i-0aeb8dc15ad6f9d6e510cba276ab6fba-Plumpe.jpgBei der gestrigen Eröffnungsveranstaltung des Historikertags im Berliner Congress Center hielt Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel den Festvortrag, in dem sie auf das Verhältnis von Geschichts-wissenschaft und Gesamtgesellschaft einging. Zuvor nahm der Vorsitzende des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, Prof. Dr. Werner Plumpe (Foto rechts), eine Standortbestimmung der Geschichtswissenschaft vor, in der er aktuelle Tendenzen ins Bewusstsein rief.

Von Carlos Haas

Mit Bezug auf das Thema des Historikertages „Über Grenzen” machte er darauf aufmerksam, dass eine Geschichte, die innerhalb allzu enger Grenzen betrieben wird, Gefahr läuft, sich abzukapseln und so letzten Endes ihre Kommunikationsfähigkeit zu verlieren.

Die Konsequenzen aus dieser Einsicht: Einerseits eine Weitung der historischen Perspektive etwa über nationale Grenzen hinaus, also die zunehmende Beachtung transnationaler oder globaler Zusammenhänge, andererseits die Vernetzung mit anderen Fächern. Eine solche Trans- bzw. Interdisziplinarität fordere aber auch das Bewusstsein um die eigenen Kernkompetenzen. Plumpe wörtlich: „Inter- und Transdisziplinarität setzen Disziplinarität voraus!” Der Rektor der gastgebenden Humboldt-Universität, Prof. Dr. Christoph Markschies, griff den Gedankengang Plumpes auf und warnte vor einem „Destruktionsfanatismus” in den Geisteswissenschaften.