In seiner vor allem an Schülerinnen und Schüler gerichteten Sektion „Hitler googlen. Zeitgeschichte und neue Medien” problematisierte der Berliner Historiker Michael Wildt die immer undeutlicher werdenden Grenzen zwischen Fakten und Fiktion im Internet. In der teilweise als Diskussion angelegten Veranstaltung wies Wildt auf Chancen und Gefahren der Darstellung und Archivierung von Geschichte im Netz hin.

i-7de97acbac613fa855635692bdd0df4b-Hitler-Googeln.jpgVon Friederike Gund und Sebastian Gehrig

Anhand verschiedener Beispiele, die von der schriftlichen Ermächtigung Reinhard Heydrichs zur „Endlösung der Judenfrage” bis zu Walter Moers Persiflage „Der Bonker” [Link zum Video]
reichten, demonstrierte Wildt, wie sich die Präsentation von geschichtlichen Themen seit der Einführung des Internets gewandelt hat.

Mit dem Videoclip „Dancing in Auschwitz – I will survive” (vgl. Video am Ende des Artikels) versuchte Wildt, dem Publikum die veränderte Bewertung des Umgangs mit dem Holocaust in der deutschen Öffentlichkeit aufzuzeigen.

Am Beispiel des Mauerfalls vom 9. November 1989 verdeutlichte er, dass es immer diverse Perspektiven auf ein und dasselbe Ereignis gibt. In der Geschichtswissenschaft gehe es deshalb nicht um einfaches „Rechthaben”, sondern um die Diskussion und Analyse historischer Ereignisse. Gerade weil es schwierig ist, im Online-Zeitalter Kommunikation zu archivieren, werden aussagekräftige Quellen seltener, weshalb sich auch die Geschichtsschreibung in den nächsten 20 Jahren verändern wird.

Das Internet: Archiv des Wissens oder Informationsozean?

Doch auch positive Aspekte der „Netzgeschichte”, lassen sich beispielsweise anhand von Wikipedia aufzeigen. In diesem Portal schreibt niemand das Weltwissen neu, sondern es bietet die Möglichkeit, das Geschriebene zu optimieren bzw. vor allem zu diskutieren, wodurch bessere Erfolge erzielt werden können.

Sehr wichtig bleibt dabei trotzdem, die Authentizität der im Internet verwendeten Quelle kritisch zu prüfen. Darüber hinaus werden Quellen im Netz nur unzureichend referenziert. An den beiden von Wildt präsentierten Videos wurde in der Diskussion mit dem jungen Publikum die dynamische Wandlung von Geschichtsdeutungen über die Zeit erneut deutlich. Es bleibe immer zu hinterfragen: „Wie gehen wir heute mit bestimmten Ereignissen um?” und „Haben wir früher anderes darüber gedacht?”. Zur Recherche im Netz empfahl Wildt den Schülerinnen und Schülern vor allem das Internetportal „Zeitgeschichte Online“, das eine Zusammenstellung aus Dossier, Video, Interview und vielem mehr bietet.

Video: Dancing in Ausschwitz – I will survive

(Redaktion: KP/MS)