In seinem Grußwort zum 48. Historikertag erklärt Klaus Wowereit, das diesjährige Motto „Über Grenzen” gebe dem Historikertag einen „besonderen Berliner Klang”. So werden im ehemals geteilten Berlin 2010 historische Grenzüberschreitungen in vielfacher Hinsicht erwartet. Überzeugend macht das Geleitwort Werner Plumpes deutlich, dass mit Grenzen nicht nur die räumlichen Grenzziehungen wie etwa die zwischen Nationalstaaten gemeint seien.

Von Angela Siebold

Im Fokus stehen Methoden, Theorien, neueste Forschungsansätze und Perspektiven der Geschichtswissenschaft. Von „Grenzräumen” und „fließenden Grenzen” ist die Rede, Grenzziehungen zwischen Disziplinen, Fächern, zwischen Identitäten und Methoden sollen diskutiert und verhandelt werden. Selbst „Grenzmissverständnisse”, semantische Grenzverschiebungen sowie die „virtuellen Grenzen der Geschichtswissenschaft” werden zur Sprache kommen. „Grenzüberschreitende Kontakte” sollen aufgebaut werden, sowohl in nationaler als auch in disziplinärer Hinsicht.

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(Foto: Verena N. / pixelio.de)


Die parallel laufende Schülersektion lädt dazu ein, die „Grenzen der Gastfreundschaft” zu thematisieren; nebenbei kann man jedoch noch „Hitler googeln” und „vom Fliegen im Mittelalter” träumen.

Zwischen und nach den Vorträgen laden zahlreiche Stadtführungen ein zu Spaziergängen über die Grenzen Berlin-Mittes hinaus, etwa durch den „roten Wedding” oder zu den „Zuwanderern und Einheimischen” in der „Weltstadt Kreuzberg”. Vielseitige Ausstellungen ermuntern zur anschaulichen Auseinandersetzung mit historischen und lokalen Themen, Sonderführungen ermöglichen den Zugang zu sonst oft verschlossenen Räumen.

Mit seinem Motto gibt der Historikertag selbst Auskunft über den aktuellen wissenschaftlichen Diskurs: Nicht zuletzt die Aufmerksamkeit, die der spatial turn momentan in der Geschichtswissenschaft genießt, macht das Motiv „Über Grenzen” attraktiv. Dabei ist das formulierte Motto denkbar offen, da die Grenzziehung selbst Voraussetzung zur Definition, zur Positionierung und damit auch zur Kommunikation ist.
Die stolze Zahl von 75 wissenschaftlichen Sektionen wird wohl ausreichend Stoff für grenzenlose Diskussionen liefern.

(Redaktion: CJ/MS)