Dass es sich hier in Neuengland nicht unbedingt frühlingshaft anfühlt, selbst wenn der Kalender das verspricht, hatte ich hier ja schon mal aufgespießt. Doch zumindest für knappe 24 Stunden am vergangenen Wochenende fühlte es sich so an, als sei die Kälte überwunden (inzwischen weiß ich’s allerdings besser). Und wenn man sich in den Bergen von Massachusetts befindet, dann kommt die erste Frühlingsnacht nicht auf leisen Sohlen:

Diese Geräusche drücken die offenbar sehr lustvollen Frühlingsgefühle von Pseudacris crucifer aus, einer in Massachusetts heimischen Laubfroschart, die hier als “Spring Peeper” bezeichnet wird, weil sie gewissermaßen den Frühling herbeizwitschern. Und diese Frühlingsgefühle haben dann auch sehr konkrete Folgen:
Froschlaich

Aber auch anderweitig “wacht” die Natur auf:

Fiddleheads

Diese ersten Sprossen des Straußenfarns, die wegen ihrer Form “Fiddleheads” (da sie an den Hals einer Violine erinnern) genannt werden, sind übrigens essbar; mit ein bisschen Knoblauch und Olivenöl für ein paar Minuten in der Pfanne geschwenkt, schmecken sie fast ein bisschen wie grüner Spargel mit der leichten Bitternote von jungem Rucola…

Auch diese kleine gelbe Lilienart namens Erythronium americanum – die hier als entweder als “Adder’s Tongue” (Otternzunge) oder als “Trout Lily” (Forellenlilie) bezeichnet wird, was in jedem Fall besser klingt als die profane deutsche Bezeichnung Ostamerikanischer Hundszahn – ist einer der ersten Frühlingsboten…

Addertongue
Und auch ein alter Bekannter (oder einer seiner Verwandten) hat sein Winterlager verlassen:

Urson

Aber heute fallen die Nachttemperaturen wieder auf etwa 5 Grad Celsius, und so ein Stachelhemd ist vielleicht gar nicht so warm, obwohl es ziemlich dick ist. Vielleicht sollte sich dieser Baumstachler doch noch ein warmes Plätzchen suchen. Irgendwann muss es doch mal warm werden!

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Kommentare (6)

  1. #1 rolak
    1. Mai 2017

    Gestern beim sehr sonnigen ParkPicknick wurde mir prognostiziert, daß sich das Wetter wieder verschlechtere. Die Profis reden von einstellig nachts und knapp zweistellig tags, Tendenz wolkig/unbeständig für die Woche.
    Beim Spazieren wirkten die immer wieder auftretenden Böen zwar unangenehm wg des wg der Sonne getragenen Hutes, die Wiese war noch deutlich zu kühl für eine längere Rast, doch insgesamt war es ein sehr angenehmes Frühlingserleben mit angenehmer Gesellschaft, Geuze, Brot und Salat.

  2. #2 Matthias
    Charleston, SC
    1. Mai 2017

    Also, hier in Charleston war es am WE schon bannich warm… 🙂

  3. #3 Jürgen Schönstein
    1. Mai 2017

    @Matthias
    Ist ja schon in den Südstaaten, und South Carolina hat den Süden sogar im Namen und die Palme in der Flagge. Da ist’s leicht, warm zu sein 🙂

  4. #4 anderer Michael
    4. Mai 2017

    Têtes de violons! Haben Sie diese schon mal gegessen, nachdem sie nur ein paar Minuten in Butter geschwenkt wurden? Wenn ja, dann ging es Ihnen höchstwahrscheinlich ziemlich schlecht. Die soll man nämlich 10 -15 Minuten vorher kochen. Das habe ich nicht aus dem Ärmel geschüttelt, sondern in franco-kanadischen Kochbüchern nachgelesen. Warum? Farne gelten zum Teil als giftig. Ich bin mal vor Jahren Jahren in Spanien als Selbstversorger mit Bohnen reingefallen. Die knackten halbgar so schön zwischen den Zähnen. Danach war ich krank, Übelkeit, Erbrechen , Diarrhoe. Sie enthalten toxische hitzeinstabile Proteine,( vermutlich der Farn auch). Weiß eigentlich jedes Kind. Nur mir war es entfallen. Seitdem bin ich vorsichtiger und lese nach. Probieren werde ich bei Gelegenheit dieses Gericht. Ich kann mir gut vorstellen, dass früher nach dem langen entbehrungsreichen Winter solche frische Frühlingskost ( wie bei uns Bärlauch) eine willkommene notwendige Vitaminspritze war ( wobei Vitamine auch hitzeinstabil sind , aber die Kalorien bleiben).

  5. #5 Jürgen Schönstein
    4. Mai 2017

    Nein, es ging mir hervorragend! Obwohl ich die Farnsprossen “nur” maximal sieben Minuten sautiert hatte… und ich war nicht der Einzige, der diese so zubereitet gegessen hat; es war auch nicht das erste Mal. Keine negativen Nebenwirkungen bisher.

  6. #6 anderer Michael
    4. Mai 2017

    Okay Herr Schönstein. Sie sind vor Ort und der Praktiker. Ich glaube Ihnen. Ich wusste überhaupt nicht, dass Farn gegessen wird. Wie ich inzwischen nachlas, gibt es weniger toxische und sehr toxische Arten, wie z.B. den Adlerfarn. Der Straussenfarn gilt als gering toxisch. Farne werden aber auch als Karzinogene diskutiert. Ich werde die französischen Kochbücher nochmal genau lesen, eventuell habe ich etwas falsch verstanden.
    Ansonsten wünsche ich guten Appetit. Sammeln Sie den Farn selber oder kaufen Sie im Geschäft?