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Am Donnerstag früh wackeln in Kalifornien die Wände – zumindest wird so getan, als ob. Für zehn Uhr Ortszeit (19 Uhr MEZ) ist der größte Erdbebendrill der US-Geschichte angesetzt. Simuliert wird ein Beben der Stärke 7,8 – was nach Ansicht des US Geological Survey realistisch und überhaupt nur eine Frage der Zeit und schon längst nicht mehr eine Frage des “ob” ist.


Für jemanden wie mich, der in Zeiten des kalten Krieges und der nuklearen Bedrohung aufgewachsen ist, erinnern die elementaren Handlungsanweisungen

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“Drop! Cover! Hold On!” (“Hinlegen! Deckung suchen! Festhalten!”), die dabei gegeben werden (und denen sogar eine eigene Website eingerichtet wurde, ein bisschen zu sehr an das verniedlichende “Duck and Cover!” (Ducken und Deckung suchen), das einer relativ ahnungslosen Zivilbevölkerung – und, wenn ich mich an meinen Grundwehrdienst erinnere, sogar Soldaten – als praktische und wirksame Schutzmaßnahme bei einem eventuellen nuklearen Bombenangriff angedient wurde:
Populär übersetzt dürften beide Botschaften, bei allem Respekt für die damit verbundenen Zivilschutz-Absichten, etwa das Gleiche bedeuten: “Bend over and kiss your ass goodbye!”(kurz: BOKYAG)

Entsprechend lethargisch waren, wie ich einem Artikel des Wall Street Journal entnehmen kann, die ersten Reaktionen auf den Erdbebendrill- vielleicht ein Dutzend Interessenten fanden sich täglich. “Auf uns hört keiner”, musste Lucille Jones, wissenschaftliche Leiterin der Katastrophenschutz-Abteilung für Südkalifornien des US. Geological Survey, schließlich feststellen. Auch eine Promotion-Kampagne, die von dem Baumarkt Home Depot und der Kabel-TV-Gesellschaft Time Warner Cable gesponsert war, sowie dieser Videoclip
und das Computerspiel AfterShock, die beide vom Institute for the Future in Menlo Park entwickelt wurden, konnten die Massen nicht mobilisieren.

Doch dafür sorgte dann die Erde selbst, die am 29. Juli mit einer Stärke von 5,4 bebte und endlich für signifikante Registrierungszahlen sorgte: Angeblich haben sich inzwischen mehr als fünf Millionen Kalifornier zum “großen Shakeout” angemeldet. Mal sehen, wie viele wirklich mitmachen.

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