In den Klassenzimmern der Schule meines Sohnes – und das gilt vermutlich für viele Klassenzimmer der USA, und wohl auch in Europa – sind Computer inzwischen so selbstverständlich wie die Tafel an der Wand (und selbst die hat oft schon einem interaktiven Whiteboard Platz gemacht). Hausaufgaben werden als Google Doc abgeliefert, LehrerInnen und SchülerInnen kommunizieren per E-Mail, und Schulbücher sind als e-Books erhältlich. In seiner Rede zur Lage der Nation hat Präsident Obama versprochen, das Internet und seine Nützlichkeiten auch noch in das letzte Klassenzimmer des Landes zu bringen. So weit, so gut, nicht wahr?

Nicht gut, warnt die Psychologin Susan Pinker in einem Gast-Meinugsbeitrag in der aktuellen New York Times: Can Students Have Too Much Tech?, fragt sie, und gibt selbst die Antwort – Ja. Es habe sich gezeigt, dass Computer und Internet nicht von sich aus die schulischen Leistungen steigern; ohne sinnvolle Integration dieser Technologie in den Unterricht werde durch die elektronischen Gadgets die Bildungskluft, die sozioökonomische Gruppen nach Arm und Reich trennt, sogar noch vertieft. Denn Computer würden, ohne entsprechende Betreuung und Motivation (und manchmal auch ganz einfach elterliche Aufsicht), eher zum Daddeln – Spiele, Videoclips, Chats etc. – benutzt als zum Lernen. Mit der Folge, dass die Lese- und Rechenfähigkeiten der Schülerinnen, vor allem aber der Schüler, nach die Bereitstellung von Computern dramatisch sinken. Die Idee, jedem Kind seinen eigenen Laptop zu geben, habe sich – nach anfänglich positiver Resonanz – als “drive-by education” (ein Wortspiel mit “Drive-by-Shooting“) entpuppt.

Auf einen Absatz in dem Meinungsbeitrag will ich aber besonders hinweisen:

And, of course, technology can work only when it is deployed as a tool by a terrific, highly trained teacher. As extensive research shows, just one year with a gifted teacher in middle school makes it far less likely that a student will get pregnant in high school, and much more likely that she will go to college, earn a decent salary, live in a good neighborhood and save for retirement. To the extent that such a teacher can benefit from classroom technology, he or she should get it. But only when such teachers are effectively trained to apply a specific application to teaching a particular topic to a particular set of students — only then does classroom technology really work.

In anderen Worten: Es braucht nicht einfach nur bessere Technologie, die sich inzwischen relativ billig erwerben lässt, sondern bessere LehrerInnen. Und die kriegt man nicht beim Discounter…

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Kommentare (4)

  1. #1 ali
    30. Januar 2015

    Dieser xkcd passt irgendwie auch.

  2. #2 rolak
    30. Januar 2015

    irgendwie auch

    Die Wege des Lern´ sind unergründlich…

  3. #3 ZielWasserVermeider
    2. Februar 2015

    Moin,

    Tja, Ein Bildbeartbeitungsprogramm macht noch keinen Künstler, ein Textbearbeitungsprogramm keinen Schriftsteller, eine Skalpell keinen Chirurgen… etc.

    IT ist eine Werkzeug, wie vieles andere auch. Man muss damit umgehen lernen.

    Gruß
    Oli

  4. #4 miesepeter3
    5. Februar 2015

    Ich erinnere mich dumpf und dunkel, dass in meiner schon lange zurückliegenden Schulzeit ein heftiger Streit zwischen Experten aus allen Bereichen entbrannte ob der Frage, ob man im Mathe-Unterricht einen Taschenrechner zulassen sollte oder nicht. Zwischen völliger Verblödung und Supermatheverständnis, weil man ja nun sich auf Mathe konzentrieren könne und das schnöde Rechnen den Rechnern überlassen könne, lauteten die Urteile. Nun, irgendwann durften wir und sind nicht verblödet und bedauerlicherweise wurden aus den meisten von uns keine Mathe-Genies, aber für`s Leben reichte es.
    Übrigens, der Streit brach erneut los, als die ersten programmierbaren Taschenrechner aufkamen.
    Offensichtlich ist im schulischen Bereich jede technische Neuerung der Vorbote des Zusammenbruches der Menschheit.