So sieht er aus: der Berliner Schlüssel. Er wird auch heute noch eingesetzt, aber seine Funktion dürfte den meisten ein Rätsel sein. Fotografiert habe ich ihn vor einigen Jahren mit meinem Handy im schummrigen Licht einer Berliner Kneipe. (Foto: Mäder)

Mein Lieblingsbeispiel für historische Rekonstruktionen ist aber der Berliner Schlüssel, den der Techniksoziologe Bruno Latour sogar zur Titelgeschichte eines seiner Bücher gemacht hat. Der Schlüssel ist in manchen Berliner Mietshäusern noch im Gebrauch, war aber vor hundert Jahren bekannter als heute. Was werden Archäologen denken, wenn sie diesen Schlüssel mit zwei Bärten einmal ausgraben? Werden sie ihn als rituelles Artefakt klassifizieren, weil sie sich keinen sinnvollen Einsatz vorstellen können? Das wäre weit gefehlt, denn der Zweck ist, dass man diesen Schlüssel durchstecken muss und ihn auf der anderen Seite der Tür erst wiederbekommt, wenn man abgeschlossen hat. Er ist also ein Instrument, um Mietern eine erwünschte Verhaltensweise nahezubringen. Doch die Kultur hat sich vom Gängeln zum Bitten und Mahnen gewandelt. Der Berliner Schlüssel wurde in vielen Fällen durch Schilder ersetzt, in denen mehr oder weniger freundlich daran erinnert wird, die Haustür doch bitte geschlossen zu halten.

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Kommentare (1)

  1. #1 Alex
    17. August 2016

    Die Vorstellung ist schon sehr interessant.

    Wir wissen nicht genau was vor 5000 Jahren gemacht wurde.
    Davor gab es keine uns bekannten Schriften.

    Aber in 5000 Jahren wird man alles über uns wissen, unsere Schriften meist in digitaler Form, wird es immer geben, oder sehe ich das falsch ?