Antibiotika-Einsatz reduzieren

Darüber, dass der Antibiotika-Einsatz in der Humanmedizin wie in der Landwirtschaft reduziert werden muss, besteht breiter Konsens. Im letzten November hat der bayerische Landtag eine Studie beauftragt, die prüfen soll, ob dazu auch alternativmedizinische Methoden geeignet sind. Im Beschluss vom 7.11.2019, Drucksache18/4640, heißt es:

„Die Staatsregierung wird aufgefordert, durch eine Studie zu untersuchen bzw. untersuchen zu lassen, wie ein reduzierter Antibiotikaeinsatz im medizinischen Bereich realisiert werden kann. Dabei soll auch und insbesondere die Rolle alternativmedizinischer Methoden in den Blick genommen werden. Auch soll in diesem Zusammenhang eine mögliche positive Rolle von ggf. ergänzend verabreichten homöopathischen Präparaten beleuchtet werden.“

Damals gab es ein erhebliches, durchweg negatives Medienecho, nicht zuletzt, weil in der Begründung des Antrags die Wirksamkeit der Homöopathie bei Sepsis, also Blutvergiftung, behauptet wurde. Der Bayerische Landtag hat nun beschlossen, für die Studie statt wie bisher berichtet 400.000 Euro sogar 800.000 Euro bereitzustellen. Gründe dafür wurden bisher nicht mitgeteilt.

Erfolgreicher Lobbyismus

Dass der Bayerische Landtag in der Sache so engagiert ist, schreibt sich die Carstens-Stiftung zugute:

„Die Studienlage spricht dafür, dass Antibiotika bei URTIs vermutlich mehr Schaden als Nutzen anrichten. Die Evidenzlage zur Homöopathie hingegen weist deutlich auf positive Effekte hin. Letztgültige Schlussfolgerungen sind aber aufgrund der eingeschränkten methodischen Qualität vieler Studien nicht möglich. Angesichts der weltweit immer dringlicher werdenden Resistenzproblematik hat der bayerische Landtag daher einen wegweisenden Schritt getan: Mit Spitzenforschung aus Steuermitteln wird nun die Evidenzlage zur Homöopathie verbessert. Wenn die nunmehr anzustrengende Studie ähnliche Resultate erbringt, wie die bereits vorliegenden, könnte damit ein wichtiger Beitrag für die Reduktion von Antibiotikaverschreibungen geleistet werden.
Die Carstens-Stiftung konnte durch wissenschaftliche Expertise und Bereitstellung von Studiendaten diese Entscheidung erfolgreich begleiten.
Wir freuen uns: Unser Einsatz zeigt Wirkung.“

Mag sein, dass der Einsatz der Carstens-Stiftung Wirkung zeigt, der Einsatz von Homöopathika zeigt jedenfalls keine Wirkung über Placebo hinaus. Daran ändern auch einzelne für die Homöopathie positive Studien nichts. Gibt es viele Studien, gibt es schon zufallsbedingt auch positive. Das Gesamtbild bleibt ernüchternd. Kein Wunder, dass nach Auskunft des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bisher kein homöopathisches Mittel auf der Grundlage von Wirksamkeitsstudien zugelassen wurde.

Der Verweis der Carstens-Stiftung auf das Versagen von Antibiotika bei Infekten der oberen Atemwege in diesem Zusammenhang ist einerseits irreführend, andererseits wegweisend. Irreführend, weil bekanntermaßen solche Infekte ganz überwiegend von Viren verursacht werden, vor allem Rhinoviren und Coronaviren. Da helfen Antibiotika natürlich nicht, es sei denn, es kommt eine bakterielle Superinfektion dazu. Daher sollen solche Infekte bei normalem Verlauf symptomatisch behandelt werden. Nach einer Woche sind sie von alleine vorbei, Antibiotika sind genauso unnötig wie Homöopathika, auch wenn es mit Homöopathika nur sieben Tage dauern sollte.

Auf das Studiendesign kommt es an

Wegweisend ist die Bemerkung, weil bei banalen Infekten trotzdem häufig Antibiotika verschrieben werden. Wenn man die bayerische Studie also daraufhin ausrichtet, zu untersuchen, welche „alternativmedizinischen Methoden“, vom Kamillentee bis zum Inhalieren, bei banalen Infekten am ehesten den Verzicht auf unnötige Antibiotika erleichtern, und ob zusätzliche Globuligaben diese Bereitschaft weiter stärken, bei welchen Patienten das der Fall ist und was gleichwertige „Alternativen“ zu Globuli sind, dann wäre das zumindest als psychologische Akzeptanzstudie kein hinausgeworfenes Geld.

Sollten sich Homöopathika als besonders starke Motivatoren zum Verzicht auf unnötige Antibiotika erweisen, müsste man sich allerdings überlegen, ob und ggf. wie man sie einsetzen kann, ohne die Patienten zu belügen. Denn pharmakologisch bleiben sie ja wirkungslos. Empfehlungen zum ethisch vertretbaren Einsatz von Placebos hat die Bundesärztekammer übrigens schon vor vielen Jahren veröffentlicht – mit einem prominenten Homöopathie-Befürworter als Mitautor. Die Homöopathen müssten sich dann nur noch daran halten.

Und wenn der Landtag die nächsten 800.000 Euro dafür ausgibt, den Zugang zu „sauberem Wissen“ zu verbessern, damit die Gesundheitskompetenz der Menschen gestärkt wird und sie wirklich informierte Entscheidungen treffen können und nicht mehr so oft auf die Idee kommen, Homöopathika könnten ihnen helfen, könnte aus alldem sogar noch eine runde Sache werden. Die Wirksamkeit der Carstens-Stiftung würde dann abnehmen und seichte Studien, die angeblich die Wirkung der Homöopathie bei Sepsis belegen, würden hoffentlich auch nicht mehr in der Begründung von Landtagsanträgen auftauchen. Auch die Gesundheitskompetenz von Politikern kann noch verbessert werden. Ich bin gespannt, in welche Richtung die Studie gehen wird und wer sie macht.

Kommentare (42)

  1. #1 noch'n Flo
    Schoggiland
    14. Februar 2020

    Ich behaupte mal, dass mit 800’000 Euro das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. So, wie das mit politischen Grossprojekten in Deutschland läuft, ist da nach oben noch viel Luft. Unter 5 Mio. sollte sich die Carstens-Gesellschaft nun wirklich nicht abspeisen lassen, sonst werden die noch von BER und S21 ausgelacht. 😛

    • #2 Joseph Kuhn
      14. Februar 2020

      @ noch’n Flo:

      Das Interessante am Zusammenspiel von Carstens-Stiftung und Landtag ist ja, dass die Carstens-Stiftung das Geld locker aufgebracht hätte. Aber sie hat ihren Einfluss anders spielen lassen. Viel besser als wie wenn sie finanziert, ist es doch, wenn der bayerische Landtag finanziert. Das ist genauso, wie es besser ist, wenn überteuerter Zucker in der Apotheke verkauft wird und nicht im Supermarktregal.

  2. #3 RPGNo1
    14. Februar 2020

    Es ist ganz einfach. Wenn die von Steuergeldern bezahlte Studie negative Ergebnisse in Bezug auf die Homöopathie ergibt (wovon an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszugehen ist), dann werden die Homöopathieapologeten ebenso sicher Ausreden finden, diese Studie zu negieren:
    – Das Studiendesign war schlecht.
    – Es gibt dennoch “positive” Studien.
    – Das Ergebnis sagt gar nichts, es muss NOCH MEHR geforscht werden.
    – Es gab eine “höherwertige erste Studie”, die unterschlagen wird.
    – Homöpathie unterliegt anderen naturwissenschaftlichen Gesetzen, deswegen ha tman nicht gefunden.
    – Und sie wirkt doch!!!!einself11 *Auf den Boden stampfen*

    Habe ich etwas vergessen?

  3. #4 stone1
    14. Februar 2020

    @Joseph Kuhn

    statt wie bisher berichtet 400.00 Euro sogar 800.000 Euro bereitzustellen

    Ist da eine 0 verlorengegangen oder handelt es sich tatsächlich um so eine gewaltige Steigerung?

    • #5 Joseph Kuhn
      14. Februar 2020

      @ stone1:

      Danke für den Hinweis. Habe D1 (de-)potenziert.

  4. #6 stone1
    14. Februar 2020

    Ah, okay, ich seh grad im verlinkten Beitrag steht ‘Verdoppelung’, alles klar und schlimm genug.

  5. #7 ajki
    14. Februar 2020

    “…etwas vergessen?”

    Ich glaube nicht – aber die Abwandelungen könnten besser rausgearbeitet werden: z.B. mir und meiner Katze hat’s IMMER geholfen!, irgendwas mit Quanten, alle Miesepeter und Skeptizisten sind von der Farmerlobbie gekauft! ….

  6. #8 Lercherl
    15. Februar 2020

    URTI steht hier ohne Erklärung. Steht wohl für “Upper Respiratory Tract Infection”, nehme ich an.

  7. #9 echt?
    15. Februar 2020

    Der Experimentator hat nicht an die Wirksamkeit geglaubt.
    Die Wirksamkeit kann nicht im Labor überprüft werden, da dort das natürliche Schwingungsfeld gestört ist.
    Die Wirksamsamkeit stellte sich nicht ein, da parallel das 5G-Netz ausgebaut wird und außerdem Chemtrail vorhanden waren.
    Die Pharmamafia hat das Team unterwandert.

  8. #10 borstel
    15. Februar 2020

    …und dann standen auch noch die Sterne ungünstig…

  9. #11 Joseph Kuhn
    15. Februar 2020

    Am Rande:

    Die bayerische Ärztekammer scheint nach wie vor keine Probleme mit der Homöopathie zu haben. Unter der Veranstaltungsnummer 1010044 gibt es am 5.3.2020 einen “Fachvortrag” zum Thema “Homöopathie in der Palliativmedizin”, honoriert mit zwei Fortbildungspunkten. Referent ist der Homöopath Herbert Michalczyk, der im Mai auch beim Homöopathenkongress in Lindau dabei ist.

    Vielleicht sollte Herr Botzlar, der Vizepräsident der bayerischen Ärztekammer, der sich gerade so erfreulich kritisch zum Heilpraktikerwesen positioniert hat, auch beim ärztlichen Fortbildungswesen noch mal genauer hinsehen? Heißt es doch in der Ärztlichen Berufsordnung § 2 (3): “Eine gewissenhafte Ausübung des Berufs erfordert insbesondere die notwendige fachliche Qualifikation und die Beachtung des anerkannten Standes der medizinischen Erkenntnisse.”

  10. #12 Joseph Kuhn
    15. Februar 2020

    Ganz am Rande:

    Es scheint der eine oder andere Kommentar im Spam verschwunden zu sein. Wer seinen Kommentar vermisst: bitte nochmal posten, ich schaue sicherheitshalber die nächsten zwei Tage den Spamfilter mal durch.

  11. #13 rolak
    15. Februar 2020

    beim ärztlichen Fortbildungswesen noch mal genauer hinsehen?

    Unbedingt! Sonst könnten noch mehr Menschen auf die Idee kommen, ‘Fortbildung’ hieße es deswegen, weil nachher mehr Bildung fort ist.

    im Spam verschwunden

    Ui, was für ein gruseliges Bild – in diese zähe Masse hineingepresst zu werden^^ Bei EMails scheint das fast normal, zumindest üblich zu sein – denn wie oft hieß es schon ‘boah ey, den hamse ja mit spam regelrecht zugeschissen!’
    Und so schicken wir einen neuen Kommentar auf die ach so gefährliche Reise…

  12. #14 quasus
    15. Februar 2020

    ….und Sie, lieber Herr Kuhn, glauben zu wissen, was der “anerkannte(n) Standes der medizinischen Erkenntnisse.” ist?
    Diesen Kommentar hätte ich nicht von Ihnen erwartet!
    Der geht quasi ad hominem!

    “Wie glaubwürdig ist Evidenzbasierte Medizin? Eine Kritik am Beispiel der Antidepressiva”
    19FS_Antrittsvorlesungen”
    https://tube.switch.ch/cast/videos/0617c80b-2abb-4736-85bd-4604a2d99869

    • #15 Joseph Kuhn
      16. Februar 2020

      @ quasus:

      1. Ein ad hominem-Argument ist im heute gängigen Sprachgebrauch eines, das eine Aussage nicht auf der inhaltlichen Ebene angreift, sondern die Glaubwürdigkeit der Person infrage stellt, die die Aussage getätigt hat. Wenn Zitieren aus der Ärztlichen Berufsordnung die Glaubwürdigkeit von Herrn Michalczyk infragestellt, dann ist das kein ad honinem-Argument in diesem Sinne. Es gibt einen älteren Sprachgebrauch, der ad hominem als Rede an die eigene Gemeinde versteht. In diesem Sinne hätte ich ad hominem gesprochen und ich wäre von Ihren altphilologischen Kenntnissen beeindruckt, falls Sie das so gemeint haben. Den Konjunktiv in diesem Satz dürfen sie übrigens als ad hominem im ersten Sinne lesen.

      2. Die Kritik an der Wirksamkeit von Antidepressiva stellt keine Kritik an der Evidenzbasierten Medizin dar, sondern im Gegenteil einen Anwendungsfall von Evidenzbasierter Medizin. Ohne Studien, die untersucht hätten, wie gut Antidepressiva wirken und mit welchen Nebenwirkungen sie verbunden sind, gäbe es diese Kritik nicht. Zu sagen, dass Sie das offensichtlich nicht verstanden haben, ist wiederum kein ad hominem, sondern evident, evident in einem anderen Wortsinn als in der evidenzbasierten Medizin.

      3. Eine Kritik an der Evidenzbasierten Medizin, also am Grundsatz, dass man schauen soll, was Studien sagen und das in der Behandlung von Patienten vor dem Hintergrund der klinischen Erfahrung und der Patientenpräferenzen anwenden soll, ist schwer zu formulieren. Welche der drei Säulen der Evidenzbasierten Medizin würden Sie denn ablehnen? Vermutlich die Berücksichtigung der Studienlage. Dann bezweifeln Sie, dass es überhaupt einen “anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse” gibt und die Berufsordnung hier sinnvoll ist. Schreiben Sie das doch der Ärztekammer, nur überlegen Sie voher, wie Sie das begründen. Studien dürfen Sie dazu nicht anführen.

      4. Der “anerkannte Stand der medizinischen Erkenntnisse” bedeutet nicht, dass es dabei um Erkenntnisse geht, die über jeden Zweifel erhaben sind und die nicht kritisiert werden können. Solche Erkenntnisse sind in der Medizin selten. Dass ein Mensch nicht dauerhaft ohne Herz leben kann, gehört dazu. Aber sonst? Erkenntnisse, die angeblich über jeden Zweifel erhaben sind, sind getarnte Glaubensbekenntnisse. Der Glaube an die Wirksamkeit der Homöopathie gehört dazu. Wenn Homöopathen ad hominem zur eigenen Gemeinde sprechen (siehe oben, zweiter Wortsinn), behandeln sie diesen Glauben als Erkenntnis.

      5. Wenn Sie sich jetzt nicht ernst genommen fühlen, haben Sie recht. Wenn Sie sagen, Sie könnten deswegen meinen Kommentar nicht ernst nehmen, wäre das ein ad hominem.

      Noch Fragen?

  13. #16 Uli Schoppe
    15. Februar 2020

    Kann das damit zusammenhängen das man angeblich in einem Beitrag von FF nicht mehr posten kann?

  14. #17 noch'n Flo
    Schoggiland
    15. Februar 2020

    @ Uli Schoppe:

    Die SB-Plattform hat von Zeit zu Zeit mal Kommentar-Schluckauf. Meistens nach Wartungsarbeiten, das kam in den letzten Jahren immer wieder mal vor.

    Eine kurze Info an Jürgen Schönstein hat sich da oftmals als hilfreich erwiesen.

  15. #18 quasus
    16. Februar 2020

    Mir scheint, Sie haben den Titel des Vortrags nicht wirklich verstanden bzw. den Vortrag selbst nicht angeschaut:
    AM BEISPIEL der Antidepressiva wird illustriert, wie in der GESAMTEN angeblich so noblen Welt der EBM betrogen wird nach Biegen und Brechen (siehe auch Manipulation des NHMRC-Berichts 2015 mit willkürlicher “Elimination” von Studien mit einer Teilnehmerzahl<150, dessen Fragwürdigkeit sogar die INH nicht leugnen kann).
    Im Vergleich dazu erscheinen mir die Homöopathen geradezu ehrlich , wenn nicht gar naiv…

    • #19 Joseph Kuhn
      16. Februar 2020

      @ quasus:

      1. Wie kann denn das Beispiel Antidepressiva, deren Nutzen niemand so vehement wie Peter Gøtzsche kritisiert hat, und zwar mit den Mitteln der EBM, gegen die EBM sprechen? Denken Sie mal darüber nach. Sie verwechseln den pharmaverseuchten Studienbetrieb mit EBM. Die Evidenzbasierte Medizin dient genau dazu, im Nebel der guten und schlechten Studien, der ehrlichen und der manipulierten Studien, die Spreu vom Weizen zu trennen.

      Und natürlich dazu, nicht einfach ungeprüft Traditionen weiterzutragen. Da könnte sich die Homöopathie angesprochen fühlen, obwohl sie in der Alltagspraxis der EBM praktisch keine Rolle spielt. Zählen Sie mal die Beiträge, die sich auf dem gerade laufenden EBM-Kongress mit der Homöopathie beschäftigen.

      Davon abgesehen: Weder propagiere ich den nicht indizierten Einsatz von Antidepressiva und schon gar nicht möchte ich Antidepressiva als “alternativmedizinisches Mittel” anstelle nicht indizierter Antibiotika untersuchen lassen.

      2. Was das Märchen von der angeblich manipulierten Übersichtsarbeit aus Australien angeht, ist schon lange alles gesagt:
      https://netzwerk-homoeopathie.info/der-unterdrueckte-erste-report-des-nhmrc-quelle-von-ermutigender-evidenz/
      https://netzwerk-homoeopathie.info/stellungnahme-des-informationsnetzwerks-homoeopathie-zur-beschwerde-des-hri-ueber-das-review-des-australischen-gesundheitsministeriums-nhmrc/

      Auf diese Story gehe ich nicht mehr ein, wir spielen hier nicht “Hier ist nochmal das Stöckchen, bitte nochmal darüberspringen”. Ganz davon abgesehen, dass die Kritik an der Homöopathie nun wirklich nicht an der Übersichtsarbeit des NHMRC hängt. In der Homöopathieszene ist die Arbeit ja regelrecht zu einem Fetisch geworden – passt natürlich dazu, dass auch Globuli Fetisch-Charakter haben und magisches Denken tradieren.

      Im Übrigen versucht auch das Homöopathie-Institut HRI seine Vorwürfe in der Sprache der Evidenzbasierten Medizin vorzubringen, z.B. es seien angeblich ungerechtfertigt Studien ausgeschlossen worden, es seien “ermutigende Hinweise” abgewertet worden usw. Fällt Ihnen nicht einmal dieser Widerspruch Ihrer Argumentation auf?

      3. Viele Homöopathen mögen ehrlich und naiv sein, aber manche sind auch einfach nur knallharte Geschäftemacher und Lobbyisten. Die homöopathische Fraktion der Pharmaindustrie war sich ja nicht einmal zu schade, mit juristischer Rabulistik und gegen besseres Wissen in der Sache gegen Kritiker vorzugehen, oder seinerzeit Hetzblogs wie den von Herrn Fritzsche zu finanzieren.

      Gehören Sie zu den “Ehrlichen” und “Naiven”? Oder verteidigen Sie auch nur Ihr Geschäft?

  16. #20 rolak
    16. Februar 2020

    Sie haben den Titel des Vortrags nicht wirklich verstanden

    Da hat wohl jemand nicht verstanden, was der Titel über den Vortrag aussagt.

    .. bzw. den Vortrag selbst nicht angeschaut

    ..und zack, wird die Übertragung unübersehbar. Wie auch immer welche Formulierung des Vortrages gemeint oder verstanden worden sein mag: Tatsächlich wird nicht die EBM kritisiert, sondern anhand eines Beispieles gezeigt, daß die EBM nicht gegen unerwünschte Beeinflussung immun ist (was sie mit egal welchem anderen Bewertungssystem gemeinsam hat) und wie gewisse Elemente der Pharmaindustrie dies ausnutzen.
    Wenn also aufgrund dieses Vortrages irgendeine Instanz als adressiert genannt werden kann, dann sind es Pharmaindustrie und Politik – die einen als unerwünschte Störer, die anderen als Bremser von Reformen. Die, das hat der quasselnde quasus anscheinend völlig übersehen/hört, nicht nur existieren, sondern sogar im Vortrag dargelegt werden.

    Der Vortrag ist im Übrigen selbstverständlich, und das treibt das von außen wahrnehmbare Verständnis von quasus quasi unter Null, selbst ein Element der EBM; würde, wenn quasus auch nur ansatzweise Recht hätte, sich selber diskreditieren und quasus’ PseudoKritik überdeutlich als das darstellen, was sie auch so schon ist: ohne jeden Realitätsbezug.

  17. #21 quasus
    16. Februar 2020

    ” mit juristischer Rabulistik und gegen besseres Wissen in der Sache gegen Kritiker vorzugehen,”…
    Gegen besseres Wissen???
    Die haben völlig zu recht die wissenschaftliche Falsch-Aussage “KEINE über Placebo hinausgehende Effekte..” blosgelegt, wo sogar Aust zugibt:
    “Außerdem sollten Sie meine Äußerungen und die des INH noch einmal genauer lesen: Unsere Aussage ist, dass es keine belastbare / zuverlässige / überzeugende Evidenz für eine Wirksamkeit über Placebo hinaus gibt.
    Also nicht„keine“
    sondern „keine aussagekräftige“, was in der
    absoluten Anzahl ja einen Unterschied macht. So wie „kein Bier“
    etwas anderes ist als „kein gutes Bier“. “…………..

    • #22 Joseph Kuhn
      16. Februar 2020

      @ quasus:

      “Gegen besseres Wissen???”

      Exakt. Lesen Sie, was Hevert schrieb. Er räumt offen ein, dass es keine der normalen Arzneimittelzulassung vergleichbaren Wirksamkeitsnachweise gibt und er die Unterlassungserklärung auf eine juristische Wirksamkeitsfiktion im Arzneimittelrecht stützt. Vielleicht verstehen Sie das alles nicht, dann lassen Sie es sich von jemandem erklären.

      “wo sogar Aust zugibt”

      Sie üben sich da zwar auch etwas in Rabulistik, aber Sie scheinen wirklich nicht zu verstehen, um was es geht. Aust geht davon aus, dass man prinzipiell nicht zeigen könne, dass Homöopathie nicht wirkt, daher seine vorsichtigere Formulierung. Ich sehe das übrigens anders, nebenbei bemerkt: Wenn man wiederholt und in verschiedenen Kontexten keine “belastbare / zuverlässige / überzeugende Evidenz für eine Wirksamkeit über Placebo hinaus” gefunden hat, sollte man es einfach mal gut sein lassen und arabeskenfrei sagen, was Sache ist: Es gibt keine Wirksamkeit über Placebo hinaus. Da ist kein Bier.

      Sie halten mir immer neue Stöckchen hin, beantworten aber selbst nach guter Sitte der provokativen Selbstgerechten keine Frage. Also, verteidigen Sie Ihr Geschäft? Falls ja, warum legen Sie Ihren Interessenkonflikt nicht offen?

  18. #23 RPGNo1
    16. Februar 2020

    @quasus
    Nebelkerzen zünden, rote Heringe auselgen, Torpfosten verschieben, whataboutism…

    Kommt auch noch etwas Subtanzielles zum Thema Homöopathie? Wahrscheinlich nicht, wenn ich so ihre früheren Kommentare sehe, wie hier, hier oder hier.

    Mal so unter uns Pharmaexperten, wieviel zahlt Ihnen denn die Homomöopathieindustrie für die Verbreitung von Propaganda?

    • #24 Joseph Kuhn
      16. Februar 2020

      @ RPGNo1:

      “wieviel zahlt Ihnen denn die Homomöopathieindustrie für die Verbreitung von Propaganda?”

      Vermutlich nichts. Oder würdest du jemandem, der so argumentiert, Geld geben?

  19. #25 quasus
    16. Februar 2020

    “….nicht keine…”:
    Efficacy of individualized homeopathy in bronchial asthma in adults: Double-blind, randomized, placebo-controlled, clinical trial in the context of usual care
    Conclusion
    UC + IH produced significantly better effect than UC + P in this trial, indicating homeopathy seemed superior to placebo. Further evaluation involving a larger sample in a multi-centre design is necessary prior to making firm recommendations. [Trial registration: CTRI/2017/08/009192].
    https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2212958817301015
    “…nicht keine..”:
    Efficacy of individualized homeopathic treatment of insomnia: Double-blind, randomized, placebo-controlled clinical trial
    Conclusion
    IH seemed to produce significantly better effect than placebo. Rigorous trials and independent replications are warranted.
    https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S096522991830829X?via%3Dihub
    Mit “…nicht keine…” hat er irgendwie recht, der Herr Aust!
    Und mit der redlichen [!] Relativierung auf:
    “INH – Informationen über Homöopathie
    @homeopathy_inh
    “PS: Etwas anders als im BR-Beitrag [bzw.] oben suggeriert, soll zum Glück nur ein Teil der 800‘000€ für #Homöopathie-Forschung verwendet werden. Der Rest geht in durchaus sinnvolle und notwendige Fragestellungen zur Bekämpfung multiresistenter Keime.”
    …tritt er [?] sogar allen Anti-Homöopathie-Polemikern mit wohltuender Objektivität entgegen!
    Darf´s a bisserl mehr sein?

    • #26 Joseph Kuhn
      16. Februar 2020

      @ quasus:

      “Darf´s a bisserl mehr sein?”

      Ja bitte. Haben Sie eine Quelle dafür, dass nur ein Teil der 800.000 für diese Studie verwendet werden soll? Schließlich stützt sich diese Aussage u.a. auf eine Pressemitteilung der SPD, die war dabei.

      Und auch was Ihren potentiellen Interessenkonflikt angeht, hätte ich nach wie vor gerne etwas mehr. Verteidigen Sie Ihr Geschäft? Ich habe vom Sprachduktus Ihres letzten Kommentars her eine Vermutung, wer Sie sind. Warum können Sie nicht einfach die Karten offen auf den Tisch legen?

      Und etwas weniger darf es auch sein. Hören Sie bitte auf, mit Links aus windigen Alternativmedizinjournalen um sich zu schmeißen, wenn selbst dort das Fazit lautet: “Further evaluation involving a larger sample in a multi-centre design is necessary prior to making firm recommendations” oder “Rigorous trials and independent replications are warranted.” Das wäre ein Beitrag zur Informationsmüllvermeidung.

      Wenn ich würfle, kommt auch ab und zu die Zahl 6, wenn ich nicht allzu lange würfle, vielleicht sogar häufiger als erwartet. Deswegen behaupte ich aber nicht, das sei eine “ermutigende Evidenz” dafür, dass ich ein besonderes Talent für Sechsen habe.

  20. #27 Udo Endruscheit
    Essen
    16. Februar 2020

    @quasus:
    Sie haben immer noch nicht verstanden, was eine “Gesamtevidenz” ist. Seis drum.

    Ich nehme zusätzlich mit Interesse zur Kenntnis, dass sie die Bemühung des INH um objektiv richtige Berichterstattung zum Anlass von Spott nehmen. Bemerkenswert, zumal Sie auch noch meinen, ohne jeglichen Beleg dafür mit Dr. Aust hier auch noch “den Richtigen” angesprochen zu haben.

    Ich meinesteils stoße mich nicht an der in den Presseberichten durchweg verwendeten Begrifflichkeit “Homöopathiestudie”. Dies wird durch die Semantik des Beschlusstextes ausreichend gerechtfertigt, der sich durch immer weitere Präzisierungen von einem allgemeinen Auftrag über “auch” und dann “insbesondere alternativmedizinische Methoden” bis hin zur “möglichen positiven (sic!) Rolle von ggf. begleitend eingesetzen homöopathischen Präparaten” sichtlich steigert. Die Absicht spürt man wohl – und mir fehlt auch nicht der Glaube.

    Wie dem auch sei, der Schaden besteht nach meiner Ansicht derzeit bereits hauptsächlich darin, der Homöopathie wiederum durch diesen Beschluss öffentliche Glaubwürdigkeit verschafft und damit zweifellos der homöopathischen Lobby ein weiteres Mal politische Reverenz erwiesen zu haben.

    Aber seien Sie beruhigt, uns verbindet eines: Die gespannte Erwartung, was das Ministerium Huml in Sachen Umsetzung des Beschlusses wohl tun wird und was dabei herauskommen wird.
    Warten wir es ab.

  21. #28 uwe hauptschueler
    17. Februar 2020

    Der bayrische Landtag sollte unbedingt auch nochmal prüfen lassen, ob die Erde WIRKLICH keine Scheibe ist.

    von Thomas R
    Für 800 000 Ocken findet sich auch dafür jemand, der darüber unvoreingenommen prüft.

  22. #29 Uli Schoppe
    17. Februar 2020

    @uwe war jetzt echt Treffer versenkt 🙂

    Wer ist denn vermutlich quasus?

  23. #30 ajki
    17. Februar 2020

    #29, “Wer ist denn vermutlich…”

    Ist doch egal. Irgendein haupt- oder nebenamtlicher Propagandist der Eso-Fraktion findet sich immer. Sie wachsen auch immer wieder nach. Es wird NIE aufhören, solange die öffentliche Hand nicht sämtliche Sonderkonditionen für Eso-Kram aus dem Public Health-Sektor entfernt. Und selbst dann wohl nicht, weil sie dann merken würden, dass sie unter regulären Marktbedingungen (also ohne Krankenkassen-Mist oder dümmliche Apothekenpflicht) noch viel mehr trommeln können und noch viel mehr Kohle reinkommt.

  24. #31 RPGNo1
    17. Februar 2020

    @Uli Schoppe

    Joseph Kuhns Anmerkung sowie die Art und Weise des Kommentierens (u.a. Großbuchstaben, um einzelne Aussagen zu betonen; Verweis auf Norbert Aust; die Verwendung von “bisserl”) lassen mich diesen Herren vermuten.

  25. #32 Joseph Kuhn
    18. Februar 2020

    Heute Neues?

    Bekanntlich haben bei mir alle Parteien die Chance, kritisiert zu werden. Sie müssen nur die nötige Gedankenarmut aufbringen, was den meisten nicht schwerfällt. Die SPD hat diese Chance nicht nur beim Thema Homöopathie immer wieder ausgiebig genutzt. Zur Abwechslung mal was Positives: Die SPD will heute im Gesundheitsausschuss des Landtags etwas mehr über die Homöopathie-Studie in Erfahrung bringen, auch, warum sie jetzt 800.000 Euro kosten darf. Ich bin gespannt.

  26. #33 Joseph Kuhn
    18. Februar 2020

    Heute nichts Neues

    Der Antrag der SPD auf Berichterstattung zur Studie wurde im Gesundheitsausschuss abgelehnt: https://www.sueddeutsche.de/bayern/gesundheitspolitik-unfug-und-brandgefaehrlich-1.4803283

  27. #34 Joseph Kuhn
    19. Februar 2020

    Ein Nachtrag:

    Auf dem Landtagsserver ist jetzt der Beschlussantrag zur Mittelerhöhung (Drucksache18/6127) online, der weitere Beratungsverlauf noch nicht.

  28. #35 Uli Schoppe
    8. März 2020

    Wo wir beim Thema Geld zum Fenster raus schmeißen sind, ist das wirklich so das man das in Australien jetzt schon wieder aufdröselt?

    …..”Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt und das Schlagen gegen die Wand verursachte schließlich einen Riss, der einige wichtige Zugeständnisse machte. Einige davon wurden in den Sitzungsergebnissen der Sitzung des Expertenbeirats für die Überprüfung natürlicher Therapien am 28. November 2019 mitgeteilt (das Gremium wurde gebildet, um den Chief Medical Officer bei der Überprüfung zu beraten).[…]

  29. […] hat die Alternativmedizinlobby in der CSU in Bayern viele Freunde. Ob Jens Behnke, Programmleiter für Integrative Medizin bei der Karl und Veronica […]

  30. #38 RainerO
    18. Februar 2023

    Es ist so sinnlos, zum Verzweifeln.
    Im Verbrennen von Geld sind die Politiker an anderer Stelle durchaus noch effektiver (um Whataboutismen vorzubeugen), aber hier steht schon im Voraus fest, dass jeder Cent an anderer Stelle sinnvoller angelegt wäre, z.B. in ca. 1.000 Zahnspangen, oder ca. 8.000 psychotherapeutischen Sitzungen.

  31. #39 Hans-Werner Bertelsen
    Bremen
    18. Februar 2023

    #37 Joseph Kuhn

    Vor 3 Wochen hatte ich Prof. Renders geschrieben und ihn hierzu befragt. Ich bin mit ihm in Kontakt…

    • #40 Joseph Kuhn
      19. Februar 2023

      @ Hans-Werner Bertelsen:

      Fragen Sie ihn doch mal, wie die Homöopathin Katharina Gaertner ins Studienteam kam und was ihre Aufgaben sind. Im Studienregister wird sie als study contact backup geführt, was auf eine leitende Rolle hindeutet.

      Oder ob das Votum der Ethikkommission sich mit dieser Studienkritik auseinandergesetzt hat: https://link.springer.com/article/10.1007/s00481-020-00593-z

      Die Studie ist durch die Ausrichtung auf präventive Effekte einerseits ethisch entlastet, weil keine schweren Infektionen mit einer ungeeigneten Therapie behandelt werden, obwohl es eine wirksame Standardtherapie gibt, andererseits passt der präventive Einsatz nicht wirklich zum Konzept der Homöopathie. Was wird da eigentlich nach dem Simile-Prinzip behandelt?

  32. #41 Adent
    20. Februar 2023

    @Joseph

    Was wird da eigentlich nach dem Simile-Prinzip behandelt?

    Die Hoffnung 🙂
    Man hofft ein ganz kleines bisschen es würde bei der Studie etwas positives für die HP herauskommen, daher ist, da nichts dabei rauskommt, das eigentliche Ergebnis, dass man noch viel mehr hoffen muss jemals etwas positives von der HP zu bekommen

    • #42 Joseph Kuhn
      20. Februar 2023

      @ Adent:

      Hoffnung als Krankheit? Aber ganz daneben ist das nicht. Die Homöopathen würden vermutlich sagen, man behandelt eine „Infektanfälligkeit“. So wird ein Körper-Umwelt-Verhältnis sprachlich zunächst zu einer individuellen Disposition gemacht und dann – am Maßstab irgendwelcher Normvorstellungen – zu einer behandlungsbedürftigen Krankheit.

      So funktioniert „disease mongering“. Man erfindet eine Eine Norm und erklärt jede Abweichung davon zur Krankheit. Das könnte auch „Hoffnung“ sein, wenn man Stoizismus als Norm ansieht. Oder eben „Infektanfälligkeit“, wenn man eine robuste Natur als Norm ansieht.