Aus der Sicht eines Satirikers ist die Antwort einfach, und keiner hat sie klarer gegeben als Kurt Tucholsky: “Was darf die Satire? Alles.” Doch stimmt das auch aus der Sicht der Wissenschaft? Die Frage hat uns im Kreis der ScienceBlogger und ScienceBloggerinnen durchaus beschäftigt. Ist Wissenschaft etwas, mit dem man seinen Spaß treiben kann? Werden Leserinnen und Leser zwischen dem, was WissenschaftlerInnen mit ihrer Arbeit anstreben, und dem, was ein Kabarettist daraus macht, unterscheiden können?

Wir wollen es herausfinden. Seit heute gibt es auf unserer Homepage eine kleine Videorubrik, die wir Stand-up Science genannt haben. Dort wird der Kabarettist Vince Ebert in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Clips seiner Shows und seiner Vorträge präsentieren. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass mir nicht alles gefallen wird. Nicht nur, weil ich nicht unbedingt alles witzig finde, was andere zum Lachen bringt (liegt wohl an mir – die Liste der Hollywood-Komiker, die zwar bestens für ihre Filme bezahlt werden, mir aber nicht mal das müdesten Lächeln, sondern eher gequälte Schmerzlaute auf die Lippen zaubern können, ist lang – viel zu lang!). Sondern auch, weil Satire immer auch Meinung ist – und die muss man ja bekanntlich nicht teilen.

Aber ich würde Tucholskys Einschätzung, dass Satire alles darf, doch mit einer Einschränkung modifizieren: Sie darf nicht langweilen oder gleichgültig lassen. Sie will und sie soll provozieren. Manchmal denken wir mehr über ein Thema nach, wenn wir dem Redner nicht zustimmen, als wenn wir nur wohlwollend und -meinend unsere Zustimmung nicken.

Wir glauben also, dass Science und Satire auf den ScienceBlogs einen Platz haben. Und sind gespannt, wie unsere Leserinnen und Leser das sehen.

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Kommentare (6)

  1. #1 Theres
    10. Februar 2014

    Also, ich bin begeistert und finde diese Idee großartig!
    So ist das auch richtig, einerseits Wissenschaft präsentieren, andererseits unterhalten und auch entspannen. Vince Ebert ist wahrlich kein schlechter … sehr schön 🙂
    Aber alles Geschmackssache.

    Ich bin ja gespannt auf die erste Scientire 🙂

  2. #2 Jürgen Schönstein
    10. Februar 2014

    @Theres
    Freut mich, dass schon die erste Stimme eine “Zustimme” ist! Witzige Randnotiz (naja, ich find’ sie witzig, was – wie oben schon erklärt – nichts heißen muss): Ich hatte überlegt, was besser als Rubrik-Name wäre – Stand-up Science oder … Scientire. Wie’s ausgegangen ist, siehst Du ja hier … 😀

  3. #3 Theres
    10. Februar 2014

    @Jürgen Schönstein
    Ich lache doch herzlich … und so sieht es auch prima aus. Gutes Einsteigervideo, finde ich ebenfalls. Ich schreib dort aber nicht jublierend “Erste” drunter 🙂

    Einen schönen Tag über den Teich.

  4. #4 strahlenbiologe
    10. Februar 2014

    Bei Wissenschaft und Satire fällt mir der Ig-Nobelpreis ein.
    Schönstes Beispiel für mich ist das Paper mit dem fMRT-Scan eines toten Lachses 😀
    Regt zum nachdenken an

  5. #5 Hubi
    Ulm/Donau
    10. Februar 2014

    “…als wenn wir nur wohlwollend und -meinend unsere Zustimmung nicken.”
    Da setzen die Rattenfänger an: Das sagen, was die Zuhörer sowieso glauben und schon setzt das Denken aus.
    Satire ist immer Anti-Mainstream, und die satirische Science- Comedy ist bereits seit längerem Trend: Roxy Ulm Science Slam zum Bleistift. Ruhig mal googeln…

  6. #6 Hammster
    11. Februar 2014

    @Jürgen
    “Stand-up Science” finde ich deutlich (intelligent-)lustiger als “Scientire” – zumindest für (meine) “sprachwissenschaftliche” Meinung: “Satire” ist schon sehr speziell – “Comedy” subsumiert ein deutlich gößeres Spektrum – gerade wenn man Vince Ebert als “Eichgröße” hernimmt… (Satiriker? vs. “Comedian”…)
    Klingt, als seiest du für Zweiteres gewesen. Aber du sagst ja: ist alles eine Frage der Meinung…
    Wissenschaft und Humor passt nicht schlechter als alles andere und Humor: Alltag… Rassismus… Frauen…