In den Verhandlungen zur Griechenlandkrise sei viel Vertrauen verloren gegangen, kann man derzeit überall lesen. Wer da wem nicht mehr vertraut, wer wem vertrauen sollte und wer vielleicht wem noch zu Unrecht vertraut, sei einmal dahin gestellt. In der Politik ist Vertrauen allzu oft Falschgeld.

Die Wörter Vertrauen und Kredit haben die gleiche Herkunft, auch viel Kredit wird wohl noch verloren gehen. Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf, warum, verstehe ich zwar nicht, aber dass Deutschland und Griechenland, zumindest auf Regierungsebene, im Moment nicht gerade beste Freunde sind, ist klar. Auch klar, dass man Verhandlungen anders führt, wenn der Kredit im Mittelpunkt steht und nicht Vertrauen und Freundschaft. Schwierig, wenn beides zusammenhängt, aber jemand das nicht sieht oder nicht sehen will.

Bei Wolfgang Schäuble scheint diese Sensibilität, falls er sie je hatte, verloren gegangen zu sein. Wie hart und demütigend er sein kann, konnte die Öffentlichkeit schon vor fünf Jahren erfahren, als er seinen Pressesprecher Michael Offer vor laufenden Kameras demontierte.

In der aktuellen SPIEGEL-Ausgabe 30/2015 ist nun ein Interview mit Schäuble, das in dieser Hinsicht ebenfalls aufschlussreich ist. Auf die inhaltlichen Fragen will ich dabei gar nicht eingehen, ich räume gerne ein, dass ich nicht alles beurteilen kann, dass die Griechenlandfrage kompliziert ist und dass sich die Wahrheit dabei nicht auf einer Seite allein findet.

Das Interview behandelt das Thema Griechenland, der Spiegel fragt, Schäuble antwortet. Seine Antworten beginnen sehr häufig so:

• Nein. …
• Krugmann ist ein bedeutender Ökonom (….). Aber …
• Wir haben nie gesagt …
• Ihre Darstellung entspricht nicht den Tatsachen. …
• Der Vorgang ist hinreichend geklärt. …
• Es gibt keine deutsche Dominanz. …
• Davon kann keine Rede sein. …
• Nein. …
• Das ist Unsinn. …
• Nein. …
• Nein, sonst …
• Das sehe ich anders. …
• Nein, …

Kanzler ist er nicht geworden, aber Abkanzler, wie Medien immer wieder feststellen. Vielleicht hat er in der Sache sogar Recht, vielleicht käme Griechenland außerhalb des Euro besser wieder auf die Beine, wer weiß. Sicher ist jedenfalls, dass man ein verdammt dickes Fell haben muss, diesen rechthaberischen Ton auszuhalten. Wie lange das europäische Vertrauens-Porzellan es aushält? Bleibt zu hoffen, dass manchmal Scherben wirklich Glück bringen und dass man sich rechtzeitig wieder darauf besinnt, dass Völkerverständigung auch etwas mit Verständnis für die andere Seite zu tun hat.

Kommentare (61)

  1. #1 Dr. Webbaer
    18. Juli 2015

    Sicher ist jedenfalls, dass man ein verdammt dickes Fell haben muss, diesen rechthaberischen Ton auszuhalten.

    Gut beobachtet, so gut wie aus internationalistisch-kollektivistischem Spektrum heraus nur beobachtet werden kann, wie der Schreiber dieser Zeilen findet, sich insbesondere auch von Einschätzung wie sie aus sogenannten linksliberalen Medien wie bspw. der ZEIT, der SZ und der Frankfurter Rundschau bekannt ist, positiv absetzend, chapeau!

    Zu Herrn Wolfgang Schäuble insofern nur im Feedback-Bereich und untergeordnet ergänzend (und ohne psychologisieren zu wollen):
    1) S. ist ein “harter Knochen”.
    2.) Er ist mit 43 Jahren Parlamentszugehörigkeit bundesdeutscher oder besser: Bundestags-Rekordhalter.
    3.) Er ist nicht OK.
    4.) Er konkurriert ‘in der Sache’, in der er ‘vielleicht sogar Recht’ hat, mit dem bundesdeutschen Kanzler (den der Schreiber dieser Zeilen gar nicht gut findet, hauptsächlich: weil medioker, S. ist zumindest eines nicht: medioker).
    5.) Es kann bundesdeutsch-politisch noch köstlich werden, auch weil S. anscheinend noch einmal aufsteift und mit bspw. Herrn Bosbach über Beiredner wie Beispringer verfügt.

    MFG
    Dr. W

  2. #2 BreitSide
    18. Juli 2015

  3. #3 Alexander
    18. Juli 2015

    vielleicht käme Griechenland außerhalb des Euro besser wieder auf die Beine

    Ja, falls es eine ausreichende Unterstützung beim Ausstieg bekäme! Wenn man Heiner Flassbecks Argumenten folgt, dann ist das Hauptproblem der Eurozone aber nicht Griechenland, sondern Deutschland! Ich halte es für hörenswert, was er zu sagen hat:

    https://www.youtube.com/watch?v=guVuUZZFPpQ

    Falls er richtig liegt, dann wird die jetzige Eurozone mit Sicherheit scheitern, ob mit oder ohne Griechenland. Über die Motive des dann dafür Hauptverantwortlichen Juristen Schäuble gibt es einige interessante Spekulationen:

    Für Schäuble und Stubb droht ein Alptraum wahr zu werden: Die Griechen bleiben im Euro, obwohl sie weiter verarmen – und zeigen damit der Welt, wie inkompetent die herrschenden Euroländer sind. Gleichzeitig werden weitere Hilfsgelder nötig, um die Defizite zu decken.

    Das ist politisch nicht durchzuhalten.

    https://taz.de/Debatte-Freitagscasino/!5212576/

  4. #4 Sven Türpe
    18. Juli 2015

    Haltung. Man nennt das Haltung. Viel zu viele Menschen haben viel zu wenig davon und laufen lieber im jeweils aktuellen Shitstorm mit.

    • #5 Joseph Kuhn
      18. Juli 2015

      Mit “Haltung” und “aktuellem Shitstorm” charakterisiert man die Sache nicht richtig. Schäuble hat, wie gesagt, ja vielleicht in der Sache recht, aber die rechthaberische Art, mit der er seine Überzeugung zum Ausdruck bringt, zerschlägt unnötig politisches Porzellan. Ich erinnere an den Satz des italienischen Ministerpräsidenten, “in Richtung Deutschland sage ich: Jetzt reicht es”, netterweise hat er nicht gesagt “Der Deutsche hat jetzt lange genug genervt”. Und ich erinnere daran, dass man zurecht den selbstgefälligen Auftritt von Varoufakis kritisiert hat, der war ja auch nicht gerade verständigungsfördernd.

  5. #6 Alexander
    18. Juli 2015

    @Sven Türpe:

    Die Regel ersetzt das Richtige

    https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/wolfgang-schaeuble-die-regel-ersetzt-das-richtige-kolumne-a-1044203.html

    Aber der Herr hat ja bereits mitgeteilt, dass er lieber zurücktritt, als seine unintelligente Politik zu ändern.

  6. #7 Dr. Webbaer
    18. Juli 2015

    Das ‘Hauptproblem’ der €-Zone ist die unzureichende Skalierbarkeit.
    Abwerten und so,
    MFG
    Dr. W (dem hier, ganz am Rande natürlich, dass mit Herrn Dr. Türpe ein nur verständig zu nennendes Subjekt auftauchen konnte, freundlicherweise)

  7. #8 Dr. Webbaer
    18. Juli 2015

    * dem hier, ganz am Rande natürlich, auffallen konnte, dass (…)

  8. #9 Ludger
    18. Juli 2015

    @ Alexander # 3
    zu Herrn Prof. Heiner Flassbeck (aus Wikipedia)

    Nach dem Regierungswechsel im Oktober 1998 wurde er zum Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen berufen (Kabinett Schröder I). Er beriet den damaligen Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine bei dessen Vorhaben, gemeinsam mit dem französischen Finanzminister Dominique Strauss-Kahn eine keynesianische Finanz- und Währungspolitik auf europäischer Ebene zu etablieren sowie das Weltwährungssystem zu reformieren. Nach dem Ausscheiden Oskar Lafontaines im März 1999 als Bundesfinanzminister endete im April 1999 Flassbecks Tätigkeit als Staatssekretär ebenfalls.

    Herr Professor Flassbeck redet von “den Ökonomen”, von denen er sich abheben will. Sein Vortrag ist zwar an der FU gehalten, aber in seinem Genre ein politischer Vortrag, kein wissenschaftlicher Vortrag. Insofern kommt er zu der zu der einfachen Erklärung der Problemursachen und damit zur Lösung Die Lohnstückkosten in Deutschland sind zu niedrig. Wenn man die Löhne über Jahre kräftig erhöht, dann wird alles gut – auch in Griechenland. Leider sind nur alle anderen Ökonomen zu dumm, diese fundamentalen Gesetze zu erkennen. Überzeugend geht anders.

  9. #10 Alexander
    18. Juli 2015

    @Ludger:

    Leider sind nur alle anderen Ökonomen zu dumm, diese fundamentalen Gesetze zu erkennen.

    Wirklich?

    Inhaltlich ist Varoufakis aber voll auf der Seite der Mehrheit angelsächsischer Ökonomen. Egal ob die links stehen oder rechts, ich kenne keinen einzigen von Rang und Namen, der die deutsche Politik gegenüber Griechenland und den anderen Peripherieländern unterstützt. Man ist sich in Deutschland einfach nicht klar, wie weit man vom internationalen Konsens entfernt ist.

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/wolfgang-muenchau-a-1016271.html

    Deutsche Medien sind mit ihrer antigriechischen Attitüde ein Sonderfall: Wagt man einen Blick in internationale Zeitungen wie den Guardian, den konservativen Telegraph, oder in die des Linksradikalismus völlig unverdächtige Financial Times und dem Wall Street Journal, dann bietet sich ein völlig anderes Bild: Nicht, dass diese Zeitungen durchgehend Syriza-freundlich berichten und kommentieren würden – aber es kommen eben unterschiedliche Stimmen zu Wort und die Mehrheit der Kommentatoren verschweigt nicht, dass die neue griechische Regierung grundsätzlich die makroökonomische Vernunft auf ihrer Seite hat: Austerität funktioniert nicht; das oktroyierte Sparprogramm hat den Krisenländern eine soziale Katastrophe beschert; die ganze Eurozone ist in eine Depression gestürzt und die Schulden könne man nie zurückzahlen, wenn man Länder wie Griechenland weiter stranguliere. In der New York Times wird gar mit der autoritativen Autorenzeile “By the Editorial Board” (was üblicherweise annonciert, dass es sich hierbei um die Meinung der Gesamtredaktion, nicht um die eines Journalisten handelt) gefordert: “Gebt Griechenland Raum zum Manövrieren.” Von all dem bekommt der deutsche Leser nichts mit. Deutschland wird zum großem „Tal der Ahnungslosen“.

    https://www.gegenblende.de/++co++fee6d932-c8a5-11e4-93a4-52540066f352

    (Soll ich noch bessere Quellen suchen oder genügen diese Beispiele, die ich auf die Schnelle gefunden habe?)

  10. #11 dgbrt
    18. Juli 2015

    “Gexit” ist nicht das Unwort des Jahres, es ist das Unwort aller Zeiten!
    Und das alles nur weil wir gerade eine Sommerpause haben und in Griechenland eine LINKE Regierung an der Macht ist.

    Die Schulden basieren allerdings auf Verfehlungen lange zurückliegender Regierungen. Warum das jetzt? Das hätte man auch schon vor zehn Jahren machen können.

    “Grexit” ist das Unwort aller Zeiten!!!

  11. #12 Ludger
    19. Juli 2015

    @ Alexander #10

    @Ludger:
    [Zitat Ludger] “Leider sind nur alle anderen Ökonomen zu dumm, diese fundamentalen Gesetze zu erkennen.”
    [Zitat Alexander] “Wirklich?”

    Mein Zitat ist nicht meine Meinung sondern die Wiedergabe der Meinung von Flassbeck, so wie ich sie verstanden habe. Wahrscheinlich hat er deutsche Ökonomen gemeint. Er spricht aber mehrmals nur von “Ökonomen”. Mein Zitat ist im Zusammenhang mit meinem ersten Satz zu verstehen:

    Ludger: “Herr Professor Flassbeck redet von “den Ökonomen”, von denen er sich abheben will.”

    Der Vortrag von Professor Flassbeck ist ja nicht primär ein Vortrag zu den Problemem von Griechenland sondern mehr über die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland. Deutschland hat seine Märkte aber auch außerhalb der EU – da ist die Idee mit den zu niedrigen Lohnstückkosten in Deutschland ideologisch motiviert.
    Das Problem in Griechenland ist ein anderes:
    verbreitete Steuerhinterziehung, Korruption mit Klientelwesen, aufgeblähter und z.T. ineffizienter Beamtenapparat, unsinnige Regulierung der Wirtschaft, Kapitalflucht, Medien komplett in den Händen einiger Oligarchen. Diese Mängel sind den Griechen bekannt. Sie hatten Jahrzehnte Zeit, etwas dagegen zu tun. Aber auch Syriza hat nicht gesagt, man wolle gemeinsam gegen diese Mängel angehen. Vielmehr wurde das Feindbild Deutschland aufgebaut (Merkel als Nazi, Schäuble als Blutsäufer). Griechenland muss sich selber von innen heraus reformieren, dann kommt auch Geld ins Land. In der Zwischenzeit muss Europa den Griechen helfen, damit die soziale Katastrophe nich noch schlimmer wird. Die Eurozohne hat nur keine Lust, den Reformunwillen in Griechenland weiter zu alimentieren. Die reichen Griechen haben diese Lust übrigens auch nicht. Sie investieren lieber in den Immobilienmarkt in Berlin oder London (Sigmar Gabriel über superreiche Griechen).

    • #13 Joseph Kuhn
      19. Juli 2015

      @ Ludger: Das Griechenlandproblem hat sicher viele Ursachen, die von Ihnen genannten Punkte gehören dazu, erklären aber allein auch nicht, warum die Situation in Griechenland seit den Rettungspaketen eskaliert ist. So ganz abwegig erscheinen mir manche von Flassbecks Thesen nicht. Und dass es in den Wirtschaftswissenschaften einen etwas einseitigen Mainstream gibt, ist auch keine abstruse Vorstellung, siehe z.B. das M’em-Memorandum oder den – anders motivierten – Aufruf zur Rettung der Wirtschaftspolitik an den Universitäten vor einigen Jahren.

  12. #14 Ludger
    19. Juli 2015

    Ohne eine Neuorientierung in Griechenland gibt das nix. Da können sich außerhalb die Vertreter der Angebotspolitik ( https://de.wikipedia.org/wiki/Angebotspolitik ) und der Nachfragepolitik ( https://de.wikipedia.org/wiki/Nachfragepolitik ) ruhig streiten. Und eine Grand Unified Theory ist bei denen so weit weg wie in der Physik ( https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_vereinheitlichte_Theorie )

  13. #15 Alexander
    19. Juli 2015

    @Ludger #12:

    Wahrscheinlich hat er deutsche Ökonomen gemeint. Er spricht aber mehrmals nur von “Ökonomen”.

    OK, das ist richtig, in dem Punkt ist er nicht exakt! Es gibt einen Mitschnitt eines anderen Vortrages von 2013, den ich trotz teilweise problematischer Tonqualität auch wegen einiger sarkastischer Bemerkungen noch ein wenig interessanter finde, der unter dem Titel “Die Eurokrise – oder: Warum die Ökonomen die Krise nicht verstehen können (wollen) ” angeboten wird:

    https://www.youtube.com/watch?v=5WogPUyxNM4

    Das Problem in Griechenland ist ein anderes:

    Dass es in Griechenland grobe Missstände gibt, will ich nicht bestreiten. Aber was ist, wenn Griechenland nur der Sündenbock für eine maßgeblich von Deutschland zu verantwortende gescheiterte Politik ist (*) und unsere wunderbaren Qualitätsmedien bald Gründe haben werden, den Fokus auf die “faulen und gierigen” Spanier, Italiener und Franzosen zu richten?

    (*) Für die Reformen in Griechenland sieht Ex-Finanzminister Varoufakis schwarz: Der BBC sagte er, das Reformprogramm werde als “größtes Desaster volkswirtschaftlichen Managements in die Geschichte eingehen”. (https://www.spiegel.de/politik/ausland/griechenland-varoufakis-prognostiziert-scheitern-der-reformen-a-1044330.html)

  14. #16 Schmidts Katze
    19. Juli 2015

    @ Ludger #12
    ” Die Eurozohne hat nur keine Lust, den Reformunwillen in Griechenland weiter zu alimentieren.”
    Ich denke nicht, daß man von einem Reformunwillen in Griechenland sprechen kann.
    In Griechenland sind seit 2010 die Löhne um etwa 1/3 gesunken, die Renten wurden um 1/4 gesenkt. Solche Einschnitte hat es in Friedenszeiten, so weit ich weiß, bisher in keinem Land gegeben.
    Und die Folgen sind ja auch sichtbar, das BIP ist massiv gesunken, die Verschuldung (relativ zum BIP) dementsprechend gestiegen.
    Zahlen hierzu (und zu den anderen “PIIGS”-Ländern) hier.
    Die Folgen von noch mehr desselben Rezepts (z.B. Mehrwertsteuererhöhung im Tourismus) kann man sich vorstellen.

  15. #17 Alexander
    19. Juli 2015

    @Schmidts Katze: Danke! Viele wichtige Fakten liegen ja offen auf dem Tisch. In diesem Land will sie nur offenbar eine große Mehrheit der Bevölkerung nicht sehen. Wir haben stattdessen leider wieder Hochkonjunktur für Demagogen. Was da in den letzten Monaten abgelaufen ist, ist zutiefst verstörend.

  16. #18 Ludger
    19. Juli 2015

    Schmidts Katze, #16:
    “Ich denke nicht, daß man von einem Reformunwillen in Griechenland sprechen kann.
    In Griechenland sind seit 2010 die Löhne um etwa 1/3 gesunken, die Renten […]”

    Das sind keine Reformen. Das sind Anpassungen an die Not. Wann werden in Griechenland gerecht Steuern eingetrieben? Der Staat war Jahrzehnte lang nicht willens oder in der Lage, von Freiberuflern Steuern eizuziehen, obwohl eine Steuerpflicht bestand. Sattdessen geht er lieber den einfachen Weg und besorgt sich die Steuern über die Mehrwertsteuer. OK. Das kam von der Troika. Das war aber nötig, weil es eine staatliche Arbeitsverweigerung bezüglich der Steuer gab und gibt. Es müssten einige Leute nach rechtsstaatlichen Regeln in den Knast wandern (Stichwort Uli Hoeneß), damit dort bei den Besserverdienenden so etwas wie eine Steuermoral keimt. Die Probleme habe ich in #12 aufgezählt. Um diese Mängel zu beseitigen, braucht es Reformen, die aber nichts mit Rentenkürzungen etc. zu tun haben.

  17. #19 Alexander
    19. Juli 2015

    @Ludger: Ich denke, dass es der Bundesregierung dank massiver Unterstützung der angeschlossenen Medienhäuser gelungen ist, den Ärger der Bevölkerung zu kanalisieren und damit von der gescheiterten Austeritätspolitik abzulenken! Was gäbe es nicht zum Beispiel alles über die Verhältnisse in Italien zu berichten! Aber das wird wohl erst auf die Tagesordnung kommen, falls Renzi widerborstig werden sollte.

  18. #20 Schmidts Katze
    19. Juli 2015

    “Wann werden in Griechenland gerecht Steuern eingetrieben?”
    Die Frage ist ja berechtigt.
    Und auch die Frage nach einem Katasteramt.
    Nur, die Griechen haben erst im Januar ihre alte korrupte Regierung (Nea Democratia, die Schwesterpartei der CDU/CSU, die sehr gut mit der Troika zusammenarbeitete) abgewählt, nicht nur, um die destruktive Austeritätspolitik zu beenden, sondern Syriza hatte auch der Korruption und der Steuerhinterziehung den Kampf angesagt.
    Aber das dauert natürlich, ein halbes Jahr ist nicht viel, vor allem, wenn man gegen die Troika arbeiten muss,

  19. #21 Ludger
    19. Juli 2015

    @ Schmidts Katze
    Natürlich muss man auch die Panellinio Sosialistiko Kinima (griechisch Πανελλήνιο Σοσιαλιστικό Κίνημα‚ Panhellenische (= gesamtgriechische) Sozialistische Bewegung‘), kurz PASOK (ΠΑΣΟΚ) oder PA.SO.K.nennen, Schwesterpartei der SPD. [aus Wikipedia]
    Ich glaube auch, dass Alexis Tsipras vielleicht einen besseren Willen zu einem Neuanfang hat, als die etablierten Parteien. Allerdings ist er bei Reformen auf deren Stimmen angewiesen. Ob das was wird? Warum ist noch kein Verdächtiger der „Lagarde-Liste“ wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft? Dafür müsste man nur die alten Gesetze anwenden – das ginge innerhalb von Tagen. Darf man in ein solches Land Hunderte von Milliarden € pumpen, auch wenn es kaum Strukturreformen gibt? Prof. Paul Krugman polemisiert gegen Austeritätspolitik in der Krise. Und wenn die Ursachen der Krise weiter bestehen? Mir fehlt von den Leuten, die ständig das Wort “Austeritätspolitik” als Argument benützen, ein schlüssiges Konzept, wie das ursächliche Strukturproblem zu lösen ist. So ein Konzept kann ich jedenfalls eher bei Prof. Sinn erkennen. Offenbar geht es Herrn Schäuble auch so. Milliardensummen ohne Lösungsweg zementieren nur den Status quo. Oder schlimmer: die Armen werden noch ärmer und die Reichen schaffen ihr Geld ins Ausland.

  20. #22 Alexander
    19. Juli 2015

    Wie gut die Meinungsmache in Sachen Griechenland funktioniert hat, kann man auch daran erkennen, dass selbst hier sehr schnell nicht mehr über den in der Überschrift Angesprochenen diskutiert wird, sondern darüber, inwiefern das Land, das in erster Linie durch Schäubles Politik ruiniert wurde, selbst an seinem Schicksal Schuld trägt.

    Um es klar zu sagen: Ich halte Herrn Schäuble nicht für einen Demokraten und schätze ihn so ein, dass er, wenn er die Macht dazu hätte und es für zielführend halte würde, auch Freikorps von der Kette lassen würde!

  21. #23 Ludger
    19. Juli 2015

    @ Alexander #22
    Giftige Unterstellungen helfen auch nicht weiter.

  22. #24 dgbrt
    19. Juli 2015

    @Alexander
    Herr Schäuble ist ein Demokrat, ich mag ihn auch nicht, aber er ist ein Demokrat!

    Die Misere in Griechenland ist mehr als zehn Jahre alt, und jetzt, wo das Land eine LINKE Regierung hat, fallen alle über dieses kleine Land her. Man, in dem Land liegen unsere intellektuellen Wurzeln. Und ob da jetzt Rechte oder Linke regieren, die kann man doch wohl nicht so einfach fallen lassen.

  23. #25 Alexander
    19. Juli 2015

    @dgbrt: Schäuble hat monatelang versucht durch Erpressung und die Verbreitung von Unwahrheiten eine demokratisch gewählte Regierung zu stürzen! Und auf das Ergebnis einer Volksabstimmung reagiert er mit noch größeren Zumutungen.

    Dieser kalte und verbitterte Mann ist gefährlich!

    Wie demokratisch ist Wolfgang Schäuble?

    […]

    Im Streit um den neuen Euro-Rettungsschirm pfeift Schäuble auf die Rechte des Bundestags: Er will sich deutsche Zahlungen nicht absegnen lassen. Damit brüskiert er die Abgeordneten und riskiert einen Verfassungsbruch.

    https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/euro-schirm-debatte-wie-demokratisch-ist-wolfgang-schaeuble/4057836.html

  24. #26 Ludger
    19. Juli 2015

    aus dem verlinkten Artikel:

    Handelsblatt Politik Deutschland :
    ” Euro-Schirm-Debatte: Wie demokratisch ist Wolfgang Schäuble?
    Datum: 13.04.2011 16:55 Uhr
    Im Streit um den neuen Euro-Rettungsschirm pfeift Schäuble auf die Rechte des Bundestags: Er will sich deutsche Zahlungen nicht absegnen lassen.”

    2011 war der angebliche Blutsauger Schäuble [siehe syrizanahe Wahlplakate] also sogar noch bereit, unter elastischer Auslegung deutscher Gesetze Milliarden an Griechenland zu überweisen. Wenn die Meinung feststeht, fällt das Lesen schwer.

  25. #27 Alexander
    19. Juli 2015

    2011 war der angebliche Blutsauger Schäuble [siehe syrizanahe Wahlplakate] also sogar noch bereit, unter elastischer Auslegung deutscher Gesetze Milliarden an Griechenland zu überweisen.

    Diese Bemerkung zeigt, wie es in der Angelegenheit um Ihren Durchblick bestellt ist!

    Warum der IWF Griechenland opferte

    https://norberthaering.de/de/27-german/news/392-telegraph#weiterlesen

    bzw.

    https://www.telegraph.co.uk/finance/economics/11654639/IMF-has-betrayed-its-mission-in-Greece-captive-to-EMU-creditors.html

  26. #29 Joseph Kuhn
    19. Juli 2015

    @ Ludger, @ Alexander: … ihr werdet euch doch nicht gegenseitig abkanzeln …

  27. #30 Alexander
    19. Juli 2015

    @Schmidts Katze: Ja, aber die syrizanahen Wahlplakate! Und dann hängt denen doch auch immer das Hemd aus der Hose!

  28. #31 Schmidts Katze
    19. Juli 2015

    Unfassbar!!1!
    Aber jetzt wird durchgegriffen:
    https://www.der-postillon.com/2015/07/kolonie-deutsch-sudosteuropa.html

  29. #32 Ludger
    19. Juli 2015

    Schäuble ist Jurist. Mir kommt da eine juristische Frage, die Schäuble möglicherweise für sich schon beantwortet hat. Viele angolamerikanische Volkswirtschaftler fordern einen (teilweisen) Schuldenerlass für Griechenland. Der ist aber nach den Maastrichter Verträgen ausgeschlossen: “No Bailout”. Angenommen, eine Mehrheit der Eurostaaten beschließt trotzdem einen Schuldenerlass für Griechenland. Dagegen klagt ein Euro-Land, z.B. die Slowakische Republik. Könnte der Europäische Gerichtshof so einen Schuldenerlass durchwinken? In Nebensätzen von Schäuble meine ich zu lesen, dass ein vorübergehender und freiwilliger Grexit eine juristische Möglichkeit zum Schuldenerlass sein könnte, die ohne Grexit wegen der Maastrichter Verträge juristisch unmöglich ist. Ist da was dran?

  30. #33 Joseph Kuhn
    20. Juli 2015

    @ Ludger:

    Ich bin kein Jurist. Das Argument, einen förmlichen Schuldenschnitt könne es nur mit einem Grexit geben, hat die Bundesregierung ja mehrfach vorgebracht. Ob es juristische Argumente gäbe, einen Schuldenschnitt auch innerhalb des Euros zu machen, müssten in der Tat Juristen beantworten. Mag Schäuble auch hier recht haben: Seine Rechthaberei wird dadurch nicht besser. Er sollte wenigstens einmal das Hemd heraushängen lassen. Oder Varoufakis zum Trost über die Wange streicheln, was den Grexit angeht, standen sie ja auf einer Seite.

  31. #34 Hobbes
    20. Juli 2015

    Nun ich mag Schäuble auch nicht und man kann drüber streiten in wie fern die Krise besser zu lösen wäre aber Schäuble für die jetzige Misere Verantwortlich zu machen ist Absurd. Zum einen ist der IWF mit an Bord. Zum anderen reden wir bei Griechenland von einem Land das ein Primärdefizit von bis zu 15% hatte. Selbst nach einen 100% Schuldenschnitt wäre der Ofen nach 6 Jahren wieder aus gewesen. Und das sogar wenn der einzige Grund für die zusammengebrochene Wirtschaft die Staatskürzungen sind. Was bei dem ganzen Vertrauensverlust der Kapitalflucht und geplatzten Blase ja wohl eher unwahrscheinlich ist.
    Auch das er nur eine Linke Regierung abstrafen will ist so absurd das man sich schon fragt ob solche Ansichten irgendeiner Paranoia entspringen. Wo war das Angebot welches Syriaza anfangs in den Verhandlungen gemacht wurde denn härter als das Was Portugal oder Spanien durch gemacht hatte. Und diese Regierungen haben nicht einseitig die Reformen torpediert. Das die jetzt solche Kröten schlucken müssen liegt am Vertrauensverlust und an der einzigen Möglichkeit wie die Geberländer innenpolitisch ihr Gesicht wahren können. Denn Syriaza hat von Anfang an die Außenpolitik für die Innenpolitik genutzt. Das ist Fatal weil es die anderen Länder dazu zwingt in dieses Spiel mit ein zu steigen.

  32. #35 Ludger
    20. Juli 2015

    #33 Joseph Kuhn:
    “Seine Rechthaberei wird dadurch nicht besser.”

    Bei Leuten, die ihm im Format nicht gewachsen sind, war er schon immer wenig umgänglich. Fragen Sie mal Herrn Philipp Rösler. Dazu kommen mitr Sicherheit noch die Emotionen eines Mannes, der seit einem Attentat durch einen Mann mit paranoid-halluzinatorischer Schizophrenie querschnittsgelähmt und an den Rollstuhl gebunden ist, wenn er mit einem narzisstischen Salonkommunisten verhandel muss, der ständig seine Virilität herausstellt aber sich nicht an die Vereinbarungen hält. Ich mag Herrn Schäuble nicht, aber ich bewundere ihn.

  33. #36 Alisier
    20. Juli 2015

    Ich muss gestehen, dass ich selbst nach recht intensiver Beschäftigung mit dem Thema noch längst nicht sagen kann, ich hätte genau verstanden was da passiert ist, respektive passiert. Ich habe aber viele gute Gründe für die Vermutung dass fast alle, inklusive Schäuble und Tsirpas die Kuh vom Eis haben wollen, nur dass ihre Strategien dafür teilweise gewöhnungsbedürftig sind.
    Was ich aber absolut bescheuert finde, ist irgendjemandem den schwarzen Peter zuzuschieben und dann selbszufrieden die Hosenträger strammzuziehen.
    Und ich stimme dir zu, Joseph, Schäubles Verhalten ist zuweilen eine Zumutung. Und dass er von der Bild-Meute gefeiert wird sollte ihn selber stören und ihm zu denken geben.
    Dennoch kann ich nicht umhin zu vermuten, dass er, Merkel und ein paar andere gerade bad cop-good cop spielen. Juncker ist übrigens Spezialist bei solchen Spielchen, und hat damit in Luxemburg innenpolitisch eine Menge erreichen können.
    Ich halte viele der am Spiel beteiligten nach wie vor für kompetent, und erfahrene Taktierer, die alles Mögliche wollen, aber eben nicht, dass das Ganze den Bach runtergeht.
    Wer gesehen hat, wie sehr sich der spanische Premier über die Härte gegenüber Griechenland freuen konnte, ahnt vielleicht, dass es hier nicht nur um Griechenland gehen darf, sondern um die ganze EU, die viele immer noch nicht für gescheitert halten. Im Gegenteil.

  34. #37 Alexander
    20. Juli 2015

    […] wenn er nicht bald abtritt, wird er als ein ökonomisch ahnungsloser Finanzminister in die Geschichte eingehen, der die Eurozone gesprengt hat.

    Schäuble ist teuer für die Deutschen. Der Finanzminister inszeniert sich zwar als besserwisserischer Sparfuchs – aber tatsächlich treibt er die Kosten der Eurorettung permanent in die Höhe. Schäuble hat bereits einen Schaden von vielen Milliarden Euro angerichtet.

    Besonders fatal ist, dass er ständig vom „Grexit“ redet. Also investiert niemand in Griechenland, Touristen bleiben fern, und auch die Kapitalverkehrskontrollen können nicht gelockert werden. Die Wirtschaft schrumpft weiter, sodass neue Defizite auflaufen – die am Ende die Eurozone begleichen muss.

    https://www.taz.de/Kommentar-Schaeubles-Griechenlandkurs/!5213917/

  35. #38 Dr. Webbaer
    20. Juli 2015

    Was Griechenland, wie auch einige andere traditionelle (auch: südeuropäische, auch Frankreich ist gemeint) “Abwertungsländer”, die Abwertungen entweder staatlicherseits vorgenommen haben, bei festen Wechselkursen, oder dem Markt überlassen haben, wenn die Währung frei handelbar war, heutzutage im besonderen Maße leidend macht, ist dass sie nicht mehr abwerten können.

    Wenn die nationale Wirtschaft im Vergleich bspw. zur traditionell starken Bundesrepublik minderleistend performiert.

    Da ist im Eurosystem nüscht mehr zu machen und aus diesem Dilemma kommt keiner mehr raus, ohne X-Exit den Euro betreffend, das weiß auch Dr. Schäuble.

    Der aber auch nichts mehr machen kann…

    MFG
    Dr. W

    PS:
    Bei Bedarf gerne mal in der Währungsgeschichte ein wenig herumschnüffeln, bspw. hier anfangend, dabei auch das Zauberwort ‘Währungs-Abwertung’ im Ohr behaltend:
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Italienische_Lira
    -> https://en.wikipedia.org/wiki/French_franc

  36. #39 Alisier
    20. Juli 2015

    Oh ja, Deutschland war ja sooooo stark, besonders zwischen 33 und 45……..danach hätte doch keiner mehr einen Pfifferling auf die deutsche Wirtschaft gesetzt.
    Solidarität und Frieden sind halt vernachlässigenswert für altkonservative Nationalfuzzis. Nur gut, dass 46 ein paar Vernünftige entschieden haben, und nicht halbinformierte Krakeeler.

  37. #40 Dr. Webbaer
    20. Juli 2015

    @ Herr Dr. Kuhn :

    Das Argument, einen förmlichen Schuldenschnitt könne es nur mit einem Grexit geben, hat die Bundesregierung ja mehrfach vorgebracht. Ob es juristische Argumente gäbe, einen Schuldenschnitt auch innerhalb des Euros zu machen, müssten in der Tat Juristen beantworten.

    Die abgeschlossenen Verträge meinend ist die Sache klar, es kann innerhalb des Eurosystems keine Schuldenschnitte geben; gäbe es sie, entstünde ein Dammbruch, der eine (unkontrollierbare, >:-> ) Schuldengemeinschaft entstehen ließe.

    Für die zahlenmäßig zunehmenden Vertragsbrüche innerhalb des Euroraums und innerhalb des EU-Bereichs sind übrigens nicht ‘Juristen’ zuständig, sondern pol. Entscheider.

    Dr. Schäuble kaut hier insofern auf der letzten möglichen roten Linie herum und sollte es noch, bspw. auf Wunsch des IMF (“IWF” deutsch), einen Schuldenschnitt geben, wären auch diese gegessen (und unwiderruflich und für alle Zeiten historisch mit dem Namen Dr. Wolfgang Schäuble verbunden – gerade auch die dann absehbare gemeinsame “Abraucherei” innerhalb von ein, zwei Jahrzehnten).

    Mag Schäuble auch hier recht haben: Seine Rechthaberei wird dadurch nicht besser. Er sollte wenigstens einmal das Hemd heraushängen lassen.

    Pol. Verkäufern, die auf ihr Testament achten, hilft hier eine gewisse Verschwitztheit, wie sie vielen Verkäufern ansonsten durchaus gut steht, nicht.

    MFG
    Dr. W

  38. #41 Dr. Webbaer
    21. Juli 2015

    * wäre[] auch diese gegessen

  39. #42 Joseph Kuhn
    21. Juli 2015

    @ Webbär: “Verkäufer” ist auch ein interessanter Begriff in diesem Zusammenhang. Wem er wohl was in der Griechenlandkrise “verkauft”? Und was er über sein “Produkt” weiß, es aber – uns, den Griechen, den europäischen Partnern – nicht sagt? Oder nicht weiß, und das nicht sagt? Siehe auch den Kommentar #37 von “Alexander” mit dem Link zur taz. Wie viel Grundlage für “Vertrauen” bietet er eigentlich, oder gar dafür, ihn wie “Ludger” in Kommentar #35, zu “bewundern”?

  40. #43 Hobbes
    21. Juli 2015

    #37:
    Der Taz-Artikel ist wieder eine völlige Verdrehung der Tatsachen. Varufakis selbst hat am Anfang gesagt das Deutschland eh zahlen wird um die Kosten niedrig zu halten. Sein Plan war es also die Kosten so hoch zu treiben das Deutschland nichts anderes übrig bleibt als sofort zu zahlen.
    Danach wird Schäuble noch vor geworfen das sein Gerede vom Grexit die Investitionen versiegen lässt. Das Gerede betreibt er seit etwa einen Monat. Die Kapitalabflüsse sind aber seit Regierungsbeginn (eigentlich schon seid die Umfragen pro Syraza war) enorm gestiegen. Außerdem wurde Varufakis anscheinend unter anderem Deshalb von Tsipras raus geworfen weil er nach dem Referendum einen Exitplan für Griechenland vorgelegt hatte. Was ja wohl nahe legt das sein Plan für einen Grexit in etwa so alt seien wird wie Schäubles.

    #39:
    Ist auch wieder so ein Kommentar der völlig an der Sache vorbei geht. Deutschland wurde wieder aufgebaut weil man es brauchte und nicht weil man so nett war. Zudem war die Gefahr das sich die von Deutschland ausgehenden Probleme wiederholen gleich null. Des weiteren hat Deutschland mehr als ein drittel des Staatsgebietes aufgegeben und verlor jegliche Souveränität. Alles Zweifelslos gerechtfertigt. Und wir können froh seien das es damals nur sehr geringen Revanchismus gab. Aber das hat nichts mit der Griechenlandsituation zu tun. Gegenüber Griechenland gab es keinerlei Revanchismus wenn man mal von Bildparolen absieht. Es sind eben harte Reformen weil diese Notwendig sind. Und Souveränitätsaufgabe wurde bisher immer brüsk zurück gewiesen. Man wollte keine Deutschen Beamten die helfen ein Steuersystem auf zu bauen. Die Troika konnte zwar auf vereinbarte Zahlen pochen hatte aber keine Möglichkeit der direkten Gewalt. Sie hatte ja noch nicht einmal die Gewalt diese Zahlen selber zu erheben.
    Es handelte sich bei Griechenland um ein Land mit 15% Primärdefizit. Somit hätte auch ein (vierter) Schuldenschnitt sogar in Höhe von 100% gerade einmal 6 Jahre Pause gebracht. Man hat schon zwei mal Zeit gekauft. Das man dies kein drittes mal machen will wenn die Regierung sogar die Bedingungen für den Zeitkauf als erstes einseitig aufkündigt ist mehr als verständlich.

    Die Nationalfuzzis sitzen übrigens in der Griechischen Regierung. Und damit meine ich nicht nur die Rechten sondern auch die Syriaza. Denn auch von varofakis kamen Sätze wie “Das reicht vielleicht für einen Balten aber nicht für einen Griechen.”
    Soviel zum europäischen Gedanken seitens der Griechischen Regierung.

  41. #44 Dr. Webbaer
    21. Juli 2015

    Mini-Anekdote:
    Dr. Webbaer in den Achtzigern in der BRD vorrätig, Wolfgang Schäuble argumentiert im TV nachvollziehbar gegen linke Opposition inklusive Vorhaben, dann kommt der Mops:
    Die Union würde Probleme lösen, ideologiefrei sozusagen, die Ideologie wäre das Problem, so Schäuble, hier sei man besser als die anderen.

    Da ist dem Schreiber dieser Zeilen das demagogische Potential Schäubles schlagartig bewusst geworden, lol.

    Ansonsten kann “Verkäufer” Wolfgang Schäuble, bspw. von Kommentatorenkollege Ludger, auch bewundert werden…

    MFG
    Dr. Webbaer

  42. #45 Ludger
    21. Juli 2015

    Joseph Kuhn #42:
    “[…] oder gar dafür, ihn wie “Ludger” in Kommentar #35, zu “bewundern” ”

    Wolfgang Schäuble (* 18. September 1942 in Freiburg im Breisgau), also knapp 73 Jahre alt, seit 1990 als Opfer eines Attentates querschnittsgelähmt ab Th3 (3. Brustwirbel) und auf einen Rollstuhl angewiesen. Das heißt: der kann nicht pinkeln oder Stuhlgang haben, wann er will. Er kann sich nicht hinsetzten wohin er will u.s.w. – mit dem schweren Los meistert er seit Jahren den anstrengenden Job eines Bundesministers, zur Zeit der Finanzen. So jemand ist aus einem harten Holz geschnitzt. Das nötigt mir Hochachtung ab, Herr Kuhn! Ich bin allerdings kein Groupie von ihm, falls Sie das Wort “bewundere” so verstanden haben sollten.

  43. #46 Dr. Webbaer
    21. Juli 2015

    Naja, ‘bewundern’ erfolgt schon, gegenüber pers. Unbekannten insbesondere, in der Gruppe oder aus dieser heraus, typischerweise; was auch gar nicht schlimm ist, der Schreiber dieser Zeilen hat weiter oben beispielsweise & durchaus anerkennend einen ‘harten Knochen’ festgestellt.
    Eine behinderte Person hat sich ansonsten mit geleisteter Arbeit am Politischen zu messen, keine diesbezüglchen Boni erwarten dürfend.

    MFG
    Dr. W (der allgemein Gleichbehandlung schon wichtig findet)

  44. #47 Dr. Webbaer
    21. Juli 2015

    PS:
    Was sozusagen der Trick ist, wenn es um die Handhabung von Personen geht, die “ein wenig Pech gehabt haben”, ist der, dass von nicht Betroffenen nie auch nur im Entferntesten eingeräumt wird, dass eine behinderte Person besser oder zumindest etwas besser behandelt wird.

  45. #48 Joseph Kuhn
    21. Juli 2015

    @ Ludger: Man kann Respekt davor haben, wie Schäuble mit seinem Schicksal umgeht, man kann ihn dafür auch bewundern, aber seinen politischen Stil und seine Griechenlandpolitik muss man deswegen nicht bewundern, das darf man sehr wohl kritisieren. Und so seltsame Sätze wie “Bei Leuten, die ihm im Format nicht gewachsen sind, war er schon immer wenig umgänglich” wecken bei mir erst recht kein Verständnis, soll man ihm so etwas etwa zugestehen? Davon abgesehen stimmt der Satz auch nicht, Schäuble agiert offensichtlich überheblich gegenüber jedermann, und dass ihm alle “im Format nicht gewachsen sind”, wird man kaum behaupten können.

    Aber ein rüder Politikstil kommt seit einiger Zeit in Deutschland wieder an, das fällt mir immer wieder auf, auch bei anderen Politikern, manche davon eher arme Würstchen als “hartes Holz”.

    Mir persönlich sind Politiker lieber, die das Zuhören noch nicht verlernt haben und ihre Positionen trotz des ständigen Verteidigungsmodus, in dem sich Politiker befinden, ab und zu ernsthaft überdenken.

  46. #49 Ludger
    22. Juli 2015

    @Joseph Kuhn
    Meine Formulierung war:

    ” #35 Ich mag Herrn Schäuble nicht, aber ich bewundere ihn.”

    Die erste Hälfte des Satzes zitieren Sie nicht, dann können Sie einfacher argumentieren. Ich habe sogar ausgeführt, warum ich ihn bewundere, obwohl ich ihn nicht mag: weil er einen harten Job ausführt obwohl er an den Rollstuhl gefesselt ist. Er wird am Hintern kaum noch Muskeln zum Sitzen haben. zur Morgentoilette: Was bei uns eine Frage von 15 Minuten ist, ist bei ihm eine Arbeit von Stunden. Und er tut es für sein Land, subjektiv jedenfalls. Die Bevölkerung dankt es ihm mit guten Umfragewerten.

    Joseph Kuhn #48:
    “[…] ein rüder Politikstil kommt seit einiger Zeit in Deutschland wieder an […]”

    In den Medien werden eher Charakterköpfe wie Strauß oder Wehner vermisst, weshalb die Bundestagsdebatten langweilig seien. Für die Debatten mag das stimmen, ansonsten waren die beiden eher Problembären. Und wen meinen Sie mit “armen Würstchen”? Vielleicht jemanden, der sich der Strafverfolgung wegen schwerer Körperverletzung nur durch ein schnelles Verlöbnis mit der geschädigten Person entziehen konnte und kurz danach einen Gesetzesentwurf zur Sterbehilfe mit dem Strafmaß 5 Jahre Haft eingebracht hat?

  47. #50 Schmidts Katze
    22. Juli 2015

    Was du bewunderst, würde ich Sekundärtugenden nennen. Und ich kann mir nicht vorstellen, daß Schäuble nicht versteht, daß das, was er macht, auch für Deutschland teuer wird; er tut es wohl eher für die Regierung.

    Und “rüde” ist sicher nicht das selbe wie “ein Charakterkopf”, W. Brandt z.B. würde ich nicht als rüde bezeichnen, R. Schill wiederum nicht als Charakterkopf.

    Die Andeutungen mit dem Verlöbnis und der Sterbehilfe habe ich nicht verstanden, wen meinst du?

  48. #51 Ludger
    22. Juli 2015

    @ Schmidts Katze #50
    https://de.wikipedia.org/wiki/Patrick_Sensburg#Ermittlungsverfahren_wegen_K.C3.B6rperverletzung
    und
    https://charismatismus.wordpress.com/2015/07/01/sterbehilfe-sensburg-dorflinger-entwurf-konnte-wichtige-hurde-uberspringen/

    Meinetwegen gehört Selbstdisziplin auch zu den Sekundärtugenden. Natürlich weiß er, dass es für Deutschland teuer wird. So oder so. Er will die Europäischen Verträge retten und einen Dammbruch vermeiden.

  49. #53 Dr. Webbaer
    23. Juli 2015

    Womöglich könnte sich darauf geeinigt werden, dass Wolfgang Schäuble nicht bewundert werden muss, seine Leistung als “zäher Knochen” wie als Behinderter anerkannt werden könnte & Wolfgang Schäuble nicht OK ist.

  50. #54 Dr. Webbaer
    23. Juli 2015

    Die womöglich seit Oskar Lafontaine bekannte Unterscheidung zwischen sogenannten Primär- und Sekundärtugend ist natürlich dull, es gibt schlicht Tugenden, die dem Zeitgeist oder der gesellschaftlichen Lage folgend manchmal mehr und manchmal weniger geschätzt werden.

  51. #55 Ludger
    24. Juli 2015

    Wortbedeutung bewundern laut https://de.wiktionary.org/wiki/bewundern u.a. etwas oder jemanden als außergewöhnlich betrachten. Schaut man weiter unten, findet man den Link zum Wortschatz-Lexikon der Uni Leipzig: „bewundern“. Dort gibt es eine Aufstellung nach “Dornseiff-Bedeutungsgruppen”. DieseBedeutungsgruppen sind u.a. Liebe, Verwunderung, Achtung, Lob. Dort sind auch bedeutungen von “bewundern” aufgeführt: z.B, “vergöttern”, und “huldigen” – tu ich bei Herrn Schäuble nicht. Es kann aber auch ein Ausdruck der Verwunderung sein, wenn man das Wort “bewundern” benutzt. Ich dachte, ich hätte meine Wortwahl oben in #45 ausreichend erklärt.

    • #56 Joseph Kuhn
      24. Juli 2015

      “Ich dachte, ich hätte meine Wortwahl oben in #45 ausreichend erklärt.”

      Ja, das Thema sollten wir abhaken.

  52. #57 Alexander
    5. August 2015
  53. #58 Ludger
    12. August 2015

    Der Gastbeitrag kommt vom 02.08.2015. Da waren die monatealten Grexitpläne von Tsipras und Varoufakis schon bekannt. https://www.zeit.de/wirtschaft/2015-07/griechenland-plan-b-grexit-varoufakis-tsipras und https://www.sueddeutsche.de/politik/grexit-planspiele-in-griechenland-varoufakis-geheimplan-1.2582646
    War jetzt die Redaktion der Frankfurter Rundschau etwas lahm, oder handelt es sich um einen Fall von Denialismus?

  54. #59 Alexander
    18. Januar 2016

    Ich bin eben über diesen Artikel aus der ZEIT gestolpert: https://www.zeit.de/2007/33/Schaeubles_Nachtlektuere/komplettansicht

    Möge uns dieser Herr als Kanzler erspart bleiben!

  55. #60 Alexander
    12. Februar 2016

    Eine Einschätzung zu Schäubles Plänen:

    Schäuble will Griechenland brechen. Er will eine Wirtschaftsregierung mit Euro-Finanzminister unter deutscher Führung. Die Eurozone soll die verlängerte Werkbank der deutschen Exportindustrie werden. Damit Italien und Frankreich spuren und eine Transferunion Schäuble nicht zu viel kostet, soll Griechenland gehen

    Quelle: https://www.fabio-de-masi.de/de/article/738.eurogruppe-renten-k%C3%BCrzen-f%C3%BCr-den-sch%C3%A4uble-euro.html

    Die Wähler in Portugal scheinen ja auch noch nicht verstanden zu haben, dass Schäuble der Ansicht ist, dass Wahlen nichts ändern dürfen. Aber die werden das schon noch lernen!

  56. #61 Alexander
    13. Dezember 2016

    Der IWF stellt die Eurogruppe bloß

    Nun bin ich mal gespannt, ob die deutsche Presse unserem Super-Sparminister die Leviten liest.

    Jetzt fängt doch tatsächlich der Grieche wieder an zu nerven!

    Quelle: https://lostineu.eu/der-iwf-stellt-die-eurogruppe-bloss/