Mit diesen Worten begann Prof. Dr. Hans Ottomeyer, Stiftungsdirektor des Deutschen Historischen Museums, die Abendveranstaltung des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) im Schlüterhof. Damit hatte er wohl bereits das Motto des Abends ausgegeben. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde nämlich der historische Nachwuchs ausgezeichnet.

Von Marina Scheiff

In Zusammenarbeit mit der Körber-Stiftung verlieh der VHD im Rahmen des 48. Deutschen Historikertages erstmals Preise für herausragende Schülerleistungen im Bereich der Geschichtswissenschaft. Wie alle Redner des Abends hervorhoben, haben viele Jugendliche derzeit ein „primäres Interesse an Geschichte” (Prof. Dr. Hans Ottomeyer). Um nun auch dieses Interesse und vor allem eine vorwissenschaftliche Erforschung zu würdigen, möchte der VHD von nun an einen Schülerpreis verleihen. Dieser Preis soll für einen „besonders überzeugenden, reflektierten methodischen Ansatz oder für das Schließen einer Lücke” in der Geschichtswissenschaft zuerkannt werden, so Prof. Dr. Simone Lässig, Schriftführerin des Verbandes.
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Schülerpreis für herausragende Arbeiten

Die beiden diesjährigen Preisträger, Giovanna-Beatrice Carlesso (19 Jahre) und Rahul Kulka (17 Jahre), hatten sich am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten beteiligt. Unter dem Leitthema „Helden. Verehrt – verkannt – vergessen” hatte sich Giovanna-Beatrice Carlesso mit dem Brackenheimer Revolutionär Theodor Mögling beschäftigt. Dieser war in der Geschichtswissenschaft lange Zeit untergegangen. Durch Frau Carlesso wurde er – zumindest von den Mitgliedern der Bundesjury vom Geschichtswettbewerb, so Lässig – wiederentdeckt. Rahul Kulka hatte sich unter selbigem Oberthema mit hartnäckiger Akribie dem Berliner Hans Beimler gewidmet. Dieser ist in der BRD nahezu unbekannt, wurde in der DDR jedoch zeitweise als Volksheld verehrt. Wie heterogen das Leben dieses Menschen war, wird in der Arbeit Kulkas besonders deutlich.

Die Laudatio auf die Preisträger des Hedwig-Hintze-Preises und des Preises für jüngst Habilitierte hielt Prof. Dr. Hartmut Leppin, stellvertretender Vorsitzender des VHD. Er legte ein besonderes Augenmerk auf die zur Kreativität und zum Schreiben notwendigen Freiräume und die Stille, die den jungen Wissenschaftlern durch vielfältige Beratungs- und Verwaltungsaufgaben in den Universitäten oft fehlen. Umso mehr würdigte er die herausragenden Leistungen.

Der Historikerin Dr. Anne Sudrow wurde der Hedwig-Hintze-Preis für ihre Dissertation zum Thema „Der Schuh im Nationalsozialismus” verliehen. Vom scheinbar banalen Alltagsgegenstand ausgehend entwickelte Sudrow eine sehr innovative und eingängige Argumentation. Dabei befasst sie sich mit beinahe jedem Bereich der Geschichtswissenschaft. So beleuchtet die ausgebildete Schuhmacherin chemische Prozesse ebenso wie kulturhistorische, sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte.

i-668f0443afc4a28d1255fbbe0e010182-Arnd_Brendecke.jpgHabilitationspreis für Arbeit über spanische Kolonialzeit

Den Preis für jüngst Habilitierte bekam Prof. Dr. Arndt Brendecke (Foto rechts) für sein Werk zu „Empirie und Imperium” in der spanischen Kolonialzeit, in welchem er unter anderem das Verhältnis von Wissen und Macht herausarbeitete. Er ermöglichte weiterhin einen erstmaligen Einblick in das institutionelle Kolonialgefüge des frühneuzeitlichen Spaniens. Damit ergänzte er ganz neue Blickwinkel, welche die Forschung sicherlich beeinflussen werden.

Weiterhin wurden auf der Abendveranstaltung Teilnehmer des Doktorandenforums des Historikertages geehrt. Junge Promovierende hatten im Vorfeld die Möglichkeit, ihr Promotionsthema auf einem Poster graphisch zu gestalten. Bei der Auswahl der Gewinner kam es, so Prof. Dr. Andreas Ranft, Schatzmeister des VHD, auf die Balance zwischen der Darstellung des Themas in seiner ganzen Komplexität und der Reduktion auf plausible Thesen an. Drei junge Historiker konnten sich an diesem Abend über eine Ehrung durch den VHD freuen. Alle Plakate konnten noch bis zum Ende des Historikertages in der ersten Etage des Seminargebäudes betrachtet werden.

Den Festvortrag bei dieser Abendveranstaltung hielt Prof. Dr. Lorraine Daston, Direktorin des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Dabei ging sie besonders auf noch bestehende Grenzen sein. Sie unterstrich jedoch, dass nicht alle Grenzen immer gleich schlecht seien. Sie lud das Auditorium ein, auf eine Reise zu ihren eigenen, ganz persönlichen Grenzen zu gehen. Dazu zählte sie die Grenze zwischen Geschichte und Wissenschaftsgeschichte, die Grenze zwischen amerikanischem und deutschem Hochschulsystem sowie die Grenze zwischen einer guten, besseren und besten Evaluation.

(Redaktion: KP/MS)