Die Pflege ist eine der Dauerbaustellen des Gesundheitssystems. Wie auf allen Baustellen steht aber auch hier oft vieles still, weil die Handwerker fehlen, sprich die Pflegekräfte. Der Bedarf an Pflegekräften steht im Mittelpunkt des aktuellen Pflege-Reports 2019 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO). Bis 2030, das ist nicht mehr lange hin, werden demnach 130.000 Pflegekräfte mehr gebraucht. Bis 2050, das ist schon deutlich spekulativer, 400.000 mehr. Der Pflege-Report 2019 ist online kostenlos verfügbar. Für diesen Service darf man dem WidO durchaus einmal Danke sagen. Wenn Gesundheitsminister Spahn nicht nur Verbesserungen in der Pflege ankündigen, sondern auch durchsetzen würde, hätte auch er Dank verdient.

Die Lebenserwartung der Männer liegt fast rund um den Globus unter der der Frauen. In Deutschland geht der Unterschied seit geraumer Zeit zurück. Ursächlich sind zu einem kleineren Teil genetische Faktoren, zum größeren Teil soziale Faktoren. Eine aktuelle Publikation von Kolip et al. zeigt nun, dass die Höhe der Lebenserwartung der Männer in den deutschen Bundesländern – kontrolliert für das Bruttoinlandsprodukt – mit der Gleichstellung der Geschlechter korreliert. Warum, darüber kann man sicher trefflich streiten. Der Artikel ist im Bundesgesundheitsblatt 8/2019 erschienen.

Es gehört zweifellos zu den Verdiensten von Donald Trump, das Thema Fake News und alternative Fakten in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt zu haben. Auch der Gesundheitsbereich ist ein Biotop von seltsamen Nachrichten, das Internet als Publikationsplattform für Jedermann hat daran seinen Anteil. Die Bertelsmann-Stiftung hat vor kurzem eine kleine Broschüre „Gefährliche Gesundheitsinfos. Wie sie erkannt und eingedämmt werden können“ herausgegeben – ebenfalls online verfügbar.

Die Gewerkschaften stecken bei Fragen nach der wirtschaftlichen Globalsteuerung oft in einem Dilemma. Ob Kohleausstieg, Regulation der Tabakindustrie oder Verkehrswende – auf der einen Seite stehen gesellschaftliche Ziele, auf der anderen Seite Arbeitsplätze. Am Beispiel des Klimaschutzes hat in der Juli-Ausgabe der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ Mitherausgeber Ulrich Brand eine zu einseitige Wachstumsorientierung der Gewerkschaften kritisiert, in der August-Ausgabe reagiert darauf der Leiter der tarifpolitischen Grundsatzabteilung von ver.di, Norbert Reuter. Mit einem entschiedenen „ja, aber“. Fast möchte darauf antworten, ja, aber. Ein schwieriges Thema, das in der Literatur zum Thema “Umweltgerechtigkeit” kaum vorkommt (dort geht es meist um sozial ungleiche Folgen von Umweltbelastungen), und ein Beispiel für die vielfältigen Pfadabhängigkeiten einer einmal aufgebauten Wirtschaftsstruktur.

Und eine Urlaubsleseempfehlung habe ich auch noch, für die, die den Urlaub noch vor sich haben. Das Buch „Was macht der Fakir auf dem Nagelbrett“ ist schon fast 20 Jahre alt, aber wer es nicht kennt, dem sei es ans Herz gelegt. Es ist von zwei Physikern, Georges Charpak, Nobelpreisträger 1992, 2010 ist er gestorben, und Henri Broch, der lebt noch und ist weiter als Kritiker parawissenschaftlicher Umtriebe aktiv. Unter anderem führen sie sehr anschaulich vor, warum man nicht selten unglaubliche Serien unwahrscheinlicher Ereignisse beobachten kann. Sie machen das viel verständlicher als ich seinerzeit bei der Erklärung, warum Homöopathie manchen Leuten wieder und immer wieder geholfen hat.

Kommentare (30)

  1. #1 LasurCyan
    4. August 2019

    Urlaubsleseempfehlung

    Mit dem Urlaub wird es nüscht, aber Lesen geht immer. Dankeschön für die Tipps!

  2. #2 bote
    4. August 2019

    Danke für die Muntermacher in der Sauregurkenzeit.
    Beim letzten Link bezüglich der HP 2014 hat die Community noch geistreich und witzig reagiert.

    Keine Angst, ich enthalte mich jeglichen Kommentars.
    Schöne Ferienzeit.

  3. #3 Bbr
    Niedersachsen
    4. August 2019

    Was mich stört: Es wird bei der Diskussion selten unterschieden zwischen den Pflegefachkräften (denen mit Examen) und den Hilfskräften mit kürzerer Ausbildung (oft als Pflegekraft ohne das „fach“ bezeichnet). Nur an erstgenannten herrscht wirklich ein eklatanter Mangel. Um Leute zu waschen, die Windeln zu wechseln oder ins Bett zu bringen, braucht man wirklich kein Examen. Hier wäre also gerade in der Altenpflege noch Potential vorhanden.

  4. #4 Intensivpfleger
    5. August 2019

    Das Dauerproblem in der Pflege ist auch, dass immer die Pflege als irgendein dubioses Ganzes verstanden wird, auch wenn nur ein Teilaspekt gemeint ist.

    Der Pflege-Report betrachtet zB nur die „Langzeitpflege“, also die Pflege in Altenpflegeeinrichtungen und Hauskrankenpflege.
    Dabei ermittelt der Pflegereport einen aktuellen IST-Stand (Pflegefachkräfte/Pflegebedürftige) und extrapoliert diesen auf einen zu erwartenden Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen auf das Jahr 2030/2060. Daraus ergibt sich dann die Zahl von 130000 zusätzlich benötigten Pflegefachkräften (in der Langzeitpflege).
    Völlig außer Acht gelassen wird dabei der aktuell bereits bestehende Mangel an Pflegefachkräften, der jetzt schon ein sehr bedrohliches Ausmaß angenommen hat. Würde man diesen bestehenden Bedarf mit einbeziehen, dann wäre die Zahl noch weitaus erschreckender.
    Und es geht hier wie gesagt „nur“ um die Langzeitpflege. Der Bedarf an Pflegefachkräften im Krankenhaus ist hier noch gar nicht mit berücksichtigt.

    Das Dilemma des Pflegefachkräftemangels ist also weitaus größer und sollte allen politisch verantwortlichen Angst machen.

    Schönen Gruß vom Intensivpfleger (der in diesem Jahr noch nie in “Normalbesetzung” gearbeitet hat)

    • #5 Joseph Kuhn
      5. August 2019

      @ Intensivpfleger:

      Danke für die Ergänzung. Zur “Normalbesetzung”: Mit viel Sarkasmus könnte man anmerken, da Wolfgang Schmidbauer schon 1992 sein Buch “Pflegenotstand” geschrieben hat, ist zu wenig Personal die “Normalbesetzung”. Die jahrzehntelange Misere in der Pflege, zunächst der Altenpflege, seit einigen Jahren zunehmend auch der Krankenpflege, gehört zu den wirklich deprimierenden Zuständen im Gesundheitswesen. Ein Thema, das uns alle angeht und doch nur wenige interessiert.

  5. #6 bote
    5. August 2019

    Intensivpfleger,
    verschärft wird die Situation noch durch die vielen Pfleger, die selbst bald zu Pflegefällen werden. Unser Neffe (40) hat schon den zweiten Herzinfarkt. Die berufliche Belastung st enorm.

  6. #7 hto
    5. August 2019

    @Bbr

    “Um Leute zu waschen, die Windeln zu wechseln oder ins Bett zu bringen, braucht man wirklich kein Examen.”

    Das ist WIRKLICH falsch, denn weil diese Leute wenig Gehalt bekommen und sich so auch im ersten Arbeitsmarkt halten können, FEHLT meist die SOZIALE KOMPETENZ im Umgang, mit den Alten die sich diesen Lebensabend im Heim sicher nicht gewünscht haben.
    Alles was die wenigen UND AUCH UNTERBEZAHLTEN Pflegekräfte an Wohlfühlatmosphäre aufbauen, machen die “Lückenfüller für den Profit” wieder zunichte.

  7. #8 LasurCyan
    5. August 2019

    Wohlfühlatmosphäre

    ..ist keine Kassenleistung, hto. Das gibt es nur gratis von den PflegerInnen dazu.

  8. #9 bote
    5. August 2019

    Das Thema “Gewerkschaft” verdient ein eigenes Kapitel.
    Dieses Trauerspiel haben die Gewerkschaften teils selbst verursacht, teils spielen die Firmenleitungen ein übles Spiel, indem sie die Betriebsräte hofieren oder unter Druck setzen.
    Das Problem der Gewerkschaften, wie auch der SPD, ist, dass sich ihre obere Führungsriege aus den eigenen Reihen rekrutiert. Viele Gewerkschaftsekretäre haben sich nur wenig in der freien Wirtschaft durchkämpfen müssen. Die haben eine Karriere innerhalb der Gwerkschaft hinter sich.
    Da fehlen einfach die “Charakterstarken” und Grips in der Birne. Das ist bei der SPD das gleiche Dilemma. Und die Arbeitskräfte haben das mittlerweile auch bemerkt.

  9. #10 Uli Schoppe
    6. August 2019

    @Bbr wenn ich mir die qualifizierten und motivierten Windelwechsler so live anschaue mag ich denen so gar nicht ausgeliefert werden…

  10. #11 Intensivpfleger
    8. August 2019

    So lange sich Dienste in der Pflege anfühlen, als ob man zu Dienstbeginn von einer Brücke in einen reißenden Fluß fällt, dann 9 Stunden dagegen ankämpft nicht unterzugehen, nur um am Ende völlig ausgelaugt an irgendeine Sandbank gespült zu werden, so lange wird sich der Pflegefachkräftemangel nicht beheben lassen.
    Denn es gibt für Pflegekräfte aktuell so überhaupt keinen Grund, für den eigenen Berufsstand zu werben. Im Gegenteil: Wer selbst Kinder hat wird alles daran setzen, dass diese nicht in der Pflege landen (so auch mein Sohn).
    Schade eigentlich. Als ich vor ca 25 Jahren in diesen Beruf eingestiegen bin, war das ein wirklich schöner Beruf, der sich einfach gut und richtig angefühlt hat…

  11. #12 Alisier
    8. August 2019

    @ intensivpfleger
    Kannst Du beschreiben, was sich genau geändert hat?
    Dass die Arbeitsbelastung sehr hoch ist dürfte allen klar sein. Aber was ist das, was den Beruf inzwischen so unerträglich erscheinen lässt?
    Ansonsten kann ich Dir nur dafür danken, dass Du trotzdem in dem wichtigen Berufsfeld noch dabei bist. Es kann aber keine Lösung sein, alle am Limit agieren zu lassen.

  12. #13 Intensivpfleger
    9. August 2019

    Was hat sich geändert?
    Ich arbeite seit ca 22 Jahren auf der selben Intensivstation (24 Betten, Uniklinik).
    Ein Kernproblem in der Intensivmedizin ist, dass es keine eindeutige Definition von “Überwachungspatient” und “Intensivpatient” gibt.
    Bis vor einigen Jahren hatten wir 8 Überwachungsbetten, dort sollten Patienten mit einem geringeren Betreuungsaufwand liegen. Das hatte am Anfang meiner Zeit auf dieser Station auch noch einigermaßen funktioniert.
    Mit zunehmendem Fortschritt in der Medizintechnik wurden aber immer mehr Möglichkeiten eröffnet Patienten zu behandeln, die zuvor schlicht verstorben wären. Das ist eigentlich ja ein erfreulicher Fortschritt. Allerdings hatte sich damals schon abgezeichnet, dass die fehlende Definition zur Unterscheidung von Überwachungspatient und Intensivpatient zu immer mehr “gefühlten” Fehlbelegungen der Überwachungsbetten geführt hatte. Die Stellenberechnung war schließlich darauf ausgelegt, dass für die Ü-betten weniger Personal notwendig sei.

    Schließlich kam es zu einer Neugründung einer Intermediärstation, die dann unsere Ü-Patienten vollständig übernommen hat. Jetzt waren alle unsere Betten mit I-Patienten mit entsprechend höherem Betreuungsaufwand belegt. Was nicht angepasst wurde, war der Stellenschlüssel (und bis heute auch nicht die apparative Ausstattung, was zu täglichem hin und hertragen von Gerätschaften führt).
    Dann gab es eine Umwandlung der fachlichen Ausrichtung (Kardiologie weg, dafür Gastroenterologie und Häma/Onko vermehrt dazu), was zu einer deutlichen Erhöhung des Arbeitspensums führte, da diese Patientengruppen einen deutlich höheren Pflegeaufwand bedeuten (statt “nur” Beatmung und extrakorporales Nierenersatzverfahren nun auch noch etliche Drainagen und breiter gefächerte Wundversorgung etc…). Was wieder nicht angepasst wurde war der Stellenschlüssel.

    Der Fortschritt in der Medizintechnik ging weiter, die Grenze dessen, was behandelbar ist, wurde immer mehr an die Grenze des Lebens verschoben. Inzwischen nehmen wir Patienten auf, die unter prolongierter Reanimation keinen Kreislauf aufbauen (Rosc) und somit mglw. bereits seit ca. 1h Tod sind. Trotzdem werden unter bestimmten Voraussetzungen diese Patienten aufgenommen und mit enormem personellen, technischen und materiellem Aufwand behandelt. Der Erfolg ist insgesamt sehr dürftig, aber wenn die Reanimationsmaßnahmen von Beginn an fachlich korrekt durchgeführt wurden gibt es tatsächlich den einen oder anderen Fall, der auch aus dieser scheinbar aussichtslosen Lage heraus ein gutes Ende genommen hat.
    Ob das Ganze ethisch vertretbar ist, bedarf unbedingt einer gesamgesellschaftlichen Diskussion.
    Denn was Intensivmedizin heute erzeugt ist nicht unbedingt eine gesündere Welt, sondern am Ende einfach nur eine Masse an Menschen, die im Anschluß an die Intensivmedizin als Schwerstpflegefall enden. Und wo auf der Intensivstation noch eine adäquate Betreuung dieser Menschen möglich ist, fehlt diese adäquate Betreuung in den nachsorgenden Einrichtungen zunehmend. Dort gibt es schlicht nicht genug Personal für diese Patientengruppe.

    Zusammenfassend:
    Die Schwere der Erkrankungen, die die Patienten haben hat mit den Jahren immer weiter zugenommen, der Betreuungsaufwand wurde dadurch enorm größer. Gleichzeitig wurden aber sogar Personalstellen abgebaut.

    Personalbemessungsinstrumente, die anhand des tatsächlichen Betreuungsaufwandes den notwendigen Personalbedarf errechnen, gibt es längst. Laut diesem tool müßten wir ca 80 Vollzeitäquivalente haben (und das bei anhaltend frei gehaltenen Betten: seit Jahresbeginn waren praktisch immer 2-4 Betten gesperrt), tatsächlich liegen wir bei 60 VZ. Ca. 10VZ werden mit teurem Leasingpersonal aufgefüllt. Wären wir voll besetzt, würde das Personalbemessungstool noch höhere Bedarfzahlen an VZ-Stellen ermitteln. Hätten wir die 80VZ wären wir schon ganz zufrieden. So wie es aktuell ist, arbeiten wir aber Tag für Tag am Limit (und darüber).
    Die Folge: Die Anzahl der langjährig erfahrenen Mitarbeiter (wie ich) nimmt immer weiter ab. Das nachrückende Personal bleibt im Durchschnitt 3 Jahre bei uns, meist eben so lange bis genügend Wartesemester angehäuft wurden um ein Studium zu beginnen. Dann sind die gerade erst sicher arbeitenden KollegInnen wieder weg und neue müssen eingearbeitet werden. Auch eine Art brain-drain..

    Hinzu kommt, dass die älteren KollegInnen (wie ich) zunehmend weniger belastbar sind. Der Stress, psychsich wie physisch, hinterlässt Spuren. Der Krankenstand ist sehr hoch. Das dünnt die Personaldecke weiter aus. Bei der aktuellen Besetzung unterhalb der vor Jahren ausgehandelten Mindestbesetzung bei einem Streik, ist kein Krankheitsausfall mehr durch den Rest der KollegInnen in der Schicht kompensierbar. Das funktioniert nur noch über Vernachlässigung von Aufgaben (Neudeutsch “Priorisierung”). Ureigene Pflegeaufgaben werden immer weiter liegen gelassen zugunsten der Maschinenbetreuung. Dieser Wandel führt gerade bei den empathischen Pflegekräften, die den Beruf aus innerer Überzeugung gewählt haben, zu enormem Frust, da nicht mehr der Mensch im Mittelpunkt steht, sondern nur noch die Geräte am laufen gehalten werden. Gesprächsführung und Zuwendung lassen sich nicht abrechnen. Burnout und weiter steigender Krankenstand sind die Folge…

    So, genug gejammert. Herr Spahn kennt das Problem genau. Seine Versuche, dem entgegen zu steuern halte ich für unzureichend. Bleibt abzuwarten, ob sich jemals wieder etwas ändern wird.

    Die Lösungen wurden von Verdi in mittlerweile genügend ausgehandelten Tarifvereinbarungen vorgeführt. Was fehlt ist die Umsetzung dieser Tarifvereinbarungen. Das dort jeweils unter dem Stichwort “Konsequenzenmanagement” zusammengefasste Vorgehen bei Belastungssituationen wäre an sich ausreichend, um das Personal zu entlasten und den Beruf wieder attraktiver zu machen. Aber es gibt kein Krankenhaus, das diese Tarifvereinbarungen, obwohl unterschrieben, jemals umsetzen will.

    Gruß vom Intensivpfleger

  13. #14 Beobachter
    9. August 2019

    @ Intensivpfleger, # 13:

    Ganz herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Bericht aus der Praxis.
    Und dafür, dass Sie sich die Mühe gemacht und die Zeit genommen haben, Ihren Arbeitsalltag und die Strukturen dahinter zu beschreiben.
    Dieses und Ähnliches ist seit vielen Jahren bekannt, und man weiß auch, wie Abhilfe zu schaffen wäre –
    aber es ändert sich trotzdem nichts (in der Praxis, nicht nur auf dem Papier).
    Im Gegenteil: Meinem/r Eindruck/Erfahrung nach wird alles immer schlimmer.

    @ Joseph Kuhn:

    Ich bitte um Freischaltung – ausnahmsweise.

  14. #15 Alisier
    9. August 2019

    @ intensivpfleger
    Auch von mir herzlichen Dank für die ausführliche Beschreibung des Problems.
    Es wird sehr verständlich woran es hakt.
    Meine Frage wäre, wer ausreichend Druck ausüben könnte, damit sich die Situation grundlegend ändert.
    Den medizinischen “Fortschritt” und seine Schattenseiten halbwegs in den Griff zu kriegen dürfte eine Herkulesaufgabe sein.

  15. #16 zimtspinne
    9. August 2019

    In der Welt außerhalb des Medizinbetriebes hat das doch Konsequenzen, wenn Vereinbarungen nicht eingehalten werden?
    Warum wird denn das Streikmittel nicht so lange eingesetzt, bis die Vereinbarungen umgesetzt werden und sind?
    Ja, ist mir klar, ist schwierig, aber auch gerade damit ein hervorragendes Druckmittel.

    Die Patienten könnten eigentlich auch mal streiken.

  16. #17 zimtspinne
    9. August 2019

    @ Intensivpfleger

    danke für den Einblick, von ITS hat man ja als (zum Glück) noch nie Betroffener/Angehöriger wenig Ahnung, also in die genauen Abläufe.

    Ich wollte nicht aus eigener aber aus Vergleichserfahrung einer Bekannten berichten, die “30 Jahre als OP-Schester” tätig war, was ich mal in Anführungszeichen setze, da sie es für die medizinablauf-unbedarfte Bevölkerung so vereinfacht ausdrückt, spielt ja auch keine Rolle, wie lange sie genau als was gearbeitet hat, jedenfalls sehr sehr lange.
    Heute sieht sie alles (seit 10 Jahren) aus der Patientenperspektive “dank” eigener Erkrankung, bei der sie unter engmaschiger Kontrolle steht und daher viel mit allen möglichen Fachabteilungen zu tun hat, wobei sie das Pensum schon auf ihr selbstbestimmtes Bedarfsnivau eingekürzt hat.
    Ihr fallen die Veränderungen in den Abläufen auch auf, besonders hebt sie die vermehrten Dokumentationspflichten hervor.
    Statt Zeit für die Patienten zu haben, wird der Dokumentations- und Datensammelwut nachgegangen, wobei das sicher nicht so eindimensional zu betrachten ist.
    Sie hat sich darüber auch mit ehemaligen Kollegen schon ausgetauscht, diese empfinden das allerdings ähnlich.

    Du beschreibst ja die stetige Ausweitung der Grenzen der medizinischen Möglichkeiten eher positiv – belastet dich das manchmal auch? Oder distanziert man sich davon, weil es nun mal so ist wie es ist?
    Dass immer mehr Menschen über Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten diskutieren und sich auch damit befassen *müssen*, gibt einem ja schon zu denken.
    Viele möchten scheinbar gar nicht unbedingt in den “Genuss” der ausgedehnten Möglichkeiten kommen, eine Entwicklung, die ja noch längst nicht zum Stillstand gekommen ist.

  17. #18 Beobachter
    9. August 2019

    Woran es hakt, ist schon lange bekannt und verständlich.
    Aber man kann es nicht oft genug beschreiben und öffentlich machen.
    Das Klinikpersonal arbeitet schon lange am und überm Limit, und die, die ihre Arbeit ernst nehmen und so arbeiten wollen, wie sie es gelernt haben, können es nicht, weil sie permanent unter Zeitdruck stehen wegen eines völlig unzureichenden Stellenschlüssels – der von leitenden Betriebswirtschaftlern und Managern erstellt und umgesetzt wird.
    Und es gibt nicht mal überall eine Tarifbindung.

    M. E. haben sich die Dinge für Klinikpersonal und Patienten mit der zunehmenden Privatisierung des Gesundheitswesens sehr verschlechtert, denn es steht nicht mehr der Mensch im Vordergrund, sondern betriebswirtschaftliches Denken/Handeln inkl. Gewinnmaximierung.
    Und am besten und höchsten lässt sich die “Gerätemedizin” abrechnen –
    wichtige und notwendige Pflegeleistungen viel weniger und “Gesprächsführung und Zuwendung” (s. o.) schon gleich gar nicht.

    Ich denke, dass man nur Druck ausüben kann dadurch, dass man noch mehr damit in die Öffentlichkeit geht und dort streikt, wo es gewerkschaftlich organisiert möglich ist.
    Und das möglichst öffentlichkeitswirksam – man denke an Streikaktionen wie “Pflege am Boden”.
    Außerdem kann man beim Arbeitgeber Überlastungsanzeigen tätigen und auf unzumutbare Arbeitsbedingungen und Gefährdung einer regelrechten Patientenversorgung hinweisen.
    Das ist ein heißes Eisen, ich weiß.
    Und es kostet alles zusätzlich Zeit und Kraft, die man nach einem anstrengenden Arbeitstag im Schichtdienst, meistens mit Überstunden, eigentlich eh nicht mehr hat.

    Was halten Sie davon, Intensivpfleger?

  18. #19 Beobachter
    9. August 2019

    Nachtrag zu # 18:

    Die beste, fortschrittlichste und nützlichste “Gerätemedizin-Maßnahme” (z. B. eine minimalinvasive Mitralklappen-OP über Herzkatheter – MitraClip-OP) nützt wenig bis nichts, wenn vorher und nachher alles vernachlässigt wird –
    und das sozusagen aus “abrechnungstechnischen” Gründen.
    Wenn vorher keine regelrechte Anamnese erhoben wurde, der Patient nicht ausreichend beraten und aufgeklärt wurde –
    und wenn nachher der Patient, nach zwar erfolgreicher OP, aber mit Sepsis und völlig geschwächt, wieder zurückverlegt wird auf eine Innere “Normal”-Station, wo man selbst für eine fachgerechte pflegerische Grundversorgung keine Zeit hat und fast nur angelernte Pflegehilfskräfte tätig sind.

  19. #20 Intensivpfleger
    10. August 2019

    –Wie könnte man mehr Druck ausüben?
    Dazu empfehle ich die Lektüre zu den Streikmaßnahmen an der Berliner Charité, die am Ende zwar nicht zu mehr Personal geführt haben, aber zumindest eine längst fällige Gehaltsverbesserung auf das TVÖD-Niveau gebracht haben:

    https://gesundheit-soziales-bb.verdi.de/++file++593e74ceaf0898783cc289af/download/BroschEndversionCopyshop.cleaned.pdf

    Dort ist auch gut beschrieben, wie man – theoretisch – Streikmaßnahmen an einem Krankenhaus durchführen kann.

    In der Praxis bewährte sich dieses Mittel aber nur genau 1x, danach waren die Arbeitgeber bundesweit für alle folgenden Streiks vorgewarnt und haben ihre Methoden entwickelt, um einen ausgerufenen Streik zu unterwandern. Beliebtestes Mittel dazu: jede noch so kleine OP wurde zu einem lebensnotwendigen Eingriff hochdramatisiert, so dass der effektivste Streikposten – OP lahm legen, geht richtig ins Geld – ausgehebelt wurde. Da längst in den meisten Häusern unter einer für Streiks ausgehandelten Mindestpersonalbesetzung gearbeitet wird, lassen sich sensible Bereiche wie Intensivstationen auch kaum noch bestreiken. Und wenn Anästhesie und OP nicht effektiv mitmachen können, lohnt auch das Bestreiken der nachsorgenden Stationen kaum noch, da diese dann auch automatisch unter die Mindestbesetzungsvereinbarungen fallen. Es soll schliesslich durch einen Streik niemand zu Schaden kommen.
    Fazit: mit Streiks wird man im Gesundheitsbereich nie auch nur annähernd so viel Druck aufbauen können, wie zB in der Metallindustrie, den Entsorgungsbetrieben, den Fluglotsen und dem Flug-/Bodenpersonal usw…

    Dazu kommt aber vor allem auch der geringe gewerkschaftliche Organisationsgrad im Pflegebereich, so dass auch die Streikkassen bei Verdi eher dünn sind. Das wirkt sich dann natürlich auch ganz konkret auf die mögliche Dauer eines Streiks aus.

    _______________________________
    –Warum werden ausgehandelte Tarif-Vereinbarungen nicht eingehalten?
    Schwer zu beantworten. Es sind wohl auf Seiten der Gewerkschaft die schlechteren juristischen Berater tätig, so dass in den Vereinbarungen genügend Schlupflöcher verbleiben, die jede konkrete Formulierung angreifbar machen.
    ___________________________________
    –Thema Überlastungsanzeige:
    Die Gefährdungsanzeige landet im besten Fall in irgendeiner Schublade, sehr häufig führt sie aber nur zu extrem anstrengenden Personalgesprächen und nicht selten wird massiv Druck ausgeübt, damit keine Gefährdungsanzeigen mehr gestellt werden.
    Ist nur ein zahnloser Tiger…

    ____________________________________
    –Belasten mich die Erlebnisse?
    Dass all das Erlebte gar keine Auswirkung hätte, wäre sicher gelogen. Aber tatsächlich kann man sich auch an noch so schreckliche Geschehnisse gewöhnen, und so lange ich eine Situation aus professionellem Blickwinkel betrachte, kann ich auch professionell damit umgehen. Dann ist es eben mein Job genau damit umgehen zu können.
    Tatsächlich sind auch die Patienten in meinem Arbeitsbereich so schwer erkrankt, dass ca jeder 4. bis 5. Patient unsere Station nur noch tod verlässt. Das war früher nicht so, hat sich aber im Laufe der Zeit immer weiter gesteigert. Und im Laufe der Jahre kommen da schon einige Grenzerfahrungen zusammen.
    Ist aber eben auch für heutige Berufseinsteiger umso belastender, da für die ja diese Menge an Sterbefällen/Notsituationen noch neu ist. Und es erträgt jeder auf seine Weise (oder eben auch nicht und muss früher oder später deswegen aussteigen).
    Die größten Belastungssituationen sind aber eher nicht die konkreten medizinischen Notfälle, sondern die Situationen, in denen man permanent notwendige Aufgaben nicht erledigen kann und dann dem eigenen Anspruch nicht mehr gerecht wird. Dies wird von den allermeisten Pflegekräften (trifft analog auch auf die Ärzteschaft zu) als DAS belastende Moment genannt.

    Fazit: bleibt gesund!

    Schönen Gruß vom Intensivpfleger

  20. #22 Beobachter
    10. August 2019

    @ Intensivpfleger, # 20:

    Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
    Man weiß eigentlich nicht mehr, was man sagen soll.
    Es ist eine Schande, dass in einem reichen Land wie Deutschland in Krankenhäusern (und Pflegeheimen!) solche Zustände herrschen, Pflegekräfte/Ärzteschaft verheizt werden und Patienten kaum mehr regelrecht versorgt werden können.
    Unser theoretischer “(medizinische) Fortschritt” auf dem Papier sieht in der alltäglichen praktischen Umsetzung ganz anders aus.
    Die Fehler liegen im System.

    Fazit: Man kann nur hoffen, möglichst nie ernsthaft krank und/oder pflegebedürftig zu werden.
    Leider hat man es nie selbst in der Hand.
    Deshalb bin ich immer wieder sehr erstaunt bis erschreckt, wie wenig Interesse das Thema/die Problematik hier findet – denn es kann jeden betreffen.

  21. #23 Beobachter
    10. August 2019

    Nachtrag zu # 21:

    Wie kommen Sie und Ihre Teamkollegen/Innen mit dieser sehr belastenden und unbefriedigenden Arbeitssituation zurecht – die offenbar kaum zu ändern ist?
    Und woher nehmen Sie die Kraft für Ihr Durchhaltevermögen?

    Sorry, wenn Sie diese Fragen vielleicht als zu persönlich empfinden –
    aber ich habe mich das in den letzten Jahren oft gefragt, als ich als begleitende Angehörige immer wieder die Personal-/Arbeitssituation auf Intensivstationen, Überwachungsstationen, in Notaufnahmen, in Ambulanzen und überhaupt in Krankenhäusern mitbekommen habe.

  22. #24 Beobachter
    10. August 2019

    Nachtrag 2:

    Einer der vielen Berichte/Artikel in den letzten Jahren zum Thema:

    z. B. (2018):

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/deutschland-pflegekraefte-in-krankenhaeusern-kaempfen-mit-streiks-fuer-mehr-personal-a-1191190.html

    ” … “So will keiner pflegen, so will keiner gepflegt werden” … “

  23. #25 Beobachter
    11. August 2019

    @ Joseph Kuhn, # 21:

    Allein mit Tarifbindung und Gehaltsverbesserungen ist es nicht getan, wenn dann für etwas mehr Gehalt die Pflegekräfte genauso verheizt werden wie gehabt und nicht so arbeiten können (wegen des Zeitdrucks), wie sie wollen/könnten und wie es notwendig und möglich wäre.
    Es geht auf Kosten der Gesundheit der Pflegekräfte und der der Patienten.
    Es ist ein strukturelles Problem.

    Man kann das Gesundheitswesen nicht einer ausufernden Ökonomisierung mit den “Gesetzen des freien Marktes” (Stichwort: “Haifischbecken”) unterwerfen, denn es ist zuallererst eine öffentliche Aufgabe.
    Warum liegt denn der ÖGD so ziemlich in den letzten Zügen und wird kaputtgespart ?!

  24. #26 Beobachter
    11. August 2019

    @ Alisier, # 15:

    Und was sagst du denn zu den Berichten von “Intensivpfleger” – wo du schon so interessiert gefragt hast ?
    Die Aussage, dass es eine “Herkulesaufgabe” sei (übrigens: Für wen?), hilft in der Praxis nicht weiter.
    Hast du Vorschläge zur Sache ?

  25. #27 Intensivpfleger
    11. August 2019

    Nun ich könnte – stellvertretend für meinen Berufsstand – auch mal erwähnen, dass bei uns das Jammern über alles Mögliche schon lange zur Tradition gehört, das Engagement für den Berufsstand aber als lästig und als Aufgabe Anderer gesehen wird.

    Der schwache gewerkschaftliche Organisationsgrad, dem gegenüber das plötzlich erstarkte Engagement von einzelnen Pflegekräften gegen die Gründung einer Pflegekammer, und damit einer Lobbyorganisation, die sich um unseren Berufsstand kümmern könnte, das zeigt mir nur jedes Mal deutlich, dass keine wirklich große Bereitschaft für Veränderungen vorhanden ist. Dann müsste man ja das Jammern aufgeben und selbst etwas aktiv werden, oder wenigstens bereit sein, etwas Geld für einen Gewerkschaftsbeitrag oder eine Pflegekammer zu investieren.

    Ich bin seit der Ausbildung Gewerkschaftsmitglied, bin sicher nicht der aktivste dabei, aber ich bleibe stets in engem Kontakt zur Gewerkschaft, gehe regelmäßig zu den Treffen, bin bei jedem Streik oder ähnlichem dabei, versuche im Team auch Werbung für mehr Engagement zu machen (und zusammen mit wenigen Kolleginnen haben wir bei uns zumindest einen Organisationsgrad von ca 30% erreicht).

    Auf die Politik zu hoffen, scheint ja vergebens zu sein. Der Frust unter den KollegInnen über die geringen Erfolge der Gewerkschaft lähmt leider eher, als dass er zu mehr Engagement führen würde.
    Und die einfachste Antwort auf Überlastung scheint immer noch die innere Kündigung zu sein, gefolgt vom Ausstieg aus dem Beruf.

    Das ist auch aktuell das Hauptproblem, das den Pflegefachkräftemangel befeuert: es sind nicht die fehlenden Nachrücker, es verlassen einfach zu viele den Beruf.
    Wenn die Personalsituation sich tatsächlich verbessern soll, dann darf man nicht im Ausland nach Pflegekräften suchen, sondern man muss sich fragen, wie man die bereits im Beruf Tätigen im Beruf hält.
    Und dabei sollte man sich zB mal fragen, was die vielen Aussteiger veranlasst, aus einem festen Team in eine Leasingfirma zu wechseln. Die häufigsten Antworten sind:
    – deutlich höheres Gehalt
    – verlässliche Dienstpläne mit freiem Wunschplan sowohl was die Dienstplanung als auch die Urlaubsplanung angeht (und damit gute Vereinbarkeit von Familie/Freizeit und Beruf), das beinhaltet dann zB auch, dass man einzelne Schichten gar nicht macht (je nach Wunsch)
    – keine/wenige fachfremde Tätigkeiten, bzw. keine Übernahme von organisatorischen Tätigkeiten neben der Pflege, da man nicht in das Team und Stationsablauf fest eingebunden ist

    Noch ein Hinweis in Richtung Politik: man kann nicht erwarten, dass ein durch DRGs gedeckeltes System nach marktwirtschaftlichen Prinzipien funktioniert. Der Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen (in allen Berufsgruppen) zeigt das sehr deutlich, denn dieser Mangel führt keineswegs zu besseren Bedingungen oder höherer Bezahlung. Wirklich freie Marktwirtschaft würde anders funktionieren. Aber das würde dann schnell zu Versorgungslücken führen, da sich Leistungen in einem durch Fachkräftemangel gebeutelten System plötzlich nicht mehr alle leisten könnten.
    Wer also gute Medizin für alle will, muss das ganze System so weit umkrempeln, dass für alle klar ist, dass es als System der Daseinsvorsorge steuerfinanziert durch alle gleichermaßen getragen werden muss, und nur dadurch auch für alle gleichermaßen zugänglich bleibt.

    Als Gesellschaft müssen wir uns fragen, ob wir die Arbeit am und mit Menschen nicht generell anders bewerten sollten, als wir das heute tun. Der Gedanke geht weit über das Gesundheitssystem hinaus.
    Falls das weiterhin nicht gewünscht wird, dann sollte sich die Gesellschaft fragen, wie sie sich diese Arbeit am und mit Menschen künftig vorstellt. Das würde dann nämlich für den Gesundheitssektor bedeuten, dass langfristig deutlich am Leistungskatalog gekürzt werden müsste. Welche Folgen das haben würde, darf sich jeder selbst ausdenken. Wir müssen diese Fragen aber bald diskutieren, denn sie werden von der Realität längst beantwortet: jeder Dekubitus, jeder langsam verhungernde und verdurstende Pflegefall, jede überflüssige im Krankenhaus erworbene Infektion zeugen schon jetzt von dem Dilemma…

    @Joseph Kuhn: entschuldige dass ich diesen Blogbeitrag von dir gerade so abschweifen lasse. Aber eigentlich habe ich nun wohl auch alles gesagt… 🙂

    Gruß vom Intensivpfleger

    • #28 Joseph Kuhn
      11. August 2019

      @ Intensivpfleger:

      Du schweifst nicht ab. Alles was Du gesagt hast, passt hierher und es ist gut, dass es hier gesagt wird.

  26. #29 Alisier
    11. August 2019

    @ Beobachter
    Ich höre interessiert zu, lerne dazu, und muss mich nicht zu allem äußern.
    Und bin froh, dass intensiverpfleger genau weiß wovon er spricht, und viel Wichtiges zu sagen weiß.

  27. #30 Beobachter
    12. August 2019

    @ Intensivpfleger, # 27:

    Nochmals ganz herzlichen Dank für Ihre Berichte.

    Bleibt vielleicht noch eines anzumerken:

    ” … Wir müssen diese Fragen aber bald diskutieren, denn sie werden von der Realität längst beantwortet: jeder Dekubitus, jeder langsam verhungernde und verdurstende Pflegefall, jede überflüssige im Krankenhaus erworbene Infektion zeugen schon jetzt von dem Dilemma… … ”

    Wegen dieses Dilemmas sind Pflegefälle, die wegen einer zusätzlichen, akuten Erkrankung stationär in`s Krankenhaus müssen, darauf angewiesen, dass (pflegende) Angehörige sich auch dort um sie kümmern und Aufgaben der Grundpflege/-versorgung übernehmen (ganz oder z. T.) –
    wie Waschen, Essen/Trinken reichen, Mobilisation, notwendige Gespräche führen mit Ärzten/Pflegekräften und die Inhalte dann dem Patienten verständlich übermitteln.
    Wer als Pflegebedürftiger keinen (engagierten, kompetenten) Angehörigen hat, ist, auch und gerade im Krankenhaus, arm dran.

    Und in Anbetracht unserer (schon bestehenden) Zwei-Klassen-Medizin kann man nur unterstreichen:
    ” … Wer also gute Medizin für alle will, muss das ganze System so weit umkrempeln, dass für alle klar ist, dass es als System der Daseinsvorsorge steuerfinanziert durch alle gleichermaßen getragen werden muss, und nur dadurch auch für alle gleichermaßen zugänglich bleibt. … “