Von Golf habe ich etwas so viel Ahnung wie die Kuh vom sprichwörtlichen Sonntag, aber die paar Golfspieler, die ich in meinem Leben getroffen habe, waren alle erstens ganz besessen von ihrem Sport und zweitens stets auf der Suche nach technischen und sonstigen Hilfsmitteln (ist ja eh’ ein Sport mit technischen Hilfsmitteln = Hölzer, Eisen, Putter, Wedges etc.), die ihr Spiel verbessern würden. Für die hat die Forschung (kommerzielle Produktforschung, zugegeben, aber immerhin Forschung) nun einen neuen Ball anzubieten, dessen Dimples – damit sind die kleinen Dellen rund um den Ball gemeint, die ihm seine charakteristische Flugeigenschaften verleihen – ungleich über die Oberfläche verteilt sind. Das Resultat sei, so verspricht der Hersteller (hier ein Link, der aber nicht als Schleichwerbung verstanden werden soll – muss ja niemand drauf klicken, um diesen Beitrag zu verstehen), ein Golfball, der bei gleicher Abschlagtechnik und -Stärke das “slicing”, also die Abweichung der Flugbahn von der Geraden, um bis zu 75 Prozent verringert.

Und nichts könnte mich ungerührter lassen; die Chance, dass ich in meinem Leben mal einen anderen als eine Minigolfschläger in die Hand nehmen werde, ist so gering, dass sie selbst Homöopathen zu verdünnt erscheinen müsste. Der einzige Grund, warum ich hier überhaupt Zeit damit verplempere ist: Dieser neue Ball mag zwar besser sein, aber er ist nicht Regelkonform; die USGA . Doch im Unterschied zu Steroiden oder sosntigen künstlichen Leistungsverbesserern tut der Ball -soweit ich das verstehe – eigentlich nichts anderes, als einen aerodynamischen Fehler der bisherigen Golfbälle weitgehend zu eliminieren. Tja, und da wurde mir nur wieder klar, dass nicht jede Erkenntnis der Forschung begrüßt wird, selbst wenn sie eigentlich nur Gutes zur Folge haben kann. Und mehr war’s eigentlich gar nicht, was ich mit diesen 1994 Anschlägen, die ich gerade auf ein banales Thema verschwendet habe (Überschrift nicht mitgezählt), sagen wollte …

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Kommentare (9)

  1. #1 arne
    10. Mai 2011

    anscheinend sind sie was den golfsport betrifft ja doch einigermaßen voreingenommen 😉
    mal selbst ausprobiert?

  2. #2 arne
    10. Mai 2011

    zu golfbällen gibt es durchaus interessante forschung. hier ein beispiel von professoren der tu kaiserslautern bzw. dem nano-bio-forschungscenter:

    https://www.nanoball.eu/

  3. #3 HaDi
    10. Mai 2011

    Überraschendes ERgebnis bei den Mythbusters…

    https://www.autoblog.com/2009/10/22/mythbusters-golf-ball-like-dimpling-mpg/

    … sieht zwar sch… aus, hat aber tatsächlich zu einer Spritersparniss geführt (Ohne DImples 26 Miles per Gallon, mit 29 Miles per Gallon)

  4. #4 Mike Macke
    11. Mai 2011

    Gut beobachtet. Leider gilt es nicht nur für den Golfsport mit doch eher eingeschränkter Übertragbarkeit in den Alltag. Mich stört es an ganz anderer Stelle: Weder Fahrräder noch Automobile “dürfen” vernünftig weiterentwickelt werden, jedenfalls nicht, wenn sie in Rennen eingesetzt werden.

    Scheibenbremsen? Doch nicht am Rennrad! Das könnte ja glatt sicherer werden…
    Aerodynamik? Verkleidungen sind im Radsport böse! Igittigitt! Damit Eddy Mercks länger Stundenweltrekordhalter bleiben konnte, wurden ganz schnell die Regeln dafür rückwirkend geändert, so dass alle, die schneller waren (Moser, Boardman u.a.) auf einmal titellos dastanden…

    Bremsen einzelner Räder, sogar (durch ein Schlupfloch) regelkonform ausgeführt? Da muss man (1998) schnell die Regeln der Formel 1 ändern, um das Schlupfloch zu stopfen, damit nicht der Falsche gewinnt…

    Richtig abstrus ist die Begründung, dass sonst ja ein “Wettrüsten” stattfinden würde. Das ist schon jetzt der Fall, nur befruchtet es die Gesamtgesellschaft durch das enge Regelkorsett nicht.

    Durch derartige Beschränkungen wird schlicht verhindert, dass Technik weiterentwickelt wird, weil die “weiterentwickelte” Technik nur verkauft wird, wenn sie vermarktet werden kann. Das geht – gerade bei Hochtechnologie wie Fahrrädern, aber auch bei banalen Autos – eben vorwiegend durch Publizität in Rennen.

    Dabei sollten doch angeblich gerade Rennen (auch) dazu dienen die Technik weiterzuentwickeln. Oder habe ich da was missverstanden? Das kann aber nicht funktionieren, wenn die Sportfunktionäre sich der Weiterentwicklung mit aller Macht entgegenstemmen.

  5. #5 s.s.t.
    11. Mai 2011

    @Mike Macke

    Nun ja, Sport ist ein Showgeschäft, das sich nur gut verkauft, wenn die Wettkämpfe spannend sind.

    Verwendet ein Sportler eine technische Innovation, die ihm den Sieg zu jeder Zeit garantiert, werden (sog. große) Sportveranstaltungen langweilig und bringen weder Quote noch Geld. Ein Boxkampf zwischen einem Fliegen- und einem Schwergewichtsmeister ist meist nicht besonders interessant. (Im erweiteren Sinne gehört auch Doping zu diesem Thema.)

    Beim Golf und (einigen) Pferderennen (u.a.m.) hat man Handicaps eingeführt, damit ein Wettkampf überhaupt erst interessant wird. (Beim Schach kann ein Meister dem Novizen eine Figur vorgeben etc.)

    Ansonsten hat sich bei Autos und Fahrrädern schon eine Menge getan, wovon man sich leicht überzeugen kann, egal ob die Fortschritte dem Rennsport entspringen oder nicht.

    @arne

    Es wäre auch verwunderlich, wenn ausgerechnet über das Flugverhalten von Golfbällen nicht geforscht würde. Strömungslehre ist ein spannendes, aber auch komplexes Thema, mit zahlreichen Alltagsanwendungen.

  6. #6 thilo
    11. Mai 2011

    Der Ball widerspricht, aus meiner Sicht, bis lang nicht den Regeln. Die besagen lediglich folgendes:

    1. Allgemeines
    Der Ball darf nicht wesentlich von der herkömmlichen und üblichen Form und Machart abweichen. Das
    Material und der Aufbau eines Balls dürfen nicht dem Zweck und der Absicht der Regeln widersprechen.
    2. Gewicht
    Das Gewicht des Balls darf 45,93 g nicht überschreiten.
    3. Größe
    Der Durchmesser des Balls darf nicht geringer als 42,67 mm sein. Dieser Anforderung ist Genüge getan,
    wenn ein Ball bei einer Temperatur von 23±1° Celsius unter dem Druck seines eigenen Gewichts aus
    weniger als 25 von 100 nach dem Zufallsprinzip bestimmten Ausgangspositionen durch eine kreisförmige
    Lehre von 42,67 mm Durchmesser fällt.
    4. Symmetrie der Kugelform
    Der Ball darf nicht so gestaltet, gefertigt oder absichtlich verändert sein, dass er Eigenschaften aufweist, die
    von denen eines kugelsymmetrisch geformten Balls abweichen.
    5. Anfangsgeschwindigkeit
    Die Anfangsgeschwindigkeit des Balls darf bei einer Messung mit einem vom R&A zugelassenem Gerät
    das dort im Test vorgesehene Limit nicht überschreiten.
    6. Gesamtlängenstandard
    Die zusammengerechnete Flug- und Lauflänge eines Balls, der durch ein vom R&A zugelassenes Gerät
    getestet wird, darf nicht die festgelegte Gesamtlänge überschreiten, die vom R&A als
    Gesamtlängenstandard festgelegt ist.
    (Quelle: https://www.golf.de/dgv/rules4you/binarydata/ANHANG_III_Ball.pdf)

    Im Turnier kann aber die Einschränkung bestehen, dass nur Bälle die bei der R&A gelistet sind verwendet werden dürfen. Dies muss aber in der Turnierausschreibung angegeben werden. Es wäre abzuwarten, ob die Bälle ab nächstem Jahr oder so gelistet werden. Bis lang hat sich bei mir noch kein Schiedsrichter für den Ball interessiert (habe auch erst drei Turniere gespielt).
    Was eher Interessant wär. Wenn gute Spieler einen Slice oder einen Hook spielen wollen (Dogleg), was ist dann?

  7. #7 miesepeter3
    11. Mai 2011

    Sport wird schnell langweilig, wenn eine große technische Vormachtstellung vor den Konkurrenten besteht und man kann dann mangels Zuschauerinteresse kaum noch dran verdienen. Porsche hat mal eine zeitlang bei Autorennen mitgemischt. Die haben praktisch andauernd alles gewonnen, was da so zu gewinnen war. Man brauchte nicht mehr zugucken, die Wahrscheinlichkeit, dass Porsche wieder gewinnen würde, war derart groß, das es geradezu eine Sensation war, wenn die mal “nur” zweiter wurden. Also hat man die Regeln dahingehend verändert, dass Porsche kein Porsche mehr wäre, wenn er diese Regeln befolgt hätte. Also hat sich Porsche aus diesem Teil des Rennsportes zurückgezogen. Schon war`s wieder etwas spannender – bis Schumi kam.

  8. #8 thilo
    11. Mai 2011

    Beim Golf spielen geht aber nicht um das Equipment. Ein Golfspieler kann noch so gutes Equipment haben, wenn er die Nerven beim Turnier verliert, kann ihm der beste Schläger und der beste Ball nicht mehr weiter helfen.
    Profispieler versauen es auch meistens nicht bei den langen Schlägen, sondern eher im Kurzspiel oder in der Annäherung ans Grün und da hilft der Super Ball dann auch nicht mehr. Golf ist zu 80% eine Kopfsache. Ich hatte bei meinem ersten Turnier am dritten Loch schon gute Lust mein Bag einzugraben, die Scorekarten meiner Mitspieler zu unterschreiben und heim zu gehen. Danach hatte ich mich endlich wieder gefangen und konnte wenigstens ein Handicap Punkt gut machen.

  9. #9 BreitSide
    11. Mai 2011

    @Mike Macke:

    Weder Fahrräder noch Automobile “dürfen” vernünftig weiterentwickelt werden, jedenfalls nicht, wenn sie in Rennen eingesetzt werden.

    Dabei sollten doch angeblich gerade Rennen (auch) dazu dienen die Technik weiterzuentwickeln.

    Das ist ein altes Märchen, das uns die Rasergemeinde seit Jahrzehnten auftischt: dass Rennsport für OttoNormalFahrer was bringe.

    Sicherheitsgurt? Für Kampfflugzeuge entwickelt.
    Fahrgastzelle? Vom legendären Bela Bareny für Mercedes entwickelt. Für Pkws.
    ABS? Hat nichts im Rennsport zu suchen.
    ESP? Erst recht nicht.
    Sparsame Motoren? Sowieso nicht.
    Weniger umweltschädliche Autos? Genau das Gegenteil.