Irgendwie weisen Amerikas Wahlprognosen ja eine Ähnlichkeit mit Homöopathie auf*: Meistens funktionieren sie sowieso nicht, und wenn doch mal, dann ist nicht klar, warum – und zumeist stützen sie sich sowieso lieber auf geradezu esoterische Methoden. Im Fall der Wahlforschung also auf solche “sachdienlichen” Aspekte wie Körpergröße der Kandidaten oder ihr Optimismus, oder welche Baseball-Liga den Sieger der “World Series” stellt. Da kann man dann auch gleich Kinder fragen, nicht wahr? Der Witz ist: Von allen Prognose-“Methoden” scheint die Schüler-Umfrage des amerikanischen Kinder- und Jugendbuchverlages Scholastic tatsächlich noch die verlässlichste zu sein.


Seit 1940, so behauptet der Verlag, habe diese Umfrage (an der dieses Jahr 250.000 Schüler teilnahmen und die am 10. Oktober abgeschlossen wurde) fast immer das Wahlergebnis korrekt vorher gesagt – abgesehen von zwei Ausnahmen: 1948 hatten die Kids den New Yorker Gouverneur Thomas E. Dewey dem Amtsinhaber Harry S. Truman vorgezogen, 1960 sahen sie Richard M. Nixon als den Sieger über John F. Kennedy – beides waren extrem knappe Wahlen, in denen der Unterlegene zumindest zeitweise die Favoritenrolle hatte (die “Chicago Daily Tribune” war so weit vorgeprescht, Dewey auf ihrer Titelseite zum Wahlsieger zu erklären).
Dewey_Defeats_Truman

Quelle: The Harry S. Truman Museum via Wikimedia Commons (public domain)

Im Jahr 2000 hatten sich die echten Wähler zwar mehrheitlich für Albert Gore entschieden, aber am Ende “gewann” George W. Bush (es war eigentlich eher ein Gerichtsentscheid als ein Wahlsieg) – und damit lagen die Scholastic-Kids dann auch wieder richtig (sie hatten sich für Bush entschieden).

So, was sagen uns also diese Orakel aus der ersten bis zur zwölften Klasse mit ihren Stimmzetteln? Barack Obama müsste demnach haushoch gewinnen, mit 57 Prozent gegenüber John McCains 39.

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