Gerade haben wir hier über wissenschaftliche Integrität und die moralische Dimension von Wissenschaft diskutiert. Eines der beiden Beispiele dabei war die aktuelle Debatte um eine nach Wernher von Braun benannte Schule. Gewöhnlich ehrt man mit Schulnamen Menschen, die als Vorbilder gelten können. Das war Wernher von Braun nicht, ungeachtet seiner technisch-wissenschaftlichen Leistungen.

Auch mit Ehre und Geschichte zu tun hat eine Sache, die ein paar moralische Nummern kleiner ist, aber ebenfalls lehrreich unter forschungsethischen Aspekten: ein “Forschungspreis für ein Plagiat“, wie die ZEIT ONLINE schreibt.

Es geht um das zweibändige Werk „Urologen im Nationalsozialismus“, 2011 erschienen und nun vor kurzem vom scheidenden Bundesgesundheitsminister Bahr, der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ausgezeichnet, wie die Deutsche Gesellschaft für Urologie und der Berufsverband der Deutschen Urologen auf ihrer Internetseite stolz verkünden. Eigentlich löblich, denn die Ärzteschaft hat ihre unseelige Vergangenheit erst spät und nicht immer vorbildlich (da ist es schon wieder, dieses Wort!) aufgearbeitet.

Dummerweise hat eine der Autor/innen, eine junge Historikerin, bei der Erstellung des Bandes Textteile von einer Kollegin, der Hamburger Medizinhistorikerin Rebecca Schwoch, übernommen, ohne dies zu kennzeichnen. Sie hat das bereits im April 2012 öffentlich eingeräumt, erst in einer Mailingliste der Historikerzunft, dann später auch im Fachblatt „Der Urologe“. Den noch nicht ausgelieferten Büchern wurde ein Hinweis beigelegt. Insofern ist das erledigt, vielleicht sogar – vorbildlich?

Man darf annehmen, dass die junge Historikerin dafür nicht geehrt werden möchte, ihr wird die ganze Sache vermutlich ziemlich peinlich sein. Geehrt wurde in diesem Fall das Werk. Das wiederum zeugt allerdings von einer ordentlichen Portion Chuzpe. Auf die Idee, ein plagiatorisch belastetes Werk ausgerechnet für einen Forschungspreis einzureichen, muss man erst einmal kommen. Und dass es dann auch noch als vorbildlich ausgezeichnet wird, hätte eigentlich einer guten Begründung bedurft, denn zumindest einem Teil der Jury wird der Plagiatsfall ja bekannt gewesen sein.

Es lohnt sich übrigens, zu dieser Geschichte auch die Kommentare auf ZEIT ONLINE zu lesen. Ein Argument fand ich besonders beeindruckend: Man könne doch nicht einen Plagiatsstreit auf dem Rücken von NS-Opfern austragen. Dieses Argument leidet nicht nur unter einer unappetitlichen Selbstreferentialität, es enthält auch eine ausgesprochen dumme Schlussfolgerung: Plagiate bzw. ihre Auszeichnung soll man demnach nicht mehr öffentlich kritisieren, wenn sie wichtige Texte betreffen? Nun denn, es gibt Zweckargumente mit mehr und weniger Niveau.

Wie soll man nun – vorbildlich oder auch nur vernünftig – mit so einer Sache umgehen?

Kommentare (24)

  1. #1 Dr. Webbaer
    17. Dezember 2013

    Man könne doch nicht einen Plagiatsstreit auf dem Rücken von NS-Opfern austragen.

    Uuh. So kann argumentiert werden?

    Ansonsten: Auch das Charakterschwein kann Leistungen erbringen, die goutiert werden dürfen, Machiavelli fällt hier ein, der natürlich primär ein Kind seiner Zeit und vermutlich kein S. war – und es heißt: ‘unselig’.

    MFG
    Dr. W (der auch gerne – ‘Es lohnt sich übrigens, zu dieser Geschichte auch die Kommentare auf ZEIT ONLINE zu lesen.’ – Kommentare bei der Zeit liest, weil nirgendwo derart trocken zensiert wird wie dort und dem angeblichen Kommentatoristen auch gleich die Gründe seiner Minderleistung mitgeteilt werden, sogar mit Kürzel des Zensierenden des Moderationsteams; selbst kommentieren tut der Schreiber dieser Zeilen dort aber, aus vielleicht nachvollziehbaren Gründen. nicht)

  2. #2 Hobbes
    17. Dezember 2013

    Naja Machiavelli ist da eine Klasse für sich. Er war ja privat nicht unbedingt schlechter als andere Menschen seiner Zeit, nur was in seinem “der Fürst” geschrieben steht ist aus heutiger am besten mit zynisch zu beschreiben. (Aber nicht wirklich falsch)

    Ansonsten bleibt natürlich die Frage wofür der Forschungspreis vergeben wurde? Für eine wichtige neue Erkenntnis bzw. einen Vorstoß im Themenfeld, dann ist es egal wenn an anderer Stelle ein Plagiatsfall auftritt. Wenn es aber für das Gesamtwerk ist, ist das recht dämlich.

  3. #3 Stefan W.
    https://demystifikation.wordpress.com
    18. Dezember 2013

    Mich erinnert die Haltung, das Werk trotzdem für einen Preis vorzuschlagen, an die Berufung von Frau Ex-Dr. und Exministerin Schavan, die jetzt in der LMU als Vorzeigewissenschaftlerin bzw. gut vernetzter Knoten wirken soll.

    Offenbar ist der Wissenschaftsbetrug im Wissenschaftsbetrieb so selbstverständlich geworden, dass die Selbstreinigungskräfte des Systems versagen.

    Studenten und Unipersonal sind zu sehr unter Druck ihre eigene Karriere zu betreiben, als dass sie sich den Luxus eines Engagements leisten könnten.

    Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen – ein alter Menschheitstraum. Dass man damit einer Untugend folgt, die mitschuld ist an dem Verbrechen, gegen welches der Preis sich wenden soll, übersieht man, weil man auch für solch gutmeinenden Betrachtungen keine Zeit hat.

    So selbstsicher und routiniert wie der Antifaschismus ist, so oberflächlich ist er auch.

  4. #4 Joseph Kuhn
    18. Dezember 2013

    @ Stefan W.: Ich weiß nicht, ob “Wissenschaftsbetrug” hier das richtige Wort ist. Eher scheint es um eine Mischung von Projekttermindruck, nachlässiger Buchredaktion, akademischen Eitelkeiten und unbedachtem Vorgehen bei der Würdigung des Werks zu gehen.

    In “Der Urologe (2012) 51: 1003” hat die junge Historikerin unter ihrem Namen eine ganzseitige Korrektur und Entschuldigung veröffentlichen lassen. Es heißt da:

    “Nach der Fertigstellung des 2. Bandes ‘Urologen im Nationalsozialismus. Biografien und Materialien’ wurden Fehler entdeckt, die hiermit richtiggestellt werden sollen. Außerdem möchte ich mich dafür in aller Form bei allen davon Betroffenen, Frau Schwoch und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, entschuldigen.
    Leider wurde das von Rebecca Schwoch herausgegebene Buch [Schwoch R (Hrsg) (2009) Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Hentrich & Hentrich, Berlin] im Band „Urologen im Nationalsozialismus. Biografien und Materialien“ nicht explizit genannt. Dieses ist besonders bedauerlich, da die Darstellungen von 79 Berliner jüdischen Urologen in dem vorliegenden Band wesentlich auf den Angaben des Gedenkbuches von Frau Schwoch basieren. (…)”

    Man fragt sich:
    1. Ist es tatsächlich ein “Fehler” gewesen? Historiker/innen haben gelernt, wie man richtig zitiert und gerade von Historiker/innen kann man auch einen besonders sorgfältigen Umgang mit Quellenmaterial erwarten. Wie kam es also zu diesem “Fehler”?
    2. Warum wurde das erst “nach der Fertigstellung” entdeckt? Wenn mehrere Historiker/innen gemeinsam ein Werk erarbeiten, bei dem es wenig Primärliteratur gibt, werden sie doch alle gewusst haben, woher die übernommenen Textteile kommen. Ist darüber nie gesprochen worden? Haben die Autor/innen die jeweiligen Beiträge ihrer Kolleg/innen gar nicht gelesen? Kaum vorstellbar. Gab es also etwa nach einer Diskussion eine falsche Entscheidung zur Zitierbedürftigkeit der übernommenen Textteile? Falls ja, was waren die Gründe? Akademische Eitelkeit?
    3. Das Gesamtwerk wird wohl inhaltlich durchaus preiswürdig sein. Aber warum hat man den “Fehler” bei der Preisverleihung nicht noch einmal thematisiert? Das wäre notwendig gewesen, zumal bei einem “Forschungspreis”.
    4. Und warum hat man Rebecca Schwoch nicht in geeigneter Weise in die Preisverleihung einbezogen, wenn sie (ungewollt) an diesem Werk beteiligt war? Man hätte zumindest vorher mit ihr darüber sprechen müssen.

    Und was das Ganze besonders peinlich macht: Gegenstand des Werks ist die Sichtbarmachung vergessener Namen, die Erinnerung an Menschen, die u.a. auch aus Konkurrenzgründen verdrängt wurden.

  5. #5 Stefan W.
    https://demystifikation.wordpress.com
    18. Dezember 2013

    Dem Fazit stimme ich zu.

    Ohne mich aber mit den Details detailliert auseinandersetzen zu wollen: Bei ein paar Kleinigkeiten könnte man wohl mit einem Tadel über die Sache hinweggehen, aber bei unterschlagenen Quellen in diesem Umfang kann man m.E. das Werk nicht mehr loben – vielleicht ein späteres.

    Da Rebecca Schwoch nicht willentlich am Text selbst mitgewirkt hat scheint mir der Trick, sie einfach mitzuehren, unzulässig. Ich weiß nicht, ob die geehrte Arbeit mehr eine Fleißarbeit war, ohne eine neue Erkenntnis über die Fakten hinaus gebracht hat – Schlussfolgerungen, Verallgemeinerungen, Zusammenhänge.

    Was ist mit Gutachtern und Doktorvater? Genau. Im Fall Guttenberg ging man darüber ja auch nonchalant hinweg. Sind das Fälle oder sind das Zustände? Wird der Betrug von oben gedeckt? Ist der ganze Laden korrupt? In einem solchen Fall würde das Überspielen der Angelegenheit auf einmal viel Sinn machen: Möglichst geräuscharm über die Sache hinweggehen, damit nicht noch mehr Staub aufgewirbelt wird.

    Das ist natürlich ein forscher Rückschluss, aber ich sehe hier ein Muster.

  6. #6 Wilhelm Leonhard Schuster
    18. Dezember 2013

    Moral, Wissenschaft ,Politik und Ehre
    ist ein großes Thema.

    Wie heikel dieses werden kann, zeigt sich, in dem von Herrn Kuhn mit Vehemenz und großer Keule “einseitig” gegen
    Wernher von Braun vorgebrachte.

    Dieser war ein Kind seiner Zeit, genau so, wie Einstein, der genau wußte, welche Folgen sein Brief an den damaligen US Präsidenten haben würde.
    Oppenheimer und Teller, Klaus Fuchs und wer auch immer
    an Projekten arbeitet und beteiligt ist, die nicht ungefährlich
    sind, sie alle waren sich bewußt, daß sie ungeheuer wichtig, für das Land in dem sie lebten, waren.

    Ich bewerte nicht :Die waren Mordgesellen von zerstörten Städten in Japan.Sie alle waren Wissenschaftler und arbeiteten loyal (Fuchs Ausnahme)für IHR Land.
    (Aber sie wußten genau, daß es zur Zerstörung ganzer Landschaften und Städte kommen würde)
    Moralisch” richtig” bewertet, natürlicherweise, der Sieger und der kann sich eben, verblendet im Siegesrausch auch
    mal irren.
    Churchills Ausspruch : Wir haben das falsche Schwein geschlachtet ” oder: “Ich verbünde mich mit dem Teufel so es meinen Interessen dient”
    sind Beispiele pragmatischer Politik a la Machiavelli.
    Churchill hat übrigens seinen “Bomberharris” beauftragt
    (frei nach Ilja Ehrenburg) Pläne auszuarbeiten, wie man möglichst viele Deutsche zu Tode bringen könne.
    In Dresden hat dieser, selbiges dann perfektioniert.
    Die Todesangaben in Dresden schwanken zwischen
    20 000 bis an die 300 000 Tausend oder noch mehr.
    (Ich kenne einen persönlichen grausigen Bericht eines
    Soldaten ,der die Situation am Tag nach den Angriffen ,
    erlebt und mir das Sammeln von Leichenbergen am Hauptbahnhof zu Dresden beschrieben hat.
    Das war mit Sicherheit genau so grausam, wie die von den Amis vorgefundenen Leichenberge in Buchenwald oder Anderswo.

    Was Wernher von Braun anlangt, so hat die amerikanische Regierung, nachdem “IHRE” Wissenschaftler Milliarden in den Sand gesetzt hatten, Braun genau so beurteilt, wie ich heute die Atomwissenschaftler Amerikas und ihm die Möglichkeit gegeben, seinen “Wissenschaftlichen Traum”
    auszutoben.

    Die Gen-Technik heutiger Tage, ist Beispiel
    wie schwer zu beurteilen ist ,was darf man, was ist
    a moralisch.

    Auf diesem Gebiet wird noch EINIGES (vielleicht auch fragliches) in Zukunft zu erwarten sein!

    Generell :Ich erinnere mich an den Ausspruch, ich weiß nicht wer selbigen rausließ:
    Deutschland hat eine mehr als 2000 Jahre alte Geschichte,
    warum sich ständig NUR auf 12 unheilvolle Jahre
    und was damals geschah oder auch nicht geschah konzentrieren?
    Daß dahinter auch unheilvolles Interesse sich verbergen könnte , daran denkt offenbar niemand!
    Herr Kuhn wie mir scheint, auch nicht!
    Selbste einem Herrn Broder wird das EINE oder ANDERE zuviel.
    Ich bin nicht unbedarft und habe in meinem Blog
    eine Begegnung mit der Grausamkeit jener Tage,
    als ca 11 jähriger (Deutscher) Bub, beschrieben.

  7. #7 Bloody Mary
    18. Dezember 2013

    Unabhängig vom Thema (weshalb zeichnete die Jury ein Plagiat aus?) nutzt der Altnazi (Franken war bekanntlich eine der Hochburgen der Nationalsozialisten) @WLS jede Gelegenheit, seinen ideologischen Dreck zu verspritzen:

    “Ich bewerte nicht” moralisch, aber mörderische Verbrecher sind nun mal “Kinder ihrer Zeit” und wer würde nicht, auf den Gebeinen seiner Opfer tanzend, seinen “wissenschaftlichen Traum austoben”, wenns nur ginge?

    Überhaupt muss man auch nicht dauernd über “diese 12 Jahre” reden, währenddessen die Deutschen (nicht nur) Europa in Schutt und Asche legten und mordeten, was das Zeug hielt. Nein, denn wir haben ja auch Hermann, den Cherusker und Goethe/Schiller zu bieten, außerdem “verbirgt” sich angeblich “ein unheilvolles Interesse” hinter der Beschäftigung mit Naziverbrechen (allerdings, unheilvoll für Leute wie Sie, WLS!) und Broder solls angeblich ganz genau so sehen. Aber so verkalkt ist der gar nicht.

    Auch gemein: dass die von den Deutschen Überfallenen, beispielsweise Churchill, doch glatt an so was wie Gegenwehr gedacht haben. Wer so aggressiv ist zu kultivierten Mördern mit 2000jähriger Geschichte, der muss sich nicht wundern.

    Wie lange die Nazidreckschleuder WLS wohl noch ihren stinkenden Schlamm ins Netz schwemmen wird?

  8. #8 Joseph Kuhn
    18. Dezember 2013

    @ WLS: Was hat jetzt Ihr Kommentar mit dem Blogthema hier zu tun? Außer, dass Sie braune Hetzblättchen plagiieren (denn so einen Mist haben Sie sich doch nicht selbst ausgedacht, oder?), sehe ich keinen Zusammenhang. Um Wernher von Braun ging’s übrigens in dem anderen Blogbeitrag, Brille aufsetzen vor dem Schreiben könnte in Ihrem Alter helfen.

    Zum Thema des Blogbeitrags: Es gibt manchmal wirklich komische Zufälle. Im Januarheft 2012 eben jener Zeitschrift “Der Urologe”, in dem ein paar Monate später der Korrekturhinweis zur fehlenden Quelle erschien (siehe Kommentar #4), gab es einen Artikel von Hans-Joachim Winckelmann, Professor an eben jenem Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Universität Ulm, aus dem auch der hier diskutierte Band hervorging, mit dem einschlägigen Titel: “Plagiattechniken im Praxisjournal” (Der Urologe January 2012, Volume 51, Issue 1, pp 63-73). Im abstract kann man lesen: “Im 17. Jahrhundert war es in der Medizin üblich, Texte von anderen Autoren zu übernehmen ohne diese als Zitat zu kennzeichnen.” Der Zufall muss ein Mann (oder eine Frau) mit Humor sein.

  9. #9 Bloody Mary
    18. Dezember 2013

    “Im 17. Jahrhundert war es in der Medizin üblich, Texte von anderen Autoren zu übernehmen ohne diese als Zitat zu kennzeichnen.”

    Auch in einer modernen Welt haben viele Traditionen ihren festen Platz. 🙂

  10. #10 Wilhelm Leonhard Schuster
    19. Dezember 2013

    Herr Kuhn ,Sie weisen in der Einleitung(Vorbildliche Wissenschaft), ausdrücklich nochmals darauf hin, daß Herr Wernher von Braun, kein Vorbild (für Jugendliche) und nicht würdig sei, daß eine Schule nach ihm benannt werde.
    Dann gehen Sie auf eine kleinere Nummer über.
    Ich bin also durchaus beim Thema geblieben!
    Ich weiß, daß ich(frei nach nach Dr. Webbaer), plump argumentiere.
    Ich versichere :Ich kann durchaus auch diplomatisches Florett!
    Oder, wie wäre es denn mit Goethe´schen Parabel-Tiergeschichten?
    Da Wahrheiten lästig, herausfordernd und teils auch unklug sind,werde ich mich in anderem Stil üben!

    Soweit mir erinnerlich, hat übrigens schon der gute Pontius vor 2000 Jahren, irgend wie indigniert gefragt:
    Was ist Wahrheit?

    (Dies gehört aber nicht zum Thema –
    oder tatsächlich doch?)

  11. #11 Joseph Kuhn
    19. Dezember 2013

    @ WLS:

    “Was ist Wahrheit?”

    Dass Sie meinen beim Thema geblieben zu sein, obwohl Sie in der Einleitung hängen geblieben sind? Macht nichts. Vermutlich wäre Ihnen zum Thema eh nichts eingefallen, außer 1000-jährigen Weisheiten.

    Ihre Kommentare führen sehr schön den rechtskonservativen Gedankensumpf vor, der sich gelegentlich auch noch anmaßt, “Volkes Stimme” zu sein, obwohl es nur eine völkische Stimme ist – mit marginalem Anteil an “Volkes Stimme”, wie die Wahlen zeigen. Jetzt kennen wir Ihre Meinung zur Genüge, Ihr nächster “brauner Kommentar” wird gelöscht, bevor Sie mit Ihren ausufernden Suaden den Blick auf das Thema ganz verstellen, das ist hier schließlich kein mentaler Müllabladeplatz.

  12. #12 Hobbes
    19. Dezember 2013

    “Das war mit Sicherheit genau so grausam, wie die von den Amis vorgefundenen Leichenberge in Buchenwald oder Anderswo”

    Das ist ein völlig unzulässiger Vergleich. Während man bei der Bombardierung der Zivilbevölkerung davon ausging so den Rückhalt des Regimes in der Bevölkerung verringern zu können und somit verlustreiche Bodenoffensiven verringern kann. Bzw. im Fall der Atombombe die Übermacht demonstrieren konnte die eine Gegenwehr unmöglich machen würde, wurde bei dem Genozid lediglich die organisierte Vernichtung durchgeführt. Die ersten beiden Fälle lassen sich moralisch noch mit der Wahl des kleinsten Übels begründen. Der letzte nicht. Denn im letzten Fall wurden die Menschenleben nicht genommen um ein ähnlich hohes gut zu schützen (die leben von mehr Menschen) sondern sie wurden ermordet weil diese Leben als Wertlos erachtet wurden.
    Das eine ist Kollateralschaden das andere ist einfach abartig (Sicher lässt sich drüber streiten ob die Inkaufnahme von Kollateralschäden nicht auch abartig sei, aber dennoch sind das nicht vergleichbare Verbrechen)

    Was mich aber zum eigentlichen Thema noch interessieren würde. Wie oft gibt es diese Auszeichnung der Bundesärztekammer? Ist das ein regelmäßiges Event? Also wie gewichtig ist dieser Preis an sich? Eine Teilnehmerurkunde bekomme ich beim Fußballtunier ja auch wenn ich ne Rote kassiert habe.

  13. #13 Joseph Kuhn
    19. Dezember 2013

    @ Hobbes:

    “Wie oft gibt es diese Auszeichnung der Bundesärztekammer?”

    Es war die vierte Ausschreibung. Auch in der Pressemitteilung zur Ausschreibung kann man übrigens noch einmal nachlesen, dass die plagiierte Rebecca Schwoch ebenfalls schon ausgezeichnet wurde. Siehe den letzten Satz in Kommentar #8.

  14. #14 Dr. Webbaer
    20. Dezember 2013

    “Das war mit Sicherheit genau so grausam, wie die von den Amis vorgefundenen Leichenberge in Buchenwald oder Anderswo” (Hr. Schuster)

    Das ist ein völlig unzulässiger Vergleich.

    Bemerkenswert wie hier über die Zulässigkeit von Vergleichen entschieden wird. Dabei ist die Grausamkeit vergleichbar, es bleibt zu bedenken, dass gezielt Zivilbevölkerung mit Brandbomben angegangen worden ist, wobei Wissenschaftler ihre Hände im Spiel hatten.
    Die Rechtfertigungslage ist eine andere, korrekt.
    MFG
    Dr. W

  15. #15 griesl
    22. Dezember 2013

    zu weihnachten wünsch mir eine stellungnahme von joseph kuhn zu …. robert koch und cholera

  16. #16 Joseph Kuhn
    22. Dezember 2013

    @ griesl: Was interessiert Sie daran konkret?

    Zum Thema Cholera und Robert Koch fällt mir eigentlich nur die nette Geschichte ein, dass sich Max von Pettenkofer nach der Hamburger Choleraepidemie 1892 von Robert Koch eine Cholerakultur erbat, die er in einem Selbstversuch einnahm. Pettenkofer war der Meinung, dass die Bakterien alleine die Krankheit nicht hervorrufen. Er bekam Durchfall, wurde aber nicht ernsthaft krank. Karl Kiskalt beschreibt in seiner Pettenkofer-Biographie, dass ihm Georg Gaffky, ein Mitarbeiter Kochs, gesagt hätte: “Wir haben ihm eine schwach virulente Kultur geschickt, weil wir uns denken konnten, was er vorhatte.” (Kisskalt K (1948): Max von Pettenkofer. Stuttgart: 118 – korrekt zitiert, um den Bezug zum Blogthema mal herzustellen).

    Aus heutiger Sicht hatte Pettenkofer übrigens Recht und Unrecht zugleich. Mit “Miasmen” hat die Cholera nichts zu tun und ohne die Erreger kann man nicht an Cholera erkranken, aber natürlich hängt das Erkrankungsrisiko auch von konstitutionellen und anderen Faktoren ab.

  17. #17 Wilhelm Leonhard Schuster
    25. Dezember 2013

    Ironie

  18. #18 griesl
    31. Dezember 2013

    @joseph kuhn
    ist es nicht seltsam, dass er für seine forschungen oft reisen in kolonial besetzte länder unternahm ? ägypten, indien, uganda, deutsch-ostafrika ? … und sehr fragwürdige methoden verwendete ? mancher würde kochs methoden als vorstufe davon sehn, was im 2. weltkrieg als konzentrationslager gilt.
    vorbildlicher wissenschaftler ? nee
    ist fritz haber einer ?
    beide haben den nobelpreis gewonnen und eigentlich nicht verdient. der eine ist ein kriegsverbrecher und der andere ein menschenschänder.
    nobel, als erfinder des dynamits, hatte sicherlicher andere vorstellungen von dem von ihm gestifften preis zum wohle der menschheit.

  19. #19 griesl
    31. Dezember 2013

    … und mal nen friedensnobelpreisträger
    “Israel und Südafrika haben vor allem eines gemeinsam: Sie existieren in einer feindlichen Umgebung inmitten dunkler Menschen.”
    -Jitzhak Rabin

  20. #20 griesl
    31. Dezember 2013

    leistungen kann man nicht negieren, aber sind sie vorbilder, wenn ihre anderen werte durch ihre persönlichkeit negiert werden ?

  21. #21 Joseph Kuhn
    31. Dezember 2013

    @ griesl:

    “mancher würde kochs methoden als vorstufe davon sehn, was im 2. weltkrieg als konzentrationslager gilt”

    Sie hatten zunächst nach Koch und der Cholera gefragt und bringen Kochs Arbeit jetzt mit dem Nationalsozialismus in Verbindung. Grüntzig/Melhorn beschreiben in “Expeditionen ins Reich der Seuchen” Kochs Reisen nach Ägypten und Indien, um dem Choleraerreger auf die Spur zu kommen, in Kalkutta gelang dies – interessanterweise durch umweltepidemiologische Beobachtungen im Zusammenhang mit Trinkwassertanks. Hinweise, die in irgendeiner Weise als “Vorstufe von Konzentrationslagern” gelten könnten, habe ich nicht gefunden. Auch in der Koch-Biographie von Barbara Rusch findet sich nichts dergleichen. Ich bin kein Medizinhistoriker, vielleicht habe ich nur nicht gefunden, worauf Sie sich beziehen. Daher wäre ich für eine Quellenangabe dankbar, ansonsten vermute ich, haben Sie vielleicht die in der Tat oft unmenschlichen Methoden der Kolonialverwaltung mit Kochs Expeditionen durcheinander gebracht?

  22. #22 griesl
    1. Januar 2014

    da kann ich nicht widersprechen. wirklich klare quellen hab ich keine und cholera war nur der aufhänger, weil er dadurch berühmt wurde.

    “…haben Sie vielleicht die in der Tat oft unmenschlichen Methoden der Kolonialverwaltung mit Kochs Expeditionen durcheinander gebracht?” ***

    *** mag gut sein.

    gibts in dem buch auch passagen zur deutsch-ostafrika “expedition” bzgl. der schlafkrankheit ?!

  23. #23 griesl
    1. Januar 2014

    “Gewöhnlich ehrt man mit Schulnamen Menschen, die als Vorbilder gelten können. Das war Wernher von Braun nicht, ungeachtet seiner technisch-wissenschaftlichen Leistungen”

    was stört sie denn daran ?

    er war ein hervorragender wissenschaftler mit dessen hilfe die kluft zwischen erde und mond überwunden werden konnte.

    …die vergangenheit, seine einstellung ?!

  24. #24 Joseph Kuhn
    1. Januar 2014

    @ griesl:

    “was stört sie denn daran ?”

    Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Der Link oben, vor dem Satz, den Sie zitiert haben, führt zum Blogeintrag über diese Diskussion.

    “mit dessen hilfe die kluft zwischen erde und mond überwunden werden konnte”

    … und die zwischen Erde und Hölle, wie gesagt, lesen Sie die Diskussion, sie wird hier nicht noch einmal aufgewärmt.

    “gibts in dem buch auch passagen zur deutsch-ostafrika “expedition” bzgl. der Schlafkrankheit ?”

    Ja, Kapitel 11, S. 178 ff.