Der berühmte Spin von Elementarteilchen ist eine Eigenschaft, die wir uns nur schwer vorstellen können, weil es in der klassischen Physik so etwas nicht gibt. Gerade weil er so unanschaulich ist, ist es aber interessant, einmal zu sehen, welche Auswirkungen er eigentlich in unserer Welt hat. Wie würde eine Welt ohne Spin aussehen. Darüber mache ich mir heute mal ein paar Gedanken.

Wie so oft fange ich erst mal mit einer Warnung an: Ich habe diesen Artikel in ziemlich kurzer Zeit mehr oder weniger am Stück runtergeschrieben und die Ideen so aufgeschrieben, wie sie mir gerade einfielen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ich dabei irgendwo etwas übersehen habe ohne einen wichtigen Aspekt ignoriere oder vielleicht auch irgendwo eine Folgerung falsch gezogen habe. Beschwert euch gern in den Kommentaren – ansonsten seid ihr natürlich eingeladen, selbst fleißig mitzuspekulieren.

Spin und Pauli-Prinzip

Wie gesagt- den Spin wirklich gut zu erklären, ist ziemlich schwierig. Ich habe es mal in diesem Artikel versucht (auch wenn der mitten in einer langen Serie steckt, könnt ihr ihn unabhängig vom Rest der Serie lesen). Kurz gesagt verhalten sich Teilchen wie Elektronen ein wenig so, als würden sie sich wie kleine Kreisel um ihre Achse drehen – oder physikalisch vornehm ausgedrückt, sie tragen einen inneren Drehimpuls. Man kann Elektronen aber nicht beim Drehen beschleunigen oder abbremsen – der Drehimpuls hat immer dieselbe Größe. Der Spin des Elektrons beträgt zum Beispiel 1/2 (in den richtigen Einheiten), der des Protons auch, während Photonen einen Spin von 1 haben.

Innerhalb der handelsüblichen Physik bestimmt der Spin, wie sich zwei Teilchen zueinander verhalten. Teilchen mit einem halbzahligen Spin (Fermionen genannt) können niemals im selben Zustand sein. Zu diesen Teilchen gehören eben Elektronen, Protonen und Neutronen (sowie die Quarks, aus denen die Protonen und Neutronen bestehen). Dieses Verbot desselben Zustands nennt man das Pauli-Prinzip. Teilchen mit ganzzahligem Spin (die heißen Bosonen) dagegen können nicht nur im selben Zustand sein, sie finden das sogar besonders toll (etwas wissenschaftlicher ausgedrückt: Die Wahrscheinlichkeit, Teilchen mit ganzzahligem Spin im selben Zustand zu finden, ist erhöht). Deswegen kann man zum Beispiel Laser bauen – in einem Laserstrahl sind alle Photonen im selben Zustand. (Naja, die Wahrheit ist noch etwas komplizierter, weil die Zahl der Photonen in einem Laserstrahl nicht exakt festliegt.) Dass die Teilchen, aus denen unsere Materie sich zusammensetzt, alle halbzahligen Spin haben, ist auch kein Zufall, wie wir dann gleich beim Spekulieren sehen werden.

Elektronen ohne Spin

Würden wir den Spin von Elektronen und Protonen einfach in der normalen Physik zu Null setzen, dann würden sie zu Bosonen werden. Damit wäre unsere Welt sofort bis zur Unkennntlichkeit verändert. Unsere Chemie beispielsweise würde ohne das Pauli-Prinzip nicht funktionieren. Um das einzusehen, müssen wir kurz einen Blick auf die Energieniveaus der Elektronen in einem Atom werfen. Die Elektronen können nur Zustände mit bestimmter Energie einnehmen (die Energie ist quantisiert, deswegen heißt der entsprechende Zweig der Physik ja auch Quantenmechanik). Es gibt einen günstigsten Zustand (den Grundzustand) und dann viele angeregte Zustände mit höherer Energie. Man kann die Zustände (beim Grundzustand angefangen) durchnummerieren und spricht auch gern von Elektronen”schalen”.

Je höherenergetisch die Schale ist, desto mehr Elektronen finden in ihr Platz. Die erste Schale (der Grundzustand) bietet Platz für zwei Elektronen, die aber unterschiedlichen Spin ahben und sich so am Pauli-Prinzip vorbeimogeln. Die zweite Schale hat 4 mögliche Zustände, und hier passen in jeden 2 Elektronen, macht also 8. Jetzt wird es etwas komplizierter, weil die dritte Schale Platz für 18 Elektronen bietet, aber in einem echten Atom, in dem die niederenergetischen Zustände auch besetzt sind, verschieben sich die Energie dieser Zustände etwas gegeneinander. Es werden deshalb nur 8 Elektronen in der dritten Schale untergebracht (in 4 unterschiedlichen Zuständen, jeweils mit zwei Möglichkeiten für den Spin.), bevor dann Elektronen auf die 4. Schale gehen. Auch in der 4. Schale sind die Energien wieder ein wenig verschoben. Ein Zustand der 4. Schale (mit Platz für zwei Elektronen) hat eine hinreichend kleine Energie, dass er erst einmal besetzt wird. Danach aber sind die noch fehlenden Zustände der 3. Schale dran, die jetzt aufgefüllt werden. Diese kleine Grafik hier (aus einem sehr empfehlenswerten Buch…) veranschaulicht die Energien. Die Zahlen links nummerieren die Schalen durch, die Buchstaben stehen für unterschiedliche Zustände. (Dabei haben s-Zustände Platz für 2 Elektronen, p-Zustände für 6, d-Zustände für 10 usw.) Die Kürzel rechts geben jeweils die Edelgase an, die energetisch besonders günstig sind.

3-8

Diese komplizierte Verschiebung der Energieniveaus führt dazu, dass es im Periodensystem Nebengruppenelemente gibt – wenn ihr die Erklärung hier nehmt und ein Periodensystem danebenhaltet, könnt ihr sehen, dass das gut zusammenpasst. (Und wenn ihr es ausführlicher wissen wollt, wisst ihr ja, welches Buch ihr euch noch schnell zu Weihnachten wünschen könnt – Ka-chingg!)

Im Wasserstoff (das einen Atomkern mit nur einem Proton hat) mit einem Elektron ist die erste Schale halbvoll, deswegen geht Wasserstoff gern chemische Bindungen ein. Helium (mit zwei Protonen (und zwei Neutronen) im Atomkern) hat zwei Elektronen auf der innersten Schale (die beiden haben entgegengesetzten Spin und sind deshalb nicht im selben Zustand) – ein drittes hätte dort keinen Platz und muss auf die nächste Schale, die aber energetisch ungünstig ist – und weil ein Helium-Atom mit drei Elektronen auch noch negativ geladen wäre (wegen der zwei Protonen im Kern), ist ein Helium-Atom mit drei Elektronen instabil. Deswegen ist Helium ja auch ein Edelgas.

Ein stabiles Element mit drei Elektronen ist das Lithium – es hat drei Protonen im Kern (mit passenden Neutronen dazu) – aber nicht alle drei zugehörigen Elektronen finden auf der innersten Schale (also im energetisch günstigsten Zustand) Platz – eins der Elektronen muss auf die nächst höhere, energetisch ungünstigere Schale ausweichen. Und so geht es im Periodensystem weiter – je mehr Elektronen ein Element hat, desto höherenergetisch sind die Zustände, die die Elektronen einnehmen müssen.

Wären Elektronen Bosonen, dann könnten sie aber immer alle auf die innerste Elektronenschale, egal wie viele es sind. Chemische Bindungen würde es trotzdem geben können, soweit ich sehe – denn auch beim Wasserstoff ist es ja energetisch günstig, wenn sich zwei Atome die Elektronen teilen. Das liegt letztlich daran, dass sich die Elektronen dann bevorzugt zwischen den Atomen aufhalten können, was energetisch günstig ist, weil sich dort die beiden elektrischen Ladungen der Protonen überlagern. (Ausführlich habe ich das hier erklärt.) Aber wenn wir drei Wasserstoffatome zusammenfügen würden, dann könnten sich die Elektronen über alle drei verteilen, ohne dass – wie in unserer Welt – das Pauliprinzip das verhindert. Und so geht es auch mit 4, 5 oder 1000 Wasserstoffatomen weiter. Wasserstoff wäre damit – wenn ich es mir korrekt überlegt habe – ein Metall. Und das würde auch für jedes andere Element gelten – es wäre immer möglich, die Elektronen einfach gleichmäßig über alle Atome zu verteilen, so dass erst mal alle Elemente metallisch wären.

Das bosonische Metall hätte allerdings deutlich andere Eigenschaften als die Metalle, die wir kennen – beispielsweise wäre seine Wärmekapazität etwa hundert Mal höher als die von normalen Metallen, weil alle Elektronen thermische Energie aufnehmen können. In einem normalen Metall ist das anders, denn die Elektronen besetzen unterschiedliche energetische Zustände, und die meisten von ihnen haben sehr niedrige Energien und können deshalb nur mit sehr großen Energiebeträgen angeregt werden, weil alle Zustände um sie herum besetzt sind (eben wegen des Pauli-Prinzips). (Ach ja, ratet mal, in welchem Buch das erklärt wird…) Auch die elektrische Leitung würde in so einem Metall deutlich anders funktionieren – denn auch hier sind es in unserer Welt nur die Elektronen mit der höchsten Energie, die daran beteiligt sind. In einem bosonischen Metall wären alle Elektronen beteiligt – ich kann allerdings im Moment nicht abschätzen, welche Konsequenz das für die Leitfähigkeit hätte, aber unverändert dürfte sie nicht bleiben. (Sie wird aber nicht einfach um einen Faktor 100 steigen – es sind zwar mehr Elektronen beteiligt, aber die haben kleinere Geschwindigkeiten, weil in unserer Welt das Pauli-Prinzip Elektronen in Zustände mit hoher Geschwindigkeit zwingt. Das bosonische Elektronen-Metall würde sich ein wenig wie das klassische Drude-Modell von Metallen verhalten.)

Allerdings könnte noch etwas anderes passieren: Wenn alle Elektronen Bosonen sind, dann können sie auch bei der elektrischen Leitung alle in denselben Zustand gehen. Zumindest bei halbwegs niedrigen Temperaturen würde damit jedes Metall zum Supraleiter (ohne solche Effekte wie Cooper-Paarbildung zu bemühen.) Leider fehlt mir gerade jede Idee, wie man abschätzen kann, bei welchen Temperaturen das passieren würde.

Bei Atomen mit sehr vielen Elektronen mag noch ein anderer Effekt hinzukommen – die elektrische Abstoßung der Elektronen. Alle Elektronen auf der innersten Schale eines Atoms zusammenzuquetschen, führt natürlich zu relativ großer elektrischer Abstoßung – es mag sein, dass es bei sehr vielen Elektronen doch günstiger wird, einige Elektronen nach Außen zu verdrängen. Auf der anderen Seite ist ein weiter Außen liegendes Elektron weiter vom Atomkern und dessen positiver Ladung entfernt und würde von den innen liegenden Elektronen abgeschirmt werden, was wiederum elektrisch ungünstig ist. Auf Anhieb kann ich nicht sagen, welcher Effekt stärker ist, aber ich vermute, dass die Kernanziehung meist überwiegen wird.

Was mich auf einen weiteren Punkt bringt: Je größer die Kernladung, desto kleiner sind die Elektronenschalen. In unserer Welt sorgt das Wechselspiel aus höherer Kernladung einerseits und höheren besetzten Elektronenschalen andererseits dafür, dass der Durchmesser von Atomen immer zumindest halbwegs in der gleichen Größenordnung liegt – ein Wasserstoffmolekül mit nur einem Elektron hat einen Bindungsabstand von etwa 0,75 Angström (ein Zehntel Nanometer oder ein Zehnmilliardstel Meter), der Bindungsabstand im Gold, das 79 Elektronen hat, die auf 6 Schalen verteilt sind, liegt bei etwa 4 Angström (das ist die Gitterkonstante eines Goldkristalls). Die sechste Schale im Wasserstoffatom liegt wesentlich weiter außen und hat einen Radius von etwa 18 Angström. Durch die höhere Kernladung rücken die Schalen immer dichter an den Atomkern heran, aber weil immer weiter außen liegende Schalen besetzt werden, wird dieser Effekt wieder kompensiert. In unserer Welt mit bosonischen Elektronen wäre das anders – entsprechend gäbe es Atome mit extrem stark unterschiedlicher Größe. Unser metallischer Wasserstoff würde also vermutlich in seinem Inneren Platz für jede Menge Atome mit höherer Ordnungszahl bieten – das gäbe sicher interessante Effekte, macht die bosonische Welt aber noch fremdartiger. (Ich weise noch einmal darauf hin, dass ich mir das alles hier nur selbst zusammengereimt habe – ich übernehme keine Garantie, dass ich nicht irgendeinen wichtigen Effekt übersehen habe.)

Aber bevor ich mir noch weiter Gedanken darüber mache, wie genau die Chemie der Atome unserer bosonischen Welt aussehen würde, sollte ich lieber mal darüber nachdenken, ob es in dieser Welt überhaupt Atome geben würde.

In einem Atomkern gibt es ja Protonen und Neutronen. Und auch die gehorchen dem Pauli-Prinzip. Hat ein Kern viele Protonen und Neutronen, dann können auch die nicht mehr alle in die energetisch günstigsten Zustände. Es gibt ein Schalen-Modell ähnlich wie für Elektronen (das Modell ist aber nicht ganz so gut, weil die Kernkraft stärker und auch noch kurzreichweitig ist). In einem Atomkern mit vielen Protonen (und Neutronen) sind deswegen einige Protonen in energetisch eher ungünstigen Zuständen. Die zugehörigen Schalen sind auch größer – und das führt dazu, dass die Protonen irgendwann über einen so großen Raum verteilt sind, dass die Kernkraft nicht mehr stark genug ist, sie alle zusammenzuhalten. (Das ist jetzt ein sehr schwammiges Bild des ganzen – zum einen, weil das hier ausreicht und es nicht notwendig ist, sich über Aufenthaltswahrscheinlichkeiten usw. detailliert Gedanken zu machen, zum anderen weil ich von Kernphysik keine Ahnung habe…) Deswegen sind Atomkerne mit vielen Protonen auch meist radioaktiv – es ist energetisch günstiger, den Kern in zwei Teile zu teilen, so dass alle Protonen günstigere Zustände einnehmen können und die elektrische Abstoßung zwischen ihnen minimiert wird.

Ohne das Pauli-Prinzip könnten aber aller Protonen (und Neutronen) sehr eng zusammenrücken, weil alle dieselben Zustände einnehmen. Eigentlich gibt es dann keinen Grund mehr, warum sich nicht auch sehr große Atomkerne bilden könnten. Spontan würden sich die Atomkerne nicht direkt miteinander verbinden, weil sie sich dazu erst einmal nahe genug kommen müssten (und das verhindert die elektrische Abstoßung). Wie genau die energetischen Verhältnisse sind, kann ich nicht abschätzen – es ist aber durchaus möglich, dass sich beim Urknall wesentlich mehr schwere Elemente gebildet hätten, als dies in unserem Universum der Fall war.

Wobei – wieso eigentlich Protonen und Neutronen? Die bestehen ja jeweils aus drei kleineren Teilchen, den Quarks. Die Quarks sind dabei nie im selben Zustand, weil sie unterschiedliche “Farbladungen” tragen (was ein blöder Name für die Ladung ist, die eben für die starke Kernkraft zuständig ist). Ohne Pauli-Prinzip sollte es aber eigentlich möglich sein, auch mehr Quarks zu einem Verbund zusammenzuschließen – ich sehe im Moment nicht, was dagegen sprechen sollte. Dann gäbe es keine Protonen und Neutronen sondern Agglomerate von Quarks mit unterschiedlicher Größe – und hier hört jetzt meine Kenntnis der starken Kernkraft (und vielleicht auch meine Fantasie) auf. Würden sich dann gigantische superdichte und schwere Ansammlungen von Quarks bilden, so ähnlich wie Neutronensterne? Ich vermute schon – dann würde die Welt vermutlich aber sehr langweilig werden, denn das Universum wäre dann im wesentlichen angefüllt mit Quarksternen und schwarzen Löchern (wenn die Quarksterne zu groß werden).

Eine Welt ganz ohne Pauli-Prinzip ist in jeder Hinsicht so weit von unserer entfernt, dass es schwer ist, sie sich vorzustellen.

Elektronen mit Pauli-Prinzip, aber ohne Spin

Aber da es eh nur ein Gedankenexperiment ist, können wir uns ja auch vorstellen, dass die Elektronen und sonstigen Fermionen in unserer spinlosen Welt trotzdem dem Pauli-Prinzip gehorchen. Es dürfen also nie zwei Elektronen im selben Zustand sein – aber jetzt können sie sich eben nicht mehr dadurch rausmogeln, dass sie unterschiedliche Spins haben. Unsere Elektronen (und Quarks, Protonen usw) gehorchen also trotz Spin 0 dem Pauli-Prinzip.

Ich sage gleich dazu, dass so eine Welt gar nicht konsistent möglich ist – fügt man die Regeln der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik zusammen, dass folgt daraus zwingend, dass Teilchen mit Spin Null Bosonen sein müssen. (Für dieses sogenannte Spin-Statistik-Theorem gibt es keine wirklich gute anschauliche Erklärung – nicht mal die von Feynman in den Dirac memorial Lectures ist so richtig toll. Falls jemand eine gute Erklärung kennt…?) Eine Weilt, in der Elektronen dem Pauli-Prinzip gehorchen, aber Spin 0 haben, wäre also auch eine Welt, in der entweder die Quantenmechanik oder die Relativitätstheorie nicht gilt, und damit von der uns bekannten Physik so weit entfernt, dass man die Konsequenzen vermutlich nicht sinnvoll abschätzen kann. Aber egal – das hier ist ein Blog, kein wissenschaftliches Buch, und ich kann mir die Regeln hier so machen, wie es mir passt.

Also nehmen wir einfach mal an, alle Fermionen (wie Quarks, Protonen usw) würden dem Pauli-Prinzip gehorchen, hätten aber trotzdem Spin Null. Um diese Welt von der eben zu unterscheiden, nenne ich sie die Spin-0-Welt. In gewisser Weise ist das das andere Extrem – in unserer Welt passen zwei Teilchen (mit unterschiedlichem Spin) in einen Zustand, in der bosonischen Welt beliebig viele, aber in der Spin-0-Welt nur noch eins.

Zumindest Protonen und Neutronen würde es trotzdem geben können – anders als eben. Denn hier tun sich drei Quarks mit unterschiedlicher “Farbladung” zusammen, das Pauli-Prinzip ist also auch ohne Spin erfüllt.

Bei den Atomkernen wird es allerdings schon schwieriger. Helium ist in unserer Welt ein energetisch besonders günstiger Kern, weil hier beide Protonen (und beide Neutronen) jeweils die innere “Schale” des Kerns besetzen. In unserer Spin-0-Welt wäre das anders – die Bindungsenergie von zwei Protonen und zwei Neutronen wäre deutlich geringer. Und das macht schon gleich vom Start weg Probleme, denn Atome mit größeren Kernen entstehen ja schrittweise in Sternen – und dazu müssen diese Zwischenstufen (beispielsweise Helium-3) eben energetisch günstiger sein. Ob Atome jenseits des Wasserstoffs in der Spin-0-Welt überhaupt entstehen würden, ist also fraglich. Auf jeden Fall sieht es für sehr große Atome schlecht aus – verabschiedet euch besser vom Gold, denn Atomkerne mit 79 Protonen wären vermutlich so radioaktiv, wie es in unserer Welt Kerne mit weit über 100 Protonen sind.

Aber selbst wenn es Atome gäbe, dürfte auch die Chemie der Spin-0-Welt uns sehr fremd sein. Wasserstoff ist in unserer Welt ein Tausendsassa, der mit fast allem Verbindungen eingehen kann und der besondere Tricks auf Lager hat, weil ein positives Wasserstoff-Ion nur ein winziges Proton ist. In der Spin-0-Welt ist aber die innere Elektronenschale des Wasserstoff mit einem Elektron bereits voll – Wasserstoff ist also ein Edelgas.

Im Helium haben wir dann ein Elektron auf der innersten und eins auf der zweiten Schale. Damit wäre jetzt Helium ein Metall, denn es fehlen ihm noch 3 weitere Elektronen, um die zweite Schale voll zu machen. (In unserer Welt hat die zweite Schale ja Platz für 8 Elektronen, in der Spin-0-Welt also nur für 4.) Das nächste Element wäre dann Lithium – mit zwei Elektronen auf der zweiten Schale fehlen ihm nur noch zwei, um energetisch günstig angeordnet zu sein. Zwei Lithiumatome würden also (so wie bei uns der Sauerstoff) eine Doppelbindung eingehen und wären damit energetisch zufrieden. Danach kommt Bor – dem fehlt nur noch ein Elektron auf der äußeren Schale, so dass es sich eher wie Fluor verhalten würde; chemisch ziemlich aggressiv, um eine energetisch günstige Konfiguration zu bekommen. Tja, und ein Element wie Kohlenstoff, das bis zu vier Bindungen eingehen kann, suchen wir in unserer Spin-0-Welt vergeblich. Auch Halbleiter dürfte es nicht geben – Stoffe sind entweder Metalle (wenn sie ein Elektron auf der äußersten Schale haben wie Lithium) oder Gase. Zusätzlich wären all diese Atome deutlich größer als in unserer Welt, weil ein Atom, bei dem die äußersten Elektronen auf zum Beispiel der zweiten Schale sitzen, eben weniger Protonen im Kern hat, so dass die Anziehung an den Kern schwächer ist.

Weiter unten im Periodensystem gibt es dann auch entsprechend weniger Nebengruppenelemente (das sind die, bei denen energetisch ungünstige innere Elektronenschalen aufgefüllt wären). Vermutlich würden sich hier einige Bindungsverhältnisse verschieben (weil Effekte wie die Wechselwirkung zwischen dem Elektronenspin und dem magnetischen Moment des Atomkerns verschwinden) – welche Effekte das hätte sehe ich aber gerade nicht.

Ach so – Magnetismus. Den üblichen Ferromagnetismus (also Materialien wie Eisen, das magnetisierbar ist) gibt es in unserer Spin-0-Welt nicht, denn der Effekt kommt allein dadurch  zu Stande, dass im Eisen mehr Elektronen den einen Spin als den anderen haben. Andere magnetische Effekte kann es immerhin noch geben, weil Elektronen auf Bahnen um den Atomkern einen Bahndrehimpuls haben, der auch magnetische Effekte hervorruft.

Die Spin-0-Welt ist vielleicht etwas dichter an unserer Welt dran als die bosonische Welt – immerhin gibt es in ihr Atome (falls sie denn entstehen können) und eine rudimentäre Chemie. Leben wie wir es kennen, wäre aber sicherlich nicht möglich und die Spin-0-Welt wäre schon ziemlich fremdartig (und vermutlich auch ziemlich langweilig).

Auch wenn Dinge wie das Pauli-Prinzip und der Spin von Teilchen also sehr abstrakte Konzepte der theoretischen Physik sind – ohne sie gäbe es uns nicht.

Kommentare (31)

  1. #1 Gast
    17. Dezember 2014

    Interessanter und auch schöner Artikel.
    Fragen sind keine Kritik, sondern nur die Gelegenheit als physikinteressierter Laie , mal nicht immer den Urschleim durchsuchen zu müssen.
    – Durch welche Größen wird der “Zustand” eines Teilchens vollständig charakterisiert? (Wegen des Paili-Prinzips)
    – Ist der Spin ein Drehmoment? Ist er ein Vektor?
    – Ist im Atom die Energie der Elektronern gequantelt, oder ist es der Drehimpuls? Oder gar die Wirkung (was iimer das auch ist)?

  2. #2 MartinB
    17. Dezember 2014

    @Gast
    Der Zustand wird durch alle Größen charakterisiert, die man braucht 😉
    Für eine Elektron braucht man eine Angabe der Wellenfunktion plus einen Spin.

    Nein, der Spin ist kein Vektor, sondern ein Spinor (jedenfalls bei elektronen). Eine leicht mathematische Erklärung findest du in dem Artikel hier:
    https://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2012/03/qft-fur-alle-mehr-spinnereien.php

    ” Ist im Atom die Energie der Elektronern gequantelt,”
    Ja
    “oder ist es der Drehimpuls?”
    Auch ja.

    Oder gar die Wirkung (was iimer das auch ist)?
    Nein, die Wirkung ist nicht gequantelt.
    Eine kurze Erklärung der Wirkung gibt es hier
    https://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2013/12/08/ein-teilchen-fliegt-von-a-nach-b-teil-1-klassische-physik-und-relativitaetstheorie/
    oder hier
    https://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2010/08/16/ist-die-klassische-physik-anschaulich-teil-2-wirkung/

    Sehr ausführlich erkläre ich die Wirkung in meiner Quantenfeldtheorie-Serie (rechts bei Artikelserien klicken).

    Hoffe das hilft, sonst bitte weiterfragen.

  3. #3 Fliegenschubser
    17. Dezember 2014

    Quarksterne klingt nach leckerem Weihnachtsbackwerk 😉

    Ansonsten ein sehr interessanter Artikel!

  4. #4 MartinB
    17. Dezember 2014

    @Fliegenschubser
    Ja, das hatte ich auch gedacht.

  5. #5 Jon
    17. Dezember 2014

    Vielen Dank für den Artikel. Mein Verständnis bzgl. Elektronenkonfiguration hat sich deutlich verbessert. Der Aspekt, dass 4s energetisch günstiger ist als 3d war mir bisher nicht klar. Das erklärt die Reihenfolge Kalium (4s1), Calcium (4s2) und dann das Auffüllen von 3d in der Nebengruppe. Wenn ich mir jedoch die 4. Periode in der Nebengruppe weiter anschaue, würde ich annehmen, dass 3d straight forward aufgefüllt wird, also 3d1 4s2, 3d2 4s2, 3d3 4s2 etc. Leider schlägt Chrom mit 3d5 4s1 statt 3d4 4s2 aus der Reihe. Wenn man dbzgl. weiter schaut kommt das nachfolgend noch öfter vor (z.B. Kupfer). Ist denn 3d5 4s1 energetisch günstiger als 3d4 4s2 oder wie ist die Verletzung der Symetrie zu erklären?

  6. #6 MartinB
    17. Dezember 2014

    @Jon
    Die Energiedifferenzen zwischen 3d5 4s1 und 3d4 4s2 sind ziemlich klein, da spielen dann auch kleine Effekte (wie die genaue Wechselwirkung der Elektronen untereinander) eine Rolle. Aus dem Hut weiß ich’s auch nicht im Detail, Wikipedia sagt, dass die 3d-Schale mit 5 Elektronen ja genau halb voll ist, was energetisch günstig ist, siehe
    https://en.wikipedia.org/wiki/Electron_configuration
    Eine richtig gute intuitive Erklärung, warum nun eine halbvolle Schale besonders günstig sein soll, habe ich aber auch nicht zur Hand.
    Der Wiki-Artikel ist einigermaßen ausführlich, aber so richtig im Detail erklärt er es leider auch nicht.
    Mit etwas Suchen habe ich noch das hier gefunden:
    https://chemistry.stackexchange.com/questions/151/why-do-elements-in-columns-6-and-11-assume-abnormal-electron-configurations
    Die Erklärung, dass es daran liegt, dass die Orbitale weiter nach Innen wandern (und zwar dir 3d-Orbitale anders als dir 4s-Orbitale), je höher die Kernladungszahl wird, scheint mir ganz plausibel. Dazu kommt dann evtl. noch die elektrostatische Abstoßung im s-Orbital oder fiese Spin-Effekte, aber da bin ich mir nicht sicher.
    Dass in den meisten Büchern immer nur steht “halbvolle Schalen sind günstig” obwohl es da 1000 Ausnahmen gibt und ohne Erklärung, warum das so sein soll, spricht schon dafür, dass der Effekt nicht so leicht zu erklären ist.

  7. #7 Physiker
    18. Dezember 2014

    @MartinB:
    Immer wieder amüsant, wenn Teilchenphysiker über die Existenz von splinless fermions, Majorana fermions, etc. spekulieren…
    In der Festkörperphysik sind das schon längst Alltagsteilchen. Majorana fermions wurden schon längst nachgewiesen; und Existenz, Nachweis und Eigenschaften von spinless fermions werden in vielen verschiedenen Systemen diskutiert. Bin da zwar grad’ nicht auf dem Laufenden, wundere mich aber wie blind man durch die Hochschullandschaft laufen muss um das nicht mitzubekommen…

  8. #8 SV
    18. Dezember 2014

    @Physiker: Die ist schon bewusst, dass es einen Unterschied zwischen den Quasi-Teilchen in der Festkörperphysik und den Elementarteilchen in der Teilchenphysik gibt.

    Und Majorana-Fermionen haben mit dem Spin auch nichts zu tun, sondern sind Teilchen, die gleichzeitig ihre Antiteilchen sind.

    Von spinless fermions hab ich noch nie etwas gehört, finde die Idee aber komisch, da man Fermionen normalerweise als Teilchen mit halbzahligen Spin definiert.

  9. #9 MartinB
    18. Dezember 2014

    @Physiker
    Wie SV schon schreibt – hier geht es nicht um Quasiteilchen usw., sondern darum, wie sich die Welt ändern würde, wenn die Elementarteilchen keinen Spin hätten. In meinen Augen hat das nicht viel miteinander zu tun.

  10. #10 Chemiker
    19. Dezember 2014

    @MartinB

    Eine richtig gute intuitive Erklärung, warum nun eine halbvolle Schale besonders günstig sein soll, habe ich aber auch nicht zur Hand.

    Dieser Sachverhalt heißt „Hundsche Regel“, und da er bereits einen Namen hat, muß man ihn nicht erklären. 🙁

    Ich würde es so versuchen: Elektronen mit parallelem Spin weichen einander be­sonders effizient aus (die Zweiteilchen­wellenfunktion Ψ(r₁,r₂) ist Null für r₁⟶r₂). Dieses „Aus­weichen“ passiert über den Spinteil der WF (schreib es als Determinante mit Raum- und Spinteil an, sieht man sofort).

    Elektronen mit antiparallelem Spin können das nicht. Daher verbringen sie mehr Zeit in enger Nähe und spüren mehr elektro­statische Abstoßung. Daher liegen low-spin-Kon­figura­tionen in aller Regel energetisch über den high-spin-Kon­figura­tionen. Und extreme high-spin-Kon­figura­tionen wie d⁵ genießen soviel Extra­stabili­sie­rung, daß sie irgend­eine andere Faust­regel außer Kraft setzen können.

    Bei den Kationen der Übergangsmetalle sieht das übrigens anders aus. Wegen der Nettoladung dominiert die K–E-An­zie­hung über die E–E-Ab­stoßung. Das ganze System verhält sich also mehr wie ein H-Atom (in dem es gar keine E–E-Ab­stoßung gibt), und die 4s-Orbitale kom­men erst dran, wenn die 3-Schale inklusive 3d ganz voll ist.

  11. #11 MartinB
    19. Dezember 2014

    @Chemiker
    Hmm, die Hundsche Regel erklärt, warum nicht zwei elektronen in dieselbe Unterschale gehen, wenn sie nicht müssen.
    Sie erklärt aber doch nicht, warum die Energie pro Elektron bei 5 Elektronen in der d Schale kleiner ist als bei 4 Elektronen – denn super ausweichen können sich 4 Elektronen auch.
    “Und extreme high-spin-Kon­figura­tionen wie d⁵ genießen soviel Extra­stabili­sie­rung, daß sie irgend­eine andere Faust­regel außer Kraft setzen können.”
    Ja, aber genau das ist doch das, was ich gern erklären würde.

  12. #12 Chemiker
    20. Dezember 2014

    Die Hundsche Regel, die ich meine (es gibt ja mehrere) sagt, daß der Grund­zustand die maximale Spin­multiplizät hat (high-spin), natürlich im Rahmen dessen, was mit den besetzten Orbitalen möglich ist.

    Die Begründung (so wie ich das sehe) ist, daß Elektronen mit parallelem Spin in der Zwei­­teilchen­­dichte negativ kor­reliert sind („wenn der eine hier ist, ist der andere wo anders“). Des­halb ist ihr Er­wartungs­wert für 1/r₁₂ (den Operator für die E–E-Ab­stoßung) niedriger als bei low-spin-ge­koppel­ten Elektronen.

    Sie erklärt aber doch nicht, warum die Energie pro Elektron bei 5 Elektronen in der d Schale kleiner ist als bei 4 Elektronen – denn super ausweichen können sich 4 Elektronen auch.

    Klar, für die Pauli-Korrelation (die zwischen high-spin-ge­koppel­ten Elektronen) ist es primär egal, wie viele Elektronen da sind. Aber fünf Elektronen geben ins­gesamt einen größeren Bei­trag als vier (die Anzahl der 1/rij-Terme steigt ja steil an). Und offen­bar reichen vier nicht, den en­ergeti­schen Vorteil eines 4s gegen­über dem 3d zu kippen, aber fünf gemeinsam schaffen es.

    Oder mache ich es mir mit diesem Argument zu einfach?

  13. #13 MartinB
    20. Dezember 2014

    @Chemiker
    Ich verstehe das Argument nicht so richtig, glaube ich:
    “Aber fünf Elektronen geben ins­gesamt einen größeren Bei­trag als vier (die Anzahl der 1/rij-Terme steigt ja steil an). ”
    Warum soll es mit 5 Elektronen einen größeren Energiegewinn beim Ausweichen der Elektronen geben als mit 4? Klar ist der Gewinn absolut größer, aber nur deswegen, weil die Coulomb-Abstoßung ja auch größer ist. Dass ich pro Elektron mehr gewinne, wenn die Schale halbvoll ist als wenn sie nur 4 Elektronen hat, so dass das Niveau unter die 4s-Schale sinkt, verstehe ich nach wie vor nicht.
    Odernoch anders gesagt: Wenn ich nur 1 Elektron in der 3d-Schale habe, gibt es gar keine Coulomb-Abstoßung auf dieser Schale. Wie kann denn die Energie von mehreren Elektronen durch Vermeidung von Abstoßungseffekt unter die Energie sinken, die ich habe, wenn es gar keine Abstoßungseffekte gibt? (Ich will nicht behaupten, dass du unrecht hast, ich verstehe es nur nicht.)

  14. #14 Arnaud Antoine ANDRIEU
    Frohe Feiertage?
    21. Dezember 2014

    Achtung! Das ist kein Witz. Eine einzelnes Teilchen in Bewegung kann alles erklären.

    Dieser Link hier gibt weißes Haar –> https://g00.me/me

  15. #15 MartinB
    21. Dezember 2014

    @Arnaud
    Wie oft willst du meinen blog eigentlich noch vollspammen?

  16. #16 Bjoern
    21. Dezember 2014

    Ich kann’s mal wieder nicht lassen, Haare zu spalten… 😉

    Nein, der Spin ist kein Vektor, sondern ein Spinor…

    Na ja, zumindest der Spin-Operator ist ein vektorwertiger Operator… wobei die drei einzelnen Komponenten (in der üblichen Darstellung für nichtrelativistische Spin 1/2-Teilchen) aber halt ihrerseits wieder 2×2-Matrizen sind, die dann auf die Spinoren wirken…

    Solche Aussagen mag ich übrigens nicht (auch wenn sie praktisch überall so stehen):

    Der Spin des Elektrons beträgt zum Beispiel 1/2…

    Die Spin-Quantenzahl ist 1/2. Der Betrag des Spins ist \sqrt{3}/2 \hbar. Die Spin-Komponente bezüglich einer vorgegebenen Achse ist \pm 1/2.

    Wenn man einfach nur sagt “Der Spin ist…”, dann ist das IMHO für den Laien eher verwirrend – vor allem, wenn es ein Laie mit oberflächlichem Physikwissen ist, der sich unter einem Spin einen normalen Drehimpuls vorstellt und sich deshalb (zu Recht) fragt, warum denn hier statt eines Vektors nur eine einzelne Zahl genannt wird.

    Nein, die Wirkung ist nicht gequantelt.

    Nach Bohr und Sommerfeld schon. 😉 (zumindest der zeitunabhängige Anteil der Wirkungsfunktion)

  17. #17 MartinB
    22. Dezember 2014

    @Bjoern
    Die genaueren Feinheiten zum Thema Spin habe ich ja in dem verlinkten Artikel erklärt – ich hoffe, das bisschen schlampigkeit ist verzeihlich.

    “Nach Bohr und Sommerfeld schon.”
    Hab gerade nen Hänger – wieso ist die Wirkung nach Bohr gequantelt? Oder meinst du das nur bezogen auf ein Atom?

  18. #18 MartinB
    23. Dezember 2014

    Nachtrag
    Oder meintest du statt Wirkung die Lagrangefunktion?

  19. #19 Bjoern
    23. Dezember 2014

    wieso ist die Wirkung nach Bohr gequantelt?

    Die Bohr-Sommerfeld-Quantisierungsbedingung kann man schreiben als: Bei einer periodischen Bewegung ist das Integral \int p dq über eine Periode ein ganzzahliges Vielfaches von h. Und dieses Integral ist der zeitunabhängige Teil der Wirkungsfunktion.

    Genauer wird das z. B. in Abschnitt 31.3 dieses Buches diskutiert:
    https://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_ss_i_0_6?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&url=search-alias%3Daps&field-keywords=bartelmann%20theoretische%20physik&sprefix=bartel%2Caps%2C392

    (ein wenig Werbung in eigener Sache… 😉 )

    Und soweit ich mich erinnere, stand es z. B. auch im Landau-Lifshitz.

  20. #20 MartinB
    23. Dezember 2014

    @Bjoern
    Ah, über eine Periode. Ja, stimmt, das hatte ich vor unendlich langer Zeit auch mal gelernt, aber wieder vergessen.

  21. #21 volker
    Waakirchen
    24. Dezember 2014

    @ Martin
    Erstmal schöne Feiertage und Dank für die vielen, erleuchtenden Beiträge.
    Dennoch: Was passiert, wenn ich mir die Spins nicht als Drehimpuls -wie in der klassischen Physik- vorstelle, sondern sie einfach als eine Quantenzahl (Energiezustand?) unter vielen akzeptiere. Kämen wir nicht manchmal weiter in der Entschlüsselung der “wirklichen” Physik, wenn wir uns mehr von den anschaulichen Vorstellungen lösen könnten?

  22. #22 MartinB
    24. Dezember 2014

    @volker
    Das ist genau die Vorstellung, die man letztlich ja hat – allerdings ist der Spin tatsächlich ein Drehimpuls, weil er ja zur Drehimpulserhaltung beiträgt. Trotzdem ist die Vorstellung als Kreisel o.ä. nur ein Hilfsbild.
    Wie so oft in der Physik ist es letztlich eine Frage, wann man welches Modellbild verwenden kann.

  23. #23 Bernhard Kropp
    Berlin
    24. Dezember 2014

    Mit Genuss Maxwellerklärung gelesen!
    Verbleibende Fragen:
    1. Man nehme zwei gleiche Magnete in Halbkugelform: N im Zentrum derr Kreisflächen und S auf der Konvexen Fläche. Nun pressen wir die beiden Kreisflächen aufeinader so dass es keinen Spalt gibt. Frage: wie verlaufen die Magnetfeldlinien?
    2. Ist es richtig, dass es in einem absolut leeren Raum keine Feldstärke geben kann und der Raum deshalb mit einer Art Äther erfüllt sein muss?
    3. Welchen Elektronenradius errechnet man, wenn man die Ladung nicht auf der Oberfläche des Eletrons sondern über sein Volumen verteilt denkt?
    Eine Antwort bitte an bernhard.kropp@alice-dsl.net
    Mit besten Grüßen
    Bernhard Kropp

  24. #24 MartinB
    25. Dezember 2014

    @Bernhard
    Die Antwort auf 1. hängt sicher davon ab, wie genau man die magnetischenMomente verteilt und wie stark die sind. Einen magnetischen Monopol bekommt man aber auf keinen Fall heraus, falls das die idee ist.
    2. Nein. In der modernen Quantenfeldtheorie wird alles durch Felder beschrieben, egal ob Photonen (die für die em-Strahlung zuständig sind) oder Elektronen oder was sonst. Insofern ist alles Feld und die Aussage ergibt damit keinen Sinn mehr.
    3. Keine Ahnung, das kann man sicher nachrechnen (steht evtl. in den Feynman Lectures Band II, Kap 26-28) – da Elektronen aber keine Kugeln sind, ist das für die Realität vollkommen irrelevant.

  25. #25 Panos
    15. Mai 2015

    Cooler Beitrag. Hat mir echt viel weitergebracht, dieser Artikel. Vorallem kann ich durch ihn die chemischen Elemente besser verstehen.
    PS: Eine Frage: Könnte es ein Universum geben, in dem die Relativitätstheorie oder Quantenmechanik keinerlei Gültigkeit hat?

  26. #26 MartinB
    16. Mai 2015

    @Panos
    Schwer zu sagen, ob das logisch konsistent möglich ist. Unsere aktuell besten Theorien sind ja alle Quantenfeldtheorien (siehe die Artikelserien rechts) – da sind sowohl Quantenmechanik als auch Relativität integrale Bestandteile, ohne die die Theorien nicht funktionieren würden.
    Ob man ein zum Beispiel “klassisches” Universum aufbauen kann, weiß ich nicht, aber Dinge wie Atome, Moleküle, Sterne usw. würde es zumindest so, wie wir sie kennen, nicht geben. Ein QM-Universum ohne Relativitätstheorie scheint mir eher denkbar- man könnte sich ja vorstellen, die Lichtgeschwindigkeit sei einfach so extrem groß, dass relativistische Effekte nie ne Rolle spielen, aber das hätte wohl auch ne Menge Konsequenzen, die abzuschätzen nicht so leicht ist.

  27. #27 Panos
    20. Juni 2015

    Danke für die Antwort 😀
    Und sorry für die Verspätung, hatte einiges zu tun.

    Die Stringtheorie postuliert ja viele verschiedene Universen, es wird ja gemeint, dass in diesen Universen jeweils eine andere Physik vorherrscht. Meine Frage: Ist denn einfach nur damit gemeint, dass die Werte von Naturkonstanten anders sind, oder meint man auch damit, dass es dort eine Physik gibt, die nichts mit der Relativitätstheorie oder Quantenmechanik zu tun hat?

  28. #28 Panos
    20. Juni 2015

    Das Oder könnte man auch durch ein und ersetzen? Ich meine das oder zwischen Relativitätstheorie und Quantenphysik

  29. #29 Panos
    20. Juni 2015

    *Quantenmechanik, sry

  30. #30 MartinB
    21. Juni 2015

    @Panos
    Nein, dort sollen wohl nur die Naturkonstanten anders sein, aber die grundlegenden Aspekte wie Quantennatur und RT sind so fest in die heutige Physik verdrahtet, dass dann die Stringtheorie selbst gleich mit verändert werden müsste.

  31. #31 Panos
    21. Juni 2015

    ok, danke dir 😀