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Diese etwa 4000 Jahre alte Halskette aus Gold und Türkisen, gefunden in der so genannten Jiskairumoko-Ausgrabungsstätte am Titicaca-See (Peru), ist der älteste Goldschmuck des amerikanischen Kontinents, wie im aktuellen Heft der Proceedings of the National Academy of Sciences nachzulesen ist. Aus hiesiger Sicht ist da sicher wenig Aufregendes dran, denn Hinweise darauf, dass Schmuck eine der frühesten Ausdrucksformen der Menschheit war, gibt es schon länger (u.a. hier nachzulesen, und in jeder großen Ägyptensammlung findet man Goldarbeiten, die ein- oder zweitausend Jahre älter sind.


Aber was mich an dieser alten Halskette fasziniert ist der Umstand, dass sie aus einer Periode stammt, in der Amerikas Ureinwohner noch Jäger und Sammler waren, die vermutlich noch keine sehr ausgeprägte, differenzierte soziale Hierarchie kannten. Denn genau das – kombiniert mit der Fähigkeit, genug Nahrungsmittel produzieren zu können, um sich diesen Luxus der Goldsuche und -Verarbeitung leisten zu können – galt bisher als eine Vorbedingung für eine Kultur, die Goldschmuck als Staussymbol schätzt.

So jedenfalls hatte es mir Charles Spencer, Chefanthropologe des American Museum of Natural Historyvor einiger Zeit anlässlich der Eröffnung einer spektakulären Sonderausstellung zum Thema Gold erklärt. Er führte als Beispiel die Nisenan an, die im kalifornischen Central Valley und der Sierra Nevada lebten, etwa in der Region des heutigen Sacramento – also ausgerechnet jener Gegend, wo 1848 der Goldrausch ausbrach. An Gold hätte es ihnen wohl nicht gefehlt, aber dennoch gibt es keine Anzeichen, dass sie auch nur das geringste Interesse an den gelben Metall hatten, das in ihren Flüssen herum lag. Sie waren, laut Spencer, “eine egalitäre Gesellschaft von Jägern und Sammlern, ohne hierarchische Strukturen – ohne Rangordnung brauchten sie keine Statussymbole, und damit auch kein Gold.”

Doch wie der Schmuck von Titicaca-See zeigt, wollten offenbar auch in einer scheinbar so egalitären prähistorischen Gesellschaften schon manche gleicher sein als andere.

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