Dies ist keine Fortsetzung/Replik/Erweiterung der Frage nach dem Wählerwillen und -Nutzen, die Ali nebenan gestellt hat, sondern eine sehr konkrete, vor der die Wahlbehörde – und auch die Gerichte – in Alaska stehen. Denn die Entscheidung darüber, ob nun der rapublikanische Tea-Party-Kandidat Jim Miller oder seine (ebenfalls republikanische, aber von der Partei nicht nominierte) Komkurrentin und aktuelle Amtsinhaberin Lisa Murkowski als Senator nach Washington gehen wird, hängt von der Frage ab, ob der Wählerwille nur dann zum Ausdruck kommt, wenn er orthographisch korrekt geschrieben wurde. Was letztlich die Wahlentscheidung zu einer Funktion des Bildungssystems machen würde – wer nicht schreiben kann, dessen Stimme zählt auch nicht.

Und dies ist keineswegs eine von mir ironisierend überspitzte Sichtweise. Denn Lisa Murkowskis Name stand nicht auf den Wahlzetteln – wer für sie stimmen wollte, musste ihren Namen handschriftlich als “Write-in”-Kandidat einfügen. Nun hat die Dame leider einen etwas ungewöhnlichen Namen (Joe Miller hätte es hier sicher leichter gehabt), und daher ist nach Schätzungen des Miller-Wahlkampfteams fast jede zehnte Murkowski-Stimme falsch geschrieben. Ein Artikel in der New York Times illustriert dies mit einem Stimmzettel, auf dem der Name als “Murkoski Lesa” buchstabiert wird. Während die Wahlkommission dazu neigt, solche Stimmzettel – so lange der Eintrag gesprochen eine Ähnlichkeit mit dem Klang des Namens – zu Gunsten der Kandidatin zu werten. Dagegen hat Joe Miller vor dem Federal District Court in Alaska bereits eine

Klage

(Link öffnet eine pdf-Version der Klageschrift) eingereicht. Er beruft sich darauf, dass die Wahlordnung eine korrekte Schreibweise des Namens vorsieht.

Am Wahlausgang wird dies voraussichtlich nichts ändern: Lisa Murkowski hat einen Vorsprung von 11.300 Stimmen vor Miller; nach ersten Zählungen erhielt sie rund 98 Prozent der 90.000 “Write-in”-Stimmen – selbst wenn sie also knapp 9000 Stimmen wegen falscher Schreibweise einbüßen sollte, läge sie (dann zwar knapper, aber doch noch klar genug) vor Miller. Allerdings würde damit zumindest der Wert einer guten Schulausbildung – was ja auch gute Rechtschreibung einschließt – belegt …

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Kommentare (1)

  1. #1 KommentarAbo
    11. November 2010