Aber es gibt tatsächlich einen Aspekt, an dem ich bis heute zu knabbern habe. Und obwohl es fast peinlich ist es zuzugeben, wäre es feige, wenn ich mich nicht dazu bekennen würde: Als Korrespondent für große Zeitungen und Magazine konnte ich immer damit angeben, wie groß meine Leserschaft ist; in meiner Zeit als New-York-Korrespondent für den Axel-Springer-Verlag hatte ich täglich eine potenzielle Reichweite von mehr als zehn Millionen, und FOCUS pflegte seine Leserreichweite (die nicht das gleiche ist wie die Auflage) zu meiner Zeit mit mehr als sechs Millionen pro Ausgabe zu beziffern. Als ich mit dem Bloggen anfing, erwiesen sich tausend Besucher im Monat schon als ein unerwartet hohes Reichweitenziel. Meine Angst als Journalist ist nicht, mich vor der großen Öffentlichkeit mit meinen Gedanken und meinem Schreibstil zu blamieren – was mich besorgt ist, dass diese Öffentlichkeit vielleicht gar nicht hinschaut.

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Kommentare (1)

  1. #1 Florian Freistetter
    17. Januar 2014

    “Das Problem ist tatsächlich das, was man “Öffentlichkeit” nennt. Print-JournalistInnen erhalten vielleicht einen oder zwei Leserzuschriften pro Woche (manchmal aber auch jahrelang nicht eine einzige); in großen Verlagen werden diese zudem oft von eignenen Leserbrief-Redaktionen beantwortet.”

    Da hast du sicherlich recht. Das hab ich auch schon oft festgestellt: Wenn man mit Leuten darüber redet, ob und wie man zu Bloggen beginnen soll, ist die Interaktion mit der Leserschaft immer das am meisten diskutierte Thema und das, bei dem die meisten Fragen und Unsicherheiten existieren.

    Ich glaube das Hauptproblem an der Sache ist, dass Blogs und Zeitungen immer noch nicht wirklich als fundamental unterschiedliche Medien aufgefasst werden die auch komplett unterschiedlich funktionieren (obwohl sie durchaus auf die gleiche Art funktionieren können wenn man will). Blogs sind eben nicht nur einfach “Online-Zeitungen” sondern etwas ganz anderes.