Heute morgen gab es dann noch eine Runde Vorträge, anschließend ging es für die meisten nach Göttingen, wo eine neue Ausstellung über Dinos eröffnet wurde. Da ich aber mit dem eigenen Auto unterwegs und von den anstrengenden Konferenztagen ziemlich müde war (und da meine Familie ja auch nicht vergessen soll, wie ich aussehe), habe ich mich dann auf den Weg nach Hause gemacht.

Und was macht nun ein Physiker/Materialwissenschaftler wie ich auf so einer Tagung? Lasse ich mir von der Uni mein Hobby finanzieren? Nicht ganz (wenn man davon absieht, dass die Uni mir eigentlich grundsätzlich mein Hobby finanziert, wann immer ich ein Gehalt überwiesen bekomme). Vor einigen Jahren habe ich per Internet einen der Konferenzteilnehmer namens Steve Gatesy kennengelernt und mit ihm (und John Hutchinson aus England) eine Veröffentlichung geschrieben. Die Konferenz war eine gute Gelegenheit, sich nach etwa 100000 mails mal persönlich kennenzulernen und über ein neues Projekt nachzudenken (und Steve hatte auch eine gute Idee). Auch einen zweiten Konferenzteilnehmer, der vor kurzem eine Arbeit über Fußspurensimulation geschrieben hat, wollte ich sprechen – und auch mit ihm gibt es vermutlich demnächst ein kleines Simulationsprojekt. Insofern hat sich das Treffen auch wissenschaftlich für mich gelohnt – die Vorträge sind bei solchen Veranstaltungen ja ohnehin vor allem der Rahmen, damit sich Wissenschaftlerinnen austauschen können.

Und wo wir gerade von Geld sprechen: Eine vergleichbare Konferenz (4 Exkursionen, Vollverpflegung mittags und abends) hätte in der Materialwissenschaft so etwa 600 bis 800 Euronen gekostet. Die Konferenzgebühr für das Dinosaur Track Symposium betrug lächerliche 50 Euronen – der Rest wurde von freundlichen Sponsoren getragen, darunter die “Schaumburger Landschaft” (eine Kulturförderungsorganisation), die Schaumburger Sparkasse und der Dinopark Münchehagen.

Und was passiert nun wissenschaftlich auf so einer Tagung? Das erfahrt ihr natürlich im zweiten Teil – mich kurz fassen war ja noch nie meine Stärke auf diesem Blog…

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Kommentare (15)

  1. #1 Christian A.
    17. April 2011

    Kann eigentlich jeder bei dieser Veranstaltung teilnehmen? Ich finde, dieses Symposium klingt äußerst lecker! Und wenn ja, sind die 50€ auch für fachfremde Interessenten?

    Und nochwas: Ich les diesen Blog seit Anfang mit, bin allerdings glaube ich noch nicht darüber gestolpert: “Vor einigen Jahren habe ich per Internet einen der Konferenzteilnehmer namens Steve Gatesy kennengelernt und mit ihm (und John Hutchinson aus England) eine Veröffentlichung geschrieben.” Wahnsinn … ehrlich! Wie ist das zustande gekommen? Ich vermute, dass ihr irgendwie darauf gekommen seid, dass deine Erfahrung in der Materialwissenschaft und Simulation von (unter anderem) mechanischen Vorgängen auch bei den Dinos nützlich sein könnte. Aber wer ist da auf wen zugegangen? Und ist die Methode komplett neu? Ihr schreibt ja im Abstract “new method”, hat die vorher noch niemand verwendet?

    Ich muss sagen, da hätte ich auch mal Bock drauf. 50 Tacken kann man mal löhnen, Hotel geht auch, Urlaub genommen und hin da! (Wär nur blöd, wenn das Symposium nächstes Jahr (wenns denn regelmäßig ist) auf einmal von Dinodummies wie mir überlaufen ist 🙂 )

    (Und natürlich: Die Daumen für den glimpflichen Ausgang des Sturzes sind gedrückt!)

  2. #2 Dr. Webbaer
    17. April 2011

    …der Rest wurde von freundlichen Sponsoren getragen, darunter die “Schaumburger Landschaft” (eine Kulturförderungsorganisation), die Schaumburger Sparkasse und der Dinopark Münchehagen.

    Ein dinosaurierlanger Vorbericht – Dinoparks gibt es auch außerhalb Deutschlands, eine kleine Recherche hat jetzt aber nicht auf ein internationales Franchising und ein ausgefeiltes Marketingkonzept hingewiesen…
    Die Marke “Dinopark” könnte also noch frei sein.

    Gab’s Dinosaurierbraten?

    MFG
    Dr. Webbaer (ebenfalls dinoparkgestählt)

  3. #3 Stargazer
    17. April 2011

    Das nennt man wohl einen Cliffhanger – bin jetzt jedenfalls gespannt auf die Fortsetzung. 😉

  4. #4 MartinB
    18. April 2011

    @Christian A
    Ja, die Geschichte mit dem Dino-paper habe ich noch nicht erzählt – das fiel mir irgendwann letzte Woche auf. Ein ausführlicher Bericht ist gerade in Arbeit (der bekommt sicher auch mehrere teile…)

    Im Konferenzprogramm hieß es, falls noch freie Plätze offen wären, wären die auch für Laien buchbar – da das Ganze ja heftigst gesponsort war, war die Zahl der Teilnehmer begrenzt. In der lokalen Presse wurde das auch angekündigt und ich glaube, es waren auch gelegentlich eine Handvoll Nicht-Wissenschaftler dabei.

    @Wb
    Dinosaurierbraten? Klar gab’s den – Vögel sind ja bekanntlich Dinosaurier, und beim Dinner gab’s Poulardenbrust (auch ziemlich lecker…)

  5. #5 Anke
    18. April 2011

    Hallo!
    Oh da werde ich derart neidisch….
    Ein toller (Vor-)bericht. Auf die spannenden Spuren-Fakten bin ich natürlich sehr neugierig. Da wird man gleich zum Träumer. Ich liebe Spuren. Hier bei Jena wurden ja Cheirotheriumfährten entdeckt, auch eine spannende Angelegenheit.
    Ich hoffe auf eine schnelle Fortsetzung des Artikels und auf eine ebenso detailreiche Schilderung der Inhalte.

    Ganz toll. Die beleuchtete Platte im Stiftshof hätte ich wirklich gern gesehen. Gibts keine Pressefotos?

    Gruß Anke.

  6. #6 rolak
    18. April 2011

    <OT>
    Weia, was die Lesegewohnheit doch in die Irre führen kann: Bei ‘Cheirotheriumfährten’ dauerte es schon einen Moment, bis nach Fähren?, wer umfährt was?, other?, etwa ‘Chiro-‘? etc diese dauernden ‘Erkannt!’vorschläge nicht mehr die Sicht vernebelten 😉
    </OT>

  7. #7 MartinB
    18. April 2011

    @rolak
    Ja und im Periodensystem steht das Cheirotherium gleich unter dem Rutherfordium…

  8. #8 MartinB
    18. April 2011

    @Anke
    Ich weiß nicht, ob Pressefritzen dabeiwaren – hab keine gesehen und auch im Internet bisher keine Bilder gefunden.

  9. #9 Anke
    18. April 2011

    @MartinB
    Och das wäre ja schade….
    @all.
    ja, ein Tippfehler schlich sich ein. Chirotherium. Ups 🙂

  10. #10 MartinB
    18. April 2011

    @Anke
    Das war mit jetzt gar nicht aufgefallen – im Griechischen ist es ja auch χειρ

  11. #11 Anke
    18. April 2011

    @MartinB
    Ha! Im Englischen heisst es auch so. Wusste ich doch, dass ich das schon so gelesen habe.

  12. #12 Christian A.
    18. April 2011

    @MartinB: der [Bericht, wie das Dino-Paper zustande kam, Anm. d. Übersetzers] bekommt sicher auch mehrere teile… Ich bin sicher, das ist es wert ^^

  13. #14 Torsten van der Lubbe
    27. April 2011

    Hallo allerseits!

    Dank an Martin für den sehr nett geschriebenen Bericht (ich glaube, wir sind uns während des Symposiums kurz über den Weg gelaufen). Tja, etwa ein halbes Jahr haben die Vorbereitungen für das Symposium gedauert. Für unser Team vom NLM-H hat sich die ganze Arbeit bereits jetzt mehr als gelohnt. Wir konnten bereits bestehende Kontakte und Kooperationen ausbauen, und neue Kontakte knüpfen. Neben mehreren kleineren Projekten wird gegen Ende 2012 ein großer Symposiumsband erscheinen, der nicht nur die Arbeiten der Symposiumsteilnehmer ausführlich zum Inhalt haben wird, sondern auch mindestens ein einführendes Kapitel, in dem Begrifflichkeiten und Methodik der Ichnologie detailliert erklärt werden.

    Die erste ausführliche Veröffentlichung zu den Fährten der Troodontidae wird wahrscheinlich im Juli bei PlosOne erscheinen. Mindestens 2 weitere Publikationen zu diesem Thema sind noch für dieses Jahr geplant. Eine weitere wird in Zusammenarbeit mit dem IVPP in Peking die Struktur des Fußskelettes der Paraves genannten Dinosauriergruppe zum Inhalt haben.

    Die geradezu überwältigende internationale Unterstützung und Zustimmung, die unser Forschungsprojekt durch das Symposium erhalten hat, wirkt sich bereits jetzt überaus positiv auf unseren seit drei Jahren anhaltenden Kampf um die Erhaltung des “Hühnerhofes” aus. Die lokalen Entscheidungsträger haben ihre Bemühungen zum Schutz der Fährtenflächen nochmals verstärkt. Zumindest der (drohende) Verkauf von undokumentierten Fährtenplatten an “fremde” Institutionen ist endgültig vom Tisch.

    An dieser Stelle also nochmals der Dank des gesamten Symposium-Teams an alle Teilnehmer!

    Torsten van der Lubbe

  14. #15 nordlicht
    3. Juli 2011