Und zwar nicht zu wenig: Laut einer Studie, die der Wirtschaftswissenschaftler Timothy A. Judge vom Warrington College of Business Administration der University of Florida in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Journal of Applied Psychology veröffentlicht hat, verdienen Männer, die ein traditionelles Rollenverständnis der Frau – ja, genau das mit dem Platz am heimischen Herd – pflegen, im Schnitt 8549 Dollar pro Jahr mehr als Männer, die eher an eine Gleichberechtigung der Frau glauben. Mit anderen Worten: Eine chauvinistische Einstellung ist mehr als 700 Dollar monatlich wert!

i-df10347ac769ddbb33aa48b879602696-Einkommen.jpg

Analysiert wurden dabei die Daten der National Logitudinal Survey of Youth, die das dem US-Arbeitsministerium unterstellte Bureau of Labor Statistics 1979 startete. Befragt wurden dafür ursprünglich 12.686 junge Leute zwischen zwischen 14 und 22 Jahre (die heute also zwischen 43 und 51 sind); etwa 60 Prozent blieben auch bei den Nachfolge-Befragungen (1982, 1987 und 2004) bei der Stange.

Auch bei Frauen gibt es Einkommensunterschiede je nach Rollenverständnis – allerdings ist der Zusammenhang hier positiv: Frauen, die sich Männern ebenbürtig fühlen, verdienen fast 1500 Dollar jährlich mehr als ihre Geschlechtsgenosssinen, die eher einem traditionellen Frauenbild anhängen.

Origineller Weise stellen sich Männer mit einer frauenfreundlichen Haltung dadurch also insgesamt sogar schlechter als Frauen. Denn rein rechnerisch gesehen schlug der Anti-Chauvinismus in obiger Tabelle mit einem Minus von 32 Gehaltsprozenten zu Buch. Weit mehr als die von der amtlichen Statistik erfasste Einkommensdisparität zwischen Frauen – egal, wie modern oder traditionell sie denken – und Männern (auch hier unabhängig von ihrem Geschlechter-Rollenverständnis): Im Juli 2008 verdienten Frauen im erwerbsfähigen Alter durchschnittlich 634 Dollar pro Woche, Männer hingegegen 800 Dollar – für jeden Dollar, den ein Mann erhielt, konnte eine Frau also nur 79,3 Cents bekommen.
(Quelle: Bureau of Labor Statistics)

flattr this!

Kommentare (7)

  1. #1 Ludmila
    25. September 2008

    Müsste man nicht streng genommen, das Gesamteinkommen eines Ehepaares betrachten? Wenn der Chauvi von seinen 700 Dollar mehr im Monat sein Frauchen mitzuversorgen hat, die emanzipierte Frau aber deutlich mehr als 700 Dollar nach Haus mitbringt, dann wird der “Verdienstausfall” des nicht-chauvinistischen Mannes mehr als kompensiert.

  2. #2 Jürgen Schönstein
    25. September 2008

    Hmmm … interessante Frage, die ich in der Studie gar nicht angesprochen finde, da es hier um individuelle Einkommen geht. Sicherlich würde sich eine Arbeitsteilung in dem Sinn, dass der Mann seine Karriereentscheidungen auch nach der Maßgabe trifft, dass sie Karrierewünsche seiner Frau nicht ungebührlich behindern, auf das Einkommen jenes Mannes niederschlagen. Aber letzlich bleibt auch dann noch die Frage, warum Geschlechterrollen überhaupt eine Relevanz beim Einkommen haben sollten. Denn die gleiche Grafik zeigt ja auch, wie groß die Diskrepanzen beim Einkommen zwischen Männern und Frauen werden können.

  3. #3 Shin
    26. September 2008

    Nicht die chauvinistische Einstellung selbst muss es sein, die das höhere Einkommen zur Folge hat – dass eine Korrelation keinen kausalen Zusammenhang bedeuten muss, gehört schließlich zum kleinen Einmaleins der Wissenschaft. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass “chauvinistische” Männer meist aggressiver und dominanter und damit durchsetzungsfähiger sind, was ihnen ihr höheres Einkommen beschert. Bei Frauen dürfte es sich genauso verhalten, was den zweiten Teil des Ergebnisses, nämlich das Frauen mit höherem Selbstbewusstsein mehr verdienen, ebenfalls erklären würde. Das ganze hat also nicht unbedingt direkt etwas mit Geschlechterrollen usw. zu tun, sondern wahrscheinlich eher mit den dahinterstehenden Denk- und Verhaltensmustern.

  4. #4 Jürgen Schönstein
    26. September 2008

    Klar, dass Korrelationen nicht zwingend Kausalitäten identifizieren. Aber ich denke, dass die Geschlechterrollen dennoch im Kern des Problems liegen, weil sie meist sehr früh schon gelernt werden. Denn sonst sehe ich keinen zwingenden Zusammenhang zwischen Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen einerseits und einem traditionellen Frauenbild, also der die Auffassung, dass sie das “schwächere Geschlecht” seien. Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen sind an sich ja sonst geschlechtsneutral. In manchen Korrelationen spielt es m.E. gar keine Rolle mehr, ob das eine das andere bedingt oder umgekehrt, wenn beide Elemente so eng verknüpft sind, dass das eine nicht mehr ohne das andere denkbar wäre.

  5. #5 MartinB
    29. September 2008

    Keine Ahnung, ob das hier eine Rolle spielt, aber ein traditionelles Rollenverständnis, bei dem die Frau dem Mann bei jedem Arbeitsplatzwechsel folgt, macht es sicher leichter, eine Karriere aufzubauen.
    Interessant wäre auch zu sehen, ob die Zahlen damit korrelieren, dass der Anteil der Verheirateten in den Gruppen evtl. unterschiedlich ist.

  6. #6 YeRainbow
    7. Januar 2010

    Es zeigt dodch nur, was in der Kultur noch immer erwünscht ist.
    Was erwünscht ist, wird belohnt.

    Sieht man genau hin, erkennt man, daß die Hochverdiener auch über die Gebühl lange am Arbeitsplatz sind (ob effektiv, ist ne andere Frage), und dergleichen mehr.

    Man könnte auch sagen, Chefs kaufen sich einen bestimmten Angestelltentypus ein, der sich nen bestimmten Frauentypus einkauft/e.

    Die Frage ist nur, obs auch gut ist…

  7. #7 YeRainbow
    14. November 2010

    Noch ne kleine Bemerkung am Rande, weils hier kam und mir grad auffällt.
    Der Begriff “Dominanz” ist der meist-mißverstandene Begriff.
    Dominanz ist eigentlich eben gerade nicht daueraggressives Durchsetzen, sondern eine Fähigkeit, seine (hohen, eventuell überlegenen…) Fähigkeiten sozial einzubringen.
    Aggressives Verhalten ist subdominantes Verhalten (aggressiv-explorativ, wenn man so will).
    Es handelt sich also nicht um Dominanz, sondern um Machtausübung.