… wollen wir doch alle. Irgendwie. Mir geht dieser Optimierungswahn in allen Lebensbereichen immer mehr auf die Nerven. Den größten Erfolg scheinen damit ohnehin die Produzenten von Ratgeberliteratur zu haben. „Erfolgreich …“ – dieses Stichwort hat heute abend bei amazon zu 17.505 Buchangeboten geführt. Eine erfolgreiche Suche. Ich kaufe aber nichts.

Noch schöner ist, wie viele Einträge google dabei geliefert hat: „Erfolgreich …“

  • Sein: 1,7 Mio.
  • Bewerben: 295.000
  • Abnehmen: 228.000
  • Arbeiten: 193.000
  • Lernen: 113.000 (beim Vergessen waren es nur 10.700)
  • Lieben: 45.400
  • Wünschen: 31.800
  • Altern: 6.350
  • Scheitern: 5.010
  • Rechnen: 3.010
  • Streiten: 1.110
  • Sterben: 801
  • Schweigen: 539
  • Stricken: 259
  • Schlafen: 283
  • Gebären: 66
  • Autofahren: 10

Es scheint, dass in unserer Wettbewerbsgesellschaft alles gelingen muss. Außer vielleicht das Autofahren, das geht, wie es scheint, auch so. Erfolgreich bloggen brachte übrigens 32.200 Einträge.

Kommentare (26)

  1. #1 Dr. Webbaer
    14. Juni 2013

    Der Primat interessiert sich eben für die Folgen seines Handelns, die Folgen oder der Erfolg sind erst einmal nicht als “neoliberal” oder leistungsbezogen oder böse zu verstehen, es wird erst einmal weniger der Leistungsgesellschaft gehuldigt, als den bekannten Folgen gelauscht, wenn dementsprechend gesucht wird von Primatenseite.

    Es gibt in der Wirtschaft auch den negativen Erfolg, der keineswegs euphemistischerweise den Misserfolg meinen muss.

    Wer dem Ordnungswahn huldigt, sollte auch Verständnis für -wie Sie es nennen – den Optimierungswahn der Bürger haben, oder?

    MFG
    Dr. W (der aber auch eine Schwäche für die lexikalische Web-Suche hat, bspw. wenn ein Trottel warnt)

  2. #2 michael
    14. Juni 2013

    Ob Westerwelle ein Trottel ist und ob der Bär ein noch größerer Trottel ist, sei mal dahingestellt.

    ‘Erfolgreich scheinen’ gibt bei mir aber 13,100,000 Treffer. ‘angesehen sein’ liefert 32,800,000 Teffer.

  3. #3 Joseph Kuhn
    14. Juni 2013

    @ Michael: Jedenfalls ergibt die Suche “Webbär warnt” keine Treffer.

    So viel mehr Treffer für “erfolgreich scheinen” als für “erfolgreich sein” wäre allerdings beunruhigend. Bei der Suche “erfolgreich scheinen” mit Gänsefüßchen gab es bei mir gerade 3.950 Treffer, ohne 18,1 Mio. Vielleicht unterscheidet sich an den Gänsefüßchen also das Sein vom Schein, wie schon bei Guttenberg & Co.?

  4. #4 rolak
    14. Juni 2013

    Vielleicht unterscheidet sich an .. & Co.?

    Wunderhübsch, Joseph

  5. #5 michael
    14. Juni 2013

    Die Gänsefüßchen vergeß ich fast immer beim googeln.

    Dennoch: Der Mensch will nicht erfolgreich sein:
    “erfolgreich englisch lernen” bringt bei mir 9,680,000 Treffer.

    erfolgreich englisch lernen bringt nur 472,000 Treffer.

  6. #6 Joseph Kuhn
    14. Juni 2013

    @ Michael: Hm. Bei mir waren es gerade 143.000 mit ” ” und 486.000 ohne. Klingt irgendwie plausibler. “Erfolgreich googeln” bringt übrigens nur 1.440.

    Bairisch lernen ist ohnehin entspannter als Englisch lernen: “Erfolgreich bairisch lernen” bringt gar keinen Treffer. Rasenmähen dito. Absolut unerfolgreich dürfte demnach bairisch lernen während des Rasenmähens sein. So scheint es doch noch ganz oder wenigstens halbwegs erfolgsoptimierungsberatungsangebotsfreie Lebenssphären zu geben.

    Etwas irritierend ist: “erfolgreich homöopathisch behandeln” brachte 38.300 Treffer. So ganz die Wahrheit spricht google also vielleicht doch nicht immer. Andererseits sind unter den ersten Treffern gleich die Schaf- und Ziegenkrankheiten, insofern …

  7. #7 PDP10
    15. Juni 2013

    Interessant ist auch, was Googles Autocomplete dazu sagt (das kondensiert in gewissem Sinne die gängigsten Suchanfragen anschaulicher als die Trefferzahl):

    Erfolgreich mit leerzeichen danach liefert:

    erfolgreich abnehmen
    erfolgreich synonym
    erfolgreich englisch
    erfolgreich wünschen

    … Mach sich da wer einen Reim drauf …

    Aber in der Liste oben: “Erfolgreich sterben”???

    Ähem … na wenigstens sinds nur 801 Treffer …

  8. #8 Redfox
    15. Juni 2013

    “erfolgreich erfolglos sein” = Ungefähr 271.000 Ergebnisse

  9. #9 rolak
    15. Juni 2013

    271.000

    Wie machst Du das, Redfox? Hier füllen die Ergebnisse nicht einmal eine einzige Seite… (dafür gibt es ohne die “” ‘Ungefähr 1.760.000 Ergebnisse (0,25 Sekunden)’)

  10. #10 Wolfgang
    15. Juni 2013

    Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch Google Trends. Schön zu sehen, dass die Suchanfragen nach “erfolgreich abnehmen” eher rückgängig zu sein scheinen. Somit kommt Aufklärung über das Internet und was es kann vielleicht an.
    https://www.google.at/trends/explore?q=beratung#q=erfolgreich%20abnehmen&cmpt=q

  11. #11 Bloody Mary
    15. Juni 2013

    google Trends hatte ich bisher noch gar nicht entdeckt, vielen Dank für den Tipp, Wolfgang.

    Ja schade, das Amt des Hohepriesters scheint über die Jahrtausende nicht ausgestorben zu sein, heute lassen wir uns von der Expertokratie willig “den Weg und die Wahrheit” weisen. Weil selbstverantwortliches Denken, Sprechen und Handeln unangenehm viel Arbeit macht. Von den Wunden, die selbstverantwortliches Scheitern schlägt, mal ganz zu schweigen.

    Am Ende zerfallen wir eh alle zu Staub, nicht nur wir Suboptimalen. Wenn das nicht mal ein vorbildlich demokratischer Prozess ist. Und ein Anreiz, fremde Ansprüche soweit wie möglich auszublenden und das aus seinem Leben zu machen, was man selber für richtig und stimmig hält.

  12. #12 Gefbo
    15. Juni 2013

    Oha, da kommen mir doch glatt zwei lyrische Assoziationen.
    Zum Thema “Erfolgreich Scheitern”:

    Klinik-Lied

    So lieg ich hier
    und denke mir
    mein Teil zu manchen Dingen:
    Nicht alles muß gelingen.
    Du mußt’s nicht immer bringen.
    Du mußt nicht immer siegen.
    Nur laß dir eins beibiegen:
    Beim Aufdernaseliegen
    gib bitte nicht den Heitern –
    versag nicht auch beim Scheitern.

    (Robert Gernhardt)

    Und zum Thema “Erolgreich Googeln”:

    https://googlegedichte.blogspot.de/

  13. #13 Toni
    15. Juni 2013

    @ Gefbo

    dazu paßt auch das hier von Paul Gerhardt, was ich vorhin zufällig entdeckt habe:

    https://www.youtube.com/watch?v=fViiSznttdk

    Es gibt im übrigens nichts schlimmeres auf Erden als einen Perfektionisten im Freundeskreis zu haben, der auch noch glaubt aus dem Privatleben einen ewigen Wettkampf machen zu müssen – welch alberne und erbärmliche Figuren.

  14. #14 Dr. Webbaer
    15. Juni 2013

    Schon ganz interessant, wie das Antonym zum Erfolg (“Optimismus”) sich in der Warnung (“Pessimismus”) ausdrückt:

    “Merkel warnt” (ca. 48k Treffer bei Google)
    “Steinbrück warnt” (ca. 6k Treffer)
    “Obama warnt” (ca. 52k Treffer)
    “Bush [den es zweimal gab] warnt” (aber nur ca. 3k Treffer)

    MFG
    Dr. W

  15. #15 Bloody Mary
    15. Juni 2013

    🙂
    Danke für diese Juwelen, Gefbo.
    Macht das Spaß!

  16. #16 rolak
    15. Juni 2013

    Gernhardt^^ Nicht wesentlich weiter Richtung OT geht einer meiner Lieblinge, sein Gedicht mit ‘Metapher’:

    Herr Kapitän, der Steuermann
    hat grade lallend kundgetan,
    er brächte jetzt das Schiff zum Sinken –
    metapher wirklich nicht mehr trinken.

    Und um es wenigstens gesagt zu haben: Diese Ratgeberliteratur scheint mir im Mittel schon deswegen unsinnig, weil sie in so großer Vielfalt daherkommt. Da kann jeder Mensch auch selber ausprobieren – sollte etwas Neues nicht geschafft werden, nützt auch kein literarisches Helferlein.

  17. #17 Stefan W.
    https://demystifikation.wordpress.com
    15. Juni 2013

    Siehe auch hier: “Sie haben sich erfolgreich abgemeldet”:
    https://textundsinn.wordpress.com/2013/04/19/erfolg/

  18. #18 michael
    16. Juni 2013

    @Rolak
    > Wie machst Du das, Redfox?

    Steht bei Dir unten auf der Seite :

    In order to show you the most relevant results, we have omitted some entries very similar to the 9 already displayed.
    If you like, you can repeat the search with the omitted results included.

    ?
    repeat the search with the omitted results included gibt dann “Ungefähr 271.000 Ergebnisse”.

    @Joseph Kuhn
    > Bei mir waren es gerade 143.000 mit ” ”

    Merkwürdigerweise bringt ein wechseln des Rechners + des Browsers ebenfalls etwas 143.000 Treffer.

    Beim googlen von ‘erfolgreich russisch lernen’ kommen übrigens auf dem einen etwa 7400 und auf dem anderen etwa 1300 Treffer.

  19. #19 rolak
    16. Juni 2013

    repeat the search with the omitted results included

    Kleiner Scherzkeks, michael? Das sind dann (fast, bis auf die eingangs Gezeigten) alles Fundstellen, die letztlich ein und dieselbe Fundstelle sind, ähnlich wie hier zB die zum Indizierungszeitpunkt aktuellsten Kommentare auf jeder Seite gefunden werden, die rechts am Rand eine “Letzte Kommentare”-Liste führt. Wenn ich wissen will, wieviel Bargeld ich aktuell zur Verfügung habe, addiere ich ja auch nicht die Ergebnisse von 20mal-im-Porte­mon­naie-Inhalt-ermitteln zusammen.

    wechseln des Rechners + des Browsers

    ^^Du startest doch wohl derartige Checkups nicht aus den sonst auch benutzten Browsern mit ihren evolutionär gewachsenen Umgebungen, oder etwa doch? Noch nichts von nutzerangepaßter (=vorgefilterter) Suche gehört? Für solide Ergebnisse gibt es Kontextbefreiendes wie wget oder curl, zur Not sogar etwas fürs gewohnte Umfeld.

  20. #20 Andreas
    16. Juni 2013

    Erfolgreich ist man, wenn man Unsinn verhindert, deshalb ein
    DRINGENDER Aufruf an alle, die in Berlin und Umgebung wohnen!
    Unser Staat bzw. das Berliner Amt für “Kultur” zwingt dazu, Bücher zu vernichten
    Die ehrenamtlich geführte Kurt-Tucholsky-Bibliothek im Bötzowviertel wird gezwungen, am 19.06. rund 6000 Bände aus ihrem Bestand von 24000 Büchern auszusondern=vernichten. Dies kann nur verhindert werden, indem möglichst viele Bücher am Montag und Dienstag ausgeliehen werden.
    https://prokiez.wordpress.com/

    Also liebe Leute, geht hin und leiht aus oder ruft bei Leuten aus Berlin an, damit die hingehen können.

    Eure Meinung zu diesem Vorgehen könnt ihr hier hinterlassen:
    https://Anneliese.Daschke@ba-pankow.berlin.de

  21. #21 Wolfgang
    16. Juni 2013

    rolak schrieb: “etwas fürs gewohnte Umfeld.”

    Wie nett 😉 Ich habe Paranoia weil ein seriöses Unternehmen wie Google, das durch Betrug verdammt viel zu verlieren hätte, meine Daten zur Finanzierung eines der wichtigsten Dienste dieser Erde benutzt, aber glaube blind irgend einem kleinen Anbieter, dass er aus purer Nächstenliebe (habe mir das jetzt nicht genau angeschaut, was angegeben wird) einen Dienst bereit stellt. Irgendwas stimmt da doch nicht? Aber leider haben derlei Denkfehler heute locker 60 % der Leute im Zeitalter der Datenschutzhysterie.

    Gegen personalisierte Ergebnisse hilft ein einfaches Ausloggen oder noch effektiver: ein zweiter Browser Nutzer, in dem ich mich nicht einlogge und keine Cockies speichere. Moderne Browser wie Chrome bringen schon von Haus aus einen sogenannten “Inkognito” Modus mit. Wer bei Chrome schon wieder Paranoia bekommt, verzichtet auf einige nützliche Features und nimmt den Open Source Chromium.

    Hat man immer noch Paranoia, installiert man sich TOR und surft frisch gleich mit einer fremden IP.

  22. #22 rolak
    16. Juni 2013

    moin Wolfgang, es steht zu befürchten, daß Du etwas völlig verwechselt hast: Es ging nicht um Anonymität und Nichtverfolgbarkeit, sondern um das Gewinnen weitgehend vergleichbarer Ergebnislisten bei einer Googlesuche.
    Und dazu sind die angegebenen Methoden geeignet – im Gegensatz zum Incognito-Mode, der weiterhin browser- und OS-Kennung etc überträgt. Was ja ansich nichts Schlechtes ist, jedoch durchaus Einfluß auf die Ergebnisliste nehmen kann.

  23. #23 Joseph Kuhn
    16. Juni 2013

    @ Gefbo: Zum Thema “erfolgreich scheitern” fällt mir noch Parrondos Paradoxon ein, eine gewinnbringende Kombination von Verlustspielen – gut erklärt in dem Büchlein “Achtung Denkfalle” von Christian Hesse.

    @ rolak: Bei “erfolgreich anonym bleiben” gab es bei mir gerade 18 Treffer. Nicht dass das etwas zu bedeuten hätte, aber es musste einmal gesagt werden.

  24. #24 rolak
    16. Juni 2013

    gerade 18 Treffer

    Yo Joseph, denn die meisten vergessen \delta Anonym/ \delta t \neq 0

    Nicht dass das etwas zu bedeuten hätte

    Doch: Selbst winzigste Fehler akkumulieren.

    Angenehmes Restwochenende!

  25. […] Seminare zum genügsamen Dasein seltsamerweise besonders viel Geld kosten. Auch hier gilt es wohl, erfolgreich zu sein. Aber man war auch etwas ratlos, wie man aus diesem Hamsterrad aussteigen kann. Wenn das […]

  26. #26 Earonn
    10. Juli 2013

    Zwar finde ich “höher, weiter, schneller” auch nicht gut, an den “erfolgreich”-Suchen kann ich jedoch wenig Schlimmes finden.
    Da möchte ich gerne reiten lernen. Oder stricken. Oder abnehmen – was bei mir sogar der (notwendigen) Realität entspricht. Ist es da nicht vernünftig, mich vorher zu informieren, wie ich das richtig lerne/ mache, anstatt erst mal blind draufloszuwurschteln, um dann festzustellen, dass der Genuss von 1kg Schokolade am Tag weder dem Abnehmen, noch dem Stricken (bei Erreichen des schokoladigen Schmelzpunktes) dienlich ist? 😉

    Es kommt, finde ich, eher darauf an, *warum* jemand etwas Bestimmtes erreichen möchte.