Selbst mathematisch ist die Null keineswegs “natürlich”: Ob sie zu den natürlichen Zahlen eingeordnet wird oder nicht, hängt davon ab, ob mal natürliche Zahlen als die “Menge aller positiven ganzen Zahlen” (dann ist die Null nicht dabei) oder als die “Menge alles nicht negativen ganzen Zahlen” (hier ist die Null eingeschlossen) definiert. Und das ist keineswegs eindeutig geregelt. Die Römer kannten die Null als Zahl (und Ziffer) nicht; in Europa ist sie überhaupt erst seit dem Mittelalter gebräuchlich.

Das alles geht mir durch den Kopf, wenn ich lese, dass Bienen die Null “verstanden” haben. Und da bleibe ich skeptisch. Aber dass sie erkennen können, dass nichts von etwas weniger als etwas ist, bleibt bemerkens- und beachtenswert. Vor allem, weil sie dies mit der vermeintlich primitiven organischen Struktur eines Insektengehirns vollbringen können, was uns sicher Anlass gibt, über die Komplexität dessen nachzudenken, was Neuronen leisten können. Vor allem, weil ich zunehmend davon frustriert bin, wie wenig Komplexes eine bemerkenswert große Anzahl von Gehirnen (viele davon in PolitikerInnen-Köpfen) derzeit zu bewältigen scheinen. Aber wie heißt es doch mathematisch so treffend: Wenn Nullen etwas gelten wollen, dann müssen sie sich rechts halten…

flattr this!

1 / 2

Kommentare (8)

  1. #1 roel
    11. Juni 2018

    @Jürgen Schönstein Ich finde es nicht erstaunlich, dass Bienen Nichts erkennen können. Sie können Richtungen und Entfernungen austauschen und einen kompletten Staat organisieren.

  2. #2 Laie
    11. Juni 2018

    Dem kann man durchaus zustimmen.
    Somit ist nichts weniger als Null.

    Wenn aus einem Korb mit 7 Äpfel 3 Äpfel entnommen werden, dann sind am Ende z.B. 8 Bananen drinnen.
    (Weil sie vorher schon drinnen waren).

    Nichts ist also vielleicht die Summe von “alles ist null”. (Auch Bananen)

  3. #3 hmann
    12. Juni 2018

    Nichts ist etwas, über das es nichts zu sagen gibt, oder vielleicht doch, das wäre doch ein Widerspruch , oder nicht?

  4. #4 knorke
    12. Juni 2018

    Ich finde zunächst mal erstaunlich, dass Bienen überhaupt Mengen abschätzen können. Dass sie im zweiten Gang dann “nichts” auch noch als noch kleinere Menge wahrnehmen und nicht etwa als irrelevantes das ignoriert wird ist dann schon fast sensationell.

    Den Vergleich mit den Römern finde ich sehr anschaulich. Die kannten die 0 nicht, “nix” kannten die aber bestimmt.

  5. #5 Сhemіkеr
    12. Juni 2018

    Ich hab das paper ja nicht gelesen aber: Von zwei Richtungen wählen Mäuse typischerweise diejenige aus, in der sie weniger Katzen vermuten. Wenn sie in irgendeiner Richtung null Katzen vermuten, wählen sie diese Richtung sogar besonders häufig.

    Haben sie deshalb die Null verstanden? Da ich keine Maus bin, kann ich das nicht abschließend beantworten; aber das Ergebnis kann ich ökonomischer erkláren, indem ich Katzen als „hemmende Faktoren“ in der Richtungsauswahl bezeichne. Dann kommt nämlich ganz natürlich [pun intended] heraus, daß null Katzen am wenigsten hemmen.

  6. #7 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2015/09/08/rom-vereinfacht-annullierung-der-ehe/
    13. Juni 2018

    da sich die Bienen eben so benehmen, als ob sie das Konzept der Zahl Null verstanden hätten.

    Die Bienen bekamen Mengen gezeigt und haben die leere Menge verstanden. Zahlen kamen überhaupt nicht zum Einsatz.

    Den Forschern oder den Berichterstattern ist die Übersetzung des einen ins andere schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie den Unterschied zu bemerken scheitern.

  7. #8 Bullet
    15. Juni 2018

    @knorke:

    Den Vergleich mit den Römern finde ich sehr anschaulich. Die kannten die 0 nicht, “nix” kannten die aber bestimmt.

    Aber sichi. Verleihnix beispielsweise.