“Teuer” ist in diesem Zusammenhang zwar immer noch relativ, denn mit umgerechnet 0,70 Euro (im US-weiten Durchschnitt) liegt der Literpreis in Amerika immer noch knapp unter der Hälfte dessen, was deutsche Autofahrer an der Zapfsäule abdrücken müssen. Aber mit einer Preissteigerung von 36 Prozent übers Jahr hinweg (und einer Verdoppelung seit 2003) scheinen die Amerikaner eine Schmerzgrenze erreicht zu haben.

Und das hat ein paar durchaus wünschenswerte Nebenwirkungen: am augenfälligsten die, dass die massigen, Sprit saufenden SUVs zurzeit “out” sind (wie ich hier schon mal geschrieben hatte). Die General-Motors-Tochter Hummer, beispielsweise, bleibt auf ihren klobigen Allradlern sitzen und muss sich darauf einstellen, von der Mutter verstoßen zu werden. Das Fahrrad als Transportalternative ist in den Städten zwar noch nicht wirklich auf breiter Basis akzeptabel geworden, aber in meiner alten Wohngegend in Brooklyn müssen die Autofahrer plötzlich die eh’ schon engen Straßen mit den Radfahrern teilen, denen großzügige Radwege auf der Fahrbahn zugeteilt wurden.

Manche Autofahrer, die von der “Sucht nach Benzin” (um eine der wenigen klaren Einsichten des amtierenden Präsidenten Bush, aus seiner Rede zur Lage der Nation am 1.2.2006 zu paraphrasieren) nicht los kommen, geben statt dessen lieber das Rauchen auf – auch wenn es dafür, neben anekdotischen Ankündigungen, bisher keine harten Belege gibt.

Und was ist mit den vielen Familien, die sich vielleicht noch ein paar andere Dinge – wie etwa das Essen – abgewöhnen müssen? Gaaanz so schlimm ist die Lage noch nicht. Bei der durchschnittlich angenommenen Fahrleistung von 1000 Meilen (1609 Kilometer) pro Monat (dies ist der Wert, der zum Beispiel für die meisten Leasingverträge angesetzt wird) und einem durchschnittlich für einen Mitteklassewagen anzunehmenden Verbrauchswert von etwa zehn Litern auf 100 Kilometer verbraucht dieser Durchschnittsfahrer knapp 161 Liter im Monat – das sind also umgerechnet knapp 113 Euro (in Dollar: 174). Eine Menge Geld, sicherlich, aber doch “nur” etwa 63 Dollar mehr als noch vor einem Jahr. Das sind zwei McDonald’s-Besuche für eine vierköpfige Familie im Monat … Durch Carpooling – oder manchmal auch einfach schon bessere Fahrzeugpflege und vernünftigere Fahrweise – lässt sich diese Belastung zudem schnell und relativ leicht verringern.

So gesehen fände ich es also eher wünschenswert, wenn der Spritpreis noch weiter steigen würde. Das einzige, was mich daran wirklich stört, ist die Tatsache, dass die Ölkonzerne dabei kräftig mit profitieren. Denn allen Beteuerungen, dass sie selbst ja auch nur Opfer des Marktes seien, zum Trotz, schaufelten sie schon in den vergangenen Jahren, als die Preise an den Zapfsäulen erstmals kräftig anzogen, gigantische Gewinne: Exxon Mobil alleine kassierte im Jahr 2007 insgesamt 40,6 Millionen Milliarden (!!) an Profiten – solche Summen sprechen für sich.

Und entgegen aller Beteuerungen, dieses Geld für den Schutz der Umwelt einzusetzen (so lautet zumindest der Tenor der insgesamt gut 52 Millionen Dollar teuren Werbekampagnen, die von den Ölkonzernen derzeit in den USA geschaltet werden), wird das Geld wohl doch lieber fürs Lobbying verwendet, um endlich an die mit einem Erschließungsstopp belegten Öllager im Golf von Mexiko und unter dem arktischen Naturreservat ranzukommen. Zumindest beim Offshore-Bohren haben sie den Kandidaten John McCain schon auf ihre Seite ziehen können.

flattr this!