Diese Frage wird tatsächlich ernsthaft, wenn auch kontrovers diskutiert, wie ich der aktuellen Ausgabe von nature entnehmen kann: NIH plan to give ageing scientists cash draws scepticism. Die Idee ist ebenso simpel wie verstörend: Da staatliche Forschungsmittel der National Institutes of Health überproportional an ältere Forscherinnen und Forscher fließen, und auch das Alter, in dem der “Nachwuchs” die ersten substantiellen Mittel gewinnen kann, stetig ansteigt, überlegt diese amerikanische Gesundheitsforschungsbehörde nun ernsthaft, den SeniorInnen im biomedizinischen Forschungsfeld eine Prämie zu bezahlen, damit sie ihre Arbeit reduzieren oder sogar einstellen, um Platz für den frustriert vor sich hin alternden Forschungsnachwuchs zu machen.

Ich will hier nicht auf die Details eingehen (wer mehr dazu erfahren will, kann ja dem nature-Link folgen); aber die Frage, warum dann nicht gleich solche Mittel an die jüngeren ForscherInnen gegeben werden, anstatt eine Dolce-vita-Prämie an die Etablierten zu zahlen, drängt sich schon auf. Vor allem aber wüsste ich gerne, was ScienceBlogs-Leserinnen und Leser von so einer Idee – mit eventuellen Anpassungen an deutsche und/oder europäische Verhältnisse – halten würden…

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Kommentare (3)

  1. #1 rolak
    11. Februar 2015

    Was auch immer über die Höhe der Forschungsaufwendungen zu sagen wäre – der Fundus ist immer endlich. Wenn frustriert gewartet wird, wird die Verteilung anscheinend als ungerecht empfunden.

    Eine Neuschöpfung des VerteilungsModus wäre also anzudenken — aber wer bitte kann denn ernsthaft vorschlagen, Teile des Etats darauf zu verbraten, daß Andere auch mal randürfen bis -müssen, wenn auch mit deutlich weniger Etat; was für ein Denken hat sich denn da etabliert?

  2. #2 Christian Reinboth
    11. Februar 2015

    Das BMBF hat in einigen Förderlinien die Regel eingeführt, dass sich nur sogenannte erstberufene Professorinnen und Professoren (d.h. solche, deren Berufung nicht länger als zwei bzw. drei Jahre zurückliegt) auf die Mittel bewerben können. Die Eigenschaft “Erstberufener” ist zwar nicht deckungsgleich mit der Eigenschaft “Alter”, korreliert aber stark mit dieser. Eine solche Lösung scheint mir zumindest auf den ersten Blick praktikabler als eine Ruhestandsprämie für ältere Forscherinnen und Forscher.

  3. #3 Bettina Wurche
    12. Februar 2015

    Natürlich ist es superwichtig, dass jüngere Personenkreise mal in Arbeistverhältnisse kommen.
    Aber diese Idee kommt mir aberwitzig vor. Man kann doch nicht einen Teil des ohnehin winzigen Etats darauf verwenden, Personen dafür zu bezahlen, nicht mehr zu arbeiten? (wie rolak schon schrieb)
    Zumal wir ja gerade über eine Ausweitung der Lebensarbeistzeit diskutieren.
    @ Christian Reinboth: Die Förderrichtlinien zu den Erstberufenen setzen allerdings voraus, dass jemand bereits eine Stelle hat. Ich hatte das Problem so verstanden, dass es um Wissenschaftler geht, die noch gar keine Stelle ergattern konnten?
    Hört sich aber nach einer interessanten Idee an, um gewachsene Strukturen mal durchzuschütteln.