Balthasar Neumann (1687–1753) war ein Baumeister aus dem tschechischen Eger, der nicht nur Würzburg seinen Stempel aufgeprägt hat. Die Würzburger Residenz, UNESCO-Weltkulturerbe, ist sein bekanntestes Bauwerk, aber er hat in ganz Deutschland gebaut. Und in meinem Heimatdorf Randersacker. 1725 heiratete er Maria Eva Engelberta Schild, Tochter eines wichtigen Würzburger Hofbeamten. Die Familie Schild hatte Besitz in Randersacker und Balthasar Neumann erwarb dort den „Edelhof“ in der Herrngasse. 1743 hat er die Mauer seines Anwesens zum Main hin mit einem Pavillon aufgelockert. Bruno Rottenbach, zu Lebzeiten Pressesprecher der Stadt Würzburg und im Nebenerwerb Chronist des Marktes Randersacker, ging davon aus, dass der Pavillon durch die gleichen Handwerker wie die Würzburger Residenz gebaut wurde. Wie dem auch sei, der Pavillon steht bis heute dort, wo früher diese Mauer war, gegenüber „Balthasars Badewanne“.

Wenn man sich die Proportionen des Pavillons anschaut, kann man mehrfach den Goldenen Schnitt erkennen, also ein Teilungsverhältnis, bei dem sich eine Gesamtlänge zum größeren Teil verhält wie der größere Teil zum kleineren. Der goldene Schnitt hat in der Architektur immer wieder Anwendungen gefunden.

Vielleicht hat Balthasar Neumann dazu das „Instrumentum Architecturae“ benutzt, einen von ihm entwickelten speziellen Proportionalzirkel, der Entwürfe solcher Bauten erleichtert hat. Oder hat ihm bei dem kleinen Pavillon das Augenmaß gereicht?

Balthasar Neumanns Zirkelkonstruktion, eine ist im Original erhalten, ist im Mainfränkischen Museum auf der Würzburger Festung in Augenschein zu nehmen. Auf dem alten 50-DM-Schein war Neumann auch mit einem Zirkel abgebildet, dem „Instrumentum Architecturae“ nachempfunden.

Im Edelhof in der Randersackerer Herrngasse ist heute ein Weingut der Winzerfamilie König zuhause, die einen seltsamen Blauen Silvaner ausbaut. Der Blaue Silvaner ist eigentlich ein Weißwein, auch wenn die Trauben blau sind, eine Mutationsvariante des normalen Silvaners. Lässt man die Trauben nach dem Keltern länger auf der Maische, wird er rötlich, je länger, desto mehr, bis ein roséfarbener Weißwein dabei herauskommt. Das umgekehrte, weißgekelterte Rotweine, gibt es übrigens auch. Wer auf der Reise von München nach Paris oder Kopenhagen in Randersacker vorbeikommt, sollte dort einmal Halt machen und ein paar Schritte durch das Dorf gehen. Oder auch etwas länger bleiben, es lohnt sich, egal ob man Wein mag oder aus guten Gründen Alkohol meidet. Balthasar Neumanns Pavillon ist übrigens direkt an der Bushaltestelle nach Würzburg, also gewiss nicht zu verfehlen.

———-
Zum Weiterlesen:
Bruno Rottenbach: Chronik Mark Randersacker. Eigenverlag Markt Randersacker, 1988.

Kommentare (4)

  1. #1 DocCarlos
    26. November 2019

    Man hat sich ja seit 2002 irgendwie an die neue Währung gewöhnt, da rutscht einem die alte Schreibweise “50-DM-Schein” gar nicht so leicht aus der Feder …

    • #2 Joseph Kuhn
      26. November 2019

      … danke. Habe von Euro auf DM umgestellt 😉

  2. #3 RPGNo1
    26. November 2019

    Als ich “Balthasar Neumann” in der Überschrift las, fiel mir als erstes auch gleich der 50 DM-Schein ein. Seine Tätigkeit als Baumeister trat in den Hintergrund.

    Es ist schon komisch, wie bewusst einem die DM-Scheine noch sind, obwohl es sie seit 17 Jahren nicht mehr gibt. Meinen Neffen werde ich wohl irgendwann einmal erklären müssen, was denn die DM war, die haben keinerlei Vorstellung. Noch interessanter wird es wohl werden, wenn sie einmal die “alte” Serie entdecken sollten, die bis Anfang der 90er Jahre im Umlauf war.

  3. #4 Onkel Michael
    https://onkelmichael.blog
    26. November 2019

    Als erstes fällt mir als Oberfranken bei Balthasar Neumann natürlich die Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen ein, die nach seinen Plänen geschaffen wurde. Gemeinsam mit Kloster Banz ein einmaliges Landschaftsensemble am Obermain.