Das Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften (INTRAG) an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder hatte die Skeptikergemeinde über Jahre immer wieder beschäftigt. Eine befremdliche Masterarbeit über den „Kozyrev-Spiegel“, die dort geschrieben wurde, sowie der Umgang des Instituts mit der Kritik daran, wurden auch hier auf Gesundheits-Check ausführlich diskutiert. 2012 hatte die Brandenburgische Hochschulstrukturkommission die Abwicklung des Instituts empfohlen, was von der Viadrina aber nicht umgesetzt wurde. Vielmehr wurde eine Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Poznan verkündet. Was konkret daraus geworden ist, ist nicht bekannt. Dafür scheint man jetzt eine „Gesundheitsuniversität“ gemeinsam mit der Volkshochschule Brandenburg zu organisieren.

Im Frühjahr meldete dann psiram, dass Harald Walach, „bisher Institutsleiter an der Universität Viadrina“, seinen Hut genommen hätte. Die Viadrina selbst gab bekannt:

„Prof. Dr. Dr. Harald Walach, bisheriger Inhaber der Stiftungsprofessur für Forschungsmethodik Komplementäre Medizin und Heilkunde wurde am 29. Januar von Präsident Prof. Dr. Alexander Wöll verabschiedet. Seit 2010 war Prof. Dr. Dr. Harald Walach Inhaber der Stiftungsprofessur für Forschungsmethodik Komplementäre Medizin und Heilkunde. Die Stiftungsprofessur war zum 31. Januar 2016 ausgelaufen. Der Philosoph und Psychologe leitet weiterhin das Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften an der Europa-Universität.“

Als Institutsleiter firmierte Harald Walach zunächst auch weiterhin auf der Internetseite des An-Instituts INTRAG. Inzwischen wird auf der INTRAG-Seite allerdings Prof. Dr. Hartmut Schröder als Institutsleiter genannt. Harald Walach und der bisherige Juniorprofessor Stefan Schmidt werden auf der Internetseite der Viadrina bei den ehemaligen Professoren geführt und zum Masterstudiengang „Kulturwissenschaften und Komplementäre Medizin“ heißt es:

„Der Masterstudiengang nimmt an der Viadrina keine neuen Studenten mehr auf. Es gibt bereits einen Neuanfang an einer anderen Hochschule und auch unter einem neuen Namen. An dieser Stelle finden Sie in Kürze Verweise auf die neuen Angebote, die eine gute Perspektive für alle bieten, die ein vergleichbares Studium fortsetzen bzw. beginnen möchten.“

Als Studiengangsleiter wird Stefan Schmidt angegeben. Die neue Hochschule wird nicht genannt und auch der Name Harald Walach kommt in dieser Meldung nicht vor. Wo wird der Studiengang wohl hinziehen und welche Inhalte mit welchen Lehrenden wird er künftig anbieten? Man darf gespannt sein.

Kommentare (23)

  1. #1 Ulli Maas
    14. Dezember 2016

    Tragische Angelegenheit und ein großer Verlust. Wer beglaubigt nun die Visionen der Erleuchteten?

  2. #2 Maria Katz
    14. Dezember 2016

    Tja, wenn es sich um den Kollegen Schmidt handelt, der die Nachfolge übernimmt, hätten wir mal wieder einen der übliche Verdächtigen, Freiburg:

    https://www.uniklinik-freiburg.de/psychosomatik/forschung/sektion-komplementaermedizinische-evaluationsforschung.html

  3. #3 Maria Katz
    14. Dezember 2016

    Nachtrag: Jener Prof.Dr. Hartmut Schröder – aktueller INTRAG-Institutsleiter, Sozialwissenschafterund Lingiust, bezeichnet sich als “Professor für therapeutische Kommunikation” – betreibt in Berlin eine Firma namens Therapeium zusammen mit seiner Frau (Allgemeinärztin). Selbstdarstellung: “Die Heilkunde der Zukunft verbindet alle Potenziale moderner Wissenschaft mit den Erfahrungen uralter und fremder Heilweisen zu einer Kunst des Heilens, die dem inneren Heiler Raum und Zeit gibt.”
    Netterweise ist er Direktor des “Steinbeis-Transfer-Institut Therapeutische Kommunikation und integrierte Gesundheitsförderung” unter derselben Adresse.
    Was für ein esoterischer Filz.

  4. #4 Maria Katz
    14. Dezember 2016

    Nachtrag 2: Man beachte die Kooperationen des Steinbeis-Ladens, u.a. INTRAG:
    https://www.therapeutische-kommunikation.com/de/content/kompetenztraeger/kompetenztraeger.html

  5. #5 RPGNo1
    14. Dezember 2016

    “Die Heilkunde der Zukunft verbindet alle Potenziale moderner Wissenschaft mit den Erfahrungen uralter und fremder Heilweisen zu einer Kunst des Heilens, die dem inneren Heiler Raum und Zeit gibt.”

    OMG, was für ein Geschwafel. Welcher Bullshit-Generator wurde denn dafür bemüht?

  6. #6 rolak
    14. Dezember 2016

    Welcher?

    Steht doch dran, RPGNo1, ‘Selbstdarstellung’. Auch wenn das mit dem inneren Heiler stark nach wahnhaftem Stimmenhören klingt, kann es dennoch eine Nebenwirkung zu intensiven Abhängens im Kozyrev-Spiegel sein.
    Für solche Ergüsse reicht auch ultraflaches Niveau, wie zB im Firmennamen ‘Therapeium’ offensichtlich wird, das originale ‘-a’ durch ein latinisierendes ‘-um’ austauschend. Hat ihnen dann wohl doch zu verräterisch nach Eia Popeia geklungen…

  7. #7 RPGNo1
    14. Dezember 2016

    @rolak
    Oder die Besitzer der Firma Therapeium sind eifrige Jünger von Deepak Chopra. Der ist schließlich genauso berühmt-berüchtigt für seine pseudowissenschaftlichen Erklärungen aka Quantenmystik 😉

  8. #8 Catweazle
    14. Dezember 2016

    “Die Heilkunde der Zukunft verbindet alle Potenziale moderner Wissenschaft mit den Erfahrungen uralter und fremder Heilweisen zu einer Kunst des Heilens, die dem inneren Heiler Raum und Zeit gibt.”
    Der meint sicherlich Google;)

  9. #9 Magier
    14. Dezember 2016

    … oder auch die Zeitschrift “Raum und Zeit”
    https://www.raum-und-zeit.com/

    “Ob Atomkraft, Mobilfunk-Terror oder Apparatemedizin – die Gesundheit von Mensch und Natur wird seit Jahrzehnten den Profit- und Macht-Interessen von Wirtschaft und Politik geopfert, so die Überzeugung der Herausgeberinnen des raum&zeit Magazins aus dem oberbayerischen Wolfratshausen.”

  10. #10 gedankenknick
    14. Dezember 2016

    @Catweazle:
    Google ist der “innere Heiler? Oh… Wenn der “innere Heiler” ohne Wissen des betreffenden ungefragt intimste Daten sammelt und diese dann personalisiert für Werbung auswertet, benutzt sowie im Zweifelsfall an den meistbietenden vertickt wundert mich eine Zunahme der Krebsraten in Industrieländern auch nicht mehr….

  11. #11 echt?
    14. Dezember 2016

    Die University of Global Scaling steht ja nicht mehr zur Verfügung.

  12. #12 echt?
    14. Dezember 2016

    Nehmen die auch die Korniferen aus dem wissenschaftlichen Beirat mit? Z. B. Den Astrologen und den “Prof.” Dr. med. Börnert?

  13. #13 Joseph Kuhn
    14. Dezember 2016

    @ echt?

    Die Liste der Beiräte ist online, der Name Börnert ist nicht dabei.

  14. #14 echt?
    16. Dezember 2016

    Der hat ja auch leichten Titelverlust erlitten.

  15. #15 Armin
    16. Dezember 2016

    All gone away with the wind.

  16. […] Gesundheits-Check (scienceblogs.de): Was macht eigentlich Hogwarts an der Oder? […]

  17. #17 Joseph Kuhn
    19. Januar 2017

    Update:

    Jetzt heißt es zum Studiengang nur noch lapidar: “HINWEIS:
    Da der Studiengang ausläuft können keine neuen Studierenden mehr aufgenommen werden!”
    Quelle: https://www.kuwi.europa-uni.de/de/studium/master/kwkm/index.html

    Kein Wort mehr davon, dass sich “in Kürze Verweise auf die neuen Angebote, die eine gute Perspektive für alle bieten, die ein vergleichbares Studium fortsetzen bzw. beginnen möchten” finden werden.

  18. #18 rolak
    20. Januar 2017

    Kein Wort mehr

    na na na, warum sollten auch schon wieder die Grundprinzipien der Homöopathie dargelegt werden? Mittlerweile dürfte doch wohl bekannt sein, daß bei der Potenzierung – und nur so kann die Intensität der Ausbildung noch weiter gesteigert werden – der Anteil der Ursubstanz abnimmt.

    Da der Studiengang ausläuft

    Und jetzt wird sogar zugegeben, daß sie nicht ganz dicht sind…

  19. #19 RPGNo1
    20. Januar 2017

    Und jetzt wird sogar zugegeben, daß sie nicht ganz dicht sind…

    Lol, you made my day!

    Aber es doch bezeichnend, wie still und klammheimlich die Viadrina den Studiengang beerdigt. Selbst jetzt haben sie nicht die Chuzpe zuzugeben, dass sie mit der Einrichtung eben desselben Mist gebaut haben. Oder das zumindest die Berufung eines unkritischen und wachsweichen Institutsleiters wie Walach der Reputation ganz gewaltig geschadet hat.

  20. #20 Joseph Kuhn
    19. Februar 2017

    Update:

    Harald Walach und Stefan Schmidt finden sich jetzt, ich weiß nicht seit wann, auf der Seite “Mitarbeiter”:
    https://www.europa-uni.de/de/forschung/institut/institut_intrag/Mitarbeiter/index.html

    Der Studiengang läuft weiter aus:
    https://www.kuwi.europa-uni.de/de/studium/master/kwkm/index.html

  21. #21 RPGNo1
    19. Februar 2017

    @Joseph Kuhn
    Also Harald Walach ist ein ehemaliger Professor der Viadriana (https://www.kuwi.europa-uni.de/de/lehrstuhl/ehemalige_professoren/index.html), wird aber trotzdem noch als Dozent aufgeführt.
    Kann mir jemand dieses seltsame Konstrukt erkären? Ich verstehe es nicht.

    • #22 Joseph Kuhn
      19. Februar 2017

      @ RPGNo1:

      Ich vermute mal, Schmidt und Walach sind noch am auslaufenden Studiengang beteiligt.

  22. […] vermutlich nicht gerechnet hat. Damals hatte die Brandenburgische Hochschulstrukturkommission die Abwicklung seines Drittmittel-Instituts an der Viadrina in Frankfurt/Oder empfohlen. Das Institut wurde dann von der Viadrina entgegen dieser Empfehlung bis zum endgültigen Aus ein […]