Da geht man nichts ahnend, den Frühling (der rein meteorologisch ja schon begonnen hat) genießend, im Park spazieren – und plötzlich tun sich vor mir Abgründe auf:
IMAG0744
Na gut, ein “Abgrund” ist das – noch – nicht. Aber solche Löcher, die plötzlich im Boden auftauchen, sind nicht zu unterschätzen. Aus meinem Geographiestudium (eines der Forschungsgebiete meiner Uni in München war der Karst) weiß ich noch, dass dies eine Einsturzdoline ist; diese Löcher entstehen, weil die Decke eines unterirdischen Hohlraums einstürzt. Solche Hohlräume können auf natürliche Weise und sehr langsam entstehen – von natürlichem Sicker- oder Grundwasser geformte Karsthöhlen mit ihren wunderbaren Tropfsteinen (wie beispielsweise die Carlsbad-Höhlen in New Mexico, die ich vor einigen Jahren mal besucht habe; Abb. links)Carlsbad brauchen oft Hunderttausende bis mehrere Millionen Jahre für ihre Entstehung. Aber schwere Unwetter mit ihren nachfolgenden Sturzbächen können, ebenso wie Bauarbeiten oder Wasserrohrbrüche, solche Unterspülungen bereits in wenigen Stunden bewirken. Typischer Weise bilden sie sich unter dem Asphalt, der dann unter der Last des nächsten Autos einbricht – ein leider allzu häufiges Bildmotiv für die lokalen Medien.

Ich wäre dennoch an diesem Loch, das mitten auf dem Sportplatz im Park nahe meiner Wohnung entstanden ist, vermutlich vorbei gegangen, ohne es besonders zu erwähnen – hätte ich nicht erst heute Morgen in den Nachrichten gelesen, dass eine Einsturzdoline, die sich am vergangen Freitag unter einem Haus in Tampa (US-Staat Florida) gebildet hatte, den 36-jährigen Jeffrey Bush wortwörtlich vom Erdboden verschluckt hatte. Die Suche nach ihm blieb erfolglos, und aus Sicherheitsgründen musste das Haus abgerissen werden. Und vor beinahe fünf Jahren hatte ich hier in meinem Blog schon mal über eine gigantisch anmutende Doline in Texas berichtet; leider ist das damals verlinkte Video nicht mehr zugänglich, aber hier lässt es sich noch einmal anschauen:

Die Idee, dass plötzlich der Boden unter den Füßen verschwindet, mag uns beinahe grotesk vorkommen, aber wie die nachfolgende Karte des US Geological Survey zeigt, sind allein die durch natürliche Karsterscheinungen gefährdeten Zonen in den USA eher die Regel als die Ausnahme:
sinkholemap
Allein in Florida gab es im Jahr 2010 mehr als 4000 solcher Einsturz-Fälle; die eigens für solche Dolinen-Schäden eingerichtete staatliche Versicherung musste insgesamt 245 Millionen Dollar als Schadenssumme verbuchen. Der dramatischste Fall in Deutschland, an den ich mich erinnern kann, geschah im September 1994, als ein mit Dutzenden von Passagieren besetzter städtischer Linienbus im Münchner Stadtteil Trudering in ein riesiges Loch stürzte, das als Folge von U-Bahn-Bauarbeiten entstanden war. Drei Menschen kamen dabei ums Leben; zwei der Leichen konnten erst nach vielen Monaten und mit einem Aufwand, der in die Millionen ging, geborgen werden.

flattr this!

Kommentare (1)

  1. #1 blödmannsgehilfe
    5. März 2013

    …das Kölner Stadtarchiv nicht zu vergessen…