William Frederick Cody alias Buffalo Bill trat mit seiner Wild West Show im 19. Jahrhundert in Europa auf. Er tourte durch England, Frankreich, Spanien, Italien, Österreich und das Deutsche Reich. In den Jahren 1890/91 zeigte er in 24 Städten im Deutschen Reich seine Show und gastierte vom 22. Juli bis zum 23. August 1890 auch in Berlin. Bis zu 60.000 Zuschauer bestaunten täglich diverse Attraktionen und zahlten hierfür zwischen einer und vier Mark Eintritt, was für sie bis zu einem ganzen Tageslohn bedeutete.

i-e1cbb14c8e3f0fbf30f009f2ac1170cf-Geschichtsmobil.jpgVon Maximilian Schell

Das Team des Geschichtsmobils von der Universität Mainz wollte das Motto des 48. Historikertages „Über Grenzen” aufgreifen und entschied sich daher für Buffalo Bill. „Über Grenzen” schritt dieser, indem er mit seiner Show aus dem fernen Amerika nach Europa kam und seinen Zuschauern etwas vorher noch nie Dagewesenes präsentierte.


Das Geschichtsmobil fährt seit Oktober 2009 seine Ziele in Rheinland-Pfalz an. An den jeweiligen Zielen versuchen die Mitarbeiter des Instituts für Geschichtliche Landeskunde (IGL), durch ein vielfältiges Angebot zu informieren. Sie stellen die Geschichte der Region vor und sammeln Dokumente über die jeweilige Regionalgeschichte. Das Geschichtsmobil verfügt über je zwei Laptops und Scanner sowie eine Spiegelreflexkamera und ein Diktaphon.

Mithilfe der Bevölkerung wichtig

Um an neues Material zu gelangen, ist das Team auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen, die häufig beispielsweise alte Urkunden, Zeitungsberichte, Briefe und Bilder besitzt. Diese werden sofort digitalisiert, sodass das Dokument den Besitzer nicht verlassen muss. Diese Belege früherer Zeiten helfen den Forschern, weitere Erkenntnisse über die jeweilige Regiongeschichte zu erhalten. Die gewonnenen Informationen werden auf der Homepage www.regionalgeschichte.net in aufgearbeiteter Form präsentiert. Ziel ist es, die Geschichte im direkten Austausch so für jedermann verständlich anzubieten und sie dadurch lebendig zu halten.

Die Internetplattform bietet Informationen über regionale und lokale Geschichte in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Saarland. Dabei sind die Regionen Mittelrhein, Rheinhessen, Hunsrück und Saarland hervorgehoben und besser erforscht.

Durch das Portal www.regionalgeschichte.net versucht das IGL, auf breiter Basis geschichtlich interessierte Laien zu erreichen und Regionalgeschichte zu vermitteln. Da jedoch bei weitem nicht jeder erreicht werden kann, entstand die Idee eines Geschichtsmobils. Dieses sollte zu den Menschen kommen und so einen persönlichen Kontakt herstellen.

Das Geschichtsmobil kommt zu den Menschen

Vor allem ältere Bürgerinnen und Bürger verfügen oft über ein großes Wissen über die Regionalgeschichte. Das Geschichtsmobil soll zu den Menschen kommen, Geschichte vermitteln und Dokumente aus Privatbesitz sichten und digitalisieren. So finden sich oft „Schätze der Regionalgeschichte”, welche vorher unbeachtet blieben und den Forschern helfen, das kulturhistorische Wissen zu erweitern.

Das Geschichtsmobil soll informieren und gleichzeitig für Geschichte begeistern.

Neben der Möglichkeit, Menschen direkt anzusprechen, bietet das Geschichtsmobil die Chance, die Menschen in kleineren Gemeinden, die über keine staatliche Einrichtung zur Geschichtsvermittlung verfügen, über die jeweilige Regionalgeschichte zu informieren und sie dafür zu begeistern. Das Geschichtsmobil kommt nach Absprache und bietet seinen Besuchern mittels einer Mini- Ausstellung einen Überblick über die Ortsgeschichte oder ein ausgewähltes Thema. Des Weiteren ist die Online- Recherche vor Ort sowie die digitale Aufbereitung von Dokumenten aus dem Besitz von Privatleuten möglich. Auch können Video- und Tonaufnahmen, beispielsweise ein Interview, aufgezeichnet werden. Nach dem Besuch werden die gewonnenen Daten von den Mitarbeitern des IGL aufgearbeitet und auf der Homepage veröffentlicht. Das IGL möchte neben der Grundlagenforschung beispielsweise durch das Geschichtsmobil öffentlichkeitswirksam arbeiten.

Im März dieses Jahres machte das Geschichtsmobil im Gymnasium am Römerkastell in Alzey Station. Im Zuge der Projekttage besuchte es auf Einladung des Leistungskurses der 12. Klassen das Gymnasium, um den Schülern die regionale Geschichte Alzeys näher zu bringen.

Die Teilnehmer des Projekttages mussten nicht nur Quellen lesen, sondern auch Dokumente einscannen, diese mit Bildunterschriften versehen und beim Übersetzen verschiedener Quellen helfen. Dann präsentierten die Teilnehmer ihre Ergebnisse der Schule. Nach anfänglichem Zögern interessierten sich immer mehr Mitschüler für die Ergebnisse und somit auch für die Geschichte ihres eigenen Wohnortes. “Ich finde das gut. Vor allem, dass man auch etwas über die Region mitbekommt, sogar mit alten Karten”, sagt der Achtklässler Maximilian (Zitat aus der Allgemeinen Zeitung vom 25.03.2010).

Das Projekt „Geschichtsmobil” wird durch das rheinland-pfälzische Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur aus den Mitteln des Konjunkturpaketes II finanziert.

(Redaktion: KP/MS/CJ)