Thematisch interessant (aber etwas sehr langweilig vorgetragen) war ein Vortrag über die Entwicklung des Ohrs bei frühen Säugetiervorfahren. Als die Fische an Land kamen, waren sie ja erst mal nicht für’s Hören in Luft ausgestattet – hören konnten sie allenfalls, wenn sie ihre Kiefer auf den Boden legten. Untersucht man die Orientierung des Hörknochens (der Steigbügel, wen ich mich nicht vertue), dann kann man daraus schließen, ob sich das Ohr eher zum Hören von Bodenschall oder von Luftschal eignet (und ein nettes Tierchen gab es auch, das vermutlich viel Zeit in seinen Bauten verbrachte und deswegen auch gut für das Hören von Schall ausgestattet war, der auf die Kopfoberseite übertragen wurde).

Und auch der letzte Vortrag war nett – hier ging es um die Entwicklung der Säugetierzähne (die haben aber nur maximal 4 Materialien – wollte ich nur erwähnen…). Bei Reptilien und den Säugetiervorfahren gab es ja viele Zahnwechsel – allerdings mit dem Nachteil, dass die Zähne dann natürlich nicht so perfekt ineinandergreifen, wie sie das bei Säugetieren tun. (Eine Ausnahme sind einige Dinos, wie oben ja schon angemerkt, eine andere ist zum Beispiel Pakasuchus.) Säugetiere haben ja typischerweise nur einen Zahnwechsel, und die Zähne wachsen eher langsam und spät, zumal sie ja auch direkt nach der Geburt eher stören würden (besonders die Mutter). Schaut man sich Zähne im Querschliff unter dem Mikroskop an, dann kann man in ihnen Bänder erkennen, die das tägliche Wachstum im Zahnschmelz wiedergeben (im Zahnbein gibt es solche Bänder auch, die wurden aber noch nicht angeguckt.)  Und damit kann man dann herausbekommen, ob die Zähne schnell oder langsam wachsen. Wenig überraschend stellte sich heraus, dass bei den entfernteren Säugetiervorfahren die Zähne schnell wuchsen, während die ersten Fast-Säugetiere (untersucht wurde Oligokyphus) eher langsam wachsende Zähne hatten. Als nächstes wird man dann Zwischenformen angucken, um zu sehen, wann genau sich die Wachstumsgeschwindigkeit wie geändert hat.

Ja, und das war der letzte Vortrag bei der diesjährigen SVP-Tagung. Danach gab es noch eine Postersession und abends eine Preisverleihung – aber die Poster hatte ich mir schon mittags angeschaut und so bin ich dann wieder Richtung Heimat verschwunden, wo ich dann irgendwann am späten Abend erschöpft, aber auch ziemlich zufrieden, ankam.

SVP 2014 – ja, ich war dabei!

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Kommentare (6)

  1. #1 dilopho
    10. November 2014

    Danke für diese sehr ausführliche Zusammenfassung. Wäre selbst gern da gewesen, aber die Zeit und das Geld braucht man halt auch.
    Jedenfalls sind viele interessante Dinge dabei und bei einigen freu ich mich schon drauf, dass sie publiziert werden. Gibts eigentlich so eine Art Faustformel, wann die Paper zu solchen Vorträgen spätestens draußen sind?

  2. #2 MartinB
    10. November 2014

    @dilopho
    “die Zeit und das Geld braucht man halt auch”
    Jupp, aber zum Glück konnte ich’s mir dieses Jahr leisten.
    Nein, es gibt keine Faustformel – das Datum kann zwischen “heute” (so war es bei dem Eunotosaurus-Vortrag) und “nie” beliebig schwanken.

  3. […] Tom Holtz – mit dem ich letztes Jahr bei der SVP-Tagung schnacken konnte, das war schon […]

  4. […] – am Schrank seht ihr das Plakat vom Dino-Spuren-Symposium, und passenderweise hatte ich mein SVP-T-Shirt […]

  5. […] sitzen. Dass Schildkröten Diapsiden sind, weiß man auch noch nicht so lange, ich habe darüber kurz hier berichtet.) Dann seht ihr Eunotosaurus – die erste Urschildkröte, die wir kennen, allerdings noch ohne […]

  6. […] das Melanin steckt, prinzipiell auch in Fossilien nachgewiesen werden können. (Kurz habe ich dazu in diesem Artikel was erzählt, war schon ne coole […]