Fußball war, wie ich ganz ehrlich zugeben muss, nie meine Stärke: In der Schule galt für meine Klassenkameraden stets die Regel, dass da wo ich bin (als einer der hochgeschosseneren Schüler war ich auf dem Spielfeld leicht zu lokalisieren), der Ball garantiert nicht ist und besser auch nicht sein sollte – dies war auch meine Standard-Ausflucht vor dem Angespieltwerden. Wie nun eine Studie der britischen University of Exeter gezeigt hat, kann das bewusste Nicht-Anschauen eines Spielers tatsächlich über den Spielerfolg entscheiden – beim Elfmeterschießen nämlich.
Nun hätte ich als Fusball-Banause ja sowieso immer geglaubt, dass die Profis das Elfemeterschießen so üben, dass sie sich auf bestimmte “günstige” – also vom zentral vor seinem Tor positionierten Keeper – schwer erreichbare Torecken spezialisieren. Doch in der Praxis ist es, wenn man der Studie (von der ich mal wieder nur den Abstract und eine Pressemitteilung der Uni kenne, sorry!) glauben darf, in der Tat erst mal so, dass unter dem Stress der Strafstoßsituation nicht nur der Torwart, sondern auch der Kicker eine Angst vor dem Elfmeter bekommt. Und beim Spieler führt die dazu, sagt der Exeter-Sportprofessor Greg Wood, der Autor der Studie, dass er von “bedrohlichen Stimuli” – in diesem Fall dem Anblick des gegnerischen Torhüters – abgelenkt wird. Mit anderen Worten: Er starrt ihn an. Und das führt, bedingt durch “eine enge Koordinierung von Blickkontrolle und Bewegungskontrolle” dazu, dass er dann auch eher auf den Torhüter schießt, als an ihm vorbei. Der gleiche Reflex, der gut für den Torwart ist (wenn der nämlich auf den Ball starrt, dann erhöht er seine Chancen, ihn zu fangen), ist andererseits also schlecht für den Elfmterschützen. Getestet wurde dies mit 14 Fußballern der Exteter-Unimanschaft, die dafür mal stressfrei, mal unter Leistungsdruck Elfmeter schießen mussten, wobei ihre Augenbewegungen mittels einer Spezialbrille genauestens registriert wurden.
Das mit der Augen- und Bewegungskoordination glaube ich unbesehen: Wer mal versucht hat, einem Kind oder auch einem Erwachsenen das Fahrradfahren beizubringen, der weiß, wie schwer es den Anfängern fällt, nicht auf mögliche Hindernisse zu starren, die sie dann auch prompt zielstrebig anfahren. Aber dass es Profitrainern noch nicht in den Sinn gekommen sein soll, dass man seine Elfmeterschützen darauf traineren muss, sich nicht auf den Tormann, sondern auf ihr Ziel zu konzentrieren, das hat mich dann doch überrascht.
Aber vielleicht ist es ja auch nur ein besonderes englisches Problem; davon geht zumindest die Uni-Mitteilung schon in ihrer Überschrift und ihrem Einleitungssatz aus – beide stellen die Frage “warum England beim Elfmeterschießen immer verliert”. Wie sehen das die Fußballexperten hier?
Foto: University of Exeter
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