mutualism3

Aus Schöner et al., s.u.

Ihr seht, dass der Kontrast der Fledermaus-Pflanze deutlich größer ist.

Als nächstes wurde die Schallemission der Fledermäuse gemessen. Mit einer Frequenz von knapp 300 Kilohertz ist diese Frequenz selbst für Fledermäuse, die ja alle gern Ultraschall ausstoßen, besonders hoch – da mit steigender Frequenz die Wellenlänge sinkt und das Schallsignal gut fokussiert werden kann, sollten sich mit hoher Frequenz auch die Ortsauflösung verbessern, was im dichten Dschungel sicher praktisch ist.

Aber finden die Fledermäuse die Pflanzen auch wirklich mit dem Echolot? Um das zu prüfen hat man dann noch die Pflanzen manipuliert – es wurden gewöhnliche Pflanzen mit solchen verglichen, bei denen man den Schallreflektor künstlich vergrößert oder ganz entfernt hatte. Mit vergrößertem Reflektor finden die Fledermäuse die Pflanze schneller; fehlt der Reflektor, dann brauchen sie mehr als doppelt so lange, um ihr bequemes Plätzchen zu finden. (Es wurden auch noch ein paar weitere Kontrollexperimente gemacht, um sicherzugehen, dass alles zusammenpasst, aber die beschreibe ich jetzt nicht im einzelnen.)

Anscheinend ist es also tatsächlich so, dass die Kannenpflanzen ihre Blüte so angepasst haben, dass sie von Fledermäusen besser gefunden werden können – und das alles nur für ein bisschen Dünger.

                     

Schöner et al., Bats Are Acoustically Attracted to Mutualistic Carnivorous Plants, Current Biology (2015), https://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2015.05.054

 

1 / 2

Kommentare (8)

  1. #1 JoJo
    16. Juli 2015

    Das Signal müsste doch auch deutlich schwächer / anders ausfallen, wenn der Schlafplatz schon besetzt ist?

    Und irgenwdo an Rand oder Deckel müsste auch ein “Fledermausbügel” sein, damit die Tierchen komfortabel abhängen können?

  2. #2 MartinB
    17. Juli 2015

    @JoJo
    Davon stand in dem paper nichts – auch der Zimmerservice wurde nicht erwähnt 😉
    Die Evolution ist halt nicht perfekt.

  3. #3 frbr
    19. Juli 2015

    Doch; zum Zimmerservice gehört auch die Toilettenreinigung und die übernimmt die Pflanze;

    im Ernst: hat die Fledermaus nicht nur ein sicheres “Zimmer”, sondern auch weniger durch Fäkalien übertragene Erkrankungen als anderswo, wo sich die vielleicht kontagiösen Abfälle sammeln?

  4. #4 MartinB
    19. Juli 2015

    @frbr
    Keine Ahnung, ob sich Fledermäuse regelmäßg Infektionen holen, wenn sie in Höhlen leben.

  5. #5 JW
    20. Juli 2015

    Muss noch klugscheissend was ergänzen. Es gibt keine Pflanzen die Stickstoff fixieren können. Dafür holen sie sich Untermieter in Bakterienform (u. a. Rhizobien).
    Ansonsten spannendes Thema schön dargestellt.

  6. #6 MartinB
    20. Juli 2015

    @JW
    Ja, ich hatte überlegt, ob ich das noch erklären soll, aber da es für den Text hier keine Rolle spielt, habe ich es gelassen. (Pädagoginnen dürfen mich jetzt für die “didaktische Reduktion” loben ;-))

  7. #7 Joe Dramiga
    Mukono
    10. September 2015

    Ein schöner Artikel. Nur eine kleine Anmerkung. Dein Schlusssatz “Anscheinend ist es also tatsächlich so, dass die Kannenpflanzen ihre Blüte so angepasst haben, dass sie von Fledermäusen besser gefunden werden können – und das alles nur für ein bisschen Dünger.” – klingt sehr nach Lamarck und wenig nach Darwin. 😉

  8. #8 MartinB
    10. September 2015

    @Joe
    Ich schreibe bei solchen Themen gern ein bisschen teleologisch. Hier aber sehe ich das Problem nicht – die Kannenpflanzen haben ihre Blüten ja so angepasst, wie es da steht.