Während wir uns hier in Neuengland auf den dritten Schneesturm innerhalb von zehn Tagen vorbereiten, wird es global gesehen trotzdem langfristig wärmer (naja, nicht wirklich trotzdem – der ursächliche Zusammenhang ist ja eher konform). Ein Indikator – den wir hier auch schon vor längerer Zeit schon vorgestellt haben – ist die Eiskappe am Nordpol, die zunehmend jünger und auch dünner wird (das über mehrere Jahre akkumulierte und damit massive Alteis ist schon weitgehend verschwunden). Wie das im “Zeitraffer” aussieht, hat die NASA hier simuliert:

flattr this!

Kommentare (12)

  1. #1 Solarius
    13. März 2018

    Ich hoffe, ich komme nicht zu weit vom Thema ab, aber ich möchte eine Frage stellen. Das das Polareis zurückgeht, ist ja nicht nur eine Folge der Klimaerwärmung. Nein. Das zu rückgehende Polareis beeinflusst auch selber wieder das Klima weil kein Eis mehr da ist, welches das Sonnenlicht reflektiert. Die Klimaerwärmung nimmt also zu. Nun gibt es über die Klimaerwärmung ja auch regelrechte Horrormeldungen. Zum Beispiel von Stephen Hawking:
    https://www.krone.at/577459
    Er meint, es könne auf der Erde so heiß werden wie auf der Venus.

    In dem Artikel kommen auch Kritiker von Stephen Hawking zu Wort. Sie meinen, so schlimm wird es nicht, aber die Erde könne durchaus unbewohnbar werden.

    Nun meine Frage: Was wären denn schlimmstenfalls für Temperaturen zu erwarten?

  2. #2 Wizzy
    13. März 2018

    Stephen Hawkings These eines “runaway greenhouse” wurde schon einige Male untersucht und auf der Erde bei derzeitigem Sonnenalter durch menschliches Einwirken als sehr unwahrscheinlich befunden. Hawking äußert sich nicht auf dem derzeitigen Stand der Klimatologie.

    Schlimmstenfalls sind Temperaturen von global +6°C und mehr zu erwarten. Dies würde das Angesicht der Erde deutlich ändern und sie zu einer der Dschungel- und Wüstenwelt des Erdmittelalters ähnlichem Zustand zurückführen, bei gleichzeitig noch durch andere anthropogene Einflüsse bewirktem Verlust des größten Teils der Biodiversität. Viele äquatornahe und einige weitere Kontinentalregionen wären für Menschen außerhalb gekühlter Strukturen an vielen Tagen im Jahr innerhalb von 8 Stunden und weniger tödlich (wet-bulb temperature > 35°C (e.g. 100% RH, 35°C T) “fatal even to fit and healthy people”. Die meisten Klimazonen und Wüstenregionen würden sich verschieben. Die Auswirkungen des Klimawandels würden zur Todesursache Nr. 1 (mit geschätzt mindestens 10 Mio. Opfern pro Jahr), aber eine Gefahr für die gesamte Menschheit als solche besteht direkt durch Klimafolgen nach derzeitigem Stand des Wissens nicht, außer durch mögliche Klimawandel-induzierte Nuklearkriege, da früher fruchtbare Länder durch die Erwärmung verwüsten können (Beispiel Syrienkrieg: Die Dürre vor Beginn der Aufstände war außergewöhnlich für Syrien).

    Die Polarmeere würden sich über Jahrtausende auf 25°C erwärmen und beinahe alles Eis der Erde würde schmelzen mit einem Meeresspiegelanstieg nach 10000 Jahren von 100+ m (inklusive thermischer Ausdehnung des Wassers).

  3. #3 Blake
    13. März 2018

    Ist es arrogant jeglich genannte Zahl hinsichtlich der Temperaturerhöhung in Frage zu stellen, wo unsere Wetterdienste nicht mal die Folgen eines herannahenden Tiefdrucksgebiets für die nächsten drei Tage abschätzen können?
    Sagen wir doch lieber:
    Es wird sehr wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten wärmer und wahrscheinlich irgendwann auch ziemlich ungemütlich.

  4. #4 Blake
    13. März 2018

    PS: dem Hawking hört noch jemand zu?
    Ich dachte der wäre jetzt Autor bei der BILD

  5. #5 SkeptikSkeptiker
    14. März 2018

    nun nicht mehr. Aber es ist nun eh die Zeit der Trumpeltiere angebrochen.

  6. #6 Wizzy
    14. März 2018

    @Blake Arrogant vielleicht, aber vor allem unwissend.

    Das Wetter ist vor allem deshalb schwer vorherzusagen weil es um Umverteilung von Energie innerhalb des Systems Erde geht (z.B. lokale/regionale Advektion, Phasenänderungen). Das globale Klima ist hingegen allein bestimmt durch die Energiebilanz Sonne – vertikale Atmosphärenschichten – Ozean/Weltraum. Letzteres sind viel weniger Freiheitsgrade, daher eine bessere Prognosestärke. Selbst regionale Klimaprognosen sind besser als Wetterprognosen, da sich Schwankungen durch Wärmeumverteilung über Jahrzehnte gesehen ausmitteln.

    Sieht man auch daran, dass vergangene Klimaprognosen (aus 1980) die bereits eingetretene, im prähistorischen Vergleich global je nach Autor seit 0,8 – 55,5 Mio. Jahren nicht mehr so schnell wie jetzt ablaufende globale Erwärmung sehr präzise getroffen haben.

    Selbst wenn Sie nicht der gleichen Meinung sind, hätten Sie klimatologische Sekundär- oder Fachliteratur gelesen, wäre das im ersten Abschnitt erwähnte Standard-Argument der Fachwelt Ihnen vertraut.

  7. #7 UMa
    14. März 2018

    @Solarius:

    Nun meine Frage: Was wären denn schlimmstenfalls für Temperaturen zu erwarten?

    Das ist eine sehr schwere Frage, die sich zur Zeit noch nicht genau beantworten lässt.

    Letztlich hängt das sowohl vom Verhalten der Menschen insgesamt, als auch von den Eigenschaften der Erde ab.

    Wenn wir die CO2 Konzentration zwischen etwa 400 und 450 ppm stabilisieren, und den Ausstoß anderer Treibhausgase und Aerosole weitgehend einstellen, können die Erwärmung auf etwa 1,5 – 2 °C im globalen Mittel begrenzen.

    Wenn wir alle heute bekannten fossile Rohstoffe (Reserven und Ressourcen) in wenigen Jahrhunderten verbrennen, steigt die CO2 Konzentration auf 2000 bis 5000 ppm an und die Temperatur um 6 bis 24 °C (wahrscheinlich 12-15°C), je nach Menge der fossilen Brennstoffe, der Geschwindigkeit der Verbrennung, der Reaktion des Kohlenstoffkreislaufs, Ausstoß andere Treibhausgase und der Höhe der Klimasensitivität.

    Ob ein sogenannter “runaway” Treibhauseffekt durch das Verdampfen der Ozeane bei heutiger Sonneneinstrahlung möglich ist, ist noch nicht auszuschließen, gilt aber als unwahrscheinlich.
    Dazu müsste der Anteil der absorbierten Sonnenstrahlung von derzeit 70% auf über 83% steigen. Ob das möglich ist, hängt letztlich von den Eigenschaften des Wasserdampfes und der Wolken bei hohen Temperaturen (>50°C bis 60°C) ab, die noch nicht genügend bekannt sind. Die Verbrennung aller heute bekannten fossilen Brennstoffe allein würde dazu wohl nicht ausreichen um solche Temperaturen zu erreichen, selbst wenn es prinzipiell möglich wäre.
    Experimentell ausprobieren sollten wir das lieber nicht, da selbst solche Temperaturen für höheres Leben tödlich wären. Dazu braucht der Ozean nicht zu verdampfen.

  8. #8 Blake
    14. März 2018

    Konnte ja nicht ahnen, dass er Tags drauf stirbt.
    Aber dass die Menschheit nur noch 100 Jahre auf der Erde leben kann..
    Glaskugel.
    Ich meinte.
    Bullshit.

  9. #9 Wizzy
    16. März 2018

    @Blake
    Bezüglich Ihrem Kommentar #8 stimme ich Ihnen auf jeden Fall zu. Und ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen für meinen ruppigen Tonfall in #6. Manchmal ist man halt nicht so gut drauf, das schlägt dann noch mehr im anonymen Internet durch.

  10. #10 Beate
    22. März 2018

    #3
    Ja, es ist arrogant, in höchstem Maße sogar.
    Globale Durchschnittstemperatur, fälschlicherweise als Klima bezeichnet und Wetter gehorchen grundlegend anderen Naturgesetzen. Erstere ist ein Strahlungsproblem, welches untersucht, über welche Wege und welches Verhalten , sprich welche Erwärmung hinterlassend einkommende Sonneneinstrahlung die Erde wieder verläßt. Zweiteres verwaltet die in der Atmosphäre gespeicherte Wärmemenge mittels der Gesetze der Metereologie.

  11. #11 Beate
    22. März 2018

    #1
    Du sprichst hier das Thema der Rückkopplungen an. Diese verstärken den durch die CO2-Zunahme in der Atmosohäre angestoßenen Erwärmungsprozeß um das ca. vierfache.

  12. #12 Beate
    22. März 2018

    #1 Solaris
    Zu Deiner Frage nach den schlimmstenfalls zu erwartenden Temperaturen:
    Hierzu verwendet man die physikalische Konstante der Klimasensitivität. Diese besagt, daß bei Verdoppelung des CO2-Gehaltes und nach Einstellen des neuen Gleichgewichtszustandes der Strahlungsvorgänge, also nach Abklingen aller Rückkopplungsreaktionen (die Jahrhunderte dauern können), eine Erwärmung von ca. 4K eintritt.
    Wir werden um 2080 den CO2-Gehalt von vorindustriell (und jahrtausende konstant gewesenen) 280 ppm auf 560 ppm verdoppelt haben, falls er dann konstant bliebe, ist kurze Zeit später mit 3K und in vielleicht 500 Jahren mit 4K wärmeren globalen Durchschnittestemperaturen zu rechnen.
    Zum Vergleich: gegenwärtig ist der CO2-Gehalt um ca. 50% gegenüber vorindustriell erhöht (280–> 405 ppm), wir befinden uns in der Phase heftigster Rückkopplungsreaktionen und haben den globalen Durchschnitt um bereits 0,9K erhöht. Bitte beachten :4K wärmer bezieht sich auf jede Verdoppelung, also bspw. auch von 405 auf 810 ppm.
    Weiterhin beachten : währen der letzten Eiszeit , als die Gletscher nahezu weltweit von Norden kommend bis auf ca. 50 Grad n.B. vorstießen, herrschten ca. 5K tiefere Temperaturen als heute. Solch ein Sprung in der Anderung der Naturgegebenheiten erwartet unsere Enkel also wieder, lediglich in die andere Richtung.
    Weiterhin beachten: die Temperatur in Äquatorhöhe wird sich kaum verändern, der Löwenanteil wird in den mittleren und nördlichen Breiten erfolgen. Die neuen Temperaturen werden auch nicht einfach den alten aufgepropft, was schon schlimm genug wäre, sondern setzen sich über vor allem völlig andere Extremwerte und Wettervorgänge durch, unser gegenwärtiges Wetter ist ein Beispiel dafür. Riesige Gebiete werden für die Landwirtschaft unnutzbar (neue gibt es wenige), große Gebiete werden unbewohnbar oder verschwinden ganz im Meer, Klimaflüchtlinge in Größenordnung von einer Milliarde werden sich auf den Weg machen müssen, die Anzahl Klimaflüchtlinge, die aus Syrien bei uns gelandet sind, sind ein Klacks dagegen.
    Kriminell ist, daß nichts getan wird, die Klimakatastrophe zu vermeiden, obwohl alle Zusammenhänge bekannt sind. Hier ist der Kapitalismus endgültig an seine Grenzen gekommen.