Soll mal noch jemand sagen, dass bei staatlich finanzierter Hightech-Forschung nichts für die Menschheit herum kommt: Vor 50 Jahren hatte der Kernphysiker William Higinbotham am Brookhaven National Laboratory auf Long Island (New York) eine Idee, der alle Videospieler von heute noch zum Dank (und ihre Eltern/Lebenspartner vielleicht zum Fluch) verpflichtet sein müssten: Er erfand das erste “echte” Videospiel, das auf dem Bildschirm eines Oszilloskops dargestellt und von zwei Spielern mit ziemlich schlichten Gamecontrollern bedient wurde. Der Name des Spiels, mit dem damals die Besucher am “Tag der offenen Tür” des Labors unterhalten wurden: Tennis for Two.


Am kommenden Freitag wird das Brookhaven-Labor diesem Jubiläum mit einer kleinen Sonderausstellung gedenken. Ob “Tennis for Two” nun wirklich das erste echte Computerspiel war, darüber wird zwar gestritten (und das Labor unterschlägt diese Diskussion auch gar nicht); aber dass es als erstes Spiel all jene Elemente – einen (damals noch analogen) Rechner, einen Bildschirm, Gamecontroller für ein oder zwei Spieler, und vor allem natürlich den Zweck, ein reines Vergnügen zu sein – eines modernen Video- oder Computerspiels vereinte, steht außer Zweifel. Und ohne diese Elemente würden mit diesen Spielen und Geräten heute bestimmt keine neuneinhalb Milliarden Dollar jährlich umgesetzt.

In der Zeitung “Newsday” lese ich aber, dass Higinbotham selbst – der 1994 starb und somit die breite Popularität seiner Idee noch lange mit erleben konnte – keineswegs so glücklich darüber war, dass sein Name vor allem mit der Erfindung eines Spiels verbunden ist. Lieber wäre es dem ehemaligen Mitarbeiter des Manhattan-Projekts gewesen, dass man ihn als Mitbegründer der Federation of American Scientists und ihrer Rolle im Kampf um nukleare Abrüstung würdigte. Was hiermit geschehen sei.

flattr this!