Das ist, wenn man’s für sich allein betrachtet, erst mal banal: Ja, wir alle müssen irgendwann sterben. Aufregend wird’s ja eigentlich nur, wenn wir nicht nur irgendwann, sondern alle gleichzeitig sterben müssten – was man gemeinhin als den “Weltuntergang” bezeichnen könnte (obwohl die Welt selbst, also der felsige Planet, der in rund 150 Millionen Kilometern Abstand um einen Stern mittlerer Größe namens “Sonne” kreist, dabei vermutlich nicht nennenswert beschädigt würde). Doch bisher haben sich all diese Weltuntergangs-Prophezeiungen als falsch erwiesen, auch wenn sie zumindest eine Zeitlang für Schlagzeilen und Aufregung sorgten (Florian Freistetter schreibt ja immer tapfer und aufschlussreich gegen diese falschen Propheten an, siehe hier). Aber wenn Stephen Hawking, der doch so viel mehr als wir über die Welt und das Universum weiß, das Ende der Menschheit in spätestens 100 Jahren vorhersagt, und dass dies die Schuld der Wissenschaft ist … ja, dann muss das doch stimmen – dann MÜSSEN WIR ALLE STERBEN!(*** Panik-Modus ein***)

(*** Panik-Modus ***)(***Ironie aus***)

Die erste Frage wäre natürlich, ob Hawking das überhaupt gesagt hat. Nun? Hat er gar nicht. Die Aussage “Stephen Hawking claims wipeout of human race within 100 years or so due to progress in science and technology” wurde aus einer Vorschau auf einen Vortrag mit dem Titel “Do black holes have no hair?” gestrickt, den Hawking im Rahmen der BBC Reith Lectures gehalten hat und der am 26. Januar und 2. Februar ausgestrahlt wird (ein bisschen Hintergrund zu dieser traditionsreichen Vortragsreihe gibt es hier). Und auf eine Frage aus dem Publikum im Anschluss an diesen Vortrag warnt er, wie ich diesem Bericht der BBC entnehme, in der Tat davor, dass sich die Menschheit durch Klimawandel, einen Atomkrieg oder auch durch genetisch modifizierte Viren ihr eigenes Grab schaufeln könnte, und auch davor, dass durch Fortschritte in Wissenschaft und Technik “neue Dinge geschaffen werden, die schiefgehen können”.

Doch erstens ist dies keine wissenschaftliche Vorhersage, sondern eine Warnung – es könnte so sein, auch wenn Hawking diese Warnung durchaus ernst meint. Das Risiko einer solchen globalen Katastrophe sei zwar generell gering, addiere sich aber im Lauf der Zeit und könne sich so in den nächsten tausend oder zehntausend Jahren annähernd zur Gewissheit summieren.

Zweitens muss man für so eine Einschätzung erst mal kein Genie sein – die Angst vor einem thermonuklearen Krieg, der die Welt auslöschen könnte, hat mich (und andere meiner und nachfolgender Generationen) ein ganzes Leben lang begleitet. Aber wo kommen denn die hundert Jahre in der oben verlinkten Panik-Meldung her? Nun, Hawking warnt ja “nur” davor, dass sich die Menschheit den Lebensraum auf der Erde zerstören wird – aber dank eine Kolonisierung des Weltraums, von deren Zukunft er überzeugt ist, werde das nicht das Ende der Menschheit sein, hofft er. Aber da mit solch einer Kolonisierung nicht innerhalb der nächsten hundert Jahre zu rechnen sei, so Hawking weiter, sollten wir in dieser Zeit besonders vorsichtig sein, dass nichts passiert…

Von einer Prognose des Weltuntergangs in 100 Jahren kann also nicht die Rede sein – und schon gar nicht vor einer wissenschaftlichen Prognose eines Weltuntergangs. Nur weil ein Wissenschaftler eine Meinung hat – selbst wenn es sich dabei um ein unbestreitbares Genie wie Stephen Hawking handelt – ist das noch nicht automatisch eine “wissenschaftliche Erkenntnis”.

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Kommentare (29)

  1. #1 rolak
    19. Januar 2016

    wipeout of human race within 100 years

    Angenommen, es wäre so. Oder, eine ganz andere Wahrscheinlichkeitsklasse, daß in 30 Jahren die Folgen des Klimawandels echt lästig werden. Letztendlich also der seit nunmehr vier Jahrzehnten erschallende Mahnruf nach mehr Verantwortlichkeit und Rücksichtnahme, an dem wir uns heiser gebrüllt haben, kassandröse Züge zeigt.

    Ach, man kommt in die Jahre und gönnt sich gerne etwas, insbesondere Ruhe und Beschaulichkeit. Dann beschau ich mir in aller Ruhe all die, die nie zuhören geschweige denn handeln wollten, werde die Panik aufsteigen sehen. Und die persönliche restliche Lebensspanne gegen die allgemeine abwägend kaltgrinsend einen nur minimal redigierten Klassiker zitieren.

  2. #2 ralph
    20. Januar 2016

    Ja, wer hätte das gedacht. Die technischen Möglichkeiten die Erde unbewohnbar zu machen, werden tendenziell ansteigen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es geschieht.
    Der Klimawandel ist ohnehin ein Selbstläufer, auf abfälligem Gelände. Was passiert eigentlich mit der Biosohäre bei Nichteinhaltung des 2, 3 oder 4 Grad Ziels?
    Sympathisch, dass Hawking ans Überleben unserer Art denkt. Bevor es Weltraumkolonien gibt, kann und wird man versuchen auf der Erde Archen zu bauen. Künstliche autarke Biosphären. Aus naheliegenden Gründen wären die wohl eingebunkert und gut befestigt, da streng kontingetiert. Geheime private oder staatliche Projekte mag es schon geben.

  3. #3 werner
    20. Januar 2016

    Treffen sich zwei Planeten. Der eine: “Mann geht’s mir schlecht. Ich habe MENSCH!”. Der andere: “Das dauert nicht lange, geht bald vorbei!”

  4. #4 Alderamin
    20. Januar 2016

    Ich denke mal, Hawking will einfach ein Plädoyer für die bemannte Weltraumfahrt halten. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass wir schon in 100 Jahren so weit sind, dass beispielsweise eine Kolonie auf dem Mars ganz unabhängig ihre eigenen Rohstoffe fördern und verarbeiten könnte, um ohne Versorgung von der Erde überleben zu können.

    Auch dürfte es schwierig sein, die Menschheit wirklich komplett aussterben zu lassen. Ein Nuklearkrieg wird viele Menschen umbringen, aber es wird immer noch Rückzugsgebiete geben, wo keine Bomben gefallen sind, es wird Menschen geben, die trotz Strahlung ins gebärfähige Alter kommen und Kinder großziehen. Im Sperrgebiet um Tschernobyl wachsen Pflanzen und leben Tiere, und die haben keine drei Augen.

    Auch der Klimawandel wird die Erde nicht völlig unbewohnbar machen, soviel ich gelesen habe ist ein galoppierender Treibhauseffekt, der die Erde zur zweiten Venus machen würde, sehr unwahrscheinlich, und sobald die Zivilisation untergeht, gehen auch die CO2-Emissionen auf 0 zurück.

    Und Asteroideneinschläge hat die Menschheit auch schon erlebt. Keinen, wie den, der die Saurier umbrachte (der ist in den nächsten 100 Jahren auch nicht zu erwarten), aber selbst den haben viele Lebewesen überlebt und der Mensch ist flexibel genug, sich an die Klimakapriolen, die nach so einem Ereignis (oder bei einem nuklearen Winter) eintreten, anzupassen. Ein paar werden immer durchkommen.

    Krankheiten haben wir auch stets überlebt. Es müsste schon einiges unglücklich zusammentreffen, um die Menschheit komplett aussterben zu lassen. Eine große Dezimierung gefolgt von einer tödlichen Pandemie in einer lebensfeindlichen Umwelt.

    Oder ein Gegner, der uns jagt. Am ehesten wäre noch ein Terminator-Szenario denkbar. Das wurde ja auch schon (auch von Hawking) als große Gefahr genannt.

    Unsere Vorfahren wie die Neandertaler und den Homo Erectus haben wir ja auch ausgelöscht. Allerdings möglicherweise nicht kriegerisch, sondern durch Verdrängung, oder (wie neulich in einer BBC-Sendung auf ZDF-Info erwogen wurde) indem wir sie genetisch assimiliert haben. Wir haben uns mit ihnen gepaart und ihre Gene zum Teil aufgenommen.

    Ich denke, wir werden so schnell nicht aussterben. Wir werden aber sicherlich Katastrophen erleben, die uns stark dezimieren, und werden uns genetisch weiter zu einer anderen Art entwickeln (die dann möglicherweise durch die Gewöhnung an Technologie so überlebens-unfit ist, dass sie doch ausstirbt).

    Irgendwann wird die Erde aufgrund der wärmer werdenden Sonne aber unbewohnbar werden und alles Leben hier verschwinden müssen. Das dauert aber noch ein paar hundert Millionen Jahre. Länger als irgendeine Art auf der Erde jemals existiert hat.

  5. #5 Wizzy
    20. Januar 2016

    @Alderamin

    Wie oft ein für meinen Geschmack famoser Beitrag Deinerseits, danke! Und ich stimme Dir zu, wobei ich ein Nukleares Szenario – ein Nuklearer Winter liegt manchen Studien zufolge für wenige Jahrzehnte bei -20 bis -30 K – dagegen wären sämtliche Eiszeiten quasi Sauna – , schon für relativ gefährlich halte, mit rein intuitiv geschätzt mäßiger zweistelliger Prozentzahl-Wahrscheinlichkeit für unser Aussterben. Aber wie Du schon ansprichst, ist eine ‘Ablösung’ von uns durch irgendetwas anderes vielleicht wahrscheinlicher.

    Auch der letzte Teil Deines Posts ist sehr spannend – aber das mit der Art stimmt vielleicht nicht völlig. Bakterien sind ja zu den Lebewesen gezählt, und bestimmte Schwefelbakterien blieben möglicherweise artgleich seit 2,3 Mia. Jahren (https://www.scinexx.de/wissen-aktuell-18527-2015-02-04.html). Ohne Bakterien fiele mir spontan jene Quastenflosserart mit ~410 Mio. Jahren Alter ein (gibt es eine ältere Lebend-Fossil-Schwamm-Art?). 0,9 Mia. Jahre weit in der Zukunft wäre aber prognostisch geschätzt erst Schluss mit – lediglich – dem höherem Leben durch solare Erwärmung, so dass Deine Aussage für Nicht-Bakterien ziemlich sicher stimmt.

  6. #6 Wizzy
    20. Januar 2016

    @Jürgen Schönstein
    Ich vergaß zu erwähnen, dass ich Ihre Artikel ebenfalls super finde. Hier also mein ausdrücklicher Dank! Denn diese regen meist wirklich sehr zum nachdenken an und behandeln sehr kreativ ausgewählte Themen.

  7. #7 Alderamin
    20. Januar 2016

    @Wizzy

    Die heute lebenden Quastenflosser (Gattung Latimeria) sind mit den fossilen verwandt, aber es sind jüngere Arten. Die Familie der Latimeriidae gibt es “erst” seit dem Jura (Wikipedia). Das genaue Alter der heute lebenden beiden Arten ist offenbar nicht bekannt.

    Ähnliches gilt für Krokodile und Haie: die gibt es als Ordnungen/Überordnungen schon sehr lange, aber nicht die heutigen Arten. Ich meine mich zu erinnern gelesen zu haben, dass Arten üblicherweise höchstens 10 Millionen Jahre überdauern (Artgrenzen sind natürlich Definitionssache). Ob das Bakterien mit einschließt, weiß ich nicht, da kenne ich mich gar nicht aus.

  8. #8 zimtspinne
    20. Januar 2016

    Ich mag mir gar nicht viele weitere solche Höllensommer wie letztes Jahr vorstellen…
    wobei ich festgestellt hab, dass ich ganz ganz schlecht mit Hitze klar komme, während andere sich da pudelwohl fühlen.

    Aber hey, wir haben die Pest überlebt (unsere Vorfahren), was soll denn dann bitte das Gejammere über ein bisschen Klimawandel?

    Eher schon schaufeln sich viele ihr eigenes Grab mit ihrer täglichen Futtermast. Samt ihrer Haustiere.
    Waschbären sind evtl auch noch mitbetroffen… die armen.

    Mir fallen nur Szenarien ein, die die Menschheit schlimmstenfalls arg dezimieren würden…. komplett ausschlöschen – nö. Ein paar überleben immer.
    Außer vielleicht, die Sonne würde irgendwie entarten oder so, dann träfe es aber wiederum nicht nur die Menschheit sondern viele Arten oder die meisten. Oder alle.

  9. #9 Hugo
    20. Januar 2016

    @Alderamin ein wirklich guter Kommentar, den ich vollkommen zustimme.

    Sollte es zu einer klimatischen Katastrophe kommen, dann würden die meisten das nicht überleben, aber einige schon.
    Diese würden dann wahrscheinlich ein Leben als Nomaden führen.

    Was ich nie verstanden habe, was soll der Blödsinn, die Menschheit könnte in Zukunft die Erde verlassen um einer Katastrophe auszuweichen?
    Bei ca. 7 Milliarden Menschen, wäre das eine Nutzlast von 7*10^9 * 40kg
    => 40 Millionen Tonnen Menschen = Nutzlast.

    Selbst wenn wir Transporter mit 40 Tonnen Nutzlast bauen könnten bräuchte man davon 1 Million Stück.

  10. #10 zimtspinne
    20. Januar 2016

    Was soll denn bitte überhaupt eine klimatische Katastrophe sein??

    Ich nenne das Ding Klimawandel, weil es ein stetiger und relativ langsamer Wandel ist, und diese Endzeitszenarien gehen mir gewaltig auf den Keks. Panikmache und Massenhysterie ändern ja auch rein gar nix.

    Mit 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten ist ein Wandel, nicht nur aufs Klima bezogen, auch völlig natürlich und normal.
    Es ist utopisch, dieses Rad zurückdrehen zu wollen.
    Auch mit einer viel kleineren Weltbevölkerung würde nicht immer alles beim alten bleiben – das Leben hat nun mal eine Konstante und die heißt Veränderung.

  11. #11 Randifan
    20. Januar 2016

    Die Welt ist eigentlich ständig in Gefahr, irgendein Weltuntergangsszenarios könnte uns ´jederzeit treffen.
    https://www.exitmundi.nl/exitmundi.htm

  12. #12 znEp
    21. Januar 2016

    @Hugo
    Es geht m.M.n. ja auch nicht darum das alle Menschen diesen Planeten verlassen, sondern nur darum, dass genügend Leutz sich auf den Weg machen und Kolonien aufbauen damit die Spezies Mensch(und einige(alle?) Nutz-und Haustiere und Pflanzen) weiterhin überlebt.

  13. #13 Alderamin
    21. Januar 2016

    @zimtspinne

    Aber hey, wir haben die Pest überlebt (unsere Vorfahren), was soll denn dann bitte das Gejammere über ein bisschen Klimawandel?

    Der Klimwandel bringt die Menschheit nicht um, aber er wird eine Menge Menschen (und Tiere) das Leben oder noch mehr von ihnen die Heimat kosten. Unwetter, Überflutungen, Hungersnöte, Migration, Kriege. Einfach Stress, den man nicht haben muss. Am Ende bringt es Dich auch nicht um, wenn Du zu Hause Deine Möbel klein schlägst, aber ist das deswegen eine gute Idee?

    Mit 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten ist ein Wandel, nicht nur aufs Klima bezogen, auch völlig natürlich und normal.

    Trotzdem wären die schlimmsten Szenarien vermeidbar, wenn alle zusammen arbeiten würden. Aber keine Sorge, wie gut die Zusammenarbeit zwischen zivilisierten Nation funktioniert, sehen wir ja bei der Verteilung der Flüchtlinge in Europa. Es wird schon nichts ernsthaftes bewirkt werden.

  14. #14 Alderamin
    21. Januar 2016

    @Hugo

    Was ich nie verstanden habe, was soll der Blödsinn, die Menschheit könnte in Zukunft die Erde verlassen um einer Katastrophe auszuweichen?
    Bei ca. 7 Milliarden Menschen, wäre das eine Nutzlast von 7*10^9 * 40kg
    => 40 Millionen Tonnen Menschen = Nutzlast.

    Selbst wenn wir Transporter mit 40 Tonnen Nutzlast bauen könnten bräuchte man davon 1 Million Stück.

    Die schlechte Nachricht ist: Zum Überleben der Menschheit musst Du nicht alle Menschen retten, die auf der Erde leben. Sondern dafür sorgen, dass anderswo ein paar Menschen weiterleben, die dann den Grundstock für eine neue Population bilden. Ein paar hundert Marsbewohner für den Anfang. Die USA wurden auch nicht nur durch Zuwanderung bevölkert, die meisten Menschen wurden dort geboren.

  15. #15 ralph
    21. Januar 2016

    Inspiriert von einer klassischen SF Kurzgeschichte, an deren Autor ich mich nicht mehr erinnere:

    Die technischen Möglichkeiten einen Planeten unbewohnbar zu machen, steigen mit fortschreitender Technik tendenziell an.
    Das könnte ein weiterer Grund dafür sein, dass uns noch keine Aliens besucht haben. Bevor es zur Gründung von Kolonien im Weltraum kommt, löschen sich technisch fortgeschrittene Zivilisationen entweder selbst aus, oder man wirft sich auf einen archaischen Stand zurück.

  16. #16 Wizzy
    21. Januar 2016

    zimtspinne #10
    Vielleicht ist an Deinem Kommentar nicht alles falsch. Trotzdem möchte ich mich satirisch dagegen wehren. Denn klug ist es absolut gar nicht, nichts gegen den Klimawandel zu tun. Und Klugheit wäre eigentlich ein wesentlicher Punkt, der unsere Spezies schütz(en könn)te.
    Deine Argumentation kann man auch auf Kriege anwenden: Warum versuchen die Welt friedlich zu gestalten? Kriege befördern die Evolution. Was soll Krieg überhaupt sein? Frühere Kriege bewirkten einen global gesehen geringfügigen Wandel, also nenne ich das Ganze lieber “Umgestaltung”. Panikmache und Massenhysterie ändern daran nichts. Mit 7 Milliarden Menschen auf dieser Welt, sind Kriege völlig normal. Das Leben hat nunmal eine Konstante, und die heißt Veränderung.
    Ich überlasse dem Leser zur Übung dieses ganze Spiel nochmals zum Thema “Moderne Medizin – das brauchen wir nicht”

  17. #17 zimtspinne
    21. Januar 2016

    Kriegerische Auseinandersetzungen, wie sie in den letzten Jahrhunderten geführt wurden, werden immer seltener und durch andere Arten der Kriegsführung ersetzt.
    Die sind subtiler. Nicht mehr so menschenintensiv, sie werden auf anderen Ebenen geführt.
    Wo früher Stämme gegeneinander kämpften, um sich Jagdgebiete zu sichern, kämpfen heute Konzerne um Marktanteile gegeneinander….
    Die Evolution kommt nie zum Stillstand.
    So kann man auch den Klimawandel als evolutionären Prozess betrachten und den Hardcorekonsumenten und die Veganer und und und 😉

    Dass Dreiviertel der Weltbevölkerung noch immer arm sind und gar nicht weiter am Konsum teilnehmen, bewahrt uns ja sogar vorm Klimakollaps, könnte man zynisch sagen.

    Wenn die alle erstmal so richtig loslegen und ihren Drittwagen anschaffen…. kann man nur hoffen, ihre Wohlstandsfamilienplanung bewegt sich ganz schnell in unsere Richtung.

    Ich vertraue da einfach auf die Klugheit zukünftiger Generationen. Die werden Lösungen für diese Probleme finden (müssen). Und sie werden daran wachsen. Genau das hat uns ja auch dahin gebracht, wo wir heute sind….
    auch ein bisschen Glück. Ich erinnere mich, dass ich mal las, unsere Spezies war schon mehrmals kurz vorm Abtippeln….

  18. #18 Alderamin
    21. Januar 2016

    @zimtspinne

    Ich vertraue da einfach auf die Klugheit zukünftiger Generationen. Die werden Lösungen für diese Probleme finden (müssen).

    Das Problem sind sogenannte Tipping Points. Wenn die einmal umgekippt sind, gibt es kein Zurück mehr. Dann kann man sich nur noch mit den Folgen arrangieren. Wenn z.B. das 2°C-Ziel nicht erreicht wird, können küstennahe Städte wie New Orleans schon mal den Umzug ins Hinterland planen. Das kostet dann das ganze Geld, das heute viele für den Klimaschutz nicht in die Hand nehmen wollen.

  19. #19 Wizzy
    21. Januar 2016

    @Alderamin #18 Ganz abgesehen von wirklichen Katastrophen, wie den Extinktionsereignissen durch Anoxia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ozeanisches_anoxisches_Ereignis
    Diese gab es im Mesozoikum wohl mehr als einmal bei mehr als 1100 ppm (manche Quellen sprechen von 1050 ppm). Allerdings dauert es bis dahin durch anthropogene Trigger wohl ungünstigstenfalls 200 Jahre, je nach Pufferwirkung der Ozeane – innerhalb dieses Zeitraums werden wir dann wahrscheinlich* schon reagieren können.
    *Aber, wer kennt die Probleme der Zukunft? Vielleicht bricht im ungünstigsten Moment ja eine globale Pandemie oder Ressourcenknappheit aus oder so, die unsere Korrektionsfähigkeit einschränkt. Besser jetzt etwas ändern, wo wir es relativ sicher können.

  20. #20 zimtspinne
    21. Januar 2016

    Wer weiß denn eigentlich sooooo sicher, dass die alte, jetzige Klimasituation die bessere (beste) ist?

    Genausogut kann eine Veränderung Vorteile bringen, von der viele Menschen profitieren würden.

    Da scheint mir einfach sehr stark die Urangst der Menschen das Bauchgefühl zu leiten: Bloß nix neues, keine Veränderung, könnte ja schiefgehen…..

    Die genauen Auswirkungen im Detail kann eh keiner sicher vorhersagen.

    Das Grundproblem hab ich eh schon benannt, und selbst wenn wir den Punkt X um ein paar Jahre oder Jahrzehnte rausschieben könnten, irgendwann verdoppelt sich die Weltbevölkerung und irgendwann wäre Sense mit unseren jetzigen Verhältnissen.

  21. #21 Alderamin
    22. Januar 2016

    @zimtspinne

    Genausogut kann eine Veränderung Vorteile bringen, von der viele Menschen profitieren würden.

    Egal, was heraus kommt, die Geschwindigkeit der Veränderung ist schon ein großes Problem, dem sich die Natur nicht anpassen kann und der Mensch wird auch seine Probleme bekommen. Vor allem ist der unvermeidliche Meeresspiegelanstieg ein Problem für die Küsten und Inseln. Trockenheiten oder vermehrte Unwetter können Ernten vernichten. Eine wärmere Atmosphäre nimmt mehr Wasser auf, das sorgt auf jeden Fall für mehr Dynamik.

    Abgesehen davon gehen die fossilen Rohstoffe irgendwann ohnehin zur Neige, was wir heute verbrauchen, wird später fehlen. Je früher wir auf eine nachhaltige Energieerzeugung umstellen, desto besser. Ich bin kein Freund mehr von Kernkraft, aber die wäre dann doch besser für den Übergang als weiter Kohle zu verheizen. Mit ein bisschen mehr Investitionen in die Kernfusion würden da auch schnellere Fortschritte erzielt werden.

    irgendwann verdoppelt sich die Weltbevölkerung und irgendwann wäre Sense mit unseren jetzigen Verhältnissen.

    Und warum nicht jetzt? Sankt-Florians-Prinzip? Übrigens steigt die Weltbevölkerung nicht mehr exponentiell, die Zuwachsraten sinken. Die Experten streiten noch, ob das Wachstum Ende dieses Jahrhunderts oder im nächsten rückläufig wird, wie es in den entwickelten Ländern schon der Fall ist.

  22. #22 Alderamin
    22. Januar 2016

    @myself

    ob das Wachstum […] rückläufig wird

    Da habe ich Unsinn geschrieben, das Wachstum ist bereits jetzt rückläufig, ich meinte vielmehr, dass auch die Gesamtbevölkerung abzunehmen beginnt.

  23. #23 zimtspinne
    22. Januar 2016

    oh danke für den Hinweis, da war ich gar nicht auf dem neuesten Stand.
    Sie wächst aber doch in einigen Gebieten noch immer und ist nur dort rückläufig, wo sich in letzter Zeit ein Wirtschaftswachstum und damit auch indivuell größerer Wohlstand entwickelt hat, oder?
    Damit kommt dann bekanntlich auch das große Konsumieren und eine sinkende oder stagnierende Weltbevölkerung sagt erstmal noch gar nichts aus über den Umgang mit Ressourcen.
    Da können wir Deutschen noch so vorbildlich den Müll trennen (was eh nur eine Farce ist) und uns in Bescheidenheit üben (was noch zu üben wäre), wenn man gleichzeitig in China (nur als Beispiel) gerade entdeckt, wie herrlich es sich in Konsum schwelgen lässt.
    Den Menschen generell zum Verzicht und zur Bescheidenheit zu erziehen, steht direkt im Widerspruch zu den Gesetzen der Evolution und wird langfristig immer und überall scheitern.

    Du musst auch mal bedenken, was beispielsweise ein anderer Umgang mit Ressourcen für unsere Wirtschaft bedeuten würde…. ich hätte nichts gegen Nachhaltigkeit, mich nerven Geräte, die unter geplanter Obsoleszenz leiden, aber wenn man das mal konsequent zu Ende denkt….. das tut scheinbar keiner. Weder die Ökos noch die Regierung noch die Wirtschaft. Jeder denkt irgendwie nur an seine eigenen Ziele….

  24. #24 ralph
    22. Januar 2016

    @Alderamin #4
    “Auch der Klimawandel wird die Erde nicht völlig unbewohnbar machen, soviel ich gelesen habe ist ein galoppierender Treibhauseffekt, der die Erde zur zweiten Venus machen würde, sehr unwahrscheinlich”

    Es reicht schon wenn der Sauerstoffgehalt für grössere Säugetiere unterhalb einen kritischen Wert sinkt.
    Wir stehen am Anfang einer sich beschleunigenden Erwärmung. Bislang erwiesen Meere und Wälder noch als CO2 Senken. Insbesondere Wälder in den mittleren und hohen Breiten profitieren vom erhöhten CO2 Gehalt. Ganz anders sieht es für tropische Wälder aus. Die arbeiten bereits unter “Vollast”. Ein weiter erhöhter CO2 Gehalt in Verbindung mit erhöhter Temperatur verringert die Wachstumsgeschwindigkeit. Mit dem Vorrücken der tropischen Klimazonen in die höheren Breiten dehnt sich der Effekt aus. Hinzu kommt, dass langlebige Organismen mit geringer Generationenfolge sich nicht schnell genug anpassen oder im Falle der Wälder regional ausweichen können. Aus Sicht der Wälder vollzieht sich die aktuelle globale Erwärmung bereits im Zeitraffertempo. Sie wird sich noch ein paar Jahrzehnte lang beschleunigen.
    Es gibt Schätzungen, dass bereits ab Mitte dieses Jahrhunderts die Wälder von einer CO2 Senke zu einer Quelle werden. Etwas später, so schätzt man, trifft es die Ozeane. Durch Versauerung und Erwärmung werden Sie möglicherweise Ende des Jahrhunderts keine Nettoaufnahmekapazität mehr haben.
    Ein weiterer Beschleunigungsfaktor sind bekanntlich die gigantischen Methangaslager unter auftauenden Permafrostböden.

    “sobald die Zivilisation untergeht, gehen auch die CO2-Emissionen auf 0 zurück.”
    Aber der atmosphärische CO2 Gehalt normalisiert sich bestenfalls in einer Zeitspanne von über 1000 Jahren. Die gilt es (für grössere Säugetiere) erstmal zu überleben.

  25. #25 Brummbaer
    22. Januar 2016

    Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung in Hannover gab die ermittelte Zahl für den 1. Januar 2016 mit rund 7.391.068.000 an. Damit sei die Erdbevölkerung 2015 um rund 83 Millionen Menschen gestiegen

  26. #26 Alderamin
    22. Januar 2016

    @ralph

    Habe ich so extrem noch nicht gehört. Gibt’s dazu eine Quelle? Im Devon oder so war’s ja schon mal so warm, da gab’s sogar mehr Sauerstoff als heute. Aber klar, der Wandel ging noch nie so schnell (außer an der KT-Grenze).

  27. #27 ralph
    23. Januar 2016

    “der Wandel ging noch nie so schnell. ”
    Das ist genau mein Punkt. Bevor die Biosphäre sich anpassen kann, mag es eine sehr kurze zeitliche Lücke von einigen menschlichen Generationen geben, in der die Lebensbedingungen für grössere Tiere und Pflanzen miserabel, oder nicht mehr gegeben sind. Natürlich ist das Spekulation.

    Photosynthese und Klimawandel
    https://tinyurl.com/zbr69ug

    Versauerung Ozeane – kann man in Wikipedia nachlesen

  28. #28 ralph
    23. Januar 2016

    Photosynthese und Klimawandel
    Eigentlich meinte ich diesen Link. Ist aber ziemlich deckungsgleich.
    https://t1p.de/uiik

  29. #29 Wizzy
    27. Januar 2016

    @Alderamin
    Ich weiß nicht, ob das Ausbeuten fossiler Rohstoffe wirklich so ein Problem ist. Es gibt da doch diverse Abschätzungen, dass das Abbrennen inkl. Gas und Kohle bis zu einem Äquivalent-Ölpreis von 200 $ / Barrel mit heutigen Technologien schon zu mehr als 2000 ppm atmosphärischem CO2 führen würde. Da ist also noch viel im Boden. Und bei höheren Förderkosten nehmen die Reserven überproportional zu, also niedrig-konzentrierte Kohlenwasserstoffe gibt es noch viele (bei niedrigem Netto-Energiegewinn, wenn man sie denn verheizen wollen würde, klar).