Strukturwandel als Frage historischer Wahrnehmung?

Es bleibt festzuhalten, dass der Kunde bzw. die Käuferpräferenzen, von den Unternehmen als Krisenfaktor wahrgenommen wurden und massiven Veränderungsdruck erzeugten. Eine stärkere Ausrichtung an den Interessen der Konsumenten stellte quer durch die Branchen eine wichtige Bewältigungsstrategie dar. Die Frage nach dem Übergang von einem Verkaufs- zu einem Käufermarkt als ein Merkmal des Strukturwandels war denn auch ein wichtiger Diskussionspunkt der Sektion, in dem jedoch keine Einigkeit erzielt werden konnte. Ohne Zweifel war der Konsument nicht der auslösende oder bestimmende Faktor des wirtschaftlichen Umbruchs der 1970er Jahre und auch nicht der einzige Fluchtpunkt unternehmerischer Lösungsstrategien. Dennoch verweist er auf eine nicht zu vernachlässigende soziale Ebene dieser ökonomischen Transformation: auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die mit den wirtschaftlichen einhergingen und auf die Frage nach der Bedeutung gesellschaftlicher Leitbilder für den Verlauf und die Bewertung des Umbruchs.

In einem pointierten Kommentar wies Andreas Wirsching auf diese Ambivalenzen in der Wahrnehmung des ökonomischen Umbruchs hin und damit indirekt auf dessen soziokulturelle Komponente. Schon das Konzept des „Strukturwandels” unterliege einer Narrativität, die den Bruch gegenüber den langfristigen Ursachen und Pfadabhängigkeiten unternehmerischen Handelns betone. Hinsichtlich der analytischen Erfassung des ökonomischen Umbaus der 1970er Jahre bleibt daher weiterhin nach den geeigneten Begriffen und Konzepten zu fragen – insbesondere auch im Hinblick auf den internationalen Vergleich.

(Redaktion: KP/MS/CJ)

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