… ist im Fränkischen ein Multifunktionswort. Es kommt in Sätzen wie „des is fei schlimm“ oder „des koannst mer fei gläb“ vor und hat dort eine genau definierte Bedeutung, die man aber im Hochdeutschen nicht so richtig wiedergeben kann. Es ist meist irgendetwas zwischen „wirklich“ oder „bestimmt“. Im Hochdeutschen gibt es „fei“ nicht. Früher sei das anders gewesen, und das Wort käme von „fein“, steht im Franken-Wiki. Ober da binimir fei nit sicher. In diesem Fall bedeutet es ein starkes „aber“. Im Prinzip passt es in einer seiner Bedeutungen in fast jeden Satz.

In der Sammlung „Unterfränkische Mundart“ von Alois Joseph Ruckert kommt „fei“ interessanterweise nicht vor. Allerdings fehlt dort auch die „Flusskandl“, die an keiner Dorfstraße fehlen darf, wenn das Regenwasser schön ordentlich am Rand entlang laufen soll. Dafür ist der „Böizich“ drin, das bedeutet so etwas wie „Müllhaufen“ oder „Müllhalde“ und das „öi“ wird in einer Weise ausgesprochen, die ein Zugereister fei lang nit kann. Der „Böizich“ gehört daher zum Fränkischen Integrationstest.

Literatur:
Alois Joseph Ruckert: Unterfränkische Mundart. Stahel’sche k. Hofbuchdruckerei 1901.
Joseph Randersacker: Mi gibt’s fei wärkli. Mostverlag 1958.

Kommentare (32)

  1. #1 rolak
    26. Juli 2015

    Im Hochdeutschen gibt es „fei“ nicht

    Wohl weil es nicht nur ungemein flexibel einsetzbar ist, sondern auch eher ein Füllwort, das alleine durch seine Präsenz verstärkend wirkt. Auch wenn es nicht unbedingt üblich ist, könnte euer ‘fei’ hier in allen oben angegebenen Fällen mit ‘aber’ substituiert werden, wobei die tatsächliche Wortwahl leicht, die gewählte Anzahl Wörter jedoch stark verstärkend wirkt (Dein erstes Beispiel aufgreifend):

    dat is ävver schläsch
    dat is ävver wirklich schläsch
    dat is ävver wirklich esu richtisch schläsch
    wat ene driss :/

    (aufsteigend sortiert, letzteres nur gültig inkl der angedeuteten Mimik)

  2. #2 Joseph Kuhn
    26. Juli 2015

    @ rolak: Wenn man “fei” durch “aber” ersetzt, kommt zwar immer ein grammatikalisch vernünftiger Satz heraus, aber die Bedeutung verändert sich schon, beim “fei” im vorletzten Satz am stärksten.

    Das “fei” ist der fränkische Test für das “Chinesische Zimmer”.

  3. #3 rolak
    26. Juli 2015

    Bedeutung [des ‘fei’] verändert sich schon

    Unbenommen, Joseph, aber die des ‘aber’ auch, sogar sehr, wenn der Tonfall, die Sprachmelodie berücksichtigt wird.. Zumindest im Rheinischen, zum Hochdeutschen sollen sich bitteschön Herr&Frau Duden äußern. Doch zugegeben, bei den ersten beiden käme zuallererst ‘schon’ in Betracht.
    Falls es (die wahrscheinlichere Variante) um die Bedeutung der Sätze geht: ach?

    der fränkische Test

    Na sagen wir mal der fränkische Beleg dafür, das der ArchivAufbau des Zimmers deutlich jenseits einer Zeichen→Zeichen-Zuordnung sein muß.

  4. #4 b-age
    26. Juli 2015

    doch, da gibt es eine übersetzung ins hochdeutsche. wie jede übersetzung trifft die nicht jeden aspekt und mitschwingenden unterton, aber es gibt sie:
    “übrigens”

  5. #5 rolak
    26. Juli 2015

    es gibt sie: “übrigens”

    Erstaunlich, b-age, wie gleichmäßig falsch die Übersetzung damit wäre – ist doch übrigens’ Bedeutung “nebenbei bemerkt” eine deutliche Diminuierung, ein vollzogener Übergang von der Haupt- zu einer Nebensache, keinesfalls jedoch eine Verstärkung.
    Übrigens ein üblicher Fehlgebrauch.

  6. #6 Alisier
    26. Juli 2015

    Vielleicht “freilich” Joseph ?? Zumindest hatte ich “fei” immer automatisch so interpretiert….
    Und rolak, in meiner Muttersprache heißt es: “dat as awer wierklech esou richtech schlächt”…..Moselfränkische Varianten ähneln sich schon sehr….

  7. #7 Alisier
    26. Juli 2015

    …..und das moselfränkische “aawer” kommt in der Bedeutung dem multifunktionalen “freilich” schon recht nahe, wie mir nach kurzer Recherche scheint: es ist eben kein echtes aber, sondern eher ein “fei”.

  8. #8 Henning
    26. Juli 2015

    #3: Nein, das kann nicht “schon” bedeuten. Um Bamberg oft gehört: “Fei scho”.

  9. #9 rolak
    26. Juli 2015

    oft gehört: “Fei scho”

    Und das entspricht bitteschön welchem der beiden angesprochenen ersten beiden Beispile aus dem post oben, Henning?

    Manchmal bin ich schon froh, wenn Menschen ‘Leseverständnis’ wenigstens lesen können…

  10. #10 Joseph Kuhn
    26. Juli 2015

    “Fei scho” geht als Duo fast immer.

    “Aawer”: Kann sein, dass das in manchen Gegenden wie “fei” verwendet wird. Das war ja auch schon rolaks Vorschlag in Kommentar #1. Wäre interessant, ob “aawer” und “fei” im Moselfränkischen nebeneinander verwendet werden und falls ja, ob es nicht doch Bedeutungsnuancen gibt.

    “Freilich”: Irgendwie in der Bedeutungsfamilie, aber irgendwie auch nicht dasselbe, zu schwach und zu bedeutungseinseitig.

    “Übrigens”: des gäht fei gor nit, do hat der rolak fei scho racht.

    Interessant auch rolaks Hinweis auf die verstärkende Funktion des Wortes, das wird im Internet immer wieder erwähnt. Vielleicht ist “fei” einfach nur ein fränkisches Adverb? Die Fei Sciences (SciFei) wären weiter, wenn man die entsprechenden Forschungsressourcen bündeln würde.

  11. #11 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    26. Juli 2015

    Es gibt dieses “fei” auch im Schwäbischen. Selbst in oberschwäbischer Mundart aufgewachsen, kann ich gerne mal mein Sprachgefühl mitteilen:

    “Aber” triffts nicht, “übrigens” gar nicht. Man sagt es verstärkend, insbesondere, um jemand anderen auf eine Auslassung hinzuweisen. In etwa:

    “Im Schweizerdeutschen gibt’s immer noch den Dativus Possesivus” – “Den gibt’s fei auch im Schwäbischen!”

    Ein “aber” hätte hier eine vergleichbare Bedeutung, jedoch kann “aber” einen Gegensatz darstellen. Das macht “fei” nicht. Es stellt eine Gemeinsamkeit fest.

    Daneben kann man “fei” auch für die Verstärkung nutzen, um die Betonung auf einen Sachverhalt zu legen. Z.B.:

    Gestern bin ich auf einen Lego-Stein getreten. Das tut “frei” weh!

    Auch hier wieder: es ist wie das verstärkende “aber”, nicht wie das Gegensatz-“aber” gemeint.

    (Sätze zur besseren Verständlichkeit eingedeutscht)

  12. #12 BreitSide
    26. Juli 2015

    @Volker Birk: “Den gibt´s ABER auch im Schwäbischen” kommt dem “fei” aber auch recht nahe.

    Mein Vorschlag: “nämlich” – ja, des schreibt mer fei mit “h”, am End halt…;-)

    Passt aber auch nicht immer, zB nicht beim obigen Satz;-(

    Steht in dem fränggischen Wödderbuch auch der Deibhenker oder der Massik? Oder eher Deibhengga oder Massig…

    • #13 Joseph Kuhn
      26. Juli 2015

      “Steht in dem fränggischen Wödderbuch auch der Deibhenker oder der Massik?”

      Es gibt einen Eintrag “Deihenker” und als Anwendungsbeispiel “Dan söll der Deihenker houl”. Ein anderes Wort für Teufel. “Massik” ist nicht drin.

  13. #14 BreitSide
    26. Juli 2015

    Eine Geheim(?)Tip: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Buck

    Aus dem Gedächtnis:

    Drund in Herziauara
    Beißd da Frusch an Mauara
    Maura schreid “Auweh, auweh,
    Früschla, lou mi geh!”

  14. #15 BreitSide
    26. Juli 2015

    @Josef: Danke, falsch geschrieben…;-)

    Muss ich weiter suchen. Ach sou, ich hatte im Wiki geschaut und ned im Wödderbuch;-(

    • #16 Joseph Kuhn
      26. Juli 2015

      Wennst “Massik” googlst findst fei a wos: Pferd, das ausschlägt, ungehobelter Kerl, ….

  15. #17 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.com/2015/07/27/gott-lenkt/
    27. Juli 2015

    Nun fei aber….

  16. #18 rolak
    27. Juli 2015

    SciFei

    🙂

    Das Verstärkende kann doch an Deinen ersten beiden Beispielen schön gesehen werden, Joseph: ‘des is fei schlimm’ versichert dem Gegenüber, daß sein Gesagtes wichtig genommen (statt einfach nur wahrgenommen) wird, ‘des koannst mer fei gläb’ postuliert eine Höherwertigkeit des davor Gesagten gegenüber was auch immer.
    In beiden Fällen schwingt auch etwas ‘uneingeschränkt’, ‘wahrhaft’ mit.

  17. #19 Henning
    27. Juli 2015

    #9: Ach, rolak. “Fei” kann bei den beiden ersten Beispielen “schon” bedeuten. Oder “sicher” oder “wirklich” oder “bestimmt” oder “eigentlich” oder “vielleicht” oder “nicht” oder “doch” oder “allerdings” oder “natürlich”. Ich möchte Dich nicht entmutigen, weitere Möglichkeiten zu entdecken, Du wirst mit etwas Ausdauer ein drittes Beispiel finden.

  18. #20 schlappohr
    28. Juli 2015

    Als “Zuagroaster”, der auch nach über 15 Jahren Wahlfrankenwohnhaft den Einwanderungstest nicht bestehen würde, bin ich doch erstaunt, dass mein Sohn nach kurzer Zeit im Kindergarten das fei anscheinend mühelos an der richtigen Stelle einbaut, zusammen mit eucherer, Vöcherle und Babbedeggel. So gesehen könnte man sagen, dass er zweisprachig aufwächst, aber in diesem Fall bezweifle ein wenig den Nutzen.

    • #21 rolak
      28. Juli 2015

      zweisprachig

      Bei uns wuchs man typischerweise dreisprachig auf, schlappohr: Hochdeutsch, Platt un övver anner Lück.

  19. #22 Dr. Webbaer
    28. Juli 2015

    Kollege ‘Rolak’ (slw. ugs. für ‘Rollkragenpullover’, met(aph). für ‘Intellektueller – der Kollege soll aus Rolen kommen, aus Rattowitz) hat das Fachwort schon genannt:
    FÜLLWORT

    Zu Herkunft und Bedeutung könnte auch hier ein wenig gewieselt werden:
    -> https://www.duden.de/suchen/dudenonline/Fei

    MFG
    Dr. W (ein Meister der Füllwörter, woll)

  20. #23 BreitSide
    Beim Deich
    28. Juli 2015

    “Dr. W (ein Meister der Füllwörter, woll)”

    Selten einen so inhaltsstarken Kommentar vom “Dr.” WebBarsch gelesen. Vollste Zustimmung!

  21. #24 Joseph Kuhn
    30. Juli 2015

    Heute hat mich das Unterfränkische Dialektinstitut der Universität Würzburg auf eine kurze Notiz zum Wörtchen “fei” im Newsletter 1/2003 des Instituts hingewiesen. Demnach ist “fei” ein Modalpartikel, “mit dem der Sprecher dem Satz eine bestimmte Verwendungsbedingung hinzufügt. Das tut der Sprecher, indem er mit dem Wörtchen fei das, was er sagen will, verstärkt.”

    Des is fei gscheit gsacht.

  22. #25 Dr. Webbaer
    31. Juli 2015

    Die sog. Modalpartikel-Forschung begann in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts, zuvor wurde dbzgl. nicht unrichtigerweise als Füllwort gebucht.

    MFG
    Dr. W (der sich nicht vorstellen kann, dass sich in der genannten Teilchenforschung jemals etwas Sinnhaftes ergeben konnte)

  23. #26 BreitSide
    Beim Deich
    31. Juli 2015

    Der falsche Doc denkt sicher an den Bäcker, der seinen Teilchenbschleuniger anwirft.

    Freut mich ja fast, nutzt der Bäcker doch meinen Ort…;-)))

  24. #27 MichaelS.
    In Gronich schmeckt dä Drejck wie Honich
    23. August 2015

    Zum Thema “fei” ist hier eigentlich alles gesagt:
    https://www.youtube.com/watch?v=lXkOEAP0crk
    Gell fei!

    • #28 Joseph Kuhn
      23. August 2015

      😉

    • #29 BreitSide
      Beim Deich
      25. August 2015

      Dazu gibt’s den Gruß “high fei!” – oder “hai fei”?

  25. #30 rolak
    25. August 2015

    “high fei!” – oder “hai fei”?

    HiFi!

    • #31 BreitSide
      Beim Deich
      25. August 2015

      HaiVieh?

      HaiKuh?

      Da bin ich doch ein Fei-gling…

  26. #32 Joseph Kuhn
    10. August 2017

    Zu putzig: Auf der Seite Sciencefiles gibt es eine englische Version des Blogbeitrags, die es wert ist, der Nachwelt erhalten zu bleiben:

    fei ?
    ? a multi-function word in the Franconian. It comes in sets like ?the is fei bad? or ?the koannst mer fei gläb? before and has a well-defined meaning, you can’t give but in high German properly again. It’s something between ?really? or ?determined?. In high German, there is ?fei? not. Previously the situation had been different, and the word came from ?fine?, in the Franken-Wiki. Upper since binimir fei nit sure. In this case, it means a strong ?but?. In principle, it fits in one of its meanings in almost every sentence.
    In the collection ?Under Franconian Dialect? Alois Joseph Ruckert ?fei? interesting not before. However, it is also missing there ?Flusskandl?, which is a must in any village street, when the rain water will run neatly along the edge. The ?Böizich? in it, that means something like ?Piles of garbage? or ?Dump? and that ?oil? is pronounced in a way that can nit an out-of-town fei long. The ?Böizich? therefore belongs to the Franconian integration test.
    Literature:
    Alois Joseph Ruckert: Franconian Dialect. Stahel?ash k. Hofbuchdruckerei 1901.
    Joseph Randersacker: Mi?s fei wärkli. Most publishing 1958.”