Der Philosophie wird manchmal hier auf scienceblogs nachgesagt, dass sie den Anschluss an die moderne Naturwissenschaft verpasst habe und zum Hort seltsamer Gedanken über geistige Parallelwelten geworden sei. Einem europäischen Philosophen, dessen Einfluss kaum zu überschätzen ist, kann man diesen Vorwurf sicher nicht machen. Er vertritt ein radikal naturalistisches Weltbild und hat darüber ein berühmtes Werk geschrieben, in dem er die folgenden Grundgedanken ausführt:

• Alles besteht aus Grundelementen, sie erzeugen den Formenreichtum der Welt.
• Das Universum wurde nicht für die Menschen erschaffen, es hat überhaupt keinen Schöpfer, keinen Designer.
• Es gibt auch keine immateriellen Geister.
• Alle Lebewesen sind durch das Experimentieren der Natur entstanden, durch Fehlschläge und Anpassung.
• Der Mensch ist nicht einzigartig, er ist Teil des materiellen Prozesses.
• Es gibt keinen freien Willen.
• Die Seele ist sterblich und es gibt kein Leben nach dem Tod.
• Religionen sind organisierte Täuschungen.
• Alle Religionen versprechen Hoffnung und Liebe, sind aber in Wirklichkeit grausam.

Wer könnte das wohl sein?

Kommentare (39)

  1. #1 Dr. Webbaer
    19. Juni 2015

    Auf die Schnelle geraten: Hawking, MSS oder Gerhard Roth?

    MFG
    Dr. W (Idealist, Konstruktivist, Antireduktionist etc.)

  2. #2 Dr. Webbaer
    19. Juni 2015

    Dawkins, Marx?

  3. #3 Joseph Kuhn
    19. Juni 2015

    @ Webbär: Nein, die waren’s nicht. Hawking ist zudem weder Europäer noch Philosoph, Dawkins kein Philosoph. Wer oder was ist eigentlich MSS?

  4. #4 alex
    19. Juni 2015

    @Joseph Kuhn:
    Mit MSS ist vermutlich Michael Schmidt-Salomon gemeint. Aber ich kann mir kaum vorstellen dass Sie ihn meinten (“dessen Einfluss kaum zu überschätzen ist” passt nicht und sein Weltbild ist denen die ihn kennen gut genug bekannt, dass ein solches Ratespiel ziemlich witzlos wäre).

  5. #5 Jürgen Schönstein
    19. Juni 2015

    War’s ein menschlich-allzumenschlicher Friedrich Nietzsche?

  6. #6 Benti
    19. Juni 2015

    Demokrit?

  7. #7 Joseph Kuhn
    19. Juni 2015

    @ Alex:

    Genau so ist es, sein Einfluss ist bei allem Respekt doch recht überschaubar.

    @ Jürgen, @ Benti:

    Leider auch nicht, aber beide in gewisser Hinsicht gute Vermutungen.

  8. #8 Dr. Webbaer
    19. Juni 2015

    Hawking ist zudem weder Europäer noch Philosoph, Dawkins kein Philosoph.

    Hüstel.
    Selbst oder gerade bspw. Terry Pratchett wird als Philosoph geschätzt. Eine Ausbildung zum Philosophen gibt es nur scheinbar.

    • #9 Joseph Kuhn
      19. Juni 2015

      … ja, jeder Mensch ist ein Philosoph (Popper). Aber hier ist von Philosophen im Sinne der europäischen Geistesgeschichte die Rede. Über den, den ich meine, ist 2011 ein Buch in der sechsten Auflage erschienen, aus diesem Buch habe ich meine Weisheiten. Jetzt gibt es schon die neunte Auflage.

  9. #10 rolak
    19. Juni 2015

    Eine Ausbildung zum Philosophen gibt es nur scheinbar

    Das klassische Nichtfundament für den Hebel einer potentiellen EigenAufwertung – in der Technik bekannt als Siemens Lufthaken.

    btt: Lukrez aka Titus Lucretius Carus?

  10. #11 Jürgen Schönstein
    19. Juni 2015

    @rolak
    Lukrez hatte ich auch im Verdacht, habe mich aber vom adjektiv “europäisch” (das es, in unserem Sinn, zu Lukrez’ Zeiten wohl nicht gegeben hätte) abdrängen lassen.

    • #12 rolak
      19. Juni 2015

      zu Lukrez’ Zeiten

      Posthume Vereinnahmung, rückwirkende Kategorisierung, Jürgen 😉

  11. #13 Jürgen Schönstein
    19. Juni 2015

    @rolak @Joseph
    Muss Lukrez sein, wg. Greenblatt und so

  12. #14 Dr. Webbaer
    19. Juni 2015

    Hawking schon “Europäer”.

    • #15 Joseph Kuhn
      19. Juni 2015

      Stimmt, hatte ihn versehentlich nach Amerika versetzt. Mein Fehler.

  13. #16 Joseph Kuhn
    19. Juni 2015

    Das ging schnell. Ja, Lukrez war gemeint. Stephen Greenblatt erzählt in seinem Buch “Die Wende. Wie die Renaissance begann” die Geschichte rund um das Auffinden des Manuskripts “De rerum natura” von Lukrez am Ende des Mittelalters und welche Auswirkungen dieser Text auf die europäische Geistesgeschichte hatte. Greenblatt fasst darin auch die Kernthesen von Lukrez zusammen, von denen manche erstaunlich modern wirken (und viele zurück reichen bis Demokrit, das war nah dran). Das Buch ist ein schöner Sommerschmöker, sehr zu empfehlen.

  14. #17 rolak
    19. Juni 2015

    schöner Sommerschmöker

    Etwas in der Richtung war schon anfangs zu ahnen, spätestens ab ‘Auflage’ unausweichlich – und wird gerne als Empfehlung angenommen, Joseph, als erdende Abwechslung zwischen der hier üblichen Abwechslung zum üblichen rationalen Tagwerk.
    EMail zum local dealer ist raus, allerdings für die erst drittauflagige Brot&Butter-Variante.

  15. #18 Lercherl
    20. Juni 2015

    „dass sie den Anschluss an die moderne Naturwissenschaft verpasst habe“ – die Formulierung war etwas irreführend, ich dachte, es geht um einen zeitgenössischen Philosophen.

    In diesem Sinne: tantum religio potuit suadere malorum

    • #19 Joseph Kuhn
      20. Juni 2015

      @ Lercherl: Ja, ein bisschen Irreführung war natürlich nötig. Wenn ich geschrieben hätte, dass solche Ansichten schon in der Antike im Umlauf waren, wäre die Spur zu sichtbar gelegt gewesen. Zumal mir ja in letzter Zeit eh jeder ganz schnell auf die Schliche zu kommen scheint: „Mit gerade einmal 3 oder 4 Beiträgen habe ich sie entlarvt.“ (O-Ton Albert Wilfert)

      • #20 rolak
        20. Juni 2015

        entlarvt

        ..und mit ungerade 7 oder 9 Beiträgen dann verpuppt?

        btw: Mein neuer Bücherlieferant hatte das Buch vorrätig – sie wird mir immer sympathischer…

  16. #21 Dr. Webbaer
    20. Juni 2015

    Der Philosophie wird manchmal hier auf scienceblogs nachgesagt, dass sie den Anschluss an die moderne Naturwissenschaft verpasst habe und zum Hort seltsamer Gedanken über geistige Parallelwelten geworden sei.

    Das Intro zu diesem WebLog-Artikel war natürlich suboptimal, denn so blöd zu unterstellen, dass ein Anschluss der Philosophie vorliegt, wenn aus ihr heraus als Mutterwissenschaft die Naturwissenschaft gelöst worden ist, ist sicherlich niemand. [1]

    Philosophie als Liebe zum Denken ist sicherlich (auch [2]) eine Formalwissenschaft, korrekt.

    MFG
    Dr. W

    [1]
    Von Florian Freistetter und ‘Videblogger Jörg Wipplinger’ * einmal abgesehen.

    *
    Jörg Wipplinger ist sozusagen die Antimaterie zu Dr. W

    [2]
    Die Philosophie kümmert sich unter anderem um die beiden Erkenntnissysteme Natur(-erkenntnis) und Sitte, im Sittlichen ist sie keine Formalwissenschaft.

  17. #22 Alisier
    20. Juni 2015

    Ohne jetzt hier allzu sehr ins Detail gehen zu wollen, möchte ich doch anmerken, dass Lukrez’ Positionen, auf die hier Bezug genommen wird, sich doch sehr stark mit denen Epikurs (soweit wir das aufgrund der dünnen Textlage überhaupt behaupten dürfen) deckungsgleich sind.
    Die Ehre gebührt m.E. Epikur, das große Verdienst von Lukrez ist es, dessen Ideenwelt für die Nachgeborenen erhalten zu haben.
    Und da Epikur zu meinen Leib- und Magenphilosophen gehört möchte ich ganz ausnahmsweise darauf bestehen.
    Einer der Gründe, warum Lukrez immer vorgeschoben wird, dürfte in der Tatsache begründet sein, dass Epikur besonders im christlichen Abendland bis heute gerne verunglimpft wird, und man sich mit Lukrez besser arrangieren konnte.

    • #23 Joseph Kuhn
      20. Juni 2015

      Ja, Epikur, diese persona non grata des Christentums, ist hier immer zu hören. Allerdings konnte sich das christliche Abendland mit Lukrez zumindest im 15. und 16. Jahrhundert auch nicht unbedingt besser arrangieren, Greenblatt widmet der Untergrundexistenz von “De rerum natura” nach seiner Wiederentdeckung ein ganzes Kapitel. Das Buch war wohl Bückware.

  18. #24 Alisier
    20. Juni 2015

    Das “Arrangieren” war auch auf wesentlich spätere Zeiträume bezogen: Lukrez ist wenigstens halbwegs rehabilitiert.
    Über das Verhältnis christlich geprägter Gelehrter zu Epikur oder auch zu Spinoza müsste man noch das eine oder andere Buch schreiben. Warum die Reaktionen so heftig waren und zum Teil immer noch sind, darüber könnte sicher mit Gewinn nachgedacht werden.
    Ich erinnere daran, wie beispielsweise Norbert Blüm bei vielen Gelegenheiten öffentlich auf Epikur eingedroschen hat, und ich bin sicher, dass er nie eine Zeile von ihm gelesen hat. Wobei das jetzt kein Beispiel für einen Gelehrten gewesen sein sollte……
    Es wurde wohl über Jahrhunderte gezielt verleumdet. Da ist es dann immer spannend dem genauen Warum auf den Grund zu gehen.
    Ich wäre zum Beispiel recht neugierig zu hören, was der aktuelle Papst zu Epikur und Spinoza sagen würde. Es wäre eine Art Lakmustest, inwiefern sich vielleicht wirklich ein paar Funken Liberalität in seinem Hirn eingenistet haben. Lukrez wurde schon umarmt, schon länger. Was aber macht E und S so dermaßen stachelig und unannehmbar für die Gläubigen? Dass sie ihnen jeden Ausweg aus der Erkenntnis verbauen, das Nachdenken bis jetzt nicht sehr geschätzt zu haben?

  19. #25 Trottelreiner
    20. Juni 2015

    @Alisier:
    Keine Ahnung, aber die Dämonisierung Epikurs ist nicht nur auf das Christentum begrenzt:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Epikoros_%28Judaism%29

    Ob es jetzt unbedingt am Nachdenken liegt weiß ich eher nicht, AFAIR waren die Epikuräer ja der Meinung daß man über bestimmte Dinge nicht nachdenken sollte, weil es der “hedone” abträglich sei. Vielleicht macht es einfach der radikale Gegenentwurf zu den üblichen Erlösungsreligionen.

  20. #26 Trottelreiner
    21. Juni 2015

    BTW hat die Stanford Encyclopedia of Philosophy einen recht interessanten Artikel über Epikurs Physik:

    https://plato.stanford.edu/entries/epicurus/#3

    Einerseits ist es faszinierend, wie er teilweise sogar ähnliche Ideen wie die Quantenphysik hat; andererseits wird eben auch klar, das er kein Naturwissenschaftler im heutigen Sinne war, sondern öfters nur gut geraten hatte.

    Wenn man sich den Brief an Pythokles durchliest

    https://www.epicurus.net/en/pythocles.html

    fällt z.B. auf, daß er gleich mehrere Hypothesen über Gewitter aufstellt, aber nicht untersucht, welche jetzt zutrifft, oder gar entsprechende Experimente aufstellt.

    Wie schon gesagt, AFAIK ging es Epikur eher darum, die Furcht vor bestimmten Ereignissen durch eine “natürliche” Erklärung zu nehmen, “Wissen bringt Furcht” wäre wohl nicht so seine Sache gewesen. 😉

  21. #27 rolak
    21. Juni 2015

    epicurus.net

    Da kannste mal sehen, wie ungemein fortschrittlich der alte Grieche war, Trottelreiner: Bererits damals mit eigener domain^^

  22. #28 Dr. Webbaer
    21. Juni 2015

    @ Alisier :
    Die alten Griechen gelten schon als hervorragende Denker, ein Graecist meinte mal gegenüber dem Schreiber dieser Zeilen, dass die fast alles vorausgedacht hätten, was heute mit aufklärerischem Anspruch gedacht wird.
    So richtig warm werden ist allerdings nicht pflichtig.

  23. #29 lindita
    21. Juni 2015

    Heute hat man keine Angst vor dem Leben nach dem Tod mehr, dafür eine Existenzangst.

    Angst einen schlechten Job zu kriegen, wo doch eigenlich auch ein Obdachloser mit seinem Leben im Grossen zufrieden ist.

    Wir Menschen sind Anpassungstiere. In meiner Kindheit kannte ich den Geschmack einer Banane nicht, oder Coca Cola. Das hat mir auch gar nicht gefählt. Ich habe mich nicht als am Exitenzminimum betrachtet.

    Kann mir auch ganz gut vorstellen, dass die Europäer z. B. ihre eigenen Existenzängste auf Afrikaner projezieren. Den Afrikanern ist es egal, weil sie die europäischen Standarts nie hatten.

    Mein Ex ist ein Europäer, er hatte von Anfang an einen hohen Lebensstandart gehabt, aber er ist ein “Tyrann”, da er Angst um “mich” hat. Ich könnte in seinen Augen einen besserbezahlten Job haben, mit besseren Arbeitszeiten usw… Und er lässt mich einfach nicht in Ruhe mein Leben leben auf meinem Niveau. Bin eher ein geistig-ästhetischer Mensch. Haupsache die Farben und Formen harmonieren und Zeit zum Nachdenken da ist. Ich brauche seine Standarts nicht, wenn ich dann genauso paranoid werden sollte.

    Ich habe mal ein Gespräch mit Nassim Taleb gesehen. Er hat da was von griechischer und römischer Vorgehensweise, was die Erfindungen angeht, geredet. Die Römer erfinden durch das praktische – “try and error”. So nützen sie direkt ihre Erfindungen. Die Griechen beschreiben theoretisch, mathematisch ihre Erfindungen, machen aber keinen nächsten Schritt zur Realisierung. Wie das oben genannte Beispiel mit dem Gewitter deutlich zeigt.

    Also hatte ein Epikur ein Leichtes die Angst vom Geistigen zu nehmen, weil er als Grieche nichts Matherielles produziert hat, wovor er dann Angst haben müsste es zu verlieren.

    Man bräuchte zum radikalen Materialismus hinzu, doch eine gewisse geistige Leichtigkeit gegenüber den materiellen Dingen, weil wie man es heute sieht, entwickelt der Mensch andere Ängste, die ihn genauso kontrolieren, wie eine Religion es tun kann.

  24. #30 Alisier
    21. Juni 2015

    @ rolak
    Epikur hat das Netz erfunden! Mindestens!
    @ Trottelreiner
    Ich denke, diese einseitige Konzentration auf die “hedone” ist oft schon eine Folge der Rezeption seitens der Monotheisten. Und als Gegenentwurf kann man es nicht bezeichnen, da man sonst die Chronologie ignorieren müsste.
    Interessant wäre auch, sich zu überlegen wie er denn zu seiner Zeit hätte vorgehen können, um sich dem Phänomen Gewitter naturwissenschaftlich sinnvoll anzunähern.
    Und danke für die links!
    @ lindita
    Interessante Aspekte, die du ansprichst. Und ein wenig widersprechen möchte ich doch, besonders was deine Einschätzung Epikurs anbelangt: so wie ich das sehe hat er sich aktiv gegen Besitz entschieden, auch weil er die Erfahrung eines Totalverlustes schon hinter sich hatte.
    Und zu deinem letzten Satz: ich stimme dir absolut zu.

  25. #31 Trottelreiner
    21. Juni 2015

    @Alisier:
    Gerade auf dem Sprung, also etwas kurz…

    Mit “Gegenentwurf” meinte ich nicht, daß Epikur jetzt irgendwie auf die Erlösungsreligionen reagiert hätte, sondern, daß Epikur auf die diesen zugrundliegenden Probleme (Probleme im täglichen Leben, Angst vor dem Tod etc.) radikal anders reagierte. Sonst sind wir beim Christentum ein paar Jahrhunderte zu früh. 😉

    Allerdings gab es damals durchaus schon ähnliche Phänomene:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Orphiker

  26. #32 lindita
    21. Juni 2015

    @ Alisier
    “auch weil er die Erfahrung eines Totalverlustes schon hinter sich hatte.”

    Ja, habe ich jetzt auch gelesen, überhaupt näher gelesen.

    Epikur ist in meinen Augen kein richtiger Materialist. Ihm geht es nicht wirklich um die Naturgesetze, wie sie heute durch die Naturwissentschaftler im Detail untersucht werden wollen. Es geht ihm darum, dass die Natur willkürlich wirkt, sie ist keine Strafe für Sittenwidrigkeit und kein Lohn für Gottesfurcht.

    Die Natur trifft die Armen in Nepal, macht keinen Halt vor Gläubigen in Malaysia und schützt die Afrikaner vor Ebola nicht.

    Die Wissenschaft versucht der Natur zuvorzukommen. Aber dieser Privileg bleibt den reichen Ländern und dem reichen Teil der Bevölkerung zuteil.

    Das lässt natürlich fürchten, wenn du zu den Unteren gehörst, dann hast du ein grösseres Risiko.

    Die Wissenschaft, die weiter als die des Epikurs geht, ermöglicht Widerstand gegen die Willkür der Natur. Das ist so, wie wenn man durch religiöse Praktiken der Hölle entkommen kann. Nur heute muss man reich sein, um Risiken meiden zu können.

    Die Wissenschaft hat die Grenze der epikuräischen Ruhe überschritten, so dass er “sektenhaft” erscheinen könnte, wenn er die Wissenschaft zurückzurudern bieten würde. Kein Geistlicher und kein Wissenschaftler, so was braucht die Welt nicht, bzw. ist gefählich, weil unmanipulierbar, vielleicht.

    Weniger Konsum, um die Lust am Konsumieren wieder zu erlangen, wie Robert Pfaller “propagiert” (Illusion der Anderer). Die Masse der neoliberalen Gesellschaft ist von Lustvermeidung geprägt.

    Das geht aber nicht… Ohne unnötigen Konsum – kein Wachstum. Ohne Wachstum – kein materieller Reichtum. Ohne Reichtum- keine unterstützung der Wissenschaft, die die Risiken der Natur mindern kann. Und es ist nicht nur der Blitz, der einschlägt, es sind auch jegliche Gesundheitsrisiken, die du mit Geld umgehen kannst, indem du Bio isst, oder wenigstens die Konsequenzen vermeiden kannst, durch die nötige, teuere OP z. B.

  27. #33 Alisier
    21. Juni 2015

    Ja, die Orphiker……es sind ja auch zumeist auch nur die Gläubigen der unterschiedlichen Konfessionen selbst, die annehmen ihr Glaube sei einfach so vom Himmel gefallen….andere wissen um die unterschiedlichen Einflüsse, die in der antiken Welt und anderswo wirkten und zur Entwicklung der unterschiedlichen Glaubenspositionen beitrugen.
    und nochmal @ lindita
    Dass Obdachlose wirklich mehrheitlich mit ihrem Leben im Großen und Ganzen zufrieden sind scheint mir auch eine gewagte Behauptung zu sein. Aber da bewegen wir uns dann doch sehr ot: dies sollte vielleicht woanders diskutiert werden.

  28. #34 Alisier
    21. Juni 2015

    @ lindita
    Würde gerne mit dir diskutieren, aber vielleicht woanders. Kennst du Pierre Rabhi?

  29. #35 lindita
    21. Juni 2015

    Pierre Rabhi soll ein Landsmann meines Mannes sein. Ist eine Art Sepp Holzer.

    Und wieder… Sepp Holzer wird kritisiert, nur weil er im “Zentrum” Europas sein “Unwesen” treibt. Aber jeder, darf Projekte in der Dritten Welt machen wie er will. Geht und tobt euch dort aus, wenns schief geht, sie haben eh nichts zu verlieren – die Afrikaner und Marokaner, mit den Ukrainern, meine ich.

    Sepp Holzer hat aber direkt mit den hiesigen Behörden zu tun. Es ist ein Mythos, dass sich irgendwas ecologisch bewegt.

    Ausser ein paar gepflanzten Salaten auf dem Spielplatz, ist nichts Grössres dabei. Und wenn es grösseres gebe, müsste man es laut rausposaunen, nach Harald Welzer.

    P.S.: Ich verlange nach keiner Diskussion, es ist meine Art alles rauszuschreiben. Da ich keine Uni besucht habe, mag es vielleicht nicht gerade stoisch korrekt zitiert worden sein, und die Quellenangabe ist unterirdisch, und jeden einzelnen Philosophen kenn ich auch nicht, aber ich mache mir meine Gedanken und lerne wie es kommt. So weiss ich wenigstens, was ich da lerne und warum.

  30. #36 cygo
    25. Juni 2015

    Mal lieber an Hand der einzelnen Stichpunkte vorgehen:

    “Alle Lebewesen sind durch das Experimentieren der Natur entstanden, durch Fehlschläge und Anpassung”

    -> klingt als wäre das Erscheinungsdatum größer gleich Darwin, also ab 19. Jh

    “Religionen sind organisierte Täuschungen”
    -> schließt schon mal alles aus, was im Dunstkreis der Kirche entstanden ist.
    “Alle Religionen versprechen Hoffnung und Liebe, sind aber in Wirklichkeit grausam”
    -> sogar aktiv gegen die Kirche

    Möglichkeiten:
    -Darwin selbst war, meines Wissens nach, nicht aktiv gegen die Kirche; er hatte nur inkompatible Ideen

    -Marx und Konsorten würden gut passen, weil sie einerseits Materialisten sind, andererseits aktiv gegen Kirche.

    Das Problem: im Grunde sind die meisten modernen Philosophen den wissenschaftlichen Erkenntnissen ihrer Zeit gefolgt, was um 1900 rum einen Materialismus nahelegt. Wer es jetzt genau war, ist schwer einzugrenzen.

    Ich glaube aber, dass die Aussage “Religionen…., sind aber in Wirklichkeit grausam.” einen gewissen depressiven “typisch deutschen” Stil hat.
    Also: Nietzsche, Schopenhauer…

    • #37 Joseph Kuhn
      28. Juni 2015

      … alles nachvollziehbar, aber: siehe Kommentar #10, game over.

  31. #38 Roland B.
    28. Juni 2015

    “Die alten Griechen gelten schon als hervorragende Denker, ein Graecist meinte mal gegenüber dem Schreiber dieser Zeilen, dass die fast alles vorausgedacht hätten, was heute mit aufklärerischem Anspruch gedacht wird.”
    Ja, das kenne ich auch von der Schule… Hat mich aber schon damals nicht im mindesten beeindruckt. Wer sozusagen am Anfangen des Nachdenkens steht (bzw. wer uns als Erster davon was überliefert hat, von den schlauen Denkern der meisten untergegangenen Kulturen wissen wir ja gar nichts), kommt natürlich in jeder Richtung ein gutes Stück voran. Wieweit das von anderen Kulturen geklaut war, wissen wir genausowenig wie wir nicht wissen, wieviel Unsinn damals laut gedacht wurde und zum Glück nicht überliefert.
    Die Leistung dieser frühen Gesellschaft, was das abstrakte Denken angeht, ist sicher bewundernswert, wird aber dennoch immer wieder fälschlich als Goldenes Zeitalter verklärt. “Aufklärung” und Sklavenhaltung passen nun mal so gar nicht zusammen.

    • #39 Joseph Kuhn
      28. Juni 2015

      Ein “goldenes Zeitalter” war es damals bestimmt nicht – wobei viele Menschen in der Ukraine, in Bangladesh oder in Syrien unser Zeitalter wohl auch nicht als “golden” bezeichnen würden, ganz zu schweigen von dem, was die jüngere Vergangenheit zu bieten hatte. Und der Unsinn, der heute gedacht wird, ist oft genug Thema hier auf Scienceblogs. Der “Fortschritt” ist zumindest keine monoton wachsende Funktion der Zeit.