP) der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). Diese DSMP-Daten werden von Astronomen schon seit etlichen Jahren genutzt, um die globale Zunahme der Lichtverschmutzung – der übermäßigen nächtlichen Beleuchtung in vielen Regionen der Erde – sowie den damit einhergehenden schleichenden “Verlust der Nacht” und dessen negative Konsequenzen zu illustrieren.

Zu beachten ist allerdings, dass allein auf dem DSMP-Datenmaterial basierende Aussagen zur Lichtverschmutzung in der Regel zu negativ ausfallen. So dürfte etwa der Oberharz laut Karte eigentlich keine natürlich dunklen Nachtverhältnisse mehr aufweisen – tatsächlich finden sich etwa zwischen Elend und Sorge aber noch entsprechend dunkle Flecken. Dennoch gibt es auf der Karte viel Interessantes zu entdecken – so wurde beispielsweise in der DarkSky-Yahoo-Usergroup schon vor einigen Wochen darüber diskutiert, warum der nicht besonders dicht besiedelte Nordwesten von North Dakota eigentlich ein derartiges Lichtermeer aufweist.

Des Rätsels Lösung: Hier wird in großem Stil Fracking betrieben – ein Verfahren zur Förderung von Erdöl durch das Aufbrechen von Reservoirgestein mittels eingepresster Flüssigkeiten. Dabei wird ebenfalls freigesetztes Erdgas nicht etwa als zusätzlicher Energieträger gespeichert und veräußert, sondern aus Gründen der Wirtschaftlichkeit unmittelbar entzündet. Die massive Förderung von Erdöl mittels Fracking in der sogenannten Bakken-Formation hat nun dazu geführt, dass in der Region buchstäblich “die Luft brennt” – und das in einem Ausmaß, das selbst aus dem Weltraum noch deutlich sichtbar ist. Kein Wunder, dass dieser Landesteil von Einheimischen inzwischen bereits als “Kuwait on the Prairie” bezeichnet wird…

(zur Vergrößerung dieser Karte bitte einfach auf die Abbildung klicken)

Kommentare (9)

  1. #1 CM
    21. Januar 2013

    Welch ein Wahnsinn …

    Aber dennoch: Herzlichen Glückwunsch! (Nicht nur für den interessanten Artikel 😉

  2. #2 PP
    23. Januar 2013

    Man müsste eigentlich sagen: “aus Klimaschutzgründen entzündet”. Weil wenn es aus Wirtschaftlichkeit wäre, würde man das austretende Methan gar nicht erst enzünden

  3. #3 NB
    24. Januar 2013

    Gibt es auch eine Erklärung für das Lichtmeer im Australischen Bundesstaat “Western Australia”?

  4. #4 Christian Reinboth
    24. Januar 2013

    @NB: Dieses Lichtermeer geht auf Buschfeuer zurück. Wie diese Karte zeigt, liegt das erleuchtete Gebiet auch genau in der Zone, in der es in Australien am häufigsten zu solchen Großfeuern kommt. Bei näheren Heranzoomen in den DSMP-Karten erkennt man auch, dass die typische visuelle Struktur beleuchteter Siedlungsflächen fehlt.

  5. #5 Name auf Verlangen entfernt
    24. Januar 2013

    […] Fracking – aus dem Weltraum betrachtet – Frischer Wind […]

  6. […] zwischen ein paar tausend Toten und ein paar Millionen.” Anatol Stefanowitsch, Sprachlog | Christian Reinboth, Frischer Wind | Kevin Bullis, Technology Review Fracking Fracking war bereits im letzten Wochenrückblick Thema. […]

  7. […] werden kann – sozusagen als Alternative zu den Satellitendaten, mit denen Astronomen sonst immer hantieren, wenn es um das Thema Lichtverschmutzung geht. Eine begleitende Smartphone-App soll die Schüler […]

  8. #8 Name auf Verlangen entfernt
    21. April 2013

    […] Fracking – aus dem Weltraum betrachtet – Frischer Wind […]

  9. […] auch Nachspeise und wissenschaftliche Kekse. Zuletzt: Warum sollten Astronomen gegen Fracking sein? Wegen der Lichtverschmutzung. Auf den neuen „Erde bei Nacht“-Aufnahmen eines US-Satelliten sieht man nämlich neben den […]