Noch wird derzeit (es ist gerade etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht in New York) in vielen US-Staaten gezählt, und in Alaska sind sogar die Wahllokale noch offen – aber die Wähler dort können sich den Weg sparen: Barack Obama ist bereits zum 44. Präsidenten der USA erklärt worden, John McCain hat in einer durchaus generösen Rede seine Niederlage eingestanden und seinem Opponenten seine Unterstützung versprochen.

Und damit ist tatsächlich etwas eingetroffen, was wahrscheinlich selbst Martin Luther King vor 40 Jahren nicht so “schnell” (historisch gesehen) erhofft hätte: Ein Kandidat mit afrikanischen Vorfahren wird als Hausherr ins Weiße Haus einziehen. Und zwar nicht mit einer knappen Wahl, sondern mit dem, was so abgedroschen als “Erdrutsch” bezeichnet wird. Und er hat damit gleich einige politische Selbstverständlichkeiten ausgehebelt: Zum Beispiel, dass der Süden und die zentralen Staaten seit Lyndon Johnsons Bürgerrechtsgesetzgebung in der Hand der Konservativen bleiben werde; dass die Mehrheit in den USA nur klar rechts von der Mitte zu finden ist (obwohl Obama nach europäischen Maßstäben bestenfalls im Zentrum einzuordnen werden – links geht hier anders); dass weiße Wähler in der Ungestörtheit der Wahlkabine dem “Bradley-Effekt” verfallen werden und ihre Stimme dann doch nie einem Schwarzen geben würden, obwohl sie ihn öffentlich unterstützten – und natürlich die, dass Wahlumfragen in den USA nicht das Papier wert sind, auf das sie gedruckt werden.

flattr this!

Kommentare (6)

  1. #1 Martin
    5. November 2008

    Gerade dieses Mal waren die Vorhersagen eigentlich sehr gut. Wenn ich mir die Karte auf https://www.fivethirtyeight.com/ anschaue, dann gab es eigentlich kaum Überraschungen bei dieser Wahl.

  2. #2 Peter Artmann
    5. November 2008

    Jetzt darf man mal gespannt sein, was sich ändert.

    Aber worauf ich noch warte, ist die tränenreiche Erklärung:
    “Ich danke der Academy, dass ich als erster schwarzer Mann ins weiße Haus …”

    Ach nee, das war ja Heule Berry, bei der anderen Galaveranstaltung.

    Aber ich finde da gibt es doch eine große Ähnlichkeit: Die beiden bezeichnen sich als schwarz und sind beide allerhöchstens hellbraun (haben auch beide eine weiße Mutter).
    Etwas geschminkt könnten beide als “Weiße” durchgehen.

    Richtig schwarz sieht eigentlich anders aus …

    Aber was passiert eigentlich in der politischen Farbenlehre? Wird das weiße Haus jetzt schwarz gestrichen? Kauft Obama einen Fahrschein, wenn er U-Bahn fährt? Fragen, über Fragen, die garantiert nicht in dieser “amerikanischen” Nacht geklärt werden.

  3. #3 klaus
    5. November 2008

    Sooo erdrutschartig ist der Umschwung gar nicht. Nur zur Erinnerung: schon unter den abgegebenen und gültigen Stimmen der Wahl 2004 hatte keineswegs Dabbya Bush eine relative Mehrheit, sondern Al Gore. Dass Bush eine zweite Amtszeit bekam, lag an dem Wahlmännersystem, das auf ein verkapptes Mehrheitswahlrecht hinausläuft. Auch jetzt ist der relative Vorsprung von Obama viel kleiner, als es die Zweidrittel-Wahlmänner-Mehrheit ausdrückt – maximal 5 bis 7 Prozent! Also kein Erdrutsch, aber viele gut verteilte Steinschläge.

    Hauptsache, die bleierne Zeit der Bush-Administration ist endlich vorbei.

  4. #4 Media Blogger
    5. November 2008

    Ist es nicht egal, ob Obama einen weißen Elternteil hat statt 2 Schwarzen? Wichtig ist, dass es einen Wechsel gegeben hat, dass wieder ein Demokrat reagiert und dass die Amerikaner wieder Hoffnung haben.

  5. #5 Tommi
    5. November 2008

    Für amerikanische Verhältnisse IST das ein Erdrutschsieg. Und hier kann man was darüber lernen, wie der Sieg zustand kam: https://www.welt.de/politik/article2657010/Die-zehn-Erfolgsstrategien-des-Barack-Obama.html

  6. #6 Jürgen Schönstein
    5. November 2008

    @Martin:
    Genau das meinte ich ja: Ich hatte geschrieben, dass das inzwischen als Selbstverständlichkeit akzeptierte Versagen der Wahlforschung in deser Wahl ausgehebelt wurde.