Während des Klimagipfels in Marrakesch wurde an diesem Wochenende ein Rennen der Formel E ausgetragen. Die Batterie der Elektro-Rennwagen (hier eine Aufnahme aus dem Genfer Auto-Salon) hält ein halbes Rennen lang, so dass die Fahrer in einen frischen Wagen umsteigen müssen. (Foto: iStock/edaldridge)

Eins von Helbings Studienobjekten ist die Ampelsteuerung in Städten. Wenn der Verkehr von einem Zentralcomputer aus gesteuert wird, so Helbing, muss die Realität im Computermodell immer vereinfacht werden, um berechenbar zu sein. Legt man hingegen einige gute Regeln fest, nach denen jede Ampel auf den Verkehr an ihrer Kreuzung reagiert, lässt sich der Verkehrsfluss erhöhen. Denn dieses dezentrale System hat einen größeren Spielraum, um auf ungewöhnliche Situationen zu reagieren. Obendrein ist ein dezentrales System schwieriger zu manipulieren oder lahmzulegen als ein zentraler Computer. Digitale Plattformen der Sharing Economy, die Menschen mit passenden Bedürfnissen und Angeboten zusammenbringen und den direkten Austausch vereinfachen, sind für Helbing daher der richtige Ansatz, weil Ressourcen eingespart werden.

Auch die politische Diskussion könnte seiner Ansicht nach pluralistischer laufen: mit geeigneten Diskussionsforen. Beim Optimieren, schreibt Helbing, gebe es oft viele zweitrangige Lösungen, die zwar nicht optimal sind, aber trotzdem ziemlich gut. Sie sind oft auch nicht-optimale, aber gute Lösungen für andere Probleme, so dass man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Warum also nicht bei parlamentarischen Entscheidungen Spielräume einplanen oder mehrere Lösungen erlauben, damit Kommunen und Unternehmen die für sie beste Variante umsetzen?

Die kollektive Intelligenz ist zwar in Verruf geraten, aber das liegt auch an den Systemen. Die Likes auf Facebook sind zum Beispiel nicht der einzig denkbare Mechanismus, um Nachrichten nach Wichtigkeit zu ordnen. Likes gibt es vorrangig für die netten Dinge des Lebens, weshalb viele Katzenbilder in der Timeline auftauchen. Besser funktionieren die Empfehlungen bei spezialisierten Diensten wie Hotel-Buchungssystemen: Dort berichten Nutzer, die ein Hotel besucht haben, und man kann sich ihre Bewertungen für Geschäfts- oder Familienreisen getrennt anzeigen lassen. Viele denken auch mit Schaudern an die Kommentare unter Online-Artikeln, doch auch das ließe sich verbessern: durch das automatisierte Herausfiltern illegaler Äußerungen (dazu gibt es Projekte der Künstlichen Intelligenz) und das Zusammenführen von Meinungsäußerungen über kurze Umfragen statt ausführlichen Kommentaren von einer Minderheit.

Das lokale Aushandeln von Lösungen und das repräsentataive Diskutieren passen gut zum Weltklimavertrag von Paris, denn der sieht keine zentral verordneten Programme mehr vor. Vielmehr darf jedes Land selbst über seine Bemühungen entscheiden, es muss sie nur ehrlich präsentieren und sich mit den anderen Ländern vergleichen lassen.

Übrigens: hier geht’s zu einer kurzen Umfrage zum Thema Klimaschutz in Deutschland. Über die Ergebnisse werde ich an dieser Stelle berichten. Vielen Dank fürs Mitmachen!

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Kommentare (5)

  1. #1 Tim
    13. November 2016

    Viele Menschen halten den Klimawandel für eine Bedrohung, unterstützen eine ökologisch ausgerichtete Politik und reduzieren sogar ihren persönlichen Beitrag zu den CO2-Emissionen

    Natürlich sind wir auf dem Papier alle gegen den Klimawandel, aber an den individuellen CO2-Emissionen kann man ablesen, wie sehr jemand tatsächlich an eine Klimakatastrophe glaubt.

    Fast niemand hat heute diesen Glauben. Bzw. genauer formuliert: Fast niemand hält die künftigen Nachteile der fossilen Energie für größer als ihre heutigen Vorteile.

    Woher soll eine Wende kommen? Immer neue Katastrophenszenarien werden nichts ändern.

  2. #2 Alexander Mäder
    14. November 2016

    Erste Zwischenergebnisse zur Umfrage (22 Teilnehmer – vielen Dank ihnen allen!): Fast alle Teilnehmer finden, dass Deutschland noch nicht genug für den Klimaschutz tut. Bei der Frage, ob sich das in den nächsten Jahren ändern wird, gibt es kein klares Meinungsbild. Die in diesem Blogpost vorgestellten Ansätze halten zwei Drittel für sinnvoll. Und die Frage, ob eine Umfrage wie diese die Kommentare gut ergänze, sagten knapp 60 Prozent Ja.

    Die Textantworten werde ich noch auswerten. Und es ist weiterhin möglich, an der Umfrage teilzunehmen.

  3. #3 Dr. Webbaer
    15. November 2016

    Die Situation, die klimatologische, die auf den anthropogenen “zusätzlichen” CO2-Ausstoß zentrierte, die sogenannte Klimasensitivität [1] meinend, ist halt dilemmatisch.

    Die Spieltheorie kennt u.a. hierzu das Gefangenendilemma, aber auch andere Dilemmata, die dazu anleiten nichts zu tun oder gar zu defektieren (das Fachwort).

    Hier – ‘Das lokale Aushandeln von Lösungen und das repräsentataive Diskutieren passen gut zum Weltklimavertrag von Paris, denn der sieht keine zentral verordneten Programme mehr vor. Vielmehr darf jedes Land selbst über seine Bemühungen entscheiden, es muss sie nur ehrlich präsentieren und sich mit den anderen Ländern vergleichen lassen.’ (Artikeltext) – steifen dann auch einige ab, bspw. bei der ‘Ehrlichkeit’ und dem ‘Sich-Vergleichen-Lassen’.

    Zusammen an CO2-Ausstoß gespart werden, wird wohl nicht, nicht sozusagen protestantisch, dies darf auf den Planeten Erde bezogen vielleicht vorab verraten werden.
    Mitigation, auch das sog. Geo-Engineering betreffend oder andere (auch) unilaterale (!) Maßnahme wird dagegen wahrscheinlicher.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1]
    Vgl. :
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Klimasensitivit%C3%A4t
    (Diese Klimasensitivität liegt etwa bei + 1,2 K bei Verdoppelung des atmosphärischen CO2-Gehalts, sozusagen im Sinne der Bauphysik;, zeitgenössische Klimatologen rechnen hier sog. pois. Feedbacks ein und kommen auf höhere Werte – ansonsten könnten auch neg. Feedbacks vorliegen, die den Entscheidern einen wesentlich größeren, zeitlichen Spielraum geben könnten – Ökosysteme balancieren ja, oder?)

  4. #4 Dr. Webbaer
    15. November 2016

    *
    im Sinne der Bauphysik;[] zeitgenössische Klimatologen rechnen hier sog. po[]s. Feedbacks

  5. #5 biotec4u
    24. Januar 2017

    … der Mensch ist so – auch Venedig ist auf Holzpfosten mit Raubbau aufgebaut – und die ganze Hansekogge mit ihren Flotte liegt auf Meeresgrund.

    Mensch gedenke KLIMA gibts nur hier – das UNIVERSUM IST VAKKUUM und LUFTLEER – biotec4u