Kommerzieller Fischfang hat, ökologisch gesehen, einen katastrophalen Ruf: Bis zum Jahr 2050, so lauten die Warnungen, werden die Meere leer gefischt sein. Das Problem ist nur: Ohne Fischfang drohen die Ozeane zu er-“sticken”.


Nach einer Analyse von UN-Daten für 58 Küstenregionen der Welt, die im aktuellen Heft von Nature Geosciences veröffentlicht wurde, kamen die kanadische Forscherin Roxane Maranger von der Universite de Montreal und ihre Kollegin Nina Caraco vom Cary Institute for Ecosystem Studies in New York zu dem Resultat, dass die kommerzielle Fischerei in der Vergangenheit maßgeblich dazu beigetragen hat, überschüssigen Stickstoff, der durch den Großeinsatz von landwirtschaftlichen Düngemitteln in den Wasserkreislauf und damit in die küstennahen Meeresregionen gelangt war, wieder aus dem maritimen Ökosystem zu entfernen.

“Fische akkumulieren den Stickstoff in ihrer Biomasse”, erklärt die Biologin Maranger. “und wenn die Menschen den Fisch von Ozean auf ihren Tisch bringen … dann kehrt auch ein Teil dieses von Menschen eingeführten terrestrischen Stickstoffs wieder aufs Land zurück.” Vor vier Jahrzehnten wurden in den Netzen der Großfangflotten bis zu 60 Prozent dieser Über-Düngers abgeschöpft – heute sind es, durch Rückgang der Fangmengen, nur noch 20 Prozent. Und das sei “eine schlechte Nachricht: Erhöhte Stickstoffniveaus in küstennahen Meeresgewässern haben weltweit zu exzessivem Pflanzenwachstum, Sauerstoffmangel und ernsten Verschlechterungen der Wasserqualtät sowie der Fisch- und anderer Tierpopulationen geführt”, erklärt die Kanadierin weiter.

Anders ausgedrückt: Wird weiter so gefangen wie bisher, stirbt die Meeresfauna durch Überfischung – hört man damit auf, stirbt sie durch Sauerstoffmangel. Trübe Aussichten, und wieder mal ein Beispiel für das Gesetz der unerwarteten Folgen.

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