Da wollte ich nun nichts mehr über Homöopathie schreiben, und dann stoße ich auf folgende Meldung aus der New York Post: Alexa Joel, Tochter des Musikers Billy Joel, hatte einen Selbstmordversuch mit acht Traumeel-Pillen unternommen, dann aber ihre Meinung geändert und in Panik die Notrufnummer gewählt. Traumeel ist ein homöopathisches Präparat, das zwar als Schmerzmittel verkauft wird – doch daran sterben kann man, im Gegensatz zu einer Überdosis echter Analgetika, selbst beim besten Willen nicht. Nun läge mir nichts ferner, als mich über die offenbar massiven psychischen Probleme einer jungen Frau lustig zu machen – und es wäre nicht undenkbar, dass sie diese Pillchen genau deshalb gewählt hat, weil sie eben garantiert harmlos sind und sie daher zu keiner Zeit wirklich Gefahr lief, an den Folgen dieses eher als Hilfeschrei zu wertenden “Selbstmordversuchs” zu sterben. So gesehen war das homöpathische Mittel also eindeutig hilfreich …

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Kommentare (24)

  1. #1 sil
    7. Dezember 2009

    Ich habe zu Demonstrationszwecken schon 20 oder so Neurexan Heel geschluckt.
    🙂

    Verhinderte Suizide sind aber wirklich mal eine sinnvolle Anwendung von dem Zeug.

  2. #2 Ulrich Berger
    7. Dezember 2009

    Die üblich Dosis von Traumeel ist 3 Tabletten täglich. Ein Selbstmordversuch mit weniger als der 3fachen Tagesdosis ist selbst bei echten Pharmazeutika unglaubwürdig.

  3. #3 Ulrich Berger
    7. Dezember 2009

    PS: Jürgen, schreib besser nix mehr über Homöopathie – es wissen eh schon alle, dass du heimlich von NY aus Esowatch betreibst! 😉

  4. #4 Anhaltiner
    7. Dezember 2009

    “Homöpathie rettet Menschenleben” – Na wenn das nicht ein toller Werbetext ist. lol

  5. #5 Jürgen Schönstein
    7. Dezember 2009

    @Ulrich:
    Ja, mit diesem Gerücht geht es mir wie dereinst Mark Twain, der auch erst aus der Zeitung von seinem Tod erfahren hatte 😉

  6. #6 Tina
    7. Dezember 2009

    Hat sie womöglich notfallmäßig mit Kaffee antidotiert und lebt deshalb noch?

  7. #7 hambrosch
    7. Dezember 2009

    Der endgültige Beweis. Homöopathie rettet Leben.

  8. #8 Dr. Glukose
    7. Dezember 2009

    The stupid – It burns!

  9. #9 Robert
    7. Dezember 2009

    Das erinnert mich an die Leute (wohl nicht wenige), die versucht haben, sich mit Paracetamol umzubringen. Das funktioniert aber nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben: Man schlaeft nicht etwas friedlich ein. Vielmehr stirbt man an Leberversagen, das aber erst nach ein paar qualvollen Wochen.

  10. #10 Karsten
    7. Dezember 2009

    Um Hilfe schreien wollen und nun zu allem anderen auch noch als leichtgläubge Idiotin in der Zeitung stehen. Da hat die Homöopathie auch nicht wirklich geholfen…

  11. #11 schlappohr
    7. Dezember 2009

    Vermutlich war der Wirkstoff zu hoch dosiert 🙂

    Im Ernst, die Frau tut mir sehr leid. Es ist nicht entscheidend, *womit* sie sich umbringen wollte, sondern *dass* sie es wollte. Wir sollten ihr wünschen, dass sie wieder auf die Beine kommt.

  12. #12 Dr. Glukose
    7. Dezember 2009

    Vielleicht hätte sie die Globuli in Wasser auflösen sollen, um das ganze noch zu potenzieren!

  13. #13 Alexander
    7. Dezember 2009

    Über Brent Stockwells (Bio-Prof an der Columbia) Twitterstream habe ich gerade erfahren, dass Traumeel wohl nicht hundertprozentig homöopathisch ist – es enthält pro 300 g Tablette ganze 75 mg Belladonna 4x. Da Belladonna Atropin und Scopolamin beinhaltet, könnten die Alkaloide bei einer Überdosis wohl auch Panikattacken auslösen.
    (Falls wer fragt, der gute Mann bringt leider mehrmals seine Einheiten durcheinander. Es sind aber tatsächlich milligramm, nicht microgramm.)

  14. #14 Fabio
    8. Dezember 2009

    Nur nebenbei: In einem Toxikologiebuch habe ich auch den Fall gelesen, wo sich jemand mit flüssigen Quecksilber umbringen wollte. Die Person bekam Bauchschmerzen und das Quecksilber konnte aus dem Darm operativ entfernt werden.

  15. #15 Ulrich
    8. Dezember 2009

    Die kann ja froh sein das sie nicht am nocebo effekt gestorben ist.

  16. #16 Alexander
    8. Dezember 2009

    War ja klar, wenn ich schon auf Zahlenfehler anderer hinweise bringe ich auch einen. Die Tabletten haben natürlich 300 mg. 300 g je Tablette wäre auch etwas heftig 😉

  17. #17 Tobias R
    8. Dezember 2009

    @Alexander
    D4 heißt doch nichts anderes als 1:10.000 “verdünnt” (Entschuldigung: potenziert natürlich ;-)).
    Im Klartext: In 75 mg Belladonna D4 (eine Tablette) sind 7,5 µg (mikrogramm) Belladonna-Verreibung. Ich weiß zwar nicht, wie hoch der Atropin- bzw. Scopulamin-Gehalt der Verreibung ist (wird aber nicht wirklich relevant sein), aber man müßte schon eine sehr große Menge dieser Tabletten zu sich nehmen, um wirklich eine Wirkung zu erziehlen.

  18. #18 radicchio
    8. Dezember 2009

    den darwin award bekommt sie jedenfalls nicht. HP wird sich auf diese weise nicht raus mendeln.

    https://www.darwinawards.com/deutsch/

  19. #19 Stefan
    8. Dezember 2009

    Soso die Notrufnummer hat sie dann gewählt. Was machen die Notärzte im homöopathischen Notfall? Ich stelle mir das so vor: https://www.youtube.com/watch?v=HMGIbOGu8q0

  20. #20 Kristin
    8. Dezember 2009

    Oh ja, das vid ist sooo genial. Vor allem die Sache mit dem Kuli. Ansonsten, armes Mädel. Abel Pharmboy hat auch drüber gebloggt. Ich find’s traurig.

  21. #21 Alexander
    8. Dezember 2009

    @Tobias R:
    Schon klar, dass da noch eine Verdünnung einzurechnen ist. Wenn ich das aber richtig verstanden habe, ist beispielsweise bei Scopolamin die übliche Dosis 1 mg über 3 Tage verteilt. Da wäre dann zumindest denkbar, dass eine 1000x geringere Dosis einen physiologischen Effekt hervorrufen könnte.
    Ich denke die Aussage sollte hauptsächlich sein (wie auch Abel Pharmboy schreibt), dass es sich bei Traumeel bei diesen schwachen Verdünnungen eben nicht um ein echtes Hoöopathikum handelt, sondern um eine Kräutertablette mit pharmakologisch durchaus interessanten Pflanzen als Inhalt.

  22. #22 radicchio
    9. Dezember 2009

    zum umweltbewussten und ganzheitlichen suizidieren gibts es wirklich andere mittel als HP. und auch rein pflanzlich, völlig frei von chemie und konservierungsstoffen und dazu noch vegetarisch. pilze z.b.

  23. #23 Tobias R
    9. Dezember 2009

    @Alexander:
    Atropa belladonna enthält etwa 0,3 bis 0,5% Alkaloide, der Scopolamin-Gehalt davon beträgt etwa 2% (berechnet auf die ganze Pflanze sind das etwa 0,006 – 0,01%). Wie hoch der Gehalt in der Tinktur ist, weiß ich nicht wirklich. Wieviel Tabletten müßte man dann wohl schlucken um eine Wirkung zu erzielen?
    OK, homöopathische Belladonna Zubereitungen sind bis zur “Potenzierung” D3 sogar verschreibungspflichtig, von daher ist die Bezeichnung “Kräutertablette” durchaus angemessen 😉

  24. #24 geti
    10. Dezember 2009

    😀 es ist statistisch erwiesen, dass frauen insgesamt mehr Selbstmordversuche unternehmen als männer….Männer tun dies aber insgesamt “erfolgreicher”. Heißt, eine Frau braucht im Durchschnitt 7-8 Versuche bis sie es endlich schafft, beim Mann sinds glaub ich nur 2-3 (nagelt mich nich auf den Zahlen fest – die relation sollte stimmen).
    und frauen nehmen wohl vermehrt die “sanften” methoden: medikamente und dergleichen. Das plakative Pulsadernaufschneiden ist, sofern es nicht gerade die Carotis ist, tatschlich nur plakativ…um daran tatsächlich zu verbluten müsste man sie längs aufschneiden….war irgendwie keine Frau tut – ergo Frauen wollen selten wirklich sterben…sie wollen aufmerksamkeit, beachtung für ihre Probleme, Hilfe.