Manchmal kann man aus seiner journalistischen Haut nicht raus: Wenn ich wissenschaftliche Artikel in die Hand bekomme, die von Tarnkappen, elektromagnetischen Wurmlöchern und Transformationsoptiken handeln, schlägt mein Herz höher. Und wenn dann die dazu gehörende Pressemitteilung – die in diesem Fall von der Society for Industrial and Applied Mathematics stammt – auch noch jubelt “Scientists closer to making invisibility cloak a reality”, dann möchte ich natürlich schon die Schlagzeilen dichten. Der Haken ist nur: Weiter als bis zu den Sätzen, die sich auf den griechischen Helden Perseus oder Harry Potter berufen, reicht mein Fach-Verständnis nicht.

Maxwell- und Helmholtz-Gleichung, Riemann-Metrik, das Calderon-Problem – das übersteigt alles, was ich beurteilen und begreifen könnte. OK, warum schreib’ ich dann also überhaupt drüber? Ist vermutlich ein Pawlowscher Journalisten-Reflex. Aber im Abstract liest sich die Sache eh’ schon vorsichtiger – die Autoren erheben lediglich den Anspruch, “die jüngere Geschichte des Themas” nachzuerzählen und “einige der betreffenden mathematischen und physikalischen Probleme” zu diskutieren. Aha, von wegen “näher an der Realität …

Um mal den Informationsfluss umzukehren, möchte ich hier einfach die Frage an alle einschlägig Gebildeten Physiker und Mathematiker in den Raum werfen: Ist denn wirklich mehr als nur etwas Theoretisches dran an dieser “Tarnkappe”, und wenn ja, wie muss sich der Nicht-Fachmann so etwas vorstellen?

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Kommentare (6)

  1. #1 Jörg
    5. März 2009

    Au, wer, ich? Na also das ganze scheint ja mit Materialien zu tun zu haben, die einen negativen Brechungsindex zu haben. Aber ein Interessantes Thema, sollte ich mal researchen…

  2. #2 sil
    5. März 2009
  3. #3 Jürgen Schönstein
    5. März 2009

    Für spezielle Spektren, oder für definierte “Blickwinkel” kann ich mir so etwas ja sogar vorstellen. Schwierig wird’s für mich, wenn ich mir eine “echte” Tarnkappe ausmalen soll, die aus jedem Winkel und für ein sehr breites elektromagnetisches Band funktionieren soll. Es sei denn, man nutzt das PAL-Feld (im englischen Original ist es “SEP” – someone else’s problem) – das scheint, zumindest wenn’s um sozial Notleidende geht, in unseren Gesellschaften schon heute ganz zuverlässig zu klappen …

  4. #4 Jörg
    7. März 2009

    Haha, oh Mann ich hab versucht den Artikel zu lesen, das ist ein ziemlicher Hammer. Ich wusste nicht was das Calderon-Problem ist, und obwohl sich rausstellt, dass das (ERT/EIT) genau das ist was ich eigentlich mache, verstehe ich den Mathe-Vorschlaghammer erstmal nicht so komplett 🙂

  5. #5 Arnulf
    7. März 2009

    Ich bin leider auch nur ein mathematisch und physikalisch Halbgebildeter (aka Journalist), aber wenn Du mal im Buchladen über Michio Kakus Buch “Physics of the Impossible” stolperst, dort werden Metamaterialien und ihre mögliche Zukunft ganz gut abgehandelt. Ist ohnehin ein sehr ansprechend geschriebenes, manchmal etwas spekulatives Buch, das die ganzen einschlägigen physikalischen Phänomene auseinander nimmt, auf die Journalisten sofort anspringen.

    @Jörg: Liegt der einzige Zweck mathematischer Paper (wie des obigen) nicht eh darin, zu beweisen, dass man Dinge noch viel komplizierter darstellen kann als sie ohnehin schon sind? 😉

  6. #6 Jörg
    7. März 2009

    Naja das ganze ist ein Review-Paper, das einen Haufen physikalischer Themengebiete gerafft anhand der wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst. Wenn ich es langsam und geduldig lese, kann ich schon die wichtigen Aussagen verstehen, aber beim Drübergucken hats mich erstmal erlegt. Es ist vor allem auch ein theoretisches Review, wenn da die Probleme mathematisch definiert wurden ist man fertig 🙂