… wird ja auch hier, in den Scienceblogs, nicht selten beklagt. Als Journalist fühle ich mich da immer angesprochen, doch meine gelegentlich vorgebrachten Abwehr-Argumente (Zeitdruck, beispielsweise, oder die “Das-haben-alle-also-machen-wir’s-auch”-Mentalität in Chefetagen) sind zwangsläufig immer nur anekdotisch – “heuristisch” im wissenschaftlichen Sprachgebrauch, und das heißt nun mal auch “nicht ausreichend fundiert”. Da freut es mich, dass das Thema nun auch mal wissenschaftlich analysiert wurde: Dr. Andy Williams, Journalistikprofessor an der britischen Cardiff University hat mal untersucht, wie es um den britischen Wissenschaftsjournalismus steht. Ich denke, dass vieles davon aber auch auf andere Länder und konkret auch auf uns deutsche Journalisten übertragbar ist.

Es würde mich zum Beispiel nicht wundern, wenn die Zahl der Wissenschaftsjournalisten auch bei uns in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich gewachsen wäre: In Williams’ Berichtszeitraum, zwischen 1989 und 2005, habe sie sich verdoppelt, schreibt er. Nicht zuletzt, weil das Prestige der Wissenschaftsberichterstatter innerhalb der Journalisten-Branche, ebenso wie das öffentliche Interesse an Wissenschaft, gestiegen seien. Doch das heißt nicht, dass die Wissenschaftsreporter nun auch mehr Zeit für ihre Geschichten bekommen, im Gegenteil: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der befragten Journalisten gab an, dass ihr Arbeitspensum in den vergangenen fünf Jahren stark gestiegen war, 35 Prozent sahen eine leichte Steigerung, und acht Prozent keine Veränderung. Mehr Zeit bzw. weniger Arbeit hatte hingegen keiner zu melden. Der Hauptgrund für den Arbeitszuwachs: Die Anforderungen des Internet, das von den Reportern zusätzliche Cross-Media- und Multimedia-Leistungen erwartet.

Dies führt dazu, dass mehr als ein Fünftel (22 Prozent) der befragten Wissenschaftsjournalisten zugeben muss, nicht mehr genug Zeit zu haben, um die Fakten der Stories, die unter ihrem Namen erscheinen sollen, hinreichend nachzuprüfen. Knapp die Hälfte (46 Prozent) beklagt, dass ihre Zeit zur Fakten-Recherche stark reduziert wurde. All dies führe, so schreibt Williams, zu einer “Rudelmentalität” in den Redaktionen: Mitrennen, wo alle hinrennen, aus Angst, dass man sonst etwas verpassen könnte:

In many news outlets, we were told, this leads to a centralised
news-desk-driven homogenisation of science news coverage: a form of pack journalism in which journalists feel pressured to run stories not because of their news value, but out of fear their competitors will cover them and their title will be left out. This urge to “keep up with the Joneses” results in a self-perpetuating reliance on predictable news agency- and PR- led news (so-called “low- hanging fruit”) which discourages “original journalism”.

Seufz!
Den vollen Bericht (als pdf-Datei) findet man hier.

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